Diamine Red Dragon

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Thomas Baier
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Diamine Red Dragon

Beitrag von Thomas Baier »

Tintenbetrachtung Diamine Red Dragon

Einführung:
Ich muß als Erstes gestehen, gar kein langjähriger Diamine-Experte zu sein. Die Diamine-Tinten sind eine meiner neueren Tinten. Zwar hatte ich schon einiges über die hochwertigen englischen Tinten (seit 1864) gehört, aber von stärker gesättigten Tinten hatte ich in letzter Zeit genug. Zerlaufen der Tinte und hartnäckiges Haften auf der Feder hatte ich dort beobachtet. Und da ich wenig rote Tinte benötige, nur ab und zu, und ein Tintenfaß längere Zeit hält, hatte ich wenig Bedarf. Viele Jahre hatte ich die Waterman rot, in letzter Zeit die famose Sheaffer red eingesetzt, zweifellos typische „Lehrertinten“. Nun hatte ich eh vor, Diamine-Tinten zu bestellen, da fiel mir die Red Dragon auf. Ich wollte dieses dunkle Rot einmal ausprobieren.

Tintenfaß:
Die Red Dragon gibt es in Kunststofffläschchen zu 30 ml und im Glasflacon von 80 ml. Ich habe ein 30-ml-Fläschchen probiert, um mir ein Bild zu machen. Dieses kleine Gebinde ist für solche Versuche eine feine Sache.

Preis, Verfügbarkeit und Sortiment:
Die 30-ml-Größe kostet in England um 2.65 Pfund, exklusiv in Deutschland bei einem bekannten Internet-Händler sind es 3.95 Euro. Nimmt man die 80-ml-Flasche, dann sind es in Deutschland 9.90 Euro, also 12.38 Euro pro 100 ml. Ein sehr fairer Preis. Zudem gibt es Standardtintenpatronen (Pelikan, Montblanc), aber nicht für diese Farbe. Die kleinen Tintenfläschchen sind bei der Füllung eines Kolbenfüllers, man denke nur an einen Montblanc 149, eine fummelige Sache, aber man kann hier nicht zuviel verlangen. Die klassischen großen Glasflaschen stehen sehr sicher und die Füller lassen sich gut füllen. Die Farbangabe ist lediglich auf die Verschlußkappe aufgeklebt. Geht die Tinte zur Neige, dann muß man das Glas entsprechend kippen, das geht schon in Ordnung. Eine größere Öffnung mag ich aber lieber (siehe Parker Quink).

Tintenfluß:
Eine wasserlösliche Tinte mit starker Farbsättigung, die einen imposanten Farbstrich auch mit feinen Federn hinterläßt. Das hat natürlich bei solchen Tinten gerne zur Konsequenz, daß bei schon etwas breiteren Federn die Tinte flächig wirkt ohne wesentliche Schattierung und mit einem vermehrten Verlaufen. Das ist bis zu einem geringen Grade beim „roten Drachen“ auch so. Zwar zerläuft die Schrift auf geeignetem Papier nur gering, aber das kann der „Deal Braker“ sein, mehr noch schlägt die Tinte auf einem üblichen 80er-Papier oder einem Kalenderblatt recht deutlich durch (Durchbluten). Der Hauptnachteil dieser Tinte! Erfreulicherweise läßt sich die Tinte von der Feder leicht abwischen. Der Tintenfluß ist mit verschiedenen Füllern ganz exzellent. Eine satte, aber schattenarme Tinte. Das Trocknungsverhalten ist unterdurchschnittlich.

Tintenfarbe:
Eine außergewöhnliche rote Tinte. Sie hat keinen Farbstich, sie hat keine blauen oder orangefarbenen Einschläge, ihr fehlt auch ein brauner Touch. Mir gefällt die Farbe ganz außerordentlich gut. Ein gediegenes dunkleres Rot, mit dem auch Korrespondenz bis zu einem gewissen Grade möglich ist. Sehr seriös, sehr stattlich. Sozusagen ein blutiges Rot. Als Arzt darf ich das wohl so benennen.

Zusammenfassung:
Diamine-Tinten genießen, und das ganz zurecht, den Ruf hoher Farbsättigung bei insgesamt unproblematischem Verhalten. In der Farbkomposition ist diese Tinte etwas ganz besonderes, daneben hat Diamine noch weitere rote Tinten mit unterschiedlichen Farbschlägen. Dennoch sticht der „rote Drache“ hervor, verzichtet er auf braune oder orangefarbene Nuancen. Ein reines, dunkles Rot. Dafür kann man möglicherweise akzeptieren, daß die hohe Farbsättigung Nachteile mit sich bringt, die wenig bedeutsam, aber auch das entscheidende Negativkriterium sein können. Das Durchbluten auf die Rückseite ist das eine, die leichte Federung das andere. Wen das nicht stört und mit einer dunklen seriösen Rottinte etwas anfangen kann, für den ist diese Tinte sicherlich ein großes Erlebnis.

Schnellübersicht Diamine Red Dragon:
Preis: sehr angemessen, auch wegen der 30-ml-Probierfläschchen (knapp über 12 bis knapp über 13 Euro pro 100 ml)
Bezug: exklusiv in Deutschland über einen Internet-Fachhändler oder aus England
Gebinde: Flaschen zu 30 oder 80 ml, keine Patronen für diese Tinte
Tintentyp: stark gesättigt, wasserlöslich, besondere Farbe
Tintenfluß: sehr gut
Tintenfarbe: außergewöhnlich „rein“
Tintensättigung: sehr gut
Schattierung: sehr gering
Zerlaufen der Tinte („Feathering“): gering bis mäßig
Durchschlagen auf die Rückseite („Bleeding“): recht deutlich (Killer-Kriterium!)
Tintenkiller: ohne Wirkung

Tintenscan (Anlage):
Die Aufnahmen zeigen die Red Dragon gegen ein klassisches Rot. Die Sheaffer red ist eine der besten klassischen Lehrerrot. Der Tintenfluß ist exzellent, die Farbsättigung ist für eine solche klassische Tinten sehr gut, die Schattierung sehr gering. Durchbluten und Zerlaufen sind nicht vorhanden. Die Sheaffer ist also keine Alternative zur Red Dragon, sondern dient der Abgrenzung zu einem ganz anderen roten Tintentyp. Ähnlich ist die etwas hellere Waterman, die auch über einen hervorragenden Tintenfluß verfügt.
Die Diamine Red Dragon ist eine imposante rote Tinte mit außergewöhnlich harmonischer Farbbalance und sehr hoher Brillanz. Wer den richtigen Füller für sie findet, damit Nachteile der hohen Farbsättigung nicht zum Tragen kommen, wird eine höchst attraktive, dunkelrote Tinte finden.

Ich hoffe, der Bericht hat Euch gefallen.

Viele Grüße
Thomas

P. S.: Der Bericht entspricht meinem zuerst gewählten Berichtsstil, der zwischenzeitlich durch einen kompakteren ersetzt wurde.
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Thomas Baier
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Re: Diamine Red Dragon

Beitrag von Thomas Baier »

Zur Gegenüberstellung sei auf die Levenger Claret verwiesen.
Limit
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Diamine Red Dragon

Beitrag von Limit »

Hallo zusammen,

heute gibt es meinen ersten Tintentest. Dafür ausgesucht habe ich Diamine Red Dragon, einer sehr intensiven, dunkelroten Tinte. Eine Tendenz hin zu anderen Farben ist nicht erkennbar. Trotz ihrer Intensität ist sie in keinster Weise knallig, so dass sie problemlos für alltägliche Schreibsachen verwendbar ist.

Die Tinte gibt es wie üblich für Diamine als 30ml Kunststoffflasche oder als 80ml Glasflasche. Bei dem hier im Forum beliebten Tintenhändler gibt es die Tinte für 3,95€ / 9,90€. Wer nichts gegen Auslandsbestellungen hat, kann das kleine Gebinde für 3€ versandkostenfrei in Schweden ordern.
Testbogen
Testbogen
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Vergleich Diamine Oxblood Red auf dem gleichen Papier
Vergleich Diamine Oxblood Red auf dem gleichen Papier
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Vergleich Private Reserve Dakota Red auf dem gleichen Papier
Vergleich Private Reserve Dakota Red auf dem gleichen Papier
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Thomas Baier
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Re: Diamine Red Dragon

Beitrag von Thomas Baier »

Hallo Limit,

vielen Dank für Deinen Tintentest. Ja, die Red Dragon ist eine sehr gut komponierte Tinte. Rot, nicht bordeauyfarben, nicht bräunlich, nicht schreiend. Rundum seriös und ausgewogen. Ich benutze sie sehr gerne.

Sie gehört aber sicherlich zu den Diamine-Tinten, die eher druchdrücken und auf manchen Papieren eher auslaufen. Dafür ist der Tintenfluß und die Farbsättigung ausgezeichnet.

Sehr schön auch die Vergleiche mit der Oxblood (die ich bisher leider nicht im 30-ml-Gebinde bekommen konnte) und der Kontrast zur Dakota Red. Daneben ist die Diamine Monaco Red eine interessante Rotvariante (vielleicht kann sie jemand einstellen, das würde mich freuen).

Vielen Dank nochmals und viele Grüße
Thomas

P. S.: Mach´ bitte weiter so!
Spitz
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Re: Diamine Red Dragon

Beitrag von Spitz »

Hallo,

habe die Red Dragon nun auch selbst zu Hause und bin sehr angetan vom Farbton wie auch von ihren Fließverhalten auf den Papieren die ich mein Eigen nenne.

Ich schreibe mit ihr in einem M205 in weiß und mit F-Feder.

Ich werde wohl meinen Majesty auch eine F-Feder gönnen, da Sie mir eher entgegen kommt als die M-Feder, vielleicht findet die Tinte dann auch ihren Weg in den M7000.

Schöne Grüße
Wolfgang
UBF
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Faith
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Re: Diamine Red Dragon

Beitrag von Faith »

An die Qualität von Thomas' Tintenbetrachtungen komme ich nicht ran, aber ich möchte euch trotzdem zwei Fotos meiner Tintenbetrachtung der Red Dragon nicht vorenthalten.
Die Trocknungszeit gebe ich bewusst relativ und nicht in Sekunden an, da sie meiner Meinung nach zu stark vom Papier und Fluss des Füllers abhängt. Daher schätze ich dies so gut es geht unter Berücksichtung dieser Eigenschaften ein.
Den kompletten Beitrag findet ihr hier.
diamine_red-dragon_uebersicht.jpg
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diamine_red-dragon_farbausstrich.jpg
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Viele Grüße
Faith

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Thomas Baier
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Re: Diamine Red Dragon

Beitrag von Thomas Baier »

Danke, Faith, fuer die Betrachtung.
Die hohe Saettigung, ja Uebersaettigung ist fuer viele Situationen problematisch. Das matscht ganz schnell. Bin gespannt auf die Sailor Grenade. Farblich ist die leider durchblutende Red Dragon aber interessant.

Dieses Maß an Uebersaettigung ist es, was man bei den Diamine einkalkulieren muß.

VG Thomas
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Faith
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Re: Diamine Red Dragon

Beitrag von Faith »

Hallo Thomas,

durchbluten konnte ich nicht beobachten, wahrscheinlich wegen der feinen Feder.
Danke für deine Ergänzungen.
Viele Grüße
Faith

Meine Blog: www.tintenpfote.de
GinTonic
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Re: Diamine Red Dragon

Beitrag von GinTonic »

Habe sie heute erstmals probiert - in Verbindung mit einem frisch gebastelten Eyedropper. War mein erstes Mal, habe etwas Sauerei veranstaltet. Und dabei ist mir aufgefallen: die Tinte sieht nicht nur aus wie Blut - sie riecht auch einig nach Blut
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stefan-w-
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Re: Diamine Red Dragon

Beitrag von stefan-w- »

servus gin,

das ist mir bisher nicht aufgefallen, obwohl ich die red dragon eigentlich immer in einem füller getankt habe. ich werde das beizeiten aber gleich mal überprüfen; danke somit für den hinweis; ich werde dem nachgehen.
liebe grüße,

stefan.

sollten die hier abwesenden versalien zu unwohlsein führen, empfehle ich, diesen beitrag zu überlesen.
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