Manu Propria - Ein Paar

[manupropriapens]

Heute Morgen habe ich ein Paar Füllfederhalter fertig poliert.
Eine Bestellung aus China, gedacht als Willkommensgeschenk für ein deutsches Ehepaar, welches im Juli ihre neue Arbeitsstelle antritt.
Es sind aus Ebonite gedrehte lange Desk-Pens mit einer Urushi-Lckierung, die man "Kuro-Tame-Negoro" nennt. "Negoro" heisst der Lack, bei dem schwarzer Urushi über Roten lackiert wird. "Kuro-Tame" bezieht sich auf den transparenten schwarzen Schlusslack.
Bei diesen Füllern habe ich ein kleines Experiment gemacht, indem ich kleine "Momiji" Ahornblätter mit rotem Urushi bemalt und diese auf die Oberfläche des geschliffenen Urushi geklatscht habe. Solche Urushi-Technik, bei der man Blätter oder Gräser "aufstempelt" nennt man "Namaha-Suri-Nuri", bei Ahornblättern nennt man die Technik "momiji-nuri".
Wie gesagt wurde danach einige Schichten schwarzen, transparenten Urushi aufgetragen.
Nch dem trocknen wurde die Oberfläche wie üblich geschliffen und aufwändig poliert. DieMomiji-Muster sind nun an den Spitzen sichtbar. Mit der Zeit wird Urushi transparenter und eines Tages wird man die Blätter vollständig aus der Tiefe des Lacks sehen können.

Beste Grüsse,

Martin

[glucydur]

Ein sehr schönes Paar. Das rote "Feuer" im Urushi-Lack ist beeindruckend und kommt auf den Fotos sehr gut zur Geltung...

VG

Alexander

[manupropriapens]

Danke Alexander. In der Tat ist es sehr schwierig, diese Tiefeneffekte auf einem Foto festzuhalten.

Beste Grüsse,

Martin

[han-z]

Tja, was soll ich sagen - auch dieses Paar Füller ist wieder sehr schön. Ich mag einfach diese Urusei-Technik. Und jedes Mal, wenn ich einen oder mehrere Deiner Füller sehe, denke ich mehr und mehr darüber nach, mir selbst einmal einen erschaffen zu lassen.

[manupropriapens]

Danke Han-z,

Stehe gerne zur Verfügung

Ich wünsche ein angenehmes Weekend,

Grüsse,

Martin

[han-z]

Hallo Martin,

danke! Ich werde in der nächsten Zeit intensiv darüber nachdenken...und wer weiß - vielleicht mache ich mal einen Abstecher in Deine Richtung und schaue mir die Füller mal aus der Nähe an, wenn das geht.

[glucydur]

Eine Ergänzung noch: Mir gefällt ausgesprochen gut, wie dezent die Gravur am Korpusende aufgebracht wurde. Auch die Schriftart fügt sich sehr organisch in das Gesamtbild ein. Gibt es irgendwelche Besonderheiten auf die man bei der Gravur bei Urushi-Lack im Vergleich zu anderen Materialien achten muss?

VG

Alexander

[manupropriapens]

Hallo Alexander,
Danke. Es ist nicht eine Gravur sondern Urushi mit Pinsel aufgetragen.
Gravieren geht aber super. Es gibt eine Urushi-Technik die nennt man "Chinkin".
Ihr kennt ja alle die Füller von Namiki mit Chinkin-Arbeiten.
Mit scharfen Messern wird ein Sujet in den Lack graviert, dann mit transparentem Urushi eingerieben und mit Goldpulver oder Blattgold belegt. Ich habe mal eine Uhr gemacht, die hatte ein Zifferblatt aus Urushi mit Guilloche-Gravur.

Grüsse,

Martin

[glucydur]

Das ist überraschend. Ich hätte es für eine Gravur gehalten. Sehr fein gemacht. Zum Ziffernblatt der Uhr bleibt mir nur zu sagen: Wow!! Das war mir bisher noch nicht bekannt, dass es Urushi-Ziffernblätter gibt... Aufwendig bearbeitete Emaille Ziffernblätter bei Patek aus den Metiers d'Art waren mir bekannt.

VG

Alexander

[Handschreiber]

Solche hochwertigen Auftragsarbeiten halte ich für große Kunst. Ich liebe die Verbindung aus erlesenen Materialien und klassischer Form!

[manupropriapens]

Danke Alexander und Handschreiber. Es gibt einige Uhrenmarken, die in Japan Zifferblätter mit Urushi haben machen lassen: Chopard und Vacheron Constantin. Vacheron hat vor einigen Jahren eine Trilogie angeboten, drei Uhren mit Zifferblätter mit Maki-e. Die kostete wenn ich mich richtig erinnere € 320'000.-

[glucydur]

Stimmt Maki-e habe ich im Zusammenhang mit Uhren-Ziffernblättern gehört. Patek und Vacheron sind was die Metiers d'arts angeht sowieso die zwei ersten Adressen. Lange hat man geglaubt, dass so etwas beim Publikum nicht mehr ankäme. Aber inzwischen finden sich sehr viele Uhrenliebhber, die die alten Handwerkskünste wieder sehr hoch schätzen... Da gibt es tolle Preziosen. Mir gefällt zum Beispiel die Emaille-Arbeit bei der Art Déco Serie Ozeandampfer von Patek Philippe.

Deine Urushi-Arbeit ist auch wirklich sehr überzeugend. Das möchte ich nochmals betonen.

VG

Alexander

[Handschreiber]

Hattest Du schon Gelegenheit, meine PN zu lesen, Martin?