Mal wieder etwas auf Kickstarter

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NicolausPiscator
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Re: Mal wieder etwas auf Kickstarter

Beitrag von NicolausPiscator »

glucydur hat geschrieben:IInsofern ist eine kritische Distanz zu dem, was einem im Netz präsentiert wird, essentiell. Das gilt nicht nur für Crowdfunding-Projekte...
Je mehr man sich umsieht, auf desto mehr Plagiate, starke Anlehnungen, Zitate stößt man, mit denen man belästigt wird. Aktuelles Beispiel wieder von Kickstarter ein Mini-Füller namens PIUMA, von dem mir gar nicht klar ist, was daran neu sein soll?! ... Allerdings, und das ist ein anderes Thema, sehe ich bei den alten Füllern zuzeit sehr überrascht, welcher Mut zu Reduktion, Veränderung und Style da ist! Und das finde ich wirklich faszinierend und sehr viel spannender als die x-te Kopie eines besseren Originals.
Salzwasserkind
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Re: Mal wieder etwas auf Kickstarter

Beitrag von Salzwasserkind »

glucydur hat geschrieben:Ich sehe da auch kein Problem. Der Link war insofern hilfreich, weil er die Fragwürdigkeit vieler dieser Kickstarter-Projekte exemplarisch aufgreift. Nicht alles, was nach Innovation aussieht, ist auch eine. Viele Menschen überschätzen in Zeiten des Internets ihre wirklichen Fähigkeiten... Und weil es halt diesbezüglich nicht reicht, kopieren und plagiieren sie. Insofern ist eine kritische Distanz zu dem, was einem im Netz präsentiert wird, essentiell. Das gilt nicht nur für Crowdfunding-Projekte...

VG

Alexander
Viele Menschen erhalten erst durch das Internet die Möglichkeit ihre Idee umzusetzen. Wie in diesem Fall durch den Fundraiser Kickstarter. Ob nun ein Startup durch eine Schwarmfinanzierung oder durch eine Bankengestützte Finanzierung getragen wird, ändert nichts am Risiko des Totalausfalls. Und nur 9% aller Kickstarter Projekte floppen. Damit erreicht Kickstarter eine Abbruch- und Fehlquote, die deutlich unter der der Banken und Investmentfonds liegt.

Natürlich fehlt es vielen im Netz an Urteilsvermögen, aber die Fähigkeit der Fehlinterpretation ist im real life genau gleich. Nur weil der Aktionsradius im Netz höher ist, bedeutet das noch lange nicht, dass die Menschen sich primär stärker überschätzen und zu größerem Fehlvermögen tendieren. Sie sind nur beeinflussbarer, schalten aus der durch soziale Medien servierten Bequemlichkeit schneller das Hirn aus und verändern dadurch ihr Kritikverhalten.

Genauso wie nicht alles was nach Innovation aussieht auch eine ist, ist auch manchmal die Innovation nicht auf den ersten Blick erkenntlich. Insofern ist das generelle und oft angeführte Testat einen Füller, der einem anderen Füller ähnlich sieht, zu einem Plagiat zu deklarieren zu eindimensional. Plagiate sind Ideen, die aussehen als ob sie Vorfahren haben und diese zu kopieren nützt nur dann, wenn man verstanden hat. Verfolgt man diesen Grundsatz sind Innovationen nicht mehr weit entfernt. Und das Orignale absolut nicht perfekt und fehlerfrei in Design und Technik sind, ist auch Teil der Existenzberechtigung dieses Forums!

Ein Geschmacksmusterschutz nach deutschen Recht bietet eine maximale Schutzdauer von 25 Jahren, wenn entsprechende Gebühren entrichtet werden. Nach chinesische Recht ist Produkt dann ein Plagiat, wenn es sich nicht in mindestens 9 verschiedenen Punkten vom Original unterscheidet.
Natürlich gibt es auch dazu Ausreißer, die immer wieder in den Medien auftauchen. Genauso gibt es auch Hersteller von Luxusgütern, die immer kurz vor Ablauf des Schutzes ein Produkt minimal verändern, um den Schutz wieder neu beleben zu können.

Ich selbst habe ein Designlöschungsverfahren durchgesetzt und einen Geschmacksmusterschutz aufheben lassen, da der Hersteller durch minimale Änderung der Produkt Dimensionen mein Konkurrenzprodukt und damit eine Produktinnovation verhindern wollte.
Das Problem der Plagiate liegt nicht nur im Besitzwunsch und Erwerb durch den Enderbraucher, oft besteht es auch auf strategischen Planung der Gewinnsicherung.
Kann man z.B. gut am Statusobjekt des Rolex Divers Submariner von 1953 bis heute nachvollziehen, wenn man mal kritisch die Produktmerkmale über die Jahrzehnte vergleicht und versucht echte Innovationen außerhalb von Gehäusegröße, Lünette, Krone oder Armband zu finden. Genau mit Hilfe dieser Geschmackmusterveränderungen begründen auch andere Uhrenhersteller die vielen legal zu erwerben „Hommagen“ dieser Uhrenklassikers.
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NicolausPiscator
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Re: Mal wieder etwas auf Kickstarter

Beitrag von NicolausPiscator »

Salzwasserkind hat geschrieben:Geschmackmusterveränderungen
Danke für Deine andere, wohlwollendere Sichtweise! Den Punkt, beziehungsweise diese Punkte kann ich nachvollziehen und verstehen, die Einzelfälle sind dann natürlich immer komplexer mit aller ihrer ökonomischen und vor allem auch psychologischen Dynamik.
Salzwasserkind hat geschrieben:„Hommage“
Wäre das aber nicht ein offenes Vorgehen? Wenn direkt die Quelle angesprochen wird?
Salzwasserkind
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Re: Mal wieder etwas auf Kickstarter

Beitrag von Salzwasserkind »

Das sehe ich genauso, denn die Einzelfälle, die leider zu oft in gehäufter Form auftreten, sind natürlich zu komplex, um sie ohne Sprengung des Zeichenlimits und ohne provozierte Schlafanfälle an dem Lesenden hier darstellen zu können.

In den Kreisen und Foren der Uhrenenthusiasten sind Plagiate kein großes Thema, da sie dort eigentlich nie auftreten. Ich weiß nicht genau wer letztendich die Beschreibung "Hommage" ins Spiel brachte, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass sie ursprünglich als Marketing Prosa eines Markenherstellers zur Wiederbelebung eines Mythos geschaffen wurde. Insofern charakterisiert sich eine Hommage in beiden Blickrichtungen als Huldigung oder Ehrenerweis, die begrifflich eine positive Wertung nach sich zieht.

Betrachtet man einen Jinhao 159 und ein Montblanc Meisterstück 149 unter diesem Blickwinkel, dann stellt sich der Jinhao schon aufgrund der deutlich sichtbaren Designunterschiede eher als eine Hommage als ein Plagiat dar. Ich empfinde das zu oft und zu schnell gebrauchte Argument der Kopie, des Plagiates oder des Klons als eine übereilte, sicherlich emotional begründete Ausflucht.

Gerade dann, wenn das Produktionsland in Asien liegt.
Was mich immer etwas amüsiert, denn China hatte bereits 400 Jahre eher das Papier und die Tinte zu Dokumentationszwecken in Gebrauch. Es war das damals muslimisch gesprägte Spanien, dass diese Dokumentationstechnik durch seine Beziehung zu Arabien den Europäer zugänglich machte.

Ein informativer Artikel, der auch die ökonomischen Bedingungen tiefer beleuchtet und erklärt, warum chinesiche Jinhaos so billig sind.
http://www.peneconomics.com/blog/2015/5 ... ntain-pens

P.S. @NicolausPiscator
Schönes Sprichwort
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NicolausPiscator
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Re: Mal wieder etwas auf Kickstarter

Beitrag von NicolausPiscator »

Salzwasserkind hat geschrieben:Ein informativer Artikel
Auch wieder ein ganz anderer Aspekt der ganzen Angelegenheit... Danke!
Salzwasserkind hat geschrieben:Schönes Sprichwort
Danke! 8)
Maximus82
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Re: Mal wieder etwas auf Kickstarter

Beitrag von Maximus82 »

Salzwasserkind hat geschrieben: In den Kreisen und Foren der Uhrenenthusiasten sind Plagiate kein großes Thema, da sie dort eigentlich nie auftreten.
Auch auf die Gefahr hin, dass es offtopic wird, aber möchtest du das ein bisschen erörtern? Ich habe gerade im Bezug auf Uhren eher dne genau gegenteiligen Eindruck gewonnen. Es gibt da wirklich kaum etwas, das nicht gefälscht wird oder wo es zumindest zu Designklau kommt, völlig egal, ob das nun im Hochpreissegment ist, oder ob es sich dabei um Uhren aus niedrigeren Preisregionen handelt.
Salzwasserkind
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Re: Mal wieder etwas auf Kickstarter

Beitrag von Salzwasserkind »

Gut, dann drücke ich es konkreter aus:
Plagiate im Sinne einer 1:1 Kopie sind kein Thema in den Kreisen und Foren, die mich interessieren.

Sicherlich gibt es da Leute, die Spaß am diskuttieren haben, ob eine Steinhart eine geklonte Rolex ist oder ob sie die juritsich unangreifbare Reinkarnation dieser darstellt. Und ob nun Designdiebstahl oder Designanlehnung liegt imho im Auge des Betrachters.
Maximus82
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Re: Mal wieder etwas auf Kickstarter

Beitrag von Maximus82 »

Okay, danke für das Feedback. :)
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