Manu Propria Pens

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manupropriapens
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Manu Propria Pens

Beitrag von manupropriapens »

Guten Tag,

Mein Name ist Martin Pauli und ich möchte Ihnen Heute Manu Propria Pens vorstellen.

Eigentlich bin ich Uhrmacher und stelle seit 1998 unter der Marke Angular Momentum Uhren her.
Die Produktionskapazität liegt bei 35 bis 40 Uhren pro Jahr, alles handgefertigte Einzelstücke.
http://www.angularmomentum.com/welcome.html

In den vergangenen Jahren hat sich die Uhrenbranche massiv verändert, zum schlechteren für mittlere und kleine Uhrenmarken.
Heute wird die Branche von den drei grossen Gruppen SWATCH (18 Marken), Richemont (13 Marken) und LMVH (6 Marken) dominiert.
Mit Werbebudgets bis zu 70% des Umsatzes geben sie mehr Geld aus für Kommunikation als für Entwicklung und Produktion.
Sie kontrollieren mit ihrer Macht die Medien und unterbinden Berichterstattung über kleine Marken.
Der Handel wird mit unverschämt hohen Mindestbezugsmengen davon abgehalten kleinere Marken im Sortiment zu führen.
Als "Finanzinstitute" verdienen die Gruppen mittlerweile wahrscheinlich mehr Geld mit Finanzanlagen und Derivate-Handel als mit Uhren.
(Rolex eine Stiftung und Patek Philippe ein Familienunternehmen sind weitere grosse Player am Markt).

Viele meiner Kollegen, die noch vor einigen Jahren hochkomplizierte Uhren für Sammler herstellten wurden aufgekauft oder verdienen sich Heute den Lebensunterhalt mit Reparaturen.

Ende 2013 habe ich Manu Propria Pens gegründet.
Manu Propria oder m.p. bedeutet "mit eigener Hand" oder "Eigenhändig"
Im Oktober/November 2014 habe ich die ersten Händler beliefert, Landolf Arbenz in Zürich, La Couronne du Comte in den Niederlanden, Sakura Gallery in Belgien und Andy's Pens in London. Daneben habe ich viele Füller für private Kunden in aller Welt herstellen dürfen.
Seither entwickelt sich die Marke kontinuierlich.

Meine Füllfederhalter und Roller Pens drehe ich aus japanischem Ebonite auf meiner Schäublin Drehmaschine.
Das Ebonite der Firma Nikko Japan ist im Vergleich mit dem Ebonite der deutschen Firma Schönberger erheblich leichter und aufnahmefähiger für Lacke.

Das Besondere an meinen Stiften ist, dass alle mit Japanlack (urushi) lackiert sind. Natürlich mache ich auch die Lackarbeiten selber in meinem Atelier in Ittigen-Bern in der Schweiz.

URUSHI
Urushi-Lack wird ähnlich wie Gummi gewonnen, durch Schnitte in die Rinde eines Rhus verniciflua Baumes, aus dem das "Harz" rinnt und aufgefangen wird.
Pro Baum können etwa 150 gr. Rohlack gewonnen werden.
In Japan werden pro Jahr gerade 1.5 Tonnen Rohlack gewonnen.
Im Vergleich dazu beträgt die jährlichen Produktion von Diamanten 30 Tonnen.
Der Grossteil des Urushi, welches in Japan verarbeitet wird wird aus China importiert, da der Preis bei 10% oder weniger liegt.

Das von mir verwendete Urushi erhalte ich von einem befreundeten Urushi-Künstler, der in den Bergen von Nagano Japan selbst Urushi "zapft".
Dieses im Sommer gewonnene "Sakari-Urushi" ist sehr flüssig und transparent und gilt als eines der hochwertigsten Lacke überhaupt.
Diesem Lack kann bedeutend mehr Pigment beigemischt werden und man erzielt somit leuchtendere und kräftigere Farben.
"Sakari-Urushi" kosted € 2'000.- pro Kilogramm. Urushi aus China ist im Vergleich sehr dunkel und zähflüssig.

VERARBEITUNG
Wie meine Freunde in Japan arbeite ich sehr traditionell, nur mit bestem Urushi aus Japan, ohne Verdünnung mit Öl oder Chemikalien.

Urushi trocknet nicht sondern härtet innert 24 Stunden in einem Klimaschrank "Furô" mit durchschnittlicher Temperatur von 25°C und einer konstanten Luftfeuchtigkeit von 75 bis 85%.
Jede Lackschicht wird mit einem speziellen Pinsel aus Frauenhaaren aufgetragen und ist gerade mal 0.01 mm dick.
Jede Schicht muss also 24 Stunden lang im Schrank getrocknet werden.
Nach einer Grundierung aus Holzkohlepulver und Rohlack "Ki-Urushi", die eine starke aber flexible Verbindung zum Ebonite bildet, werden je nach Komplexität der jeweiligen Lacktechnik zwischen 30 und 50 Schichten aufgetragen.

Nachdem die letzte Urushi-Schicht im "Furô" fertig getrocknet respektive gehärtet ist, lässt man die Arbeit eine Woche lang liegen und nachhärten.
Urushi erreicht eine Härte von Mohs 6, nahe der Härte von Glas.

Die Oberfläche wird anschliessend mit Holzkohle und Wasser flachgeschliffen.
Anschliessend wird die Oberfläche mit "Tonoko" einem feinen Tonpulver, Watte und Rapsöl vorpoliert.
Nach der Reinigung wird Transparentes Urushi aufgetragen und sofort mit Papier wieder komplett abgewischt und 24 Stunden lang gehärtet.
Dieser Prozess "Uwazuri" wird 6 mal wiederholt. Dann wird mit feinem Polierpulver "Migako", Rapsöl und den Fingern poliert.
Früher benutzte man Hirschhornpulver. Nach der Politur werden nochmals 3 x urushi aufgetragen, weggewischt und gehärtet wie oben beschrieben.
Dann wird mit "Migako" und den Fingern trocken endpoliert.

In der japanischen Urushi-Industrie wird Heute aus Kostengründen oft 10-20% Urushi mit 80-90% Chemie verdünnt und mit der Spritzpistole aufgespritzt ohne dass poliert werden muss. Dies nennt man in Japan übersetzt "Doppel Urushi" (2倍漆)

TECHNIKEN
Den meisten Federhalter-Sammler ist der Begriff "Maki-e" bekannt und gilt für viele als Synonym für Urushi.
Maki-e bedeutet übersetzt Streubild, maki = streuen, e = Bild und ist nur eine von vielen von verschiedenen Urushi-Techniken.

Ich mache keine Maki-e Arbeiten. Ich interessiere mich für die sogenannten "Kawari-Nuri" oder "Saya-Nuri".
Kawari = Experiment, Nuri = Lack, Saya = Schwertscheide, Nuri = Lack.

Während der Edo-Periode (1603 bis 1868) erfreuten sich die sogenannten Saya-Nuri grosser Popularität.
Die Urushi-Künstler Japans übertrafen sich in der Kreation von Lackvarianten, die auf den Scheiden "Saya" der japanischen Schwerter umgesetzt wurden.
Genau auf diese dekorativen Experimentierlacke habe ich mich spezialisiert. Zusammen mit Lack-Freunden in Japan versuche ich alte Lacktechniken wieder zu entdecken und eigene neue Techniken zu entwickeln, die ich auf den Füllfederhaltern ausführe

Dieser Link bring Euch zum E-Katalog, in dem Ihr einen Überblick auf die Techniken erhalten könnt.
http://www.manupropria-pens.ch/welcome/ ... logue.html

Dieser Link bringt Euch zu einem Urushi-Glossary
http://www.manupropria-pens.ch/welcome/ ... ssary.html

TAME-NURI/ROIRO-NURI/FUKI-URUSHI
Generell gibt es zwei verschiedene Lack-Abschlüsse

Roiro-Nuri ist der Begriff für alle Abschluss-Lacke, die poliert werden. Poliert werden könne nur 100%ige Urushi-Lacke, die nicht mit Öl verdünnt sind.
Roiro-Lacke haben eine glatte glänzende Oberfläche. Dies gilt für Abschlüsse mit transparentem Urushi sowie pigmentiertem, farbigem Urushi

Tame-Nuri ist der Begriff für Abschluss-Lacke die nicht poliert sind. Traditionell werden diese Lacke mit Kampferöl verdünnt, damit der Lack besser verteilt werden kann und leicht glänzend ohne sichtliche Pinselstriche härtet. Dies gilt für Abschlüsse mit transparentem Urushi sowie pigmentiertem, farbigem Urushi

Bei der Restauration alter Urushi Arbeiten weiss man oft nicht auf Anhieb welche Technik verwendet wurde.
Bei genauer Betrachtung von alten Lacken im richtigen Licht kann man oft ganz feine Pinselstriche sehen. Dies bedeutet, dass Öle verwendet wurden und dass der Lack nicht aufpoliert werden kann

Fuki-Uruhi nennt man die Technik, bei der Holz oder Bambus mit transparentem Urushi "imprägniert" wird.
Wie bei der Politur wird 5 bis 6 mal transparentes Urushi aufgetragen und wieder abgewischt und gehärtet

FEDERN
Die Federn beziehe von von JOWO Berlin, die Tintenleiter von einem Hersteller in Deutschland.
Die Federn und die Tintenleiter sind von seht guter Qualität.
Verglichen mit Bock-Federn sitzt die Feder mit Tintenleiter weniger stramm in der Hülse.
Hierbei kann die die Feder ohne Probleme herausgenommen und wieder gesetzt werden während dies bei Bock etwas riskant ist.

Für Fragen zu Urushi stehe ich gerne zur Verfügung

Mit besten Grüssen,

Martin Pauli
Manu Propria Pens
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patta
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Re: Manu Propria Pens

Beitrag von patta »

Hallo Martin und vielen Dank.

Ich hab zwar mit Urushi et al. (noch) nichts am Hut und auch liegen deine Werke preislich (noch) über meinem Budget, doch es hat mir sehr viel Spaß gemacht, in der Mittagspause deine Einführung zu lesen und ein paar Stücke auf der Website anzuschauen.
Bedenkt man, wie viel Arbeit notwendig ist, um solche schöne Resultate zu erzielen!

Ich wünsche dir viel Erfolg und mir, dass ich mal einen deiner Füller live anschauen kann (nein, dies war kein Hinweis auf eine kostenlose Warenprobe!).

Gruß, patta

Die Hälfte dessen, was man schreibt, ist schädlich, die andere Hälfte unnütz. - Friedrich Dürrenmatt
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karlimann
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Re: Manu Propria Pens

Beitrag von karlimann »

Also der zweite von oben sieht ja wohl dermaßen genial aus! Tolle Arbeit!

Ich schaue lieber nicht nach, was der kosten würde.

Gruß
Karl
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bella
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Re: Manu Propria Pens

Beitrag von bella »

Danke für die fundierten Informationen .... Freut mich sehr

Ich bin ja bekennender Urushi-Fan seit meinem ersten Nakaya.
Auf Manu Proprialisier wurde ich auch schon aufmerksam Indianer auch schon meinen Favoriten
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glucydur
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Re: Manu Propria Pens

Beitrag von glucydur »

Sehr respektabel, was da aus Europa kommt! Es existiert also neben S.T. Dupont noch ein zweiter Ernst zu nehmender China-Lack-Spezialist auf dem alten Kontinent. Die Gestaltung lehnt sich sehr an die japanischen Hersteller wie Nakaya an.

VG

Alexander
Gutta cavat lapidem.
manupropriapens
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Re: Manu Propria Pens

Beitrag von manupropriapens »

Gerne geschehen,

Auf vielen Foren wird viel Falsches über Urushi geschrieben.
Ich dacht es macht Sinn die Informationen einzustellen.

Was ich noch vergass: Urushi ist in flüssigem Zustan sehr allergen.
80% der Menschen reagieren mehr oder weniger stark auf das Urushi-Polymer.
Zum Glück bin ich einer der 20%.
Ist der Lack jedoch hart/getrocknet besitzt Urushi sogar eine heilende und antiseptische Wirkung.
In Japan werden viele Haushalts- und Küchengegenstände mit Urushi lackiert.
Der Lack ist resistent gegen alle bekannten Säuren und Laugen und verträgt Hitze bis 300°C.
Auch ist es so, dass Urushi mit den Jahren immer transparenter wird und somit die Farben immer strahlender erscheinen.
Andere Urushi-Pen Hersteller sind in Japan Nakya, Namiki (wohl das Beste auf dem Markt) und die Big3 Pilot, Platinum, or Sailor.
Danitrio ist eine US Firma, die alle Arbeiten in Japan arbeiten lässt.

Beste Grüsse

Martin
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Strombomboli
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Re: Manu Propria Pens

Beitrag von Strombomboli »

Aber ganz aus Ebonit sind die Füller doch nicht, denn es sind doch breite Metallringe am Rand des Aufsteckstücks (wie heißt das eigentlich? fällt mir gerade nicht ein) und auch an einem Griffstück zu sehen. Oder ist das normal? Einen Nakaya hatte ich noch nie in der Hand, die indischen Ebonitfüller haben das aber nicht. Kannst du das noch erläutern?
Iris

Mein Avatar ist ein Gemälde von Ilja Maschkow (1881-1944): Selbstporträt; 1911, das in der neuen Tretjakow-Galerie (am Krimskij Wal) in Moskau hängt, wo ich es fotografiert habe.
manupropriapens
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Re: Manu Propria Pens

Beitrag von manupropriapens »

Bei einigen Modellen hat die Kappe einen grösseren Durchmesser, der mir erlaubt eine vergoldete Messinghülse einzusetzen.
Das hat bei einigen Modellen eine stabilisierende Wirkung, bei anderen Modellen ist es einfach eine Frage des Designs.
Ich beziehe in Japan Rundstäbe aus Ebonite. Die werden gebohrt, überdreht und gewindet. Dann folgt die Lackierung.

Auf dem Bild die Angaben der Grössen und Gewichte

Gruss,

Martin
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SimDreams
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Re: Manu Propria Pens

Beitrag von SimDreams »

Meine Wirtschaftsministerin ist zwar sehr verständnisvoll, aber ob ich einen Shibui durch den Haushaltsausschuss bekomme? Einen Versuch werde ich machen. Grüße, Uwe
Da die Schreibgeräteakquise nicht das einzige Hobby ist: http://www.flickr.com/photos/simdreams/
drasir
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Re: Manu Propria Pens

Beitrag von drasir »

Sehr schöne Stücke, beeindruckende Handarbeit!
Ein ambitionierter Sammler wird seine Urushi-Kollektion so bestimmt wunderbar erweitern können. Für "normale" Stiftverrückte denke ich aber wird es schwierig den erheblichen Aufschlag zu vergleichbaren Nakayas zu rechtfertigen.

Viel Erfolg und viel Spass! Gut dass der Stiftemark noch nicht dem Uhrenmarkt folgt...
DanielH
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Re: Manu Propria Pens

Beitrag von DanielH »

Hallo auch von mir,

Ich hatte Manu Propria schon mal bei lacouronneducomte im Onlinekatalog gesehen. Ich finde es klasse, dass es in diesem Segment noch möglich ist, sich als handwerklicher Betrieb zu etablieren und kann Dir nur meine Anerkennung aussprechen. Urushi ist für mich als Chemiker eine absolut faszinierende Technik, auch wenn mir die Produkte nicht so recht gefallen wollen. Es tut mir fast Leid, das sagen zu müssen, aber Deine Füller wecken bei mir kein "must have" Gefühl. Trotzdem finde ich es klasse, dass Du Dich hier so umfangreich vorstellst und uns auch einen kleinen Einblick in Deine Arbeitstechniken gibst.
manupropriapens
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Re: Manu Propria Pens

Beitrag von manupropriapens »

Danke für eure Kommentare, Eure Meinungen sind für mich interessant und wichtig.
Natürlich ist M.P. eine Nischenmarke und meine Produktionsapazität im Vergleich zu den grossen Marken sehr begrenzt.
Die Preise meiner Füller entsprechen denen von Pelikan, Namiki, Danitrio und weiteren.
Die Preisgestaltung von Nakaya möchte ich mich nicht kommentieren, jedoch darauf hinweisen, dass in Japan Lohnkosten, Lohnnebenkosten, Steuern und Abgabe mit denen der Schweiz vergleichbar ist. Daher wundere ich mich schon, wie es möglich ist ein handgemachter Füller mit Urushi-Finish und 14 Kt.Feder im Grosshandel für USD 300.- und Verkauf für USD 550.- anbieten zu können.

Ich wünsche einen schönen Tag

Beste Grüsse,

Martin
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MarkIV
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Re: Manu Propria Pens

Beitrag von MarkIV »

Hallo Martin,

eine sehr schöne Kollektion an Stiften hast du da. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht mich durch deine Kollektion an Stiften zu blättern und mir die einzelnen Variationen anzuschauen. Mein Favorit wäre ein Bô Susutake. Ich habe schon einige "precious woods" Stifte aus Japan, von Sailor wie von Namiki. Ich mag das Gefühl des Stiftes in der Hand sehr gern, egal ob mit oder ohne Urushi "Nachbehandlung. Gefolgt wäre das von einem Bô Shitan-Nuri in mittelgroß......
Aber ähnlich wie bei Nakaya, mir fehlt bei dem Preis der praktische Nutzwert. ich liege beim Preis dann irgendwo zwischen 1.500€ und 2.300€ plus der Steuern die ich in Deutschland ja noch entrichten muss. Das ist dann etwas was auf meinem (nichtvorhandenen) repräsentativen Schreibtisch liegt oder in die Vitrine wandert. Handgefertigt hin oder her, das bremst mein "will ich unbedingt" extrem.

So ich die Gelegenheit mal finde würde ich einen der Stifte aber gern einmal anschreiben, ich kenne die japanischen Federn von Sailor, wie die von Nakaya und Namiki ganz gut. Für mich machen diese, übergeordnet zu Material und Verarbeitungsprozessen, zum wesentlichen Teil des Stiftes, des Schreiberlebnisses. Ich selbst habe auch Stifte mit JoWo Goldfedern, die mit einer Sailor oder Namiki 21k Federn nicht konkurieren können. Vielleicht kommt ja aber durch das Tuning noch das große "aaahhhhhhh" und kaufe doch einen....

Nichts desto trotz, ich wünsche dir viel Erfolg mit deinem Handwerk. Es ist schön zu sehen das sich so etwas in Europa entwickeln und bestehen kann.

:D

Mark
Man muss die Steine, über die man schreibt, angefasst haben!
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www.tintanium.de/@tintan.ium

Wenn ich offiziell schreibe, dann in Grün
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Re: Manu Propria Pens

Beitrag von manupropriapens »

Danke Mark,

Ich habe 20 Jahre lang im Warenhaus gearbeitet und war verantwortlich für das Marketing und die Schauwerbegestaltung.
Ich habe mich von Morgens bis Abends damit beschäftigt Wege zu finden, dass Menschen bei uns einkaufen, öfters einkaufen und mehr einkaufen, wissend, dass 90% allen Konsums unnötig ist.
Von 100 Dingen, die Heute gekauft werden, wird in 6 Monaten noch genau 1er in Verwendung verbleiben.
Die anderen 99 Dinge werden in 6 Monaten auf dem Müll liegen.
Ich denke es ist wichtig, Dinge zu kaufen, die einem wirklich gefallen, ob man sie verwenden will oder sie "nur" aus Freude haben möchte.

Ich denke über die Unterschiede von europäischen Federn zu den japanischen müssen wir nicht diskutieren.
Die Japanische Schrift sucht eine Feder, die den Pinsel ersetzt. In Japan nennt man Füllfederhalter "mannenhitsu", was übersetzt "Zehntausendjahrepinsel" bedeutet. In Anbetracht, dass schöne Pinselschrift in Japan als Kunst verstanden wird, ist auch zu verstehen, dass man sich dort über die Feder als solches mehr Gedanken macht als im Westen.
Wie auch immer, alle bekannten Hersteller im Westen - mit wenigen Ausnahmen - kaufen ihre Federn jeweils bei beiden Bock und Jowo.
Andere Federhersteller gibt es nun mal nicht.

Danke nochmals und

liebe Grüsse,

Martin
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Re: Manu Propria Pens

Beitrag von MarkIV »

Ich denke der Vergleich zum Warenhaus und übertriebenem Konsum trifft es nicht, obwohl er sich auf die Intention deiner Stifte passt. Ich meine das der Füllernutzer als solcher schon nicht mehr in ein quadratisches Raster passt, genau wie die ewig gestrigen die noch Platten hören auf Film fotografieren und einen Dia-Projektor nutzen, mache ich übrigens alles :D.
Mein Eindruck hier zum Beispiel ist, das der weit überwiegende Teil Füller nicht einfach so kauft, sondern sich gut und genau überlegt warum er was kauft. Noch spannender wird es dann bei den Geräten die die preisliche Schmerzgrenze sehr gut auslasten. Da ist in meinen Augen der Vergleich zu anderen Manufakturen in dem Segment fast zwingend. Den ich bezweifle stark das 90% der Füller die durch die Forennutzer hier gekauft werden in einem Jahr nicht mehr genutzt werden, vielleicht haben sie den Nutzer gewechselt, aber ich gehe eher davon aus das eher weit über 90% der heute gekauften Füller in einem Jahr noch genutzt werden.

Ich habe beruflich wie privat einen recht guten Draht nach Asien und insbesondere nach Japan. Ich bin mir wohl bewußt wie Füller genutzt und damit auch "platziert" werden. Ich schreibe sehr gern mit Fude Pens und mir ist auch klar das "Flex" in Asien nicht dasselbe bedeute wie hier.
Ich besitze einige sehr alte Namiki Stifte und auch zwei handgefertigte Füller aus Japan, und das Japan Thema steht bei japanischen Lackierungen nun mal quer über deinen Stiften, die Feder ist bei diesen Stiften ein essentieller Teil, die Seele, des Füllers, warum diese ja meist reichlich verziert ist und eine eindeutige Erkenntnis der Herkunft zulässt. Mich hat daher ein wenig überrascht wie wenig homogen sich das Erscheinungsbild der Federn in der Gesamtheit deiner Stifte abbildet, wo die Feder doch der wichtigste Teil des Stiftes ist.

Die beiden handgefertigten japanischen Stifte die ich habe, verwenden weder JoWo noch Bock Systeme, sondern speziell gefertigte Sailor Federn. Wie du ja selbst schon betont hast, Urushi ist in Japan "nichts besonderes", viele Alltagsgegenstände sind damit verziert. DerAufwand bder Lackierung zahlt sich dann über die Nutzungsdauer zurück. Meist ist es der Gegenstand selbst, also die Reisschale, der Teebecher, die Kanne besonders, schon bevor sie veredelt wurde. In meinen Augen sind 2.500€ für ein Schreibgerät, egal wie gearbeitet, am äußersten Limit, nicht nur finanziell. Für den Preis muss ich Perfektion erwarten. Und die sehe ich nicht. JoWo und Bock ist beileibe nicht schlecht, aber andere Manufakturen die diese Verwenden individualisieren sich damit sie zu ihrem Produkt passen oder entwickeln eigene, die zu dem Luxussegment in dem sie arbeiten, passen. So kann ich sagen das der wichtigste Teil, die Feder, an den 2.500 Euro weniger als 100€ kostet und "von der Stange" kommt.

Vielleicht ändert sich der Eindruck wenn ich mal mit einem deiner Stifte geschrieben habe, aber ich wollte mal meinen Eindruck im Verhältnis zu deiner Philosophie darstellen...

Mark

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