Polieren einer Geha - Kappe

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pelikanjog
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Polieren einer Geha - Kappe

Beitrag von pelikanjog »

Hallo zusammen,

wie ihr merkt, beschäftige ich mich z.Zt. mir meinen Gehas. Dieses mal speziell mit einer Goldschwinge 1, 725, von 1957 - 61.

Bei genauerem Blick bemerkte ich (Spannungs-)Risse in der Kappe. Sie gehen nicht durch. Von innen ist nichts zu sehen.

Ich wollte die Haarrisse mit Capt. Tolley's füllen und dann evtl. mit schwarzer Farbe "verstecken". Das erste gelang auch weitgehend. Noch ist der Riss zu sehen, weil weiß. Den überschüssigen Kleber habe ich wegpoliert und dann, um die Kappe wieder glänzen zu lassen, mit Nelkenöl eingerieben.

Was bei meinen HR Watermans u.a. prima funktioniert hat, ging aber nicht. Das Nelkenöl hat offensichtlich die Oberfläche angegriffen.
Als ich das ÖL abwischen wollte, hat es leicht geklebt. als das Öl weg war, war die Kappe matt. Nun habe ich wieder poliert. Aber das war nur mittelmäßig erfolgreich.

Kann mir jemand mitteilen, wie das zu erklären ist?

Was ist das für ein Material, das durch Nelkenöl angegriffen, angelöst wird? Immerhin kann man es verdünnt zur Mund- und Hautpflege benutzen.
Jedenfalls muss ich nach dieser Erfahrung vor Nelkenöl warnen.

mfg Hansjürgen
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Kormoranfeder
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Re: Polieren einer Geha - Kappe

Beitrag von Kormoranfeder »

Ich habe mal einen Tintenleiter vom Geha shadow mit Nelkenöl aufgelöst. Seitdem bin ich sehr skeptisch dem Zeug gegenüber. :twisted:
Carsten
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ddss
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Re: Polieren einer Geha - Kappe

Beitrag von ddss »

Hallo Hansjürgen,

bei ätherischen Ölen und Kunstoffen muss man immer vorsichtig sein. Du hättest Xerapol (heißt jetzt wohl Quixx Acrylic Scratch Remover) verwenden können. Man bekommt es im Auto- und Motorradzubehörhandel (z.B. ATU) oder auch im großen Fluss. Einen Test findest Du hier: http://www.fountainpen.de/news/Newsletter3-politur.pdf

Im Test wird zwar darauf hingewiesen, dass man die Langzeitwirkungen nicht beurteilen kann. Ich selbst benutze das Mittel (allerdings ohne Maschine) schon seit vielen Jahren (nicht nur für Füller aus PMMA) und konnte bislang keine negativen Konsequenzen feststellen. Speziell bei der Goldschwinge 1 (725) habe ich mehrfach ein geplatztes Griffstück kleben müssen und den Riss mit Xerapol bis zur Unsichtbarkeit wegpoliert. Genützt hat es nichts: Beim Zusammenschrauben hat der Dichtring auf dem Tintenleiter das Griffstück wieder an der geklebten oder an einer anderen Stelle gesprengt.

Ich weiß nur natürlich nicht, was passiert, wenn Du Xerapol auf eine mit Nelkenöl vorgeschädigte Kappe aufbringst, und wäre hier doch sehr vorsichtig. Vielleicht kannst Du diese Kombination ja auf einem Stückchen Plexiglas oder einer "Schrott-Kappe" aus PMMA einmal ausprobieren. In jedem Fall würde ich vorher versuchen, die Reste des Nelkenöls mit einem milden Fettlöser (z.B. Spüli) weg zu bekommen und danach ganz vorsichtig an einer kleinen Stelle mit Xerapol probieren.

VG
Michael
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pelikanjog
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Re: Polieren einer Geha - Kappe

Beitrag von pelikanjog »

Hallo Michael,

ja, das werde ich tun, bzw. habe ich schon gemacht (Spüli).
Was ist denn PMMA und sind alle modernen Füller (Pelikan, MB) aus diesem Material?

Vielen Dank für deine Hinweise,

mfg Hansjürgen
Horsa

Re: Polieren einer Geha - Kappe

Beitrag von Horsa »

Öle und Kunststoffe sind in Gesellschaft schon vom Grundsatz kritisch zu betrachten.
Bei Füllhaltern, vor allem bei älteren, ist es ratsam, sich zuvor über den verwendeten Kunststoff zu informieren.
Hat man eine vermeintlich gute Idee, dann auch ebenso über die Substanz, die man zu verwenden beabsichtigt.
Nicht gut, ohne Not nach dem Prinzip "Versuch und Irrtum" vorzugehen.
Armer geschundener Füllhalter.

Liebe Grüße

Horsa
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patta
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Re: Polieren einer Geha - Kappe

Beitrag von patta »

pelikanjog hat geschrieben:
15.05.2020 15:33
Was ist denn PMMA ...?
Guck mal hier ;)

Gruß patta

Die Hälfte dessen, was man schreibt, ist schädlich, die andere Hälfte unnütz. - Friedrich Dürrenmatt
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pelikanjog
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Re: Polieren einer Geha - Kappe

Beitrag von pelikanjog »

Danke, patta,

da zu schauen, daran denke einfach nicht gleich. - old fashion :o

Gruß Hnsjürgen
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ddss
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Re: Polieren einer Geha - Kappe

Beitrag von ddss »

pelikanjog hat geschrieben:
15.05.2020 15:33
... und sind alle modernen Füller (Pelikan, MB) aus diesem Material?
Nein, leider nicht. Da hat Horsa völlig recht: Man muss sehr vorsichtig sein. Obwohl ich dies normalerweise bin, bin ich bei dem Waterman Stateleigh, den ich hier im Forum vorgestellt habe, komplett auf die Nase gefallen: Ich hatte mich auf die Angaben von fountainpen.it verlassen, der Füller sei aus Acrylharz (ähnlich Parkers Lucite). Es schien mir auch logisch, dass Sheaffer auch in dem Punkt Parker nacheifern würde. Es stimmt nur - jedenfalls bei meinem Exemplar - nicht; der Stift dürfte aus Zelluloid sein. Es war ein ziemlicher Aufwand, die "Katastrophe" wieder zu beseitigen. Ich mache es jetzt bei Stiften, deren Material ich nicht aus eigener Erfahrung genau kenne, so: Ich gebe mit einem Zahnstocher ein Tröpfchen Xerapol auf eine Stelle des Stiftes, lasse ihn 1 Minute stehen und wische ihn ab. Bei PMMA passiert gar nichts; bei Ebonit und Zelluloid wird die Stelle matt und klebrig (das verschwindet aber, wenn man mit einem Baumwolltuch einige Male über die Stelle wischt).

Aus meinen eigenen Beständen kann ich Folgendes bestätigen: Die Geha Goldschwingen (1+2) sind aus PMMA (bei den älteren Gehas weiß ich es nicht). Die grünen Geha-Schulfüller (z.B. 707), sind aus Makrolon (wie der Lamy 2000). Beim Lamy 25P/26P sind die Kunststoffteile aus Novodur; bei meinem (!) 27er wiederum aus PMMA. Bei der Profil-Serie (8x) kenne ich das Material nicht (könnte auch Novodur sein).

Gemäß Angaben in den Collectible Stars erfolgte bei MB die "endgültige Umstellung der Produktion auf Spritzguss" 1955. Persönlich bestätigen kann ich das für den 264, die 25x-Serie, 12/14, 22/24, 12x/22x und die 14x-Serie ab den 70ern (nicht die alten!). Bei den 64x/74x (N) weiß ich es nicht.

Mit Pelikan kenne ich mich nicht gut genug aus (die Schäfte der Souveränen sind jedenfalls aus Zellulose Acetat und damit für Xerapol nicht geeignet).

VG
Michael
cbmd
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Re: Polieren einer Geha - Kappe

Beitrag von cbmd »

Ein aesthetisches Oberflächen-Problem in PMMA kann man – im Gegensatz zu einem strukturellen Riß – ganz gut mit Sekundenkleber (Cyanoacrylat) behandeln, indem man die Schadstelle großzügig „mit Berg“ füllt. Nach dem Aushärten kann man den Bereich mit Micromesh wieder planschleifen und mit etwas Übung ist das polierte Endergebnis quasi unsichtbar, insbesondere in scharzem PMMA. Das funktioniert auch gut bei Bißmarken an Endkappen.

Der Geha 725 Goldschwinge hat eine wundeschöne Feder, aber gefühlt leidet ein sehr großer Anteil unter schrumpfungsbedingten Spannungsrissen, insbesondere am Griffstück im Bereich der Verschraubung. Bei einem solchen Fall habe ich viel mal mit MEK „geklebt“. Die Klebungen waren zwar jeweils ein Erfolg, aber nach dem Zusammenbau ist er dann, immer an anderern Stellen, wieder gerissen.
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ddss
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Re: Polieren einer Geha - Kappe

Beitrag von ddss »

Der GEHA 725 stimmt mich immer ein bisschen traurig: Auf der einer Seite ist er ein hervorragender Schreiber, der den zeitgenössischen MB Meisterstücken ebenbürtig ist. Außerdem finde ich ihn schick und er sieht vor allen Dingen auch einmal anders aus als andere Füller aus der Zeit (auch wenn beim Feder-Design vielleicht ein bisschen die Fa. Sheaffer Pate stand).

Auf der anderen Seite muss man schon fast im Regelfall damit rechnen, dass das Griffstück platzt, wenn man den Tank ab- und wieder aufschraubt. Ursache ist der Gummiring, den die Tankverschraubung auf den Tintenleiter und damit auch nach außen gegen das Griffstück beim Zusammenschrauben presst:
GEHA_725-Tintenleiter.jpg
GEHA_725-Tintenleiter.jpg (133.29 KiB) 4495 mal betrachtet
Die Konstruktion ist die Gleiche wie beim Lamy 2000, nur hat hier der Hersteller im Laufe der Produktion das Kunststoffgriffstück durch ein solches aus Metall ersetzt und damit das Problem behoben.

Bei der Goldschwinge ist es mir noch kein einziges Mal gelungen, ein einmal gerissenes Griffstück wieder in ansehnlicher Weise zu kleben; es reißt beim Zusammenbau immer wieder (das Kleben beseitigt eben die eigentliche Ursache, nämlich die Schrumpfung, auch nicht). Bei einem Exemplar habe ich den Riss mit Nagellack überpinselt. Das hält bislang dicht, sieht aber natürlich furchtbar aus und ist dem Füller nicht würdig.

Man müsste das noch unbeschädigte (!) Griffstück vor dem Zusammenbau unter Wärmeeinwirkung weiten. Grundsätzlich geht das mit PMMA wie ich beim Schaft meines fehlfarbenen Parker 51 festgestellt habe. Dazu braucht man aber ein entsprechendes Werkzeug, z.B. einen Metallkegel, der exakt in das Griffstück passt. Die Herstellung eines solchen Teils überfordert meine handwerklichen Möglichkeiten aber deutlich. Wenn ich heute noch einmal einen zerlegten 725 zusammen bauen müsste, würde ich schrittweise vorgehen: Ich würde den Tank bis zum ersten Anschlag aufschrauben, das Griffstück erwärmen und noch ca. 1/8 Umdrehung weiter drehen und danach den Stift 24h liegen lassen. An den nächsten Tagen würde ich die Prozedur wiederholen, und zwar so lange bis der Tank bündig sitzt. Das könnte klappen.

Sollte ich allerdings noch einmal Sehnsucht nach einer Goldschwinge 1 haben, würde ich mich aber lieber dem ganzen Problem entziehen und die Patronenversion mit Metallkappe (also 735P oder 745P) kaufen. Dann hätte ich auch keine Sorge um Kappenrisse.

VG
Michael
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Kormoranfeder
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Re: Polieren einer Geha - Kappe

Beitrag von Kormoranfeder »

Diese Geha Füller sind schon eine echte Herausforderung. Ich habe einen 790 mit defektem Reservestutzen in Arbeit, auch eine gute durchführbare Idee wie man das restauriert (werde gesondert berichten). Leider habe ich dem Schaft mittels kurzer Ultraschallbehandlung ein schönes, aber ungewolltes, Crasheismuster beschert. Ich hoffe das die Risse nur optisch bemerkbar sind und nicht zur völligen Zerstörung führen, meine Reparatur war nämlich erfolgreich und der Stift funktioniert in dem Bereich wieder. Das Kolbensystem ist auch nicht mehr in Ordnung, da gehe ich als nächstes dran.
Alles in allem bringt mir Geha kein Glück, obwohl ich die Stifte ansonsten sehr schön finde.
Carsten
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pelikanjog
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Re: Polieren einer Geha - Kappe

Beitrag von pelikanjog »

Vielen Dank für eure Nachrichten / Beiträge,

ich wusste gar nicht, welche Probleme sich beim 725 zeigen können.
Da bin ich ja gewissermaßen froh, nur solche optischen Probleme zu haben.
Die Hinweise sind mir wichtig und ich werde probieren, die Oberfläche hinzukriegen.

Ansonsten ist mein (Kolben-)exemplar ganz ok.

Hansjürgen

PS @ Carsten: In welcher Sparte wirst du von deiner Reparatur berichten?
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Kormoranfeder
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Re: Polieren einer Geha - Kappe

Beitrag von Kormoranfeder »

Ich denke unter Reparaturen.
Carsten
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pelikanjog
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Re: Polieren einer Geha - Kappe

Beitrag von pelikanjog »

cbmd hat geschrieben:
17.05.2020 18:10
Ein aesthetisches Oberflächen-Problem in PMMA kann man – im Gegensatz zu einem strukturellen Riß – ganz gut mit Sekundenkleber (Cyanoacrylat) behandeln, indem man die Schadstelle großzügig „mit Berg“ füllt. Nach dem Aushärten kann man den Bereich mit Micromesh wieder planschleifen und mit etwas Übung ist das polierte Endergebnis quasi unsichtbar, insbesondere in scharzem PMMA. Das funktioniert auch gut bei Bißmarken an Endkappen.


Hallo cmbd,

kannst du vielleicht einen Handelsnamen dazu schreiben, damit ich leichter danach suchen kann?

Und weist du vielleicht auch : Geht das auch bei Hartgummi (HR)? Da habe ich einen mit Bissspuren. Aber soweit ich weiß, hält Kleber nicht auf HR. Notfalls probiere ich es vorsichtig.

Hansjürgen
Zuletzt geändert von pelikanjog am 22.05.2020 11:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Polieren einer Geha - Kappe

Beitrag von pelikanjog »

Hallo Carsten,

da bin ich gespannt.

Hansjürgen
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