Marke "ottohutt" wird eingestellt - Faber-Castell-Mitteilung

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mke
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Re: Marke "ottohutt" wird eingestellt - Faber-Castell-Mitteilung

Beitrag von mke »

> ich vermisse halt immer mehr die Vielfalt

Vielfalt hat auch seinen Preis: ein paar Gedanken und Beobachtungen.

M.E. sieht es so aus, als ob ein Ueberangebot an Schreibgeraeten besteht. Solange die Leute Schreibgeraete im Uebermass gekauft hatten, war das zwar Verschwendung (mea culpa too), aber es hat sich nicht auf die Hersteller ausgewirkt.

Seit einiger Zeit, geht aber der weltweite "Bedarf" zurueck, insbesondere seit Goldfedern Preise von 200 USD/EUR fordern.
Fuer Stahlfederfueller moechte aber niemand 800 EUR/USD zahlen. Das heisst, Leute schauen nach guenstigen Online-Angeboten (Amazon etc) oder sie kaufen gleich bei Aliexpress.

In den USA bieten die Geschaefte uebrigens meistens gleich 20% Rabatt auf den MRSP an, damit die Leute ueberhaupt noch kaufen.
Die vielen Entlassungen dort werden sich in Zukunft auch noch auf die Preise durchschlagen. Man sieht aber schon jetzt, dass es nach unten geht.

Man darf auch nicht vergessen, dass im MRSP bis zu 70% Kosten des Weges von Hersteller zu Endkunde enthalten sind. Irgendwann wird hier vom Kunden auch eine Reduktion gefordert, denke ich mal.

Wenn man das alles zusammenzaehlt, wird wohl auch in Zukunft einigen Herstellern, auch groesseren, die Luft ausgehen. Die kleinen sind halt die, die zuerst das Handtuch werfen muessen.

IMO.
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Pen-Tagon
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Re: Marke "ottohutt" wird eingestellt - Faber-Castell-Mitteilung

Beitrag von Pen-Tagon »

Naja, hier ist ja keine Firma aus sonst üblichen Gründen vom Markt verschwunden, hier wird aus einfachen Gründen per Managemententscheidung eine "Marke" (!) vom Markt genommen. FC hat ja selbst gesagt, es ging hier nur um das Know How von REH. Von der Rettung einer dem Tod geweihten Firma ist keine Rede.

"Man darf auch nicht vergessen, dass im MRSP bis zu 70% Kosten des Weges von Hersteller zu Endkunde enthalten sind."

Hast Du da mal eine Quelle?

FC kann in Summe jetzt günstiger produzieren (in house). Ob es auch geschickt war, wird sich zeigen. Ich finde FC und GvF Produkte nicht besonders attraktiv, den Kauf eines dritten oder vierten OH hätte ich mir vorstellen können.
Gruß
Knut
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sommer
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Re: Marke "ottohutt" wird eingestellt - Faber-Castell-Mitteilung

Beitrag von sommer »

Wirklich sehr schade, das ganze. Ich hoffe, daß die Designs langfristig das Programm von FC und GvFC bereichern werden, also in der einen oder anderen Form wiederbelebt werden.
Axel
mke
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Re: Marke "ottohutt" wird eingestellt - Faber-Castell-Mitteilung

Beitrag von mke »

> > "Man darf auch nicht vergessen, dass im MRSP bis zu 70% Kosten des Weges von Hersteller zu Endkunde enthalten sind."
> Hast Du da mal eine Quelle?

Ich habe eine verlaessliche Quelle, kann die aber nicht offenlegen, tut mir leid. Es haengt mit der Groesse des Kaeufers zusammen, kleine Kaeufer bekommen natuerlich keine 70%. Ob jeder Hersteller 70% an die Laenderdistributoren weitergibt, weiss ich nicht.
Zudem wurde mir gesagt, bis zu 70%. *

Beispiel Otto Hutt
Ich hatte meinen Design 07 bei La Couronne du Comte in den Niederlanden gekauft. Die Bestellung lief ueber einen groesseren Haendler in BEL-NL, dann Laenderdistributor BEL oder NL, dann erst kam OttoHutt - Aussage von LCdC und Otto Hutt (ich hatte bei beiden Enden nachgehakt, warum die Lieferung so lange dauert). Jeder dieser Kette will ja etwas verdienen, und nicht nur 5% des MRSP, denke ich mal.

> per Managemententscheidung eine "Marke" (!) vom Markt genommen
Das passiert mit Marken jeden Tag. Wenn die nicht (mehr) in das eigene Geschaeft passen, werden sie eingestellt oder verkauft. Und das entscheidet natuerlich das Management, wer auch sonst. Bei Uebernahmen oder mergers werden viele Entscheidungen gefaellt, die nicht gefallen.
Otto Hutt war nun mal eine Nischenmarke, eigentlich nur in Europa bekannt. Mir hat ein groesserer Haendler aus den USA gesagt, niemand haette ihn jemals nach OttoHutt gefragt (auch hier werde ich nicht offenlegen, wer das gesagt hat).

Apropos Entscheidungen, auch einzelne Reihen werden durch Managemententscheidung eingestellt. Mein Lieblingsfueller von Waldmann wurde 2021 auch "einfach" eingestellt: https://www.fountainpennetwork.com/foru ... -precieux/ oben rechts. Ich konnte jedoch gluecklicherweise noch die letzten Exemplare erwerben.

* Nochmals zu den Kosten.
Jinhaohaendler koennen den Jinhao 9019 fuer weniger als 6 Euro auf Aliexpress anbieten, Man sagt, dass Aliex-Preise etwa das Doppelte des Strassenpreises in China sei. Nehmen wir also an, der Strassenpreis sei 3 Euro, d.h. Jinhao kann einen Plastikfueller mit #8-Stahlfeder in EF wahrscheinlich fuer weniger als 1 Euro produzieren. Auch hier sind die Verteilungskosten der groesste Preistreiber.
MichaelP
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Re: Marke "ottohutt" wird eingestellt - Faber-Castell-Mitteilung

Beitrag von MichaelP »

Ich habe eine ganze Reihe von Otto Hutt Federhaltern, nicht zuletzt Dank Berthold!. Alle schreiben ganz ausgezeichnet. Gerade das Design der Reihen Design 03 und 04 hatten es mir angetan. Ich hatte noch Hoffnung, den 03 Orange-Lila mal preiswert zu erwerben, aber das dürfte jetzt wohl nichts mehr werden. Ich fand das Design der Schreiberlinge sehr ansprechend und durchaus prägnant. Aber wie andere bereits vor mir schrieben, so ist der Erhalt einer solchen Nischenmarke sicher ein schwieriges Unterfangen und die Weiterführung unter Lamy hielt ich bereits nach der Übernahme für sehr unwahrscheinlich. Nun werde ich mich also and meiner kleinen Otto Hutt Sammlung erfreuen und den Verslust der Marke im Stillen beweinen.
Superburschi
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Re: Marke "ottohutt" wird eingestellt - Faber-Castell-Mitteilung

Beitrag von Superburschi »

In grün/blau wäre der 03er noch verfügbar.
Mit B Feder.
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PapierundStift
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Re: Marke "ottohutt" wird eingestellt - Faber-Castell-Mitteilung

Beitrag von PapierundStift »

mke hat geschrieben:
15.09.2025 10:00
> > "Man darf auch nicht vergessen, dass im MRSP bis zu 70% Kosten des Weges von Hersteller zu Endkunde enthalten sind."
> Hast Du da mal eine Quelle?

Ich habe eine verlaessliche Quelle, kann die aber nicht offenlegen, tut mir leid. Es haengt mit der Groesse des Kaeufers zusammen, kleine Kaeufer bekommen natuerlich keine 70%. Ob jeder Hersteller 70% an die Laenderdistributoren weitergibt, weiss ich nicht.
Zudem wurde mir gesagt, bis zu 70%. *

Beispiel Otto Hutt
Ich hatte meinen Design 07 bei La Couronne du Comte in den Niederlanden gekauft. Die Bestellung lief ueber einen groesseren Haendler in BEL-NL, dann Laenderdistributor BEL oder NL, dann erst kam OttoHutt - Aussage von LCdC und Otto Hutt (ich hatte bei beiden Enden nachgehakt, warum die Lieferung so lange dauert). Jeder dieser Kette will ja etwas verdienen, und nicht nur 5% des MRSP, denke ich mal.

> per Managemententscheidung eine "Marke" (!) vom Markt genommen
Das passiert mit Marken jeden Tag. Wenn die nicht (mehr) in das eigene Geschaeft passen, werden sie eingestellt oder verkauft. Und das entscheidet natuerlich das Management, wer auch sonst. Bei Uebernahmen oder mergers werden viele Entscheidungen gefaellt, die nicht gefallen.
Otto Hutt war nun mal eine Nischenmarke, eigentlich nur in Europa bekannt. Mir hat ein groesserer Haendler aus den USA gesagt, niemand haette ihn jemals nach OttoHutt gefragt (auch hier werde ich nicht offenlegen, wer das gesagt hat).
Soll ich mal aus dem Nähkästchen plaudern?
1. Die 70% sind utopisch! Es gab früher in Deutschland das Prinzip, dass man nach Umsatz einen besseren Einkaufsrabatt erzielen konnte. Der brachte ein paar Prozentpunkte mehr auf dem weit von deinen bei 70% liegenden Einkaufspreis. Ich würde mal sagen, da kam man extrem hohen Umsätzen auch nicht auf 70% - jedenfalls nicht in der Schreibgeräte-Bubble, in der wir uns hier befinden. Und sehr viele Marken, die ich zum Beispiel im Sortiment habe, geben allen Händlern die gleichen Einkaufspreise. Ich hatte bei einer Marke zeitweise mal den Großhandelsrabatt (dazu später noch mehr), der einen Rabatt von 55% darstellte.
2. Natürlich hat LCdC extreme Rabatte gegeben, und die dadurch auf zum Teil 5 bis 10 % reduzierte Gewinnmarge hat dann ja wohl auch ihr Ende bedeutet.
3. Wenn Amazon eine Marke haben will, dann führt diese Plattform einen Preiskampf, bei dem sie draufzahlen. Ich habe mit einer Japanischen Marke einmal das Spielchen mitgemacht. Diese Marke hat mir die gleichen Rabatte - und am Ende sogar noch mehr Rabatt, nämlich den oben erwähnten Großhändlerrabatt - gegeben wie Amazon. Daher weiß ich, wie wenig Amazon an dem Produkt verdienen konnte mit Ihrer Preispolitik. Als ich dann als Konkurrent auf der Plattform aufgegeben habe, wurde der Preis dann soweit erhöht, dass man etwas damit verdienen konnte.
4. Die Distributoren: tja, das konnte man bei Otto Hutt gut sehen, wieviel da wohl "hängen" bleibt. Denn es gab schliesslich mal einen Distributor, der dann seinen Vertrag gekündigt hat. Danach gingen die Produkte in den direkten Vertrieb. Wurden Sie für uns Händler billiger? Ja, aber nicht viel! Denn gleichzeitig wurde die MRSP auch runtergesetzt.
4. Da Otto Hutt das Modell der Direktvermarktung vor einigen Jahren gewählt hat, gab es keinen Vertrieb in den USA. Wie sonn dann eine Marke dort bekannt werden ohne Marketing?

Daher: ich weiß nicht, ob Otto Hutt so sehr in finanzielle Schwierigkeiten geriet, auf dass der Verkauf dringend nötig war. Denn das OEM Geschäft lief seit Jahren ganz gut und hat ein Standbein ausgemacht. Ob die eigene Marke besser hätte aufgebaut werden müssen? Tja, das ist eine Kostenfrage und eine Frage, wie wichtig man Marketing ansieht. Über das Marketinggebahren von Otto Hutt hatte ich mich schon vor Jahren aufgeregt (Nicht umsonst, hatte ich die Marke mal komplett aufgegeben in meinem Shop und erst nach langem Überlegen wieder etwas aufgenommen...). Ich hatte das Gefühl, dass die Firma sehr viel von Technik versteht und hervorragende Schreibgeräte produzieren kann. Auch die Idee mit der Kooperation der naheliegenden Designhochschule zeigte ja gute Ergebnisse. Aber Marketing war scheinbar eher ein Fremdwort.

Und ich sehe auf der anderen Seite Faber-Castell, die seit dem Erbstreit nach dem Tod des alten Grafen keine klare Linie zeigen konnten und wollten, wohin es gehen könnte. Dabei schon einiges an Konkurrenz in Otto Hutt sahen. Und sich deshalb das KnowHow sichern wollten. Und gleichzeitig die Konkurrenz, die auch von der Firma Huber beliefert wurden, nun unter Kontrolle haben. Und Einsparungen in den Produktionskosten haben können. Aber es ist schade, dass die Marke Otto Hutt, die eigentlich eine gute Zweitlinie im Faber-Castell Portfolio hätte sein können, einstellen. Spricht leider für die Fantasielosigkeit im Hause Faber-Castell.

Anja
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Pen-Tagon
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Re: Marke "ottohutt" wird eingestellt - Faber-Castell-Mitteilung

Beitrag von Pen-Tagon »

PapierundStift hat geschrieben:
17.09.2025 10:49
Aber es ist schade, dass die Marke Otto Hutt, die eigentlich eine gute Zweitlinie im Faber-Castell Portfolio hätte sein können, einstellen. Spricht leider für die Fantasielosigkeit im Hause Faber-Castell.
Gut auf den Punkt gebracht. Hinsichtlich Markenvielfalt wäre eine andere Mutter sicherlich besser geeignet. Muss ja nicht direkt LVMH oder Richemont sein, aber bei Newell Brands hätte sich OH wunderbar naben Parker und Waterman einreihen können.
Gruß
Knut
mke
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Re: Marke "ottohutt" wird eingestellt - Faber-Castell-Mitteilung

Beitrag von mke »

Anja,

von welcher Amazon-Konkurrenz redest Du?
Amazon DE oder der Verkaeufer Amazon Japan auf anderen Amazons ? Oder verkaeuft Amazon Japan nicht auf Amazon DE so wie es das auf Amazon US macht ?

Die bis zu 70 % Angabe stammt von einem Sales VP eines europaeischen Unternehmens. Ich kann natuerlich nicht ueberpruefen, ob er da etwas uebertrieben hat, aber 55% sind ja auch schon ordentlich. Das Beispiel LCdC war nur angefuehrt um zu sagen, dass da einige Mittelmaenner dazwischen waren. Wieviel da bei jedem haengenblieb weiss ich natuerlich auch nicht. Ich weiss nur, dass mein Design 07 ungefaehr 55% des MRSP gekostet hat, einschliesslich Versand nach Japan.

> Und gleichzeitig die Konkurrenz, die auch von der Firma Huber beliefert wurden, nun unter Kontrolle haben.
Ich glaube nicht, dass Huber so einfach Produktionsdaten von Kunden an FC weitertragen kann. Da werden sicher einige Geheimhaltungsvertraege unterschrieben.
Ich kenne das von meiner Zeit in einem Unternehmen, das auch fuer andere Unternehmen produziert hat. Auch intern wurde da nur ueber Kunde A und Produkt 1 geredet. Sogar im Management hatten viele hochrangige Manager keinen Zugang zu genauen Informationen.

OH ist vorbei, warum wissen nur FC und REH. Wir koennen da lange spekulieren, erfahren werden wir das nie.
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PapierundStift
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Re: Marke "ottohutt" wird eingestellt - Faber-Castell-Mitteilung

Beitrag von PapierundStift »

Nur soviel: Gratulation für den 55% Rabatt für denen OH Füllhalter. Dann hat LCdC garantiert ein Verlustgeschäft gemacht! :D :D :D

Anja
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Re: Marke "ottohutt" wird eingestellt - Faber-Castell-Mitteilung

Beitrag von mke »

Ich habe das Gefuehl, man glaubt mir nicht; hier also meine Daten aus der LCdC-Abrechnung. Kann auch einen Screenshot liefern.

Fuer 312.40 Euro bei LCdC gekauft*, MRSP des Sterlingsilbermodells war 580 Euro zu der Zeit, das Platinummodell war 520 Euro.
*LCdCs 20% OFF Aktionspreis, einschliesslich Versand

=> ca. 47% Rabatt, eigentlich mehr, da in dem Preis ja auch noch der Versand enthalten ist.
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