zuerst will ich festhalten das es hier nicht um mögliche politische oder (pseudo?) moralische Bedenken gehen soll, sondern um die rein objektive Betrachtung des Gegenstands "Füller" aus chinesischer Produktion.
Da ich auch keine spezielle Marke damit ins Auge fassen möchte (wobei die eine oder andere ihre Erwähnung finden wird), habe ich diese Thema auch nicht im Bereich für asiatische Marken platziert.
Wie so einige hier bereits mitbekommen haben, bin ich im besonderen (auch aus finanziellen Gründen) auf chinesische Füller fixiert.
Daher kann ich - so denke ich - zu diesen auch die eine oder andere Aussage treffen.
Dabei will ich mich so objektiv und neutral wie möglich der Sache annehmen.
Daher fange ich gleich mal mit der Kernfrage aus dem Titel an.
Gut für Einsteiger oder Interessierte?
Fast wäre ich geneigt zu sagen: grundsätzlich ja.
Aber eben nur fast.
Im Bezug auf Deutschland, wo wir schon als Kinder an das schreiben mit Füllern herangeführt werden, scheint es eher unnötig oder unwichtig mit günstigen (manche sagen "Billigen") quasi "Wegwerf-Füllern" jemanden das Thema näher zu bringen.
Jedoch mit 2 Ausnahmen:
- Man möchte seinem Kind/den Kindern schon im Vorschulalter das Thema näher bringen und noch vor der Schule das schreiben mit Füller "normalisieren".
- Langzeit Abstinente, welche nach Jahrzehnten erstmals wieder etwas mit Füllern zu tun haben wollen.
Und da wäre dann noch die Seite mit den anderen Ländern bzw. Kulturen.
Da muß man gar nicht mal so weit weg schauen. Allein in Europa ist es in den meisten Ländern nicht Usus von Kindesbeinen an mit Füller zu schreiben.
Ganz zu schweigen von Ländern wie Amerika, Japan und China, wo Füller noch immer eine Aura von Exklusivität umgibt.
Aber bleiben wir erst mal in heimischen Gefilden.
Ich selbst habe für meine Enkelin 4 Füller hier, mit denen sie herum kritzeln kann.
Dafür hat sie 2 Lamy ABC mit einer "A" Feder und 2 Jinhao 993 (Shark) mit einer "F" Feder.
Die Jinhao 993 habe ich bewusst gewählt, weil diese wie die Lamy's ein trilobales Griffstück haben und sie sich daher nicht mit größeren Griffunterschieden auseinander setzen muß.
Und ohne jetzt den ganzen Lamy Fan's auf die Füße treten zu wollen, aber die "F" Federn sind tatsächlich um einiges besser als die Lamy "A". Deutlich weicher und weniger Feedback. Auch ist das Design vom Jinhao Shark vor allem für Kinder deutlich ansprechender, weil eben anders und eher besonders. Vom Preisunterschied mal ganz zu schweigen...
Also hat die kleine Maus hier ihre 4 Füller und freut sich schon immer damit kritzeln zu dürfen, wenn sie zu Besuch kommt.
Natürlich noch nicht um wirklich große Werke zu schreiben, aber sie kann sich so schon einmal an den Umgang mit diesen Schreibgeräten gewöhnen. Und natürlich erhoffe ich mir für sie auf schulischer Ebene einen Vorteil davon, weil sie dann den anderen in Handhabung und Schreibtechnik eine Nasenlänge voraus ist.
Clever genug dafür ist sie ja...
Hier hat der gemeine China Füller also seine Zweck erfüllt.
Es ist halt nur zu beachten, daß man dem Kind auch einen Füller an die Hand gibt, der auch etwas taugt.
Das Risiko bei China Füllern einen Griff ins Klo zu machen ist ja nicht gerade unbedeutend.
Also immer schön vorher testen und notfalls mal 2 oder 3 mehr von dem Modell kaufen um das Risiko zu minimieren.
Und bei einem Preis von vielleicht € 2,50 ist das nicht die Welt. Und sollten alle 3 etwas taugen (was gar nicht so selten ist), hat man noch immer 2 in Reserve wenn mal ein "Unglück" passiert.
Später, wenn sie mit dem Umgang mit Füllern versierter ist, kann man ja gerne und ruhigen Gewissens die "hochwertigeren" Geschosse ins Spiel bringen, ohne Angst haben zu müssen, das diese gleich Schiffbruch erleiden könnten.
Fazit die 1.
Für den absoluten Einstieg bzw. das Heranführen an das schreiben mit Füller bei Kindern, habe China Füller durchaus eine Berechtigung und sind nicht die schlechteste Wahl.
Und selbst als Schulfüller in den ersten Klassen sind diese China Füller gar nicht mal so blöd.
Wie gesagt: geht ein € 2,- Füller mal in die Binsen, ist das keine Tragödie.
Hier sollte man auch das Augenmerk auf die sozial benachteiligten Schichten legen, welche finanziell eh schon unter großem Druck leiden.
Sicher, seitens der Sozialämter gibt es Zuschüsse für Schulmaterial etc. aber das nur für die Erstausstattung und nicht auf Dauer bei jeder Kleinigkeit. Und dann hab mal ein Kind das sehr tollpatschig ist und das alle Nase lang mal einen Füller oder so schrottet... Das kann dann schon belastend werden wenn man das Geld nicht für ständig neue Dinge hat.
Da holt man sich dann eben keinen Pelikan, Lamy oder Faber-Castell für € 15,- oder € 20,- sondern mal eben 5 Jinhao oder Hero oder Wing Sung für zusammen € 10,-. Vielleicht sogar ein 12er Pack Jinhao 993 für € 14,-. Meinetwegen auch ein 5er Pack mit Kopien vom Lamy Safari für € 4,- bis € 5,-.
Fall N°2:
Jemand hat schon in Schulzeiten (Oberstufe, Berufsschule, Uni etc.) aufgehört Füller zu benutzen und will sich nun nach 30 oder mehr Jahren wieder dem Thema Füller annähern.
Sollte dieser Jemand gleich mit einem Füller für weit über € 100,- anfangen?
Ich finde nicht...
Warum also nicht mit günstigen Modellen unterschiedlichster Form, Größe, Gewicht und Federn anfangen um auszuloten was einem so stilistisch am ehesten liegt?
Denn genau diese Problem hatte ich anfangs auch.
Ok, bei mir ging es nicht um Summen größer als € 100,- oder so. Im Gegenteil.
Der erste Füller, den ich mir damals wieder kaufte, war an sich ja gar nicht mal so schlecht. Nur eben nicht das, was ich mir auf Dauer erwartet habe.
Er lag ganz gut in der Hand, brachte anständig Gewicht auf die Waage und die Feder war auch nicht zu verachten. Und anfangs war ich auch recht zufrieden damit.
Auf die Dauer aber fehlte mir etwas beim schreiben mit Füller und Tinte.
Und natürlich hatte ich da noch nicht den Durchblick in Sachen Federstärken und so.
Auch war das einzige, was ich noch von früher kannte, daß es auch Kolbenfüller gab, in die man Tinte aufziehen konnte. Das aber schienen mir damals Relikte aus grauer Vorzeit, also so Vorkriegs-Modelle.
Bald darauf aber wurde ich eines besseren belehrt und ich erfuhr, daß Kolbenfüller sich auch heute noch einer großen Beliebtheit erfreuen. Nicht nur das, sie werden den Patronenfüllern gegenüber teilweise sogar bevorzugt. Was für eine Überraschung!!
Das interessiert mich dann natürlich. Allein schon wegen der Tatsache, das ich damit nicht mehr nur an diese "Standardfarben" in den Patronen gebunden war. Außer Pelikan, Geha und Lamy kannte man ja noch nichts anderes an Patronen. Von wegen Diamine oder Kaweco... das waren bis dahin böhmische Dörfer.
Aber bei Tintengläsern wusste sogar ich, da sind noch mehr Farben im Spiel als nur Königsblau, Schwarz, Rot und Grün. Und genau das interessierte mich.
Jetzt wollte ich natürlich auch mal einen Kolbenfüller. Aber einen teuren Pelikan? Oder schlimmer noch: ein Montblanc?
Ausgeschlossen! Völlig unerreichbar für mich. Nicht bei meinem Renteneinkommen.
Folglich mußte ich nach Alternativen suchen und fand so den Weg in den chinesischen Füller Markt.
Und ich muß sagen: für mich hat es sich definitiv gelohnt.
Ich konnte mir ein sehr gutes Bild über Füller aller Art machen. In vielerlei Größen und Formen, in Gewicht und Design. Ich habe sogar erfahren das es nicht nur Federstärken sondern auch Federgrößen gibt. Das es weiche und harte Federn gibt. Nass und trocken schreibende etc. p. p...
Und so fand ich mittels der umstrittenen China Füllern heraus welche Art und Form mir am ehesten liegt.
Ein paar kleine Beispiele:
Dank den Kolbenfüllern von Lanbitou (dem 3059) weiß ich nun, das mir ein TWSBI Eco sehr gut gefallen würde. Und der wäre vielleicht eines Tages nach längerem Sparen auch noch erschwinglich.
Genauso gut würde mir aber auch ein Füller im Stile des Parker Duofold gefallen, dessen Form gleich kommt mit meinem Crocodile 806, wenn die Duofold's nicht so elend teuer wären.
Fazit die 2.
Für Neu- & Wiedereinsteiger macht es durchaus Sinn sich mit Hilfe von China Füllern erst einmal zu orientieren, was einem so überhaupt zusagt.
Hat man dann ein Modell gefunden, kann man sich ja gerne Gedanken über die Anschaffung eines hochwertigen Füllers machen.
Im Gegenzug hat man einfach mal nur das Risiko minimiert Ausgaben zu tätigen, die man im Nachhinein bereuen könnte.
Fest steht - und das ist unumstößlich:
In Sachen Qualität (Material, Fertigung etc.) darf man von China Füllern in der Regel nicht all zu viel erwarten.
Es wäre vermessen diese Füller mit hochwertigen Produkten aus Manufakturen oder aus Fertigungen mit teils über 100 Jahren Erfahrung zu vergleichen. Ein gewöhnlicher Jinhao wird nie einen Vergleich mit einem "mittelmäßigen" Faber-Castell stand halten. Das ist absolut keine Frage.
Aber darum geht es ja auch im Kern gar nicht.
Der eine oder andere Jinhao, Baoer, Hero, Wing Sung, Lanbitou usw. können einem aber einen Eindruck von dem vermitteln, was man vielleicht am Ende haben möchte oder mit was man dann erst mal so richtig in die Thematik einsteigen könnte.
Sie sind Anreiz und Indikator.
Und damit - meiner Meinung nach - perfekt für den (Neu- & Wieder-) Einstig in die Füller Welt. Und wenn es nur der groben Orientierung dient.
Soweit meine Gedanken dazu...