Scrivere von "v. transehe design"

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Xerxes
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Scrivere von "v. transehe design"

Beitrag von Xerxes »

Ich habe mich im Juni von einem Thred hier im Forum anstecken lassen und habe mir bei Manufactum noch einen Scrivere bestellt, da angegeben wurde, dass die Produktion eingestellt wurde, Manfuctum daher diesen abverkauft und ich ihn gar nicht kannte.
Gesagt getan, ich habe mir einen roten bestellt, da dieser um 50 % angeboten wurde.

Gleich vorweg: Mich konnte das Produkt letztendlich nicht wirklich überzeugen bzw hätte bei diesem Preissegment mehr erwartet, aber der Reihe nach.

Der Scrivere wirbt mit dem Designpreis "Form# 2008" und das zu recht. Schön ist er tatsächlich anzusehen. Vor allem in Rot macht er eine gute Figur.

Der Füller wird lt. beigelegtem Blatt für Manufactum hergestellt und kommt in einer mattschwarzen mit glänzenden Punkten versehrten Box.
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Öffnet man die Box hat man schon das erste AHA Erlebnis. Der Füller ist in Plastik verschweißt (im Foto schon entfernt), wie man Supermarkt die Salatgurke und kullert lieblos gemeinsam mit einer Tintenpatrone und einem kleinem Beilegblatt in der Verpackung umher. Hier hat man sich die Kosten für das bisschen Karton gespart und die Präsentation des Füllers beim Auspacken ist irgendwie lieblos. Das Innere der Box ist mit einem Filz ausgekleidet.
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Der Füller ist aus Aluminium gefertigt (daher schön leicht) und für einen Pocket angenehm klein. Er sieht schön aus gleitet gut in die Hosentasche, welches ja sein Revier ist. Die größe ist im üblichen Kaweco Sport Standard (siehe später) und damit gleich groß wie viele Pocket Füller in diesem Segment.
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Die Feder ist eine Stahlfeder (M) von Schmidt und hier in goldener Farbe ausgeführt. Mir persönlich gefällt bei Aluminium eine silberne Feder besser, weil sie die kühle des Materials unterstreicht, aber das ist letztlich eine persönliche Geschmacksfrage. Positiv hervorzuheben ist, dass die Feder größer ist, als bei den meisten Kontrahenten (siehe Größenvergleich)
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Die Kappe lässt sich hinten aufschrauben (was für Menschen mit mittleren bis großen Händen ein Muss ist). Selbst mit aufgeschraubter Kappe ist er eher im kurzen Bereich angesiedelt (was aber funktioniert).
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to be contiunued ....
Liebe Grüße Roman

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Xerxes
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Re: Scrivere von "v. transehe design"

Beitrag von Xerxes »

Jetzt kommt auch schon der 2. Kritikpunkt. Schon nach 2-mailigen Auf/Zuschrauben geht die Farbe rasant ab. Das ist bei allen Aluminium Füllern der Fall, aber nicht so schnell und so großflächig.
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Sieht man sich die Kappe an, findet man auch schon die Antwort. Auf der Innenseite sieht man dass die Kappe keine Farbe aufweist, d.h. nur bei der Öffnung herum und Unregelmäßig. Hier sieht man dass das Aluminium weder mit einem elektrolytischen Verfahren noch mit einem Tauchbad gefärbt wurden. Hier wurde mit einem Spray gearbeitet, was man eindeutig sieht wenn man in die Kappe reinschaut (und wahrscheinlich den schnellen Abrieb hervorruft gegenüber dem elektrolytischen Verfahren). Leider lässt es sich nicht mit einem Handy-Foto festhalten.
Was man noch sieht (wie bei allen Aluminium Modellen) ist in der Kappe die Fräsung. Da keine Farbe auf der Innenseite aufliegt, schaut das nicht so elegant aus.
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Fazit für mich: Die schlecht umgesetzte Färbung des Füllers und die lieblose Verpackung ist gemessen am Originalpreis für mich nicht überzeugend. Das können andere Vertreter aus dem Aluminium-Bereich um weniger Geld besser.

Aber zum Abschluss noch der Größenvergleich.
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v.l.n.r.
1) Ensso - PIUMA Pocket Fountain Pen Brass
2) Namisu - N1 Pocket Pen Aluminium Stealth Black
3) v. transehe - Scrivere
4) Hightide - Attaché Marble Red
5) Kaweco - Classic Sport Black Chess
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Liebe Grüße Roman

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aljen
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Re: Scrivere von "v. transehe design"

Beitrag von aljen »

Also… ich habe meinen Scrivere (schwarz Eloxal) seit mindestens 11 Jahren als "quasi immer dabei" im Einsatz. Gemessen an dem Alter und an den Umstanden, die der Füller zu ertragen hat – meist entweder lose in der Tasche/im Rucksackfach oder im KaWeCo Sport-Etui auf Tuchfühlung mit ähnlichen Exoten – hält sich die Patina vornehm zurück. Ein paar sehr kleine Kratzer zum blanken Metall, sonst erstaunlich widerstandsfähig, das Gerät. Technisch auch wie am Tag Eins, schrieb schon auf dem Großglockner (zum Erstaunen einiger, Füller verhalten sich ja in solchen Höhen oft ja störrisch). Noch höher war ich damit (außer in Druckausgleichkabinen von Linienfliegern…) nicht. ;) Doch gerade "bei draußen" war und ist der Scrivere mein treuer Begleiter.

Alles in allem ein wirklich robuster, wartungsarmer, verzeihender Zeitgenosse mit großartigem Understatement-Faktor.

Und ja, die Eloxierung am Gewinde war relativ schnell blanko. Stört mich das? Nö. Nicht nur, weil ich es praktisch nur in den kurzen Momenten, da ich den Füller öffne und schließe, zu Gesicht bekomme. Selbst das nehme ich nicht bewusst war. Aber ich bin auch so einer, der seine Füller als Schreibwerkzeuge und nicht als Vitrinenexponate nutzt.

By the way und leicht OT: Leider habe ich den Ausverkauf der Kupfer-Variante von Scrivere neulich bei Manufucktum knapp verpasst: Bestellung wurde angenommen, abkassiert, dann kam aber die Info vom Zahlungsdienstleister, dass die Abbuchung an mich zurückerstattet worden sei. Von dem ansonsten so wortgewandten Manufucktum kam übrigens kein Wort dazu – kein apologies, kein LMAA, keine Erklärung der Ursache(n) für den evidenten Vertragsbruch, kein Lösungsvorschlag, kurz: rein gar nix. Nicht das erste Mal, dass sich Manufucktum von seiner unfähigen Seite zeigt, aber das erste so katastrophale. Um mal das Motto des Ladens zu paraphrasieren: "Es gibt sie noch, die schlechten Händler".
Et in Arcadia ego.
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Xerxes
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Re: Scrivere von "v. transehe design"

Beitrag von Xerxes »

Lieber Alexander, Danke für deine Eindrücke!
Der Füller hat in seiner Liga absolut seine Berechtigung und man wird sehen wie er sich über die Laufe der Zeit als EDC bei mir macht.
Mein vorrangiger Kritikpunkt ist eher die Preisgestaltung (die ich zu hoch empfinde) und die Lieblosigkeit wie er daher kommt.
Vielleicht sollte man bei Transehe direkt bestellen. Da kostet er zwar nochmals 20% mehr bekommt aber statt der Plastik-Einschweiße ein Leder-Etui 8-)
Zum Vergleich: Ein Kaweco AL Sport kostet um ein Drittel, ein Namisu aus AL um die Hälfte weniger (als ein Scrivere bei Manufaktum)

Das mit dem schreiben, hab ich schon gelesen. Angeblich wurde der Füller gemeinsam mit Schmidt & Lufthansa entwickelt, damit er nicht leaked im Flieger. Auf der Webseite wird von einem "flugzeugtauglichen" (was immer das sein soll) Tintenleitsystem gesprochen. Ich sehe aber kein Design Element welches dies unterstützt. Schaut alles ziemlich nach Standard aus.
Wenn jemand da Infos hat würde es mich interessieren.
Liebe Grüße Roman

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aljen
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Re: Scrivere von "v. transehe design"

Beitrag von aljen »

Lieber Xerxes, danke für Deine Antwort.

Achtung, der folgende Pfad führt für einen Moment in die Binsen voller dort traditionell beheimateter Weisheiten:

Preis-/Leistungsvergleiche haben, keine Frage, definitiv ihre Daseinsberechtigung. Andererseits sind sie, auch das weder stets einfach noch alleine kaufentscheidend. Sonst würde ich vermutlich privat Passat oder Octavia fahren und nicht seit mehr als 2 Jahrzehnten A4 Avant.

Bei unseren Lieblingsschreibgeräten sind die Faktoren Preis und Leistung ja seit etwa 1950er Jahre so weit auseinander gedriftet, dass es selbst einem Karl Murx seine ansonsten so selbstverliebte Sprache verschlagen würde. :) Bei diesem nun doch sehr abstrakten Verhältnis sei das etwas abgenutzte Wilhelm-Busch-Wort "Was gefällt, ist auch erlaubt", nun ja, doch erlaubt.

Das muss ich Dir doch, wie grundsätzlich in diesem Forum, wohl kaum erklären. ;) Manchmal hilft es aber doch, alte Binsen (und deren Einwohner…) zwischendurch ins Blickfeld zu holen.

Vermutlich hat D.v.T. seine Preise etwas zu hoch angesetzt – sonst würden seine Scrivere zum Markterfolg statt nun mehr zu Schleuderpreisen vom Markt zu verschwinden.

Genauso gut denkbar ist es aber, dass ein (Massen-) Markterfolg vom Anfang an weniger das Ziel war und der Designer eher ein ephemeres Luxusprodukt ins Auge fasste. Gut, für eine Ephemeris war der Produktzyklus doch recht lange – für Luxus wiederum liegt der Preis eher in einem sehr demokratischen Bereich.

Ach, und was das direkte Bestellen bei DvT angeht: ca. 100 € Abverkauf bei Manufucktum gegenüber ca. 250 € im Direktkauf widersprechen bei mir schreiend allen Marktprinzipien außer einem einzigen, der aber manchmal als sittenwidrig bezeichnet wird. ;-)

Das mit dem Leaken/Nicht-Leaken/problemlosem Schreiben in luftigen Höhen weiß ich auch nicht genauer, außer dass es funktioniert. Möglicherweise nimmt einfach kaum jemand einen Füller auf die Bergwanderung mit, was der raren Empirie zugrunde liegt. ;-)

viele Grüße
Et in Arcadia ego.
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Xerxes
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Re: Scrivere von "v. transehe design"

Beitrag von Xerxes »

Achtung, der folgende Pfad führt für einen Moment in die Binsen voller dort traditionell beheimateter Weisheiten:
Ich folge dem Pfad der Busch'sen Erkenntnis hin zum Luxus/Designer-Gut (denn dass scheint mir am plausibelsten):
Mit scharfem Blick, nach Kennerweise, seh´ ich zunächst mal nach dem Preise. Und bei genauerer Betrachtung, steigt mit dem Preise auch die Achtung.
Bei unseren Lieblingsschreibgeräten sind die Faktoren Preis und Leistung ja seit etwa 1950er Jahre so weit auseinander gedriftet, dass es selbst einem Karl Murx seine ansonsten so selbstverliebte Sprache verschlagen würde. :) Bei diesem nun doch sehr abstrakten Verhältnis sei das etwas abgenutzte Wilhelm-Busch-Wort "Was gefällt, ist auch erlaubt", nun ja, doch erlaubt.
Das stimmt absolut!
Das mit dem Leaken/Nicht-Leaken/problemlosem Schreiben in luftigen Höhen weiß ich auch nicht genauer, außer dass es funktioniert. Möglicherweise nimmt einfach kaum jemand einen Füller auf die Bergwanderung mit, was der raren Empirie zugrunde liegt. ;-)
Ich werde das Mal im Herbst testen und verschiedene Füller ins Flugzeug mitnehmen. Mal schauen ob das eine Sauerei ergibt :D
Liebe Grüße Roman

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Re: Scrivere von "v. transehe design"

Beitrag von meinauda »

Ich hatte vor einigen Wochen ein nettes Gespräch mit Herrn Dieter v. Transehe. (Ich dachte immer, er hieße Dirk)
Er informierte mich, dass das Modell Scrivere eingestellt würde, weil die Material- und Herstellungskosten sich erheblich erhöht hätten und er den alten Preis (um 100€) nicht halten könne. Ihm sei auch bewusst, dass der jetzige Preis (147€) von den Kunden nicht angenommen würde.
Ich hatte das Glück, noch zwei Prototypen zum alten Preis zu bekommen, die nicht im Shop angeboten worden sind.
Ich habe seit vielen Jahren einen schwarzen Scrivere (98€) der klaglos immer anschreibt und wenig Abnutzungen zeigt.
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