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Die Pourpre ist meine Lieblingstinte aus der Elixir Reihe. Kennengelernt im Rahmen des Chromatogrammprojektes, zu dem eine Probe dieser Tinte zur Verfügung gestellt wurde. Und von der ich dann unbedingt ein Fass haben musste.

Zum Vergleich mit einer anderen Feder:


Mit einem geringeren Tintenfluss auf einer breiteren Linie zeigt sich die Pourpre pastelliger. Die Vertikallinien sind nur noch zu einem Viertel mit der zurückfließenden Tinte gefüllt, im Vergleich zu den fast 100% oben. Und in der Vergrößerung erkennt man jetzt eine körnige Struktur, ein Zeichen für Pigmente.
Zu diesen Pigmenten gibt Montblanc im Begleittext einen Hinweis auf einen Extrakt der Conchilleschildlaus, also wohl Karminsäure.

Und zur Überprüfung dieser Angaben bietet sich natürlich ein Chromatogramm der Tinte an:


Mit dem Bereich um den Startpunkt in der Vergrößerung:


Zur Annahme, dass es sich bei den Verklumpungen im Zentrum um Karminsäure handelt, dem Hauptbestandteil des Farbstoffes Karmin, passen sowohl die Farbe als auch die schlechte Wasserlöslichkeit. Auch gibt es den Farbstoff in Pigmentform, was eine Voraussetzung für die Bildung von Verklumpungen ist.

Für den wasserlöslichen Anteil, der vom Laufmittel Wasser nach außen transportiert wurde, kommen mMn zwei Farbstoffe infrage:
Entweder die Calcium- oder Aluminiumsalze der Karminsäure oder Cochenillerot A, ein synthetischer Azofarbstoff.
Farbe und Wasserlöslichkeit passen jeweils.

Und um möglichst nichts zu übersehen, noch ein Chromatogramm mit einer deutlich höheren Konzentration:


Tatsächlich zeigen sich weitere Farbstoffe.

Unter dem Strich eine außergewöhnlich komplexe Rezeptur, auch einer der Gründe für mich, ein Fass dieser Tinte zu erwerben.

vanni52 hat geschrieben: ↑

07.06.2022 19:34

Zur Annahme, dass es sich bei den Verklumpungen im Zentrum um Karminsäure handelt, dem Hauptbestandteil des Farbstoffes Karmin, passen sowohl die Farbe als auch die schlechte Wasserlöslichkeit.

Karminsäure kann mit dem Papier eine relativ wasserresistente Verbindung eingehen. Das wird sich vielleicht in der Fachliteratur nirgendwo finden, aber ich habe es gesehen.

V.G.
Thomas

Thom hat geschrieben: ↑

07.06.2022 19:46

Karminsäure kann mit dem Papier eine relativ wasserresistente Verbindung eingehen. Das wird sich vielleicht in der Fachliteratur nirgendwo finden, aber ich habe es gesehen.

Da fallen mir einige mögliche chemische Reaktionen ein, Veresterung, Kondensation,….


Wie ist deine Meinung?

Ich weiß es nicht. Die Karminsäure, die es als Farbstoff mit so 50% Gehalt zu kaufen gibt, ist auch nicht genau identisch mit der Originalversion frisch von der Laus (die Tinte ist nicht vegan ). Karminsäure ist original pH-abhängig, im sauren Bereich wird die orangerot. Die "fertige" Karminsäure macht das nicht, da wurden einzelne funktionelle Gruppen ausgetauscht, damit die farbstabil ist.

V.G.
Thomas

Thom hat geschrieben: ↑

07.06.2022 20:17

…frisch von der Laus …

Ich habe natürlich auch gelesen, dass man Karmin aus getrockneten Cochenilleschildläusen gewinnt.
Da sieht man diese Verklumpungen schon mit anderen Augen und denkt darüberhinaus an den Tintenleiter des eingesetzten Montblanc 146.

Die Karminsäure an sich ist ein wasserlöslicher Farbstoff, aber wenn Du die Laus frisch vom Kaktus pflückst, die Ärmste zermalmst und überbrühst, ist da natürlich auch noch anderes Gutes aus der Laus drin.

V.G.
Thomas

Als Ergänzung noch einige Vergleichstinten:


Nicht so einfach, den Farbton der Pourpre zu treffen. Der mMn irgendwo zwischen Karmin, Purpur und Weinrot liegt.
Allerdings weit entfernt von Violett, der Farbe, nach der die Tinte benannt ist.

Thom hat geschrieben: ↑

07.06.2022 20:41

Die Karminsäure an sich ist ein wasserlöslicher Farbstoff, aber wenn Du die Laus frisch vom Kaktus pflückst, die Ärmste zermalmst und überbrühst, ist da natürlich auch noch anderes Gutes aus der Laus drin.

V.G.
Thomas

Nachdem ich hier dass Fass zum Thema Pigmentanteil aufgemacht habe und die Diskussion schon deutlich in Richtung Flachs verlief, eine kurze Rückmeldung zum Thema Spülen.
Die Pourpre ließ sich problemlos aus dem Montblanc 146 herausspülen, keinerlei Verklumpungen im Spülwasser zu erkennen und das Tintensichtfenster ohne die geringste Verfärbung.

vanni52 hat geschrieben: ↑

10.06.2022 9:51

Nachdem ich hier dass Fass zum Thema Pigmentanteil aufgemacht habe und die Diskussion schon deutlich in Richtung Flachs verlief...

Ich meine alles ernst, Cochenilleläuse habe ich hier und Karminsäure auch in Eisengallustinten getestet.

V.G.
Thomas

@Heinrich: Zuallererst mal wieder Danke für einen weiteren extrem fundierten und doch kurzweiligen und gut verständlichen Artikel über eine - wie mir gerade scheint - sehr interessante Tinte. Diese Elixir-Serie von Montblanc habe ich bis jetzt eher so ein bisschen links liegen lassen.

Da ich grundsätzlich auf der Suche nach würdigem Ersatz bzw. Nachfolge für die zur Neige gehende Lavender Purple des Hauses bin, nehme ich die Erkenntnisse hier mit in meine Recherchen. Das scheint ja vom Farbton her eine ähnliche Frequenz zu sein, nur eben deutlich komplexer… (und viiiiel teurer ).

Das Konzept der Elixir Colorist kann ich bis auf die Preisgestaltung ganz gut nachvollziehen, und speziell bei der Pourpre, aber auch der schwarzen wirkt es echt stimmig…

hoppenstedt hat geschrieben: ↑

11.06.2022 21:59

@Heinrich: Zuallererst mal wieder Danke für einen weiteren extrem fundierten und doch kurzweiligen und gut verständlichen Artikel über eine - wie mir gerade scheint - sehr interessante Tinte. Diese Elixir-Serie von Montblanc habe ich bis jetzt eher so ein bisschen links liegen lassen.

Da ich grundsätzlich auf der Suche nach würdigem Ersatz bzw. Nachfolge für die zur Neige gehende Lavender Purple des Hauses bin, nehme ich die Erkenntnisse hier mit in meine Recherchen. Das scheint ja vom Farbton her eine ähnliche Frequenz zu sein, nur eben deutlich komplexer… (und viiiiel teurer ).

Das Konzept der Elixir Colorist kann ich bis auf die Preisgestaltung ganz gut nachvollziehen, und speziell bei der Pourpre, aber auch der schwarzen wirkt es echt stimmig…

Danke Dir.

Was den Farbton betrifft, sehe auch ich die Lavender Purple nicht sehr weit entfernt, aber doch etwas weiter in Richtung Blau verschoben:

@Heinrich: Genial, vielen Dank für die Gegenüberstellung von Lavender Purple mit der Pourpre
Vielleicht muss ich auf Dauer beide haben... (wobei die L. P. außer Produktion ist bzw. unter dem neuen Namen Amethyst Purple gelistet.

Überhaupt ist das hier ein extrem gehaltvoller und reich bebilderter Thread, welcher dem irgendwie opulenten Charakter der besprochenen Tinte meinem total subjektiven Eindruck nach gut entspricht.
Auch und gerade dafür nochmals vielen Dank