Leonardo Officina Italian Blue Mediterraneo

[HeKe2]

Leonardo Officina Italiana
Blue Mediterraneo

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Zu meinem Leonardo Moment Zero Grande 2.0 Sea Anemone Füller wurde mir ein Glas original Leonardo Tinte im Farbton Sepia Classico mitgeliefert. Die Tintenbetrachtung dazu findet ihr hier im Forum bei den Tintenbetrachtungen. Leider bin ich mit der Tinte so gar nicht zurecht gekommen, zum einen, weil Brauntöne mich nicht wirklich interessieren, zum anderen aber auch, weil die die Tinte mit einigen Papieren nicht so recht zusammenarbeiten wollte. Ich habe das zunächst auf den Füller und seine spezielle Feder geschoben, habe den Füller gereinigt, die Feder justiert, den Füller mehrfach neu befüllt, aber so richtig geholfen hat es nicht. Es wurde etwas besser, aber immer wieder setzte die Feder auf glatteren Papieren aus. Mike Matteson (Inkdependance) hat auf seinem Youtube-Kanal ein Review über diese Leonardo Blue verfasst. Auch diese Tinte wurde erst 2019 vorgestellt und demzufolge gibt es noch nicht viele Reviews dieser Tinte. Seines war eines der wenigen, das ich auch verstehen konnte (ich spreche kein Italienisch). Seine Ausführungen dort über das Fließverhalten dieser Tinte brachten mich dazu, diese Tinte zu kaufen in der Hoffnung, so die Performance meines neuen Füllers optimieren zu können.

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Die Entscheidung erwies sich als Glücksgriff. Der Füller verhält sich wie ausgewechselt. Auch diese Tinte fließt sehr gut, fast schon übermäßig gut, ohne jedoch durch das Papier zu bluten. Jedenfalls bei der Benutzung halbwegs füllertauglicher Papiere. Auf sehr einfachem Kopierpapier schafft es diese Feder aber doch. Gleiches gilt für das Ausfransen der Tinte. Auf einfachen Kopierpapieren franst sie zwar etwas aus, aber nur, wenn reichlich Tinte auf das Papier gelangt, ansonsten ist die Tinte selbst da recht gutmütig. Sobald auch nur ein halbwegs füllertaugliches Papier verwendet wird (Schulheft reicht schon), gibt es mit dieser Tinte keinerlei Probleme. Zum Vergleich habe ich die Tinte in meinem Pelikan M200 aufgezogen. Diesen Füller habe ich mit einer 14k Goldfeder der Federstärke BB aus für einen Pelikan M400 ausgestattet. Die Goldfedern von Pelikan gelten ja im Allgemeinen ebenfalls als sehr fließfreudig, jedoch ist der sich ergebende Tintenfluss mit der Tinte in diesem Füller immer noch sehr gut, aber nicht übermäßig stark. Mit der breiten Feder wirkt er sogar etwas schwächer, als beim Leonardo-Füller.

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Scheint die Tinte durch? Ja, hier im Scan tut sie es, aber es wirkt im Scan weitaus heftiger, als es in Natura ist. Darüber hinaus handelt es sich bei dem Staufenpostpapier nicht wie in dem handgeschriebenen Text angegeben um ein Papier mit 80g/m², sondern es hat nur 70g/m². Auf Rhodia DotPad N°18 Papier mit 80g/m² Scheint so gut wie nichts mehr durch. Aus diesem Grund würde ich das Durchseinverhalten mit 8 bewerten, auch wenn das für dünnere oder sehr saugfähige Papiere nicht gilt.

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Mit der Sepia-Tinte hat sie gemeinsam, dass man sich nicht so recht entscheiden kann, ob sie nun einen mittleren oder helleren Blauton (resp. Braunton) darstellt. Beides kommt irgendwie bei ihr vor. Das Shading der Tinte pendelt zwischen einem Mittelblau und einem helleren Azurblau hin und her. Mittels Chromatografie konnte ich auch keine grünen oder gelben Anteile in der Tinte ermitteln. Sicher könnte man jetzt noch das Fließmittel wechseln, um so möglicherweise eine bessere Auftrennung insbesondere der dunkelblauen Bande zu erreichen, jedoch verspreche ich mir diesbezüglich nicht besonders viel. Es sieht so aus, als ob sich diese Tinte im Wesentlichen aus zwei blauen Farbtönen zusammensetzt.

Die Tinte produziert ein für mein Empfinden schönes Shading ohne dabei aufdringlich zu werden. Sheen gibt es keinen, dazu ist die Tinte zu wenig gesättigt. Die Tinte wirkt aber gesättigter als die Sepia, ist jedoch weniger wasserfest. Es bleibt zwar nach Benetzung mit Wasser noch ein Rest Farbe auf dem Papier, wirklich gut lesbar ist der aber nicht mehr. Sheen gibt es im Grunde nicht. Zwar sieht man auf meinen Bögen violetten Sheen, bei den sehr dick aufgetragenen Tintenklecksen, jedoch kommt der bei Schreiben eigentlich nicht zum Tragen. Wenn man ganz genau hinsieht meint man, etwas davon bei den Punkten zu erkennen. Selbst wenn da etwas zu sehen ist, relevant ist es nicht. Zu unauffällig.

Noch ein Wort zur Trocknungszeit der Tinte: Mit der Trocknungszeit verhält es sich wie bei der Sepia-Tinte. Auf meinen Schreibbögen wirkt es so, als trockne die Tinte nur sehr langsam. Tatsächlich trocknet sie aber sehr gut. Es ist die Kombination von Schreibwerkzeug und dem verwendeten Papier, die hier einen entscheidenden Einfluss hat. Deshalb, auch wenn hier die Zahlen dagegen sprechen und der gute nasse Tintenfluss anderes vermuten lässt, sei hier gesagt, dass diese Tinte eher zu den schnell trocknenden Tinten gehört. Man merkt auch beim Schreiben, dass man nicht ständig aufpassen muss, nichts zu verwischen. Penchalet hat bei der Sepia-Tinte eine Trocknungszeit von 5 Sekunden gefunden. Ich habe das mit dieser Tinte auf Kopierpapier einmal ausprobiert und tatsächlich war die Tinte schon nach 3 sek. komplett im Papier verschwunden und trocken. Saugt das Papier aber nicht so stark, dauert es eben etwas länger. Mountain of Ink testete wie ich mir Rhodia und fand ebenfalls 30 sek.


Kommen wir zu den Farbvergleichen:

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Die Bilde rzeigen, dass die Leonardo Blue eher zu den hellen Mittelblauen gehört. Leider geben die Bilder auch hier die Farbnuancen, zumindest auf dem Bildschirm meines Laptop, nicht wirklich gut wieder. Montblanc Ultramarine geht schon deutlich ins Violette, die KaWeCo Tinte auch leicht. Neutralblau würde ich Waterman Florida Blue, Diamine Kensington Blue und Visconti Blue bezeichnen, wobei die Visconti Tinte die deutlich kräftigste ist. Leonardo Blue ist heller, Isoshizuku Kon Peki noch etwas helle und Adularblau driftet in Richtung Türkis. Ich hoffe mal, dass auf anderen Bildschirmen besser zu erkennen ist, als auf meinem.

Leonardo Tinten sind in Deutschland gar nicht so leicht zu bekommen. Ich bin diesbezüglich in die Niederlande ausgewichen. Preislich liegt sie für 40ml mehr oder weniger auf dem Niveau eines 50ml Glases einer Pelikan Edelstein Tinte, jedoch muss man die Portokosten berücksichtigen, die ggf. dazu kommen. Ich habe incl. internationalem Porto usw. rund 23,- Euro bezahlt. Damit gehört sie mit Sicherheit nicht mehr zu den preiswerten Tinten, ist jedoch von den Preisen gewisser Luxusmarken noch weit entfernt. Geliefert wird sie in einem schönen achteckigen Glas, das allerdings keine Möglichkeit vorsieht, auch den letzten Tintenrest mit einem Kolbenfüller aus dem Glas zu holen.

Die Tinteneigenschaften im Einzelnen (Maximalwert 10):
Ausbluten, Ausfransen: 8
Durchscheinen: 8
Durchbluten: 8
Tintenfluss: 10
Wasserfestigkeit: 2
Sättigung: 5
Shading: 8
Sheen: 0
Trocknungszeit: ~30 sek, auf anderen Papieren deutlich schneller.

Eingesetztes Material:
Leonardo Officina Italiana Blue Mediterraneo
Leonardo Momento Zero Grande 2.0, Elastic fine, 14k
Pelikan M200, BB, Goldfeder 14k
Original Staufen Briefblock, 70g/m², extraweiß (für Reviewbogen)
Rhodia Dotpad N°18, 80g/m², weiß (für Tintenvergleiche)
EcoOffice Kopierpapier 80g/m² (nicht abgebildet)

Fazit:
Hell- bis mitteblaue Tinte mit sehr guten Fließeigenschaften, die sehr gut zu lesen ist. Sie ist relativ unkompliziert auf den meisten Papieren. Duchscheinen, Durchbluten oder ewige Trocknungszeiten sind bei dieser Tinte kein Thema, wenn auch etwas ausgeprägter als bei der Leonardo Sepia. Das verwundert aber nicht, schließlich ist diese Tinte auch etwas dunkler. Die Tinte ist sicher eine Empfehlung für Leute, die blaue Tinten mit mit sehr gutem Tintenfluss suchen. Sie wirkt wie speziell für diese Elastic Fine Feder gemacht. Mit ihr haben sich die Schreibeigenschaften des Füllers deutlich verbessert, sodass ich jetzt mit viel mehr Freude mit ihm schreibe.

[Robbes]

Besten Dank für den ausführlichen und gelungenen Bericht, dessen Lektüre Freude gemacht hat.

Da ich momentan sowieso auf der Suche nach reinen Blautönen ohne Rot- oder Grünanteilen bin - keine königsblauen oder türkisen also -, kam mir Dein Bericht gerade recht.

Ich wünsche Dir viele Schreibstunden mit dieser für Dich passenden Kombination.

[HeKe2]

Da ich momentan sowieso auf der Suche nach reinen Blautönen ohne Rot- oder Grünanteilen bin - keine königsblauen oder türkisen also -, kam mir Dein Bericht gerade recht.

Dann ist Visconti Blue für dich wie gemacht. Ein schönes, kräftiges, fast strahlendes, neutrales Blau. Die Leonardo Tinte mag dir da schon ein klein wenig zu farbstichig sein.

[Robbes]

Da ich momentan sowieso auf der Suche nach reinen Blautönen ohne Rot- oder Grünanteilen bin - keine königsblauen oder türkisen also -, kam mir Dein Bericht gerade recht.

Dann ist Visconti Blue für dich wie gemacht. Ein schönes, kräftiges, fast strahlendes, neutrales Blau. Die Leonardo Tinte mag dir da schon ein klein wenig zu farbstichig sein.

Die Visconti Blue ist wunderbar. Die Leonardo Blue wäre eine schöne Ergänzung, am besten zusammen mit dem Kauf des nächsten Leonardo Füllers

[HeKe2]

Nur um einmal zu zeigen, wie unterschiedlich sich die Tinte in verschiedenen Füllern verhält, habe ich meinen M1005 Stresemann auch mit dieser TInte befüllt. Hier treffen also eine sehr gut fließende Tinte und ein sehr nass schreibender Füller aufeinander. Ähnliches würde man auch von dem M200 erwarten, aber das ist nicht der Fall. Man kann erkennen, dass der Leonardo Momento Zero Grande tatsächlich nasser schreibt. Dargestellt sind auf dem folgenden Bild von oben nach unten:

1. Pelikan M200 blau marmoriert old Style mit 14k Goldfeder "BB"
2. Leonardo Momento Zero Grande 2.0 Sea Anemone mit 14 Goldfeder "Elastic Fine" und Ebonit Tintenleiter
3. Pelikan Souverän M1005 Stresemann mit 18k Goldfeder "B"

Drei Füller - Drei Ergebnisse.jpg (677.48 KiB) 727 mal betrachtet

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Shading zeigt die Tinte bei allen drei Füllern, allerdings umso deutlicher, je stärker der Tintenfluss ist. Auch der Farbeindruck der Tinte verändert sich mit dem Tintenfluss.