Kaweco Colleg Eyedropper

[newlife]

Liebe Leute!

Ich habe einen Kaweco Colleg erstanden. Er scheint soweit zu funktionieren, der Mechanismus sitzt nicht fest, ich kann Wasser einträufeln, und weder am Drehknopf noch an der Kappe tritt Flüssigkeit aus. Die Feder scheint nicht original zu sein, es ist eine Stahlfeder mit Gravur "Wigold". Aber sie ist angenehm flexibel und braucht nur ein klein wenig Politur, denke ich. Hier ein Foto von der Kaweco-CD:



Nun tritt beim Schreiben mit dem wassergefüllten Füller keine Flüssigkeit aus der Feder, sodass ich denke, der Leiter ist verstopft. Beim Ausspülen kam nur blassblaues Wasser aus dem Schaft, und ich dachte, der Leiter würde auch frei sein; ist aber wohl doch nicht so. Nun bin ich mir nicht sicher, ob man Feder samt Leiter einfach - wie üblich - mit einer gepolsterten Zange herauszieht oder dabei einen Defekt riskiert. Das Innere eines Safetypens ist ja doch eine fragile Angelegenheit! Ich nehme auch an, dass man durch Drehen des geriffelten Teils den ganzen Mechanismus herauslösen kann. Zur Zeit steht der Füller, mit Wasser und Handwaschmittel randvoll befüllt, über Nacht senkrecht zum Einweichen.

Wer von euch hat Erfahrung mit diesem Modell und kann mir helfen?

Grüße von Klaus

[stift]

Hallo Klaus!
Wie kann ich dir da jetzt helfen?
Also ich fange einmal von selber an würde ich sagen.
Erstens keine Spülmittel in den Füller den sonst bekommst du diesen Mist sehr schwer aus den Füller.
Sicherheitsfüller bitte sowenig wie möglich mit Wasser in Verbindung bringen den sonst verfärbt sich der Füller bzw. der Hartgummi.
Die Frage ist auch wenn dein Füller noch dicht ist,wie lange wird er es noch sein.
Also wenn ich einen Safety kaufe wird er gleich restauriert dh. die Korkdichtung erneuert damit das gute Stück wieder die nächsten Jahre schreibt.
Die Korkdichtung sitzt vor dem Drehknopf in diesen gerillten Bereich.

Aber eine Ferndiagnose ist bei diesen Füllen sehr schwer.
Ich lade dir von einen Kaweco Bilder rauf damit du ein bischen eine Orentierung bekommst.

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Das ist ein Kaweco 613 aus den20igern Jahren der mir ein wenig meine Nerven gekostet hat aber das ist eine andere Geschichte.
Ist aber ein super Füller mit einer originalen 202 Kaweco Feder.
Noch Fragen oder brauchst du Hilfe?
Ich helfe dir(EUCH!!) sehr gerne so gut ich kann.
Viele liebe Grüße aus Wien
Harald

[newlife]

Hallo Harald!

Der Safety hat die Nacht gut überstanden, es ist kein Wasser am Knopfende ausgetreten. Ich war auch nicht untätig geblieben, es gibt zum Glück ja auch noch das FPN, und nach gründlicher Suche fand sich dort auch ein hilfreicher Thread, siehe hier:

http://www.fountainpennetwork.com/forum ... pair-help/

Daraufhin habe ich mir ein Herz gefasst und vorsichtig den gerändelten Bereich gedreht, und siehe da, das Gewinde löste sich fast von selbst. Das Innenleben ist völlig in Ordnung. Die Feder ließ sich auch durch Verschieben der kleinen Manschette gut lösen, Tintenreste sind mittlerweile entfernt. Ebenso habe ich den Splint entfernt und festgestellt, dass der Kork gut erhalten ist, anderenfalls hätte das gute Stück ja auch über Nacht geleckt. Ich habe dem Kork noch etwas Paraffinöl verpasst und hoffe auf weitere lange Lebensdauer. Meine Polierversuche sind im Gange, der Schaft gestaltet sich dabei recht einfach. Polierwatte, Chrompolitur, klappt recht gut. Nur läuft das Material beim Abspülen der eventuellen Politurreste immer wieder leicht grünlich an, und ich weiß nicht so recht, ob man auch Spiritus oder etwas anderes nehmen kann, um das Anlaufen zu verhindern. Sonst beißt sich da die Katze in den Schwanz und der Füller wird nie richtig schwarz.

Bis das geklärt ist, werde ich auch keine Tinte einfüllen, zuerst soll der Kaweco mein Auge erfreuen. Ich habe aber nach meinen Tests mit Wasser keine Bedenken, dass noch etwas undicht sein könnte, das Kappengewinde schließt fest, auch die Dichtung dort ist ohne Tadel. Insgesamt macht das Innenleben den Eindruck, dass der Füller kaum benutzt worden ist, abgesehen von den unvermeidlichen Verfärbungen ist er fast wie neu. Und das freut mich sehr als Safety-Einsteiger! Dazu noch der günstige Preis um die 20 Euro . . .

Na, falls du zum Thema Abspülen was hinzuzufügen hast - nur zu! Und vielen Dank für deine Hilfe!

Klaus

[Frodo]

........nach gründlicher Suche fand sich dort auch ein hilfreicher Thread, siehe hier:

http://www.fountainpennetwork.com/forum ... pair-help/


Klaus

Wahnsinn, wie klein ist die Welt. Ich hätte nie gedacht, dass mein alter Reparaturvorschlag nach fast 5 Jahren den weiten Weg über den Teich zurückfindet. Noch ein Tip: Mach mal die Feder raus und schau nach ob sie ohne den Spannring satt auf dem Tintenleiter aufliegt, das heißt, exakt den selben Krümmungsradius hat. Die Feder ist ja nicht original, sie wurde so um 1933 ersetzt. Wenn es nicht die richtige Feder ist, dann kriegt sie beim Einsetzten Spannung und die beiden Federschenkel , die im Mittelschnitt eigentlich exakt parallel sitzen sollten, verkanten gegenseitig. Dann ist die Kapillarität behindert und der Tintenfluss gehemmt. Auch mit Silikonöl sehr vorsichtig sein, Tintenleiter und Feder vertragen das nicht, bereits beim Anfassen.
Fruß, Frodo

[stift]

Hallo
Na da hast du Glück gehabt beim zerlegen deines Matadors,den so leicht geht der nicht zum Aussplinten.
Aber wie ich gesehen habe war das ein Messingsplint und kein Stahl der rostet und sich nicht bewegt.
Kannst du nur Ausbohren und einen neuen Splint setzen.
Und wie schreibt der Matador ist er dicht geworden??
Das sind im Moment die ich habe und die sind auch alle gefüllt bzw. repariert.

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Ist einfach eine Leidenschaft von mir mit Sicherheitsfüller zu schreiben.
mlG
Harald

[newlife]

Danke für euer Interesse und die Antworten!

@ Frodo: Die Feder saß von vornherein gut, die ersten Schreibproben nach Erhalt waren gut, außer dass ein Blick durch die Lupe leichte Kratzer am Iridium erkennen ließ, da ist Politur nötig. Die Schenkel verkanten nicht. Wie kommst du darauf, dass die Feder um '33 ersetzt wurde? Ich bin nicht so firm in der Historie. Und der Name Wigold sagt mir erst mal nichts, auch nicht in Verbindung mit Kaweco, läuft mir zum ersten Mal über den Weg.

@ Harald: Den Splint habe ich wie immer bei solchen Anlässen mit einem 1mm Stahlbohrer und einem Gummihammer auf einer Schneidlade (Gerät zum Gehrungsschneiden bei Holzarbeiten, Hartholz, mit Bohrungen zum Ausschlagen von Tintenleitern versehen) ausgetrieben. Er ist aus Stahl und vermutlich wegen des wenigen Gebrauchs nicht verrostet gewesen, es bedurfte kaum eines Kraftaufwands. Befüllt und geschrieben habe ich noch nicht damit, noch fehlt mir der ultimative Tip, das Anlaufen beim Reinigen nach der Politur zu vermeiden. Wie gesagt, ich rechne nach dem Reinigen nicht mit Problemen, aber ich halte euch natürlich auf dem Laufenden, spätestens nach dem Wochenende muss er fertig sein. Ich brauche noch eine sptze Pipette, die mein Apotheker wohl wird liefern können. Sonst muss eine herkömmliche mit einem aufgeschrumpften Stück Schlauch an dem Knubbel herhalten.

Letztlich bin ich gespannt, ob ich mich vom Eyedropperfieber anstecken lasse. Deine Fotos sind jedenfalls toll und zeugen von deiner Leidenschaft. Liegt das an den damals flexibleren Federn oder ist es eine Frage des technischen Prinzips, was ja auch spannend ist.

Abschließend noch einmal die Bitte um Klärung zur Vermeidung grünen Belags nach dem Abspülen . . . wenn da jemand was anzubieten hat . . .

Grüße von Klaus!

[Frodo]

Wie kommst du darauf, dass die Feder um '33 ersetzt wurde? Ich bin nicht so firm in der Historie. Und der Name Wigold sagt mir erst mal nichts, auch nicht in Verbindung mit Kaweco, läuft mir zum ersten Mal über den Weg.

1932 setzte im Laufe der Weltwirtschaftskrise ein enormer Anstieg des Goldpreises ein, sodass Federn kaum noch zu einem annehmbaren Preis hergestellt werden konnten. 1934 wurde in einer gemeinsamen Patentanmeldung von Rössler, Kaweco und Montblanc (!) der Bau einer Feder vorgeschlagen, bei der ein hochgoldhaltiges drachenförmiges Vorderteil mit dem Schaft der Feder auf Stoß verlötet oder verschweißt werden sollte. Der Schaft sollte dann aus einem doublierten Material oder aus einer niedrig goldhaltigen Weißgold- Legierung bestehen. Auf diese Weise konnten 70 – 90% des ursprünglich eingesetzten Goldes eingespart werden.
1936 erzwang die nationalsozialistische Zwangswirtschaft die Erforschung einer Ersatz-legierung für Gold. Der Handel mit Gold und die Verwendung in Schreibfedern wurden verboten. Die Degussa entwickelte hierfür die Silber- Palladium- Legierung „Palliag ELS“, welche auch von der Kaweco sowie von Montblanc benutzt wurde. Allerdings wurde auch die Verwendung von Palladium im Jahr 1938/ 1939 verboten.
Innerhalb dieser Jahre wurden gewaltige Mengen hochwertiger Goldfedern aus den Füllhaltern entfernt um sie, seit 1936 zwangsweise, der Reichsbank zum Verkauf anzubieten. Neben Palliag und Palladiumfedern gab es dann nur noch Stahl- und Messingfedern. Eine gut auswalzbare Messingphase mit einem relativ hohen Anteil an Kupfer und Blei wurde unter Anderen auch zu Schreibfedern verarbeitet und unter dem Namen Tombak oder Wigold gehandelt. (von: wie Gold, anderes Beispiel solcher Namensgebungen: WIDIA (Bohrer) von: wie Diamant) . Tatsächlich ähnelt diese Legierung in ihrer Farbe dem 333er Gold und lässt sich auch zu extrem dünnem Blattgold- Ersatz auswalzen.
Die "Hausmarke" der Kaweco war aber in diesen Zeiten "Palliag" und nicht "Wigold"
Gruß, Frodo

[werner]

Hallo Frodo,

vielen Dank für Deinen Ausflug in die Füller- bzw. Feder-Historie. Es ist für mich - und sicherlich auch für viele andere Interessenten - fantastisch, wenn Du aus Deinem Wissen um unser Hobby unseren Horizont erweiterst. Gerade solche Zusammenhänge machen doch erst das Salz in der Suppe aus.

Viele Grüße
Werner

[newlife]

Hallo Leute!

So, der Kaweco ist fertig, sauber poliert und alles, wie es sich gehört. Da mein Apotheker keine spitze Pipette auf Lager hatte, habe ich eine handelsübliche wie vorgehabt mit Schrumpfschlauch versehen und das alte Stück befüllt, und siehe da - er schreibt hervorragend! Ich könnte mich dran gewöhnen . . . Ist ja auch vom Design schon was für Junkies . . . wie sich die Spitze herausschiebt und so . . . kein Wunder, dass du drauf abfährst, Harald! Ich werde selbstverständlich die Augen nach dem nächsten offenhalten, denn ein etwas dickerer Safety läge mir mehr. Der Anfang ist jedenfalls gemacht, die Schwellenangst vor weiteren Reparaturen abgebaut. Was will ich mehr? Ach ja, mich noch bei allen, die dazu beigetragen haben, bedanken!

Grüße von Klaus

[stift]

Na Supa Klaus!!
Ist schon ein gei...s Gefühl wenn der Füller wieder schreibt vorallem ein Sicherheitsfüller! Oder nicht????
Ich bin immer wieder begeistert wenn ein Sicherheitsfüller wieder schreibt.
Vorallem freue ich mich immer wenn ich einen Waterman hinbekomme, sind eher was für starke Nerven........die ich aber nicht immer habe hahaha .
Aber nach zwei oder drei Anfängen(Korkdichtungen) wird es etwas.
Ich wünsche dir mit deinem Füller noch viel Freude und beschriebene Seiten!
mlG
Harald
Das war einer der schönsten Sicherheitsfüller den ich bis jetzt repariert habe,gehört aber einen lieben Freund. Doch die Reparatur war schon ein Genuss.

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