Die große Pelikanfeder lockt mit prachtvollem Aussehen und hochgelobten Schreibeigenschaften. Der große Souverän von Pelikan aber, mit dem die Feder verkauft wird, übt auf mich persönlich keine Anziehung aus. Nichts gegen Pelikane generell. Die alten 400er mag ich schon sehr gerne, sind eben Klassiker. Mit den neueren Modellen werde ich einfach nicht warm (will aber die Details hier nicht so auswalzen), daher also der Gedanke, zur Feder einen anderen Halter zu suchen. Es geht also weder darum, Geld zu sparen, noch etwas "Besseres" zu bekommen. Vielmehr ist die Idee, bei der Gestaltung ein Wörtchen mitreden zu können und am Ende einen sehr persönlichen Gebrauchsstift zum Liebhaben zu erhalten, was mir subjektiv betrachtet für insgesamt 380 Euro allerbestens geglückt ist (nur nach meinem eigenen ganz privaten Empfinden natürlich).
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Zu Shawn Newton gibt es bei newtonpens.com interessante Dinge zu lesen. Er war zunächst Kunstlehrer und Füllerverrückter, hat dann seine Füller verkauft, um Werkzeuge anschaffen zu können. Nach einer kickstarter Aktion hat er inzwischen den Lehrberuf an den Nagel gehängt und produziert vollzeit Stifte. Ein paar gibt es auf Vorrat, der Großteil ist aber wohl Einzelanfertigung auf Kundenwunsch.
Es gibt hinsichtlich der Grundformen neun verschiedene Modelle, diese aber teilweise auch noch in unterschiedlichen Längen. Zudem kann man zwischen Acryl und Ebonit in verschiedensten Farben wählen. Shawn schickt zum Aussuchen auf Bedarf auch Fotos der einzelnen Hartgummistangen. Die Füller können auch aus mehreren verschiedenfarbigen Teilen zusammengesetzt sein (z.B. mit Binde in der Mitte). Mit oder ohne Clip, kann man sich aussuchen. Für speziellere Wünsche z.B. einen goldenen Rollstopper, arbeitet er mit einem Juwelier zusammen.
Seine Modelle bestückt er mit Federn #5 bis #8 aus Stahl, Gold oder Titan (von Bock und Jowo), die er mit seinem Logo versieht, sowie in gewissem Rahmen auch speziell zuschleift. Und er kann eben auch Vintage-Federn anderer Provenienz einbauen. Über ein Galeriebild eines Füllers mit M1000-Feder kam ich überhaupt erst auf die Idee.
Was die Befüllung angeht, stehen ebenfalls mehrere Varianten zur Verfügung: Konverter/Patrone, Eyedropper, Kolben und Druckknopf.
Also ein recht umfangreiches Angebot, so dass es am besten ist, man bespricht die Details im direkten Kontakt, wofür er sich auch die Zeit nimmt. Und was sich auch sehr nett und unkompliziert gestaltet.
Ist der Preis ermittelt und bezahlt, steht eine Wartezeit von einem guten halben Jahr an. Und dann kommt ein Paket:
Lieferung
Sympathische Details erwarten einen nach dem Öffnen des Kartons: der Füller befindet sich in einem Edelstahlthermobecher, unprätentiös und praktisch!
Mit dabei ist eine nett gemachte Stifthülle aus zweierlei bedrucktem Stoff mit Logo auf dem Wäschezeichen. Diese pen sleeves fertigt Liz Newton, Shawns Frau.
Drittens noch ein Tütchen mit Bienenwachs, ein Zettel mit Pflegehinweisen und ein handschriftlicher Gruß des Meisters mit Bitte um feedback.
Füller
Ich hatte mir das Modell "Orville" ausgesucht, weil es am Griffstück keine Stufe hat. Mit dem Gewinde unter den Fingerkuppen komme ich prima zurecht. Kappe und Schaft enden jeweils flach, wobei die Kappe zylindrisch ist, der Schaft aber eine ganz leichte Wölbung hat, die gut mit der Linienführung der Feder harmoniert. Der Füller sollte kurz sein, und ich wollte keinen Clip haben.
Soweit meine Bestellung und mit dem, was ich jetzt in den Händen halte, bin ich außerordentlich zufrieden. Sieht unaufdringlich aus, elegant und puristisch. Das Einzige vielleicht: der Durchmesser des Griffstücks ließ sich nicht analog zur Schaftlänge reduzieren, sondern ist sogar eine winzige Spur dicker als beim originalen M1000. Nun gut, das macht es ein kleines bisschen pummeliger, geht aber noch. Der Füller riecht dezent nach Hartgummi, was ich sowieso gut leiden kann. Die Verarbeitung macht einen sehr professionellen Eindruck, speziell die Gewinde. Im Vergleich zum Romillo Narcea fällt die etwas dickere Wandstärke an der Kappe auf. Finde ich gut, da stabil. Ein weiterer Unterschied: das Gewinde zwischen Griffstück und Schaft ist einfach ins Ebonit geschnitten (und kein eingesetztes Metallgewinde wie beim Narcea). Hier kommt auch das Bienenwachs zum Einsatz, denn damit ist das Gewinde zum Tintenreservoir abgedichtet. Shawn schreibt hierzu, wer möchte könne das Wachs auch weglassen oder durch etwas anderes ersetzen, ihm gefalle es eben. Ich probiere es jetzt mal damit. Es klebt etwas aber dichtet bisher gut.
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Mit Eyedroppern hatte ich vorher insgesamt gute Erfahrungen gemacht, daher ist dies wieder einer geworden. Mit der Spritze befüllt und gemessen passen locker 4 ml Tinte hinein. Das mag für Einige schon eher ein Nachteil sein. In dem Fall wären die anderen Füllsysteme vorzuziehen.
Schreibverhalten
Hier ist nur zu melden, dass bisher am Tintenfluss nichts auszusetzen ist und es auch noch keine "Bäuerchen" oder sonstige Sauereien gegeben hat. Aber jeder muss selbst wissen, ob er mit Eyedroppern klar kommt. Von der Feder brauche ich Euch nicht vorzuschwärmen, um sie geht es ja hier auch nicht.
Mein Fazit
Wer auf persönlich konfigurierte und handwerklich einwandfrei hergestellte Dinge steht, und wer nichts vermisst, wenn das Ergebnis unprätentiös und ohne äußerlich erkennbaren Protzwert daherkommt, obwohl es sich dennoch sehr wohl um einen persönlichen Luxus handeln kann, der ist bei Shawn Newton an der richtigen Adresse, würde ich sagen. Eine coole Socke ist der, und macht sein Ding ohne großen Hype. Also: volle Punktzahl und Empfehlung. Wenn man warten kann.
