Vergleich der Eisengallustinten für FH

Moderatoren: desas, MarkIV, Linceo, Lamynator, JulieParadise, HeKe2

Antworten
Makenshi
Beiträge: 144
Registriert: 15.07.2011 12:56

Vergleich der Eisengallustinten für FH

Beitrag von Makenshi »

Hallo zusammen,

nachdem jetzt extra eine Rubrik für Vergleiche angelegt worden ist, möchte ich Euch meinen Vergleich der vier füllhaltertauglichen Eisengallustinten nicht vorenthalten.
Gezeigt wird jeweils eine kurze Schriftprobe, ein Wassertest und ein Sättigungstest. Bei Fragen einfach Bescheid geben.

Gruß,
Tristan
Dateianhänge
215652.JPG
215652.JPG (140.51 KiB) 11333 mal betrachtet
“Human beings, who are almost unique in having the ability to learn from the experience of others, are also remarkable for their apparent disinclination to do so.”
― Douglas Adams, Last Chance to See
Benutzeravatar
Tenryu
Beiträge: 5276
Registriert: 10.06.2004 0:45
Wohnort: Basel

Re: Vergleich der Eisengallustinten für FH

Beitrag von Tenryu »

Mir fällt auf, daß keine einzige von denen wirklich schwarz ist. Könnte das durch die Füllhaltertauglichkeit bedingt sein (= zu geringe Konzentration der Partikeln in der Lösung)? Jedenfalls cheinen die historischen Eisengallustinten, die man auf alten Dokumenten und Briefen findet meist tiefschwarz oder zumindest deutlich dunkler.
Thomas Baier
Beiträge: 1941
Registriert: 17.10.2003 19:27
Kontaktdaten:

Re: Vergleich der Eisengallustinten für FH

Beitrag von Thomas Baier »

Hallo Tenryu,

so können die Tinten auch aussehen ... (siehe Anlage).

Der Sättigungsgrad gerade des dunklen Eisengallus-haltigen partikelhaltigen Anteils der Tinte hängt ganz konkret von Tintenleiter und Tintenfluß ab und ist nicht immer voraussehbar. Teils ist es wirklich so, daß manche Tinten mit Ebonit-Tintenleitern hoher Klasse nicht so zurecht kommen, was durchaus überraschen kann. Vielleicht hängt das damit zusammen, daß die höheren Absorptionseigenschaften dieser Tintenleiter ungünstig für den Fluß sein können. Bei den R+K-Tinten scheint es so zu sein. Die Lamy habe ich nicht und die MB möchte ich derzeit in der Prüfungsphase nicht in einen alten Halter einfüllen.

In der Liste der Dokumentenechten fehlt noch die Gutenberg-Tinte, von der ich nicht weiß, ob auch sie Eisengallus-haltig ist. Diese soll ja schwarz sein.

Die MB ist tiefdunkel mit wesentlichen schwarzen Anteilen und ein klein wenig Blau darauf. Nach dem Auftragen der Tinte kommt es dabei nur zu einem diskreten Nachdunkeln. In manchen Haltern ist der Dunkelanteil aber zu schwach und die Tinten kommt blaß und dürr.

Die Salix ist eine im Auftragen helle blaue Tinte, die je nach Förderung der dunklen Tintenanteile teils mäßig, teils aber auch erheblich nachdunkelt, so daß eine sehr dunkle blaue Farbe entsteht. Überragend in dem alten Tropen-Füller mit Spritzkunststoff-Tintenleiter.

Die Scabiosa ist da noch wesentlich empfindlicher, nur bei Förderung des dunklen Anteiles entsteht ein Aubergine.

Die Lamy zeigt wohl ein schmutziges Grau. Und wenn sie der früheren MB Blauschwarz entsprechen soll(te), so ist der Feststoffanteil sehr schlecht zu mobilisieren und die Tinte daher wenig gesättigt mit zähem Tintenfluß. Mit dieser Tinte habe ich keine guten Ergebnisse in verschiedenen Haltern erzielen können. Zum Vergleich kann ich sie nicht mehr heranziehen, weil die zwischenzeitlich ca. 5 Jahre alte Tinte "gekippt ist" und sich verfärbt hat.

Viele Grüße
Thomas
Dateianhänge
MB_Midnight_1.jpg
MB_Midnight_1.jpg (187.82 KiB) 11052 mal betrachtet
Zuletzt geändert von Thomas Baier am 03.11.2011 20:33, insgesamt 1-mal geändert.
Thomas Baier
Beiträge: 1941
Registriert: 17.10.2003 19:27
Kontaktdaten:

Re: Vergleich der Eisengallustinten für FH

Beitrag von Thomas Baier »

Jetzt kommt die Salix ...
Thomas Baier
Beiträge: 1941
Registriert: 17.10.2003 19:27
Kontaktdaten:

Re: Vergleich der Eisengallustinten für FH

Beitrag von Thomas Baier »

und jetzt die Scabiosa ... Der Delta ist völlig überfordert, der MB ist exzellent.
Dateianhänge
R+K_Scabiosa_2.jpg
R+K_Scabiosa_2.jpg (188.41 KiB) 11039 mal betrachtet
R+K_Scabiosa_3a.jpg
R+K_Scabiosa_3a.jpg (190.48 KiB) 11042 mal betrachtet
Zuletzt geändert von Thomas Baier am 03.11.2011 20:37, insgesamt 1-mal geändert.
Thomas Baier
Beiträge: 1941
Registriert: 17.10.2003 19:27
Kontaktdaten:

Re: Vergleich der Eisengallustinten für FH

Beitrag von Thomas Baier »

Man sieht also, daß bei manchen geeigneten Füllhaltern ein schwarzer Grundton, der auch wasserfest ist, erzieltwerden kann.

Da es sich um Blauschwarze handelt bzw. eine rötliche Variante angeboten wird, gibt es natürlich auch nicht ein reines Schwarz. Der klassische Farbumschlag von blaulichgrünlich in tiefes Schwarz erfordert wesentlich höhere Eisengallus-Anteile, die sicherlich für den Füllhalter ein Killer sind.

Es freut mich das Interesse an diesen besonderen Tinten, die sehr viel schwieriger einzuschätzen sind.

Momentan setze ich täglich die MB Midnight Blue in einem Kaweco Dia EF ein. Darin fühlt sich die Tinte sehr sehr wohl. Man muß allerdings aufpassen: Man sollte den Halter nicht offen liegen lassen, recht bald geht die Tinte fest und man muß erst mal kritzeln. Das kann man durch die Reaktion der Tinte an der Spitze mit dem Luft-Sauerstoff gut erklären. Also ganz besondere Tinten.

Vorteilhaft bei diesen Tinten ist in jedem Falle die enorme Präzision/Schärfe im Schriftbild bei besten Verhalten auf allen Papieren. Die Tinten bleiben fest und laufen nicht aus. Dabei kommen auch unterschiedliche Federeigenschaften sehr gut zur Geltung und teils entsteht auch eine sehr lebendige Schattierung.

Dadurch erklärt sich die enorme Prägnanz dieser Tinten, die rein optisch viel für sich haben.

Für mich sind diese Tinten eine immense Bereicherung meiner Erfahrungen mit Federn und Tinten, ein absolutes "Highlight"!
Ex Libris
Beiträge: 2248
Registriert: 10.02.2010 22:43
Wohnort: Konstanz

Re: Vergleich der Eisengallustinten für FH

Beitrag von Ex Libris »

Hallo Tenryu,

Deine Vermutung ist ganz richtig: Dass die alten Dokumente richtig schwarz aussehen, liegt daran, dass die damals (mit dem Gänsekiel oder dann später mit der Metallfeder) verwendete Tinte eine reine Eisengallustinte ist. So ist zum Beispiel ein Tintenrezept aus dem Haus von J. W. Goethe überliefert, aus dem hervorgeht, dass nur Galläpfel (Gallsäure), Eisenvitriol, Gummi Tragant als Bindemittel, Alaun und Wasser verwendet werden. Damit ist das 'Eisengallus' der einzige vorhandene färbende Zusatz, so dass die Schrift am Ende, nach Trocknung und Oxidation tiefschwarz erscheint. Da allerdings die heutigen Tinten nur noch Eisengallus enthalten, können diese nicht mehr schwarz sein, es sei denn, man würde einen weiteren schwarzen, dann aber wasserlöslichen, Bestandteil beifügen. Da finde ich es dann schon ehrlicher, wenn die Hersteller in Richtung blauschwarze Tinten gehen.

Viele Grüße,
Florian
Thomas Baier
Beiträge: 1941
Registriert: 17.10.2003 19:27
Kontaktdaten:

Re: Vergleich der Eisengallustinten für FH

Beitrag von Thomas Baier »

Ich werde Euch in Kürze einen Wassertest-Vergleich zwischen Eisengallus-Tinten und einer modernen wasserfesten vorstellen. Ihr werdet Euch wundern!

Viele Grüße
Thomas

Siehe da: http://www.penexchange.de/forum_neu/vie ... =48&t=4757
Fried
Beiträge: 153
Registriert: 21.05.2010 9:20
Wohnort: Villach / Österreich

Re: Vergleich der Eisengallustinten für FH

Beitrag von Fried »

Hallo ...
Die Vorstellung der Füller tauglichen Eisen-Gallus Tinten hat mich dazu bewogen, mir diese gehandelten Tinten zu besorgen und ich stimme mit Thomas überein, das dieses Segment eine wirkliche Bereicherung darstellt. Zumal diese Tinten sich farblich in jenem Spektrum bewegen, welches ich als Schreibfarbe bevorzuge. Ich mag dunklere und nicht zu sehr transparente Töne.

Unabhängig davon habe ich mir eine "wirkliche" Eisen - Gallus Tinte "gebastelt". Diese ist nicht Füller tauglich! Beim Schreiben wirkt sie beinahe transparent und wird dann im Trocknungs- Oxydationsprozess tief schwarz. Sieht beinahe wie Tusche aus und ist nicht mehr wasserlöslich. Verschüttete Tinte ist auch auf glatten Flächen nicht mehr restlos zu entfernen. Ich habe schon Lehrgeld bezahlt :cry: .

Jedenfalls so sieht sie aus, die "homemade Tinte"

Grüße aus dem Süden,

Gottfried
Wenn das nicht geht, versuche etwas anderes - vielleicht geht das auch nicht...
Michael
Beiträge: 194
Registriert: 19.02.2004 8:24
Wohnort: Dortmund

Re: Vergleich der Eisengallustinten für FH

Beitrag von Michael »

Hallo Forumsteilnehmer,
In der Liste der Dokumentenechten fehlt noch die Gutenberg-Tinte, von der ich nicht weiß, ob auch sie Eisengallus-haltig ist. Diese soll ja schwarz sein.
Die Gutenberg-Tinte ist eisengallushaltig, sofern die Gutenberg
G10 Urkundentinte gemeint ist. Wenn allerdings kein satt schreibender
Füllhalter verwendet wird, ist der erzielte Farbton eher recht grau und nicht
tiefschwarz.
Bei der praktischen Anwendung verhält sich die Gutenberg-Tinte wie die
alte "Montblanc blauschwarz" (kein schnelles Eintrocknen des offenen Füllhalter /
regelmäßig kein Durchschlagen bei Moleskine-Büchern oder Formularen).

Diamine Registrar's Ink (eisengallushaltig) färbt sich nach Verschreiben sehr
dunkel schwarz ein, sollte aber nach meiner Erfahrung nur einige Tage ohne
Spülung/Reinigung im Füllhalter verbleiben.

Die Füllhalter mit denen ich die Tinten üblicherweise verwende sind Pelikan
M620 und M710 mit bereits relativ starkem Tintenfluss.

MfG aus Dortmund

Michael
Benutzeravatar
Andi36
Beiträge: 3048
Registriert: 29.10.2010 23:43

Re: Vergleich der Eisengallustinten für FH

Beitrag von Andi36 »

Servus Michael,

Die Gutenbergtinte steht bei mir auch auf dem Radar, ob Du wohl Lust hättest einen (kleinen) Bericht mit Scans zu den Tintenbetrachtungen beizusteuern.

Ich würde mich echt freuen!

Gruß,
Andreas
Michael
Beiträge: 194
Registriert: 19.02.2004 8:24
Wohnort: Dortmund

Re: Vergleich der Eisengallustinten für FH

Beitrag von Michael »

Hallo Andreas,

bezüglich einer Rezension mit Scans sieht es derzeit
berufsbedingt/terminlich - wie leider viel zu
häufig bei mir - eher schlecht aus.

Ich schaue mir das aktuelle Forumssystem
dazu, wenn ich Zeit finde 'mal genauer an.

MfG

Michael
Antworten

Zurück zu „Tintenbetrachtungen / Ink-Reviews“