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Montblanc Midnight Blue

Verfasst: 06.09.2011 17:24
von Ex Libris
Hallo an alle Tintenfreunde!

Vorbemerkung:
Grundsätzlich möchte ich vorausschicken, dass bei diesem wie bei allen anderen Tintentests, die ich noch zu erstellen beabsichtige, für meine verwendeten Füller gilt, dass ich ein Fan von ziemlich nassen Füllern bin. Das heißt, dass ich für meine Tests solche Füller ausgewählt habe, die in den verschiedenen Federbreiten einen recht hohen Tintenfluss von Haus aus mitbringen. Wer nun also eher einen mäßigen Tintenfluss im Füller schätzt, der muss sich die Farben halt dementsprechend blasser vorstellen.

Desweiteren schicke ich voraus, dass ich die gleiche Schriftprobe auf zwei verschiedenen Papieren gemacht habe, die ich selbst standardmäßig verwende: Zum Einen auf dem Papier des Druckerherstellers HP "Bright White Inkjet" mit einer Grammatur von 90g/qm. Dieses zeichnet sich aus durch eine geglättete (und wahrscheinlich beschichtete/behandelte) Oberfläche, auf der es jedoch zu einer längeren Trocknungsdauer kommt (wie man das z. B. auch vom Clairefontaine Velouté-Papier kennt), weil die Tinte nicht so tief eindringen kann.
Zum Anderen noch auf dem "Excellence" von Inapa tecno, 80 g/qm. Dies ist wiederum ein Papier, das Tinte sehr gut aufnimmt, was als Konsequenz eine leichte Tendenz zum Verlaufen und Ausfransen mit sich bringt.

Noch eine Vorbemerkung zum Verfahren:
Ich habe dieses Mal den Test zwei Mal gemacht, da ich die Midnight Blue in zwei Varianten zu Hause habe: Einmal ganz gewöhnlich und unbehandelt. Da die Midnight Blue aber eine Tinte ist, die grundsätzlich nicht allzu flüssig läuft, habe ich mir 30ml abgefüllt und mit einem einzelnen Tropfen Spülmittel 'beschleunigt'. Diese Variante läuft nun außerordentlich gut, so dass ich sie in meinen trockensten Federn einsetze und dabei ein sehr anständiges Flussverhalten erziele. Dann sollte man auch noch bedenken, dass diese Tinte nach Herstellerangaben 'eisengallushaltig' ist. Mithin ist sie keine reine Eisengallustinte, wie man sie z. B. von Herrn Jansen kaufen kann und ich es getan habe (auch diese reine Eisengallustinte ist vom Geruch her höchst eigen, wobei die Midnight Blue zumindest noch ein wenig streng riecht; wenn ich den Füller auswasche, meine ich immer, ich rieche Rost, was womöglich an der Eisenverbindung liegt). Da sie also wasserlösliche Elemente besitzt, sind Teile dieser Tinte ablösbar. Zuletzt sollte man auch nicht vergessen, dass der Eisengallusfarbstoff erst mit abgeschlossener Oxidation wasserlöslich ist. Deshalb habe ich das Probeblatt mit der Spülitinte heute Vormittag beschrieben, das Blatt mit der unbehandelten erst heute Nachmittag und sofort nach dem vollständigen Trocknen den Wassertest gemacht, während das andere Blatt 4 bis 5 Stunden Zeit hatte. Das Ergebnis sieht man im Wassertest.

Besprechung:

Gebindegröße und -preis, Verfügbarkeit:
Das von mir getestete Glas Midnight Blue ist aus der neuen Fertigung im Glas zu 60ml für 12,90 € (100ml=21,50 €). Zum Glas habe ich ja schon etwas geschrieben in meiner Besprechung der Montblanc Royal Blue. Die Midnight Blue müsste eigentlich überall dort erhältlich sein, wo es die andere Tinte auch gibt. Oder natürlich online.
Es gibt auch noch Patronen, die dann allerdings kein Eisengallus enthalten, wie mir auf Nachfrage in einem Augsburger Fachgeschäft bestätigt worden ist.

Tintenfluss:
Wie oben bereits geschrieben, ist der Tintenfluss nicht allzu üppig und man sollte zu nassen Füllern greifen, wenn man kein Spülmittel beigeben will. Wenn der Tintenfluss zu niedrig ist, ist das Ergebnis – meines Erachtens – ein ziemlich hässliches blasses Grauviolett. Daraus schließe ich dann, dass die Tinte nicht allzu üppig saturiert ist.

Tintenfarbe:
Wenn der Tintenfluss stimmt, ist das Ergebnis ein Grau mit einem Blauvioletten Einschlag, den man auch sehen kann, wenn man das Tintenglas ein wenig schüttelt. Meines Erachtens ist die Bezeichnung der Farbe als ein 'Blue' ein bisschen übertrieben, da es weniger ein Blauschwarz ist, als eben ein Grau mit farbigen Schatten. Ich finde daher, dass man die Farbe mögen muss, zumal das, was man im Glas sieht, nicht das ist, was nach der Trocknung auf dem Papier steht.

Shading, Fransen, Verlaufen:
Einen Schattenwurf kann man sehen, sofern der Tintenfluss stimmt. Fransen, Durchbluten und Verlaufen sind absolut unauffällig, egal bei welcher Variante.

Trocknung, Wasserfestigkeit:
Ich finde, dass die Midnight Blue sogar relativ zügig trocknet (angesichts der von mir verwendeten Papiere). Allerdings – wie oben gesagt – ist es mit der Trocknung allein nicht getan. Man muss der Eisengallusverbindung Zeit zum Oxidieren lassen (ich würde da, um sicher zu gehen, einen halben Tag, besser 24 Stunden empfehlen). Dann ist die Tinte auch weitestgehend wasserfest/wasserbeständig.

Meine Meinung:
Zunächst: Man muss die Farbe mögen, die man am Ende auf dem Papier hat. Da ich das tue, schätze ich diese Tinte sehr und betrachte sie als die wahrscheinlich unkomplizierteste der wasserfesten oder wasserbeständigen Tinten, die man verwenden kann. Ich weiß zwar, dass Manchen beim Gedanken an Eisengallustinte der Angstschweiß auf die Stirn tritt. Allerdings weiß ich nicht recht weshalb, da ich meine, dass ein moderner Füller eine eisengallushaltige Tinte aushalten sollte (vor allem wenn die 'Edelmarke' Montblanc sie ihren 'Edelkunden' verkauft – ich denke nicht, dass die ständig Schadenersatzansprüche befrieden wollen). Denn es ist ja auch zu bedenken, dass zu der Zeit, als der moderne Füllfederhalter geboren worden ist, die Eisengallustinte noch die Normtinte war, da die farbigen Anilintinten erst im Kommen waren. Und diese alten Tinten waren ja mehr oder weniger Säuren (aber da wissen die Chemiker hier im Forum sicher mehr), die ich in keinem heutigen Füller mehr ausprobieren möchte. Ich jedenfalls benutze diese ja nur 'eisengallushaltige' Tinte seit rund einem Jahr, ohne dass ich irgendwelche Probleme damit gehabt hätte. (Vgl. auch hier: http://www.penexchange.de/forum_neu/vie ... f=8&t=4081)

Zum Scan:
Ich kann nicht beurteilen, gut der Scan kalibriert ist. Verwendet habe ich einen Canon CanoScan LiDE 210. Gescant habe ich die DIN A5-Vorlage mit 300 dpi. Wenn ich mein Original neben den Bildschirm halte, bemerke ich allerdings, dass die gescannte Farbe etwas heller erscheint als auf dem Original.


Ich hoffe, dass Euch dieser Beitrag gefällt.

Viele Grüße,
Florian

Re: Montblanc Midnight Blue

Verfasst: 06.09.2011 17:25
von Ex Libris
Hallo nochmal,

hier sind dann noch die fehlenden Bilder der nichtbehandelten Midnight Blue.

Viele Grüße,
Florian

Re: Montblanc Midnight Blue

Verfasst: 06.09.2011 20:48
von Thomas Baier
Vielen Dank, Florian, für die sehr gute Beschreibung dieser wichtigen Tinte.

Wenn es um Dokumentenechtheit geht, wird gerne diese Tinte angeführt.

Die Vorgängertinte habe ich, die Färbung war ähnlich, vielleicht ein bisßchen blauer. Der Tintenfluß war nicht gut, auch in Haltern mit hervorragendem Tintenleiter war der Tintenfluß nicht überzeugend. Der Spülmitteleffekt ist grandios. Ich würda das zwar nicht ausprobieren wollen, aber was das aus der Tinte macht!

Viele Grüße
Thomas

Re: Montblanc Midnight Blue

Verfasst: 06.09.2011 23:03
von Ex Libris
Hallo Thomas,

gerne geschehen.

Was übrigens die Sache mit dem Spülmittel anbelangt: Salopp gesagt, nur keine Hemmungen. Ich habe, wenn ich das zugeben soll, noch in drei weiteren Tinten Spülmittel. Auf die Idee haben mich ursprünglich zwei Dinge gebracht: Mir wurde zum Einen ein Osmia Supra aus den 30er Jahren geschenkt, der nach der Wiederinstandsetzung unglaublich nass lief und mich zum ersten Mal ein Königsblau in einer schönen, intensiven Färbung sehen ließ. Zum Anderen hatte ich hier im Forum den Tip mit dem einen Tropfen Spülmittel gelesen. Also habe ich Pelikan Königsblau und Lamy Blau 1:1 gemischt und einen Tropfen Spüli rein und siehe da: ein wunderbares Blau war geboren (also eigentlich ein ganz normales Blau, nur in leuchtend und intensiv). Da ich schwarze Tinten nur richtig schwarz mag und graue Schattierungen verabscheue, hat auch mein letztes Glas alte Montblancschwarz einen Tropfen bekommen. Und da ich das Gefühl hatte, dass mein ca. 1,5 Jahre altes Glas Parker Quink Blauschwarz deutlich schlechter lief als in meiner Erinnerung die gleiche Tinte Ende der 1990er Jahre, habe ich auch diese 'beschleunigt'.

Nach meiner Erfahrung ist das also eine wirklich machbare Sache, wenn man eben berücksichtigt, dass man feine oder trockenere Federn verwenden sollte, da die Tinten echt kräftig laufen. Und - wie ich hier im Forum gelesen habe - man sollte auf keinen Fall eine solche behandelte Tinte in einen Ebonittintenleiter bringen. Das heißt, dass ich da aufpasse und bei allen modernen Füllern, bei denen ich weiß, dass Ebonit verbaut wurde, oder mir nicht ganz sicher bin, lieber andere Tinten verwende.

Viele Grüße,
Florian

Re: Montblanc Midnight Blue

Verfasst: 06.09.2011 23:19
von Andi36
Servus Florian,

danke für Deine Anregung die Fließeigenschaften der Tinte durch Zugabe von Spülmittel zu beeinflussen. Mir ist auch schon aufgefallen, dass sich FH, die ich mit Spüli-Wasser gereinigt habe, vorübergehend anders verhalten, aber auf den naheliegenden Gedanken, diesen Effekt gezielt einzusetzen, bin ich noch nicht gekommen.

Die schwarz-blaue MB ist eine Tinte, mit der ich gar nichts anfangen kann. Ihr eine Farbe zuzuordnen ist zwecklos, denn sie hat Keine. Ihr Charakter entspricht dem Wasser, in dem mein Junior beim Wasserfarben-Malen seine Pinsel auswäscht.

Ein Argument, das im Zusammenhang mit dieser Tinte immer wieder hervorgehoben wird, ist ihre Dokumentenechtheit. Als dokumentenechte Tinte bevorzuge ich eine, die das 100%ig ist - die MB verläuft größtenteils unter Wasser, auch wenn permanente Reste auf dem Papier verbleiben.

Nur meine Meinung - und dennoch ist diese Tintenbetrachtung eine Wichtige, denn diese Tinte hat einen festen Liebhaberkreis gewonnen.

Andreas

Re: Montblanc Midnight Blue

Verfasst: 06.09.2011 23:35
von Ex Libris
Hallo Andreas,

in zwei wichtigen Punkten stimme ich absolut mit Dir überein. Die Midnight Blue als dokumentenecht zu bezeichnen, finde ich auch ein wenig übertrieben. Da es mir aber grundsätzlich ausreicht, was auf dem Papier stehenbleibt, wenn die Tinte 'durchoxidiert' ist, bin ich mit diesem Eigenschaftsaspekt der Tinte durchaus zufrieden.

Das andere ist die Sache mit der Farbe. Ich finde, die Aussage, dass es sich eigentlich um keine Farbe handle, hat etwas für sich. Aber das teilt die Midnight Blue mit der Blauschwarz von Pelikan, die auch weder Blau noch schwarz sondern grau ist. Aber beide Tinten gefallen mir und mir gefällt auch die prononcierte Nicht-Farbe beider Tinten ganz gut. Wenn man allerdings im blauschwarzen Segment echte blaue Farbe mag und möchte zu den standardmäßig Vorhandenen greifen, wird man wahrscheinlich bei der von Parker landen, die deutlich blau ist. Da ich mein Glas aber mit Spüli versetzt habe, warte ich mal ab, ob sie nicht noch ein anderer vorstellt. Und an das Glas Blauschwarz von Waterman, das ich mir vor zwei Wochen gekauft habe, traue ich mich noch nicht so recht ran. Im Glas und im Innendeckel gefällt mir die Farbe eigentlich; ich habe aber ein wenig Angst, dass zu viel vom Waterman-Schwarz drinsteckt. Und da Waterman ein grünbasiertes Schwarz macht, was ich wiederum zutiefst verabscheue, da mir nur rotbasierte gefallen, bin ich noch ein wenig zögerlich.

Aber ich wäre durchaus gespannt darauf, falls Du mal die verschiedenen wasserfesten und dokumentenechten Tinten vorstellst, an die ich mich aus einer Reihe von Untersuchungen erinnere, die Du hier eingestellt hast.

Viele Grüße,
Florian

Re: Montblanc Midnight Blue

Verfasst: 20.09.2011 19:01
von Makenshi
Hallo Florian,

von mir auch vielen Dank für diese Ausführliche Beschreibung. Ich werde wohl diese Woche noch mit der Lamy blauschwarz eine zweite Eisengallustinte beisteuern. Die Testseite ist schon geschrieben und oxidiert gerade vor sich hin. Mich würde mal ein Vergleich aller am Markt befindlichen Eisengallustinten für Füllhalter interessieren (soweit ich weiß, sind es ja nur vier). Vielleicht nehme ich das mal irgendwann in Angriff.

Gruß,
Tristan

Re: Montblanc Midnight Blue

Verfasst: 20.09.2011 21:21
von Ex Libris
Hallo Tristan,

das wäre, glaube ich, wirklich sehr interessant. Ich kenne auch nur vier, die mir spontan einfielen: die Lamy, die Montblanc und die beiden Rohrer & Klingner Salix und Scabiosa. Solltest Du die alle haben, wäre das als Vergleich echt spannend.

Viele Grüße,
Florian

Re: Montblanc Midnight Blue

Verfasst: 20.09.2011 21:50
von Makenshi
Hallo Florian,

leider habe ich nur die Lamy, die anderen wären aber durchaus interessant. Sollte ich mir die mal zulegen, werde ich das aber sicher machen. Vielleicht wäre das auch eine Sammelbestellung wert (wird hier ja schon ausgiebig gemacht). Aber das Thema gehört jetzt nicht hierher.

Gruß,
Tristan

Re: Montblanc Midnight Blue

Verfasst: 23.09.2011 23:54
von Thomas Baier
Hallo Florian,
hallo allerseits,

in Ergänzung zu Florians Tintenbetrachtung habe ich folgende Erfahrung mit dieser Tinte gemacht:

Montblanc Midnight Blue (Faßtinte, eisengallushaltig)

Vorbemerkung: Vor einigen Jahren hatte ich mir den Vorgänger besorgt, die damalige Montblanc blauschwarz im alten 50-ml-Glas(schuh). Die Tinte hatte alle Vorurteile bestätigt, unschöne graufade Farbe mit wenig Blauanteil, zögerlicher Tintenfluß. Das Schreiben war quälend.

Nun habe ich mir ein frisches Glas der Nachfolgetinte "Made in Austria", der Midnight Blue, zugelegt. Eigentlich hatte ich nichts Neues erwartet und wurde enorm überracht ...

Tintenfaß:
Darüber muß man nicht mehr viel schreiben. Ein attraktives Faß, auch in der Neufassung mit 60 ml. Sehr schön, standsicher und funktionell tadellos durch das Füllreservoir. Auch für Fremdtinten sehr gut einzusetzen. Die Tintenpatronen enthalten Tinte ohne Eisengallusanteil. Im beiliegenden Informationsblatt wird von Montblanc auf den höheren Pflegebedarf beim Einsatz dieser Tinte hingewiesen (Ausspülen der Tintenreste bei erhöhter Verstopfungsgefahr).

Preis, Verfügbarkeit und Sortiment:
Die Tinte wird überall angeboten, wo man auch im Schreibgerätehandel Montblanc-Schreibgeräte bekommt, also auch bei den großen Kaufhäusern, z. B. bei Karstadt oder Kaufhof. Also keine exklusiv angebotene Tinte. Preis um 13 Euro. Das sind um 2,20 Euro für 10 ml, entspricht dem Aurora-Preis. Das wertige Faß kommt hinzu. Also gehobener, aber noch fairer Preis.

Tintenfluß:
Hier hatte ich eigentlich eine Katastrophe erwartet. Aber welch´ Überraschung! Gefüllt habe ich einen Montblanc 146 M, einen Lamy Studio EF mit Stahlfeder, später einen Lamy 2000. Einwandfreier, gleichmäßiger Fluß, eindeutig überdurchschnittlich gut. Es macht ungemein Spaß, damit zu schreiben.

Tintenfarbe:
Ja, was ist das für eine Farbe? Es ist eine Tinte mit einem wasserlöslichen Blauanteil und zudem mit einem Anteil, der über die Eisengallus-Reaktion die Grauschwarzfärbung bedingt. Nach Trocknung und chemischer Reaktion mit dem Luftsauerstoff färbt die Tinte innerhalb von 24 Stunden grauschwarz mit einem Touch Blau aus. Das macht die Schrift lebendiger und man bekommt kein Schmutziggrauschwarz, sondern eine lebendige Farbe. Für mich unglaublich beeindruckend satt und für mein Auge sehr angenehm. So ähnlich ist auch die Diamine Midnight, die aber minimal mehr Blau, aber auch (häßliche) grünliche Töne zeigt. Der Tintenfluß ist fast so gut wie bei der Diamine. Kompliment Montblanc!

Weitere Fakten:
1) Schattierung: bei diesen Füllern (sehr) gering
2) Fiederung: keine, auch nicht auf billigem Papier
3) kein Durchschlagen (Durchbluten), Klasse!
4) zu Beginn noch recht deutliches Ausbleichen im Wassertest, nach 12 Stunden bei der Kontrolle aber feste schwarze Eisengallusfarbe. Man sieht beim Wassertest sofort, daß die wasserlöslichen Blauanteile weggeschwemmt werden.
5) Wischtest: auf dem glatten Clairefontaine erwartungsgemäß etwas verlängerte Trocknungszeit, aber insgesamt durchschnittliches Verhalten
6) Radiertest: keine Reaktion
7) Lichttest: wird angelegt

Zusammenfassung:
Eisengallushaltige Tinten genießen einen zweifelhaften Ruf. Es gibt prinzipiell folgende Gründe, mit einer solchen Füllhalter-geeigneten Tinte zu schreiben:
1) Dokumentenechtheit nach der der Norm ISO 12757-2 für Schriftstücke oder wo beruflich ansonsten erwartet oder verlangt ("Warum schreiben Sie mit Füller, die Tinte ist doch nicht dokumentenecht?")
2) Freude an der Eisengallus-"Philosophie" mit dem schwarzen Ausfärben der Tinte ("lebendige Tinte")
3) Freude an der besonderen Farbe, vielleicht auch am "Vintage Touch"
4) In diesem Falle kommt - für mich neu - hinzu: Riesen-Spaß an dieser außergewöhnlich schönen und gut zu schreibenden Tinte.

Der zweifelhafte Ruf bzgl. Farbe und Tintenfluß kann hier zerstreut werden. Ich hoffe natürlich nicht, daß gerade meine Charge außergewöhnlich gut ist und sich das Ganze in der laufenden Produktion anders darstellen wird. Daran glaube ich aber nicht.

Bei üblicher Anwendung und regelmäßiger Spülung des Halters mit Wasser dürften keine Probleme auftreten. Ich würde dennoch die Tinte nicht in alten Schreibern einsetzen. Ich glaube auch nicht, daß Montblanc eine Tinte anbieten würde, die die Kolbendichtungen zerstört o. ä.

Probleme mit Tintenfraß, naja, das kann man erst nach Jahrzehnten sehen. Ich denke, daß der niederigere, Füllhalter-verträgliche Anteil an Eisengallus das schon verhindern wird.

Ich hoffe, der Beitrag hat Euch gefallen und vielleicht probiert der Eine oder Andere von Euch einmal diese außergewöhnliche Tinte.

Viele Grüße
Eurer Thomas

Anlage:
1) Scan 1: Schaut Euch die Kraft und das Leuchten der Tinte auch mit einer feinen Feder an, die keinerlei Auslaufen zeigt, die feine Lamy-2000-Feder bleibt fein!
2) Scan 2: "Wassertest" gleich nach dem Schreiben: stärkeres Ausbleichen als 12 Stunden später ("Blue")
3) Scan 3: Viel mehr Kraft als die Sheaffer, die Diamine hat mehr Blauanteile. Beide sind nicht dokumentenecht. Die Anmerkungen rechts wurden mit Montblanc Royal Blue geschrieben.

Weitere Informationen z. B. hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Eisengallustinte

Re: Montblanc Midnight Blue

Verfasst: 25.09.2011 7:51
von Lutz D
Hallo,

ich schließe mich Thomas Meinung an.
Eigentlich wollte ich die Tinte nur ausprobieren. Dann hat sie sofort meine bisherige Standardtinte fürs Büro, Waterman floridablau, verdrängt.
Ich benutze sie jetzt seit mehreren Monaten täglich bei der Arbeit und bin hochzufrieden. Besonders weil die Tinte äußerst unkompliziert ist. Sie trocknet schnell und ist auch auf weniger füllertauglichem Papier noch gut einzusetzen. Ich verwende Sie in einem Cross Century 2 mit einer Stahlfeder in M und einem Pelikan M650 mit einer 18c Goldfeder auch in M.

Es lohnt sich wirklich, diese Tinte einmal auszuprobieren.

Gruß Lutz

Re: Montblanc Midnight Blue

Verfasst: 26.09.2011 10:01
von Ex Libris
Hallo Thomas,

vielen Dank für Deine ergänzende Betrachtung. Das gefällt mir sehr gut, dass wir zu dieser Tinte eine weitere umfangreiche Besprechung haben.

Ich habe nur ebenfalls eine ergänzende Bemerkung zu Deiner Besprechung zu machen; sie betrifft den von Dir angesprochenen Tintenfluss. Ich habe ja ebenso das neue 60ml-Glas aus österreichischer Fertigung benutzt; allerdings bin ich, was den Fluss dieser Tinte anbelangt, nur in wenigen meiner Füllfederhalter wirklich zufrieden. (Dazu gehört aber z. B. der 1994er M600 von Pelikan, den ich für meine Besprechungen nutze.) Ich möchte daher lediglich anmerken, dass dieses Kriterium sicher auch mit persönlichen Vorlieben zu tun hat: Ich selber schätze einen sehr hohen Tintenfluss außerordentlich. Daher helfe ich inzwischen nach, wenn er mir nicht ausreichend genug vorkommt.

Jedoch kann ich nicht sagen, dass ich mit meinem MB "Thomas Mann", ebenfalls eine M-Feder, eine solche Farbtiefe mit dieser Tinte hinbekommen hätte wie Du mit Deinem MB 146. Da war die Schrift wesentlich blasser.

Mit diesen mich nachdenklich stimmenden Bemerkungen verbleibe ich mit vielen Grüßen,
Florian

Re: Montblanc Midnight Blue

Verfasst: 26.09.2011 20:23
von Thomas Baier
Hallo Florian,

ich war auch überrascht über die Farbbrillanz der von mit gekauften Tinte. Das Fließverhalten war in einigen Haltern wirklich gut und unproblematisch. Ich wollte aber die Tinte zum jetzigen Zeipunkt nicht großzügig in viele Modelle einfüllen.

Der Lamy Accent (14-K-EF-Feder) ist ein nicht immer so problemloser Bursche, aber die Tinte läuft auch hier gut. Im Lamy 2000 (EF) und im Lamy Studio (EF-Stahlfeder) fühlt sie sich sehr wohl. Mit einer breiten Feder oder einem alten Modell wollte ich zunächst nicht probieren.

Ich war mir eigentlich sicher, daß der Test eher ungünstig ausgehen würde für die Midnight Blue, aber die Überraschung war groß.

Ich glaube nicht, daß ich zufällig einen "guten Ausreißer" gekommen habe.

Viele Grüße
Thomas

Re: Montblanc Midnight Blue

Verfasst: 26.09.2011 21:27
von Ex Libris
Hallo Thomas,

vielleicht ist es auch so, dass ich einfach noch weitere meiner Füllfederhalter ausprobieren muss. Ich habe damals, als die Tinte für mich neu war, sie in verschiedenen Füllern getestet, auch den MB Schiller und Thomas Mann, und mir war der Tintenfluss nicht gut genug. Ich habe zwar einige Füller, in denen die Tinte problemlos läuft, und habe damals kurzentschlossen für alle anderen, gerade mit feineren Federn, die Sache mit dem einen Spülitropfen gemacht.

Da ich ja aber die Tinte mag und auch die Farbe (oder wie Andreas sagen würde: Nicht-Farbe), werde ich sie mir sicher wieder nachkaufen. Und da ich eine ganze Reihe von Füllfederhaltern habe, kann ich sie auch noch weiterhin ausprobieren.

Viele Grüße,
Florian

P.S.: Herzlichen Glückwunsch auch für die 'Neuentdeckung' dieser Tinte :wink: .

Re: Montblanc Midnight Blue

Verfasst: 30.10.2011 0:19
von Thomas Baier
Papierausstrich