...hatte Andrea zur Melancholic Blue von Teranishi geschrieben. So ging's mir auch, Melancholic Blue musste her. Und weil ich grad auf dem Blau-Trip bin und Blau ja sowieso immer geht , kam auch Smoky Navy vom selben Hersteller mit. Zu Letzterer habe ich hier noch nichts gefunden, also versuche ich mal eine Vorstellung.
Vorweg:
Teranishi-Tinten (aus Japan) bekommt man hierzulande, so weit ich bisher nachgeschaut habe, in 12 Farbtönen, abgefüllt in 40ml-Gläser. Zu haben sind sie bei Anja für 17,50 Euro; gefunden habe ich sie auch bei Stilo e stile (da laufen sie allerdings unter "Guitar") für 2 Euro mehr – Preisklasse also ungefähr wie bei den Iroshizuku-Tinten.
Von den Schriftproben bei Stilo e stile ausgehend, erwartete ich ein Blauschwarz. Aber es ist komplizierter.
Der Wattestäbchen-Ausstrich ergibt ein mittleres (Jeans-)Blau. Mit ganz leichter Hand geführt – Wellenlinie unten rechts – sieht's zunächst recht hell aus, "washed denim"; die Linien sind mit etwas mehr Druck gezogen, also intensiver. Im Trocknen kommt's aber weniger "jeansig" (ich zumindest sähe diese Wandlung bei meinen Blue jeans gar nicht gerne ), es stellt sich ein leichter grünlicher Unterton ein.
Trägt man die Tinte so fett auf, wie man es im richtigen Schreiberleben vermutlich kaum je tun wird, zeigt sich rötlicher Sheen, siehe Klecks unten links.
Aus dem Füller – hier ist es ein TWSBI Vac Mini mit 1,1 Stub-Feder – kommt die Tinte erwartungsgemäß viel dunkler. (Das Kritzelbuch hat elfenbeinfarbenes Rhodia-80g-Papier.) Was man auch sieht: Es handelt sich nicht um ein klassisches Schwarzblau/ Blauschwarz. Vielmehr scheint ein feiner graugrüner/ grüngrauer Schleier über der Schrift zu liegen. Nebel? Ach was, eher ein Hauch von Rauch, "smoky" halt.
Zum Benimm der Tinte ist zu sagen: in jeder Hinsicht mustergültig.
Fluss: mittel
Trocknungszeit: kurz, ca. 7 Sek.
Kein Verwischen. Kein Durchschlagen (nicht mal beim fetten Klecks). Nur leichtes Durchscheinen. Kein Ausfiedern, im Gegenteil, die Randschärfe ist sehr gut.
Shading: verhalten, Ton in Ton
Sheen: siehe weiter oben
Wasserfestigkeit: gut – der Test auf dem Blatt weiter unten war von der harten Sorte, die Tropfen durften ca. 30 Sek. verweilen und auch etwas rumkullern; dabei verwischte die Tinte zwar leicht, blieb aber sehr gut leserlich.
Tomm/ Knorzenbach, der auch just mit der Tinte herumprobiert, verdanke ich den Hinweis, dass Smoky Navy farblich der Verdigris von Rohrer & Klingner stark ähnele. Die kannte ich bisher nicht, ergo hüpfte mir beim eh fälligen Boesner-Einkauf ein Glas davon in die Tasche, zum Vergleichen. Tomm hat Recht, es gibt Ähnlichkeiten. Andererseits gibt es Unterschiede. Feine Unterschiede. Schon auf dem Papier muss man gut hingucken, um sie wahrzunehmen – vive la nuance! –, sie digital darzustellen, ist richtig schwierig.
Zwei Seiten auf Rhodia weiß, links Smoky Navy (unten rechts mit Wassertest), rechts Verdigris. Identische Texte, dem Vergleichen zuliebe (leider unterschiedliche Schriftbilder, links Stub, rechts Kugelfeder – aber ich hatte aktuell keinen weiteren Füller frei...). "Live" sieht man im direkten Nebeneinander die Unterschiede ganz gut, digital viel schlechter, auch wg. (nichtprofessioneller) ungleichmäßiger Foto-Ausleuchtung. Also ein paar Nahaufnahmen. Im nächsten Post.