Frage an die Experten zu Goldfeder

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Fossie2301
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Frage an die Experten zu Goldfeder

Beitrag von Fossie2301 »

Hallo,

ich bin erst seit gestern in diesem Forum und hier hereingeraten, da ich eine Kugelschsreiberaffinität besitze.

Nach meinem ersten "Hallo" wurde mir schon vorhergesagt, dass die Anmeldung eigentlich keine gute Idee war, da diese zu "Folgebedürfnissen" führen würde, von denen ich bis vor kurzem noch nichts wusste...

Und - ich habe mir nur schnell mal den Lamy-Füller meines Jüngsten geliehen und *bämm* ich scanne nach Füllfederhaltern...🤣

Mein Interesse geweckt hat das unten gezeigte Modell von Otto Hutt und dazu habe ich gleich mal eine Frage an euch Experten (sollte sie dumm sein, seht es mir bitte nach).
Beim Konfigurieren wird deutlich, dass das Auswählen der 18 Karat-Goldfeder einen Preissprung von 150,- EUR auf 260,- EUR nach sich zieht.
Grundsätzlich stellt das für mich jetzt kein Problem dar, jedoch möchte ich gern wissen, ob bei der Materialwahl der Feder, ausser der "chiqueness", noch weitere Argumente für das Gold sprechen.

Vielen Dank vorab.

Martin

PS: Sollte ich die Frage an dieser Stelle verkehrt eingestellt haben, bitte ich um Nachsicht und entsprechenden Hinweis :)
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paul
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Re: Frage an die Experten zu Goldfeder

Beitrag von paul »

Hallo Martin,

erstmal herzlich Willkommen. (und ein OT vorab: verschieben von Beiträgen lieber den Mods überlassen (über Beitrag melden), damit die nicht doppelt vorhanden sind).

Die Diskussion hatten wir hier im Forum bestimmt schon dutzende Male, aber über die Suche relativ schwer zu finden wie ich zugeben muss. Einen alten Thread findest du hier.

Kurze Antwort: es kommt darauf an.

Lange Antwort:

heutzutage haben Goldfedern in den meisten Fällen keinen großen Mehrwert/gewinn gegenüber Stahlfedern. Früher war das anders: zum einen war Stahl schwerer zu verarbeiten, zum anderen ist Gold unempfindlicher (nicht Rost-anfällig gegenüber korrosiven Eisengallustinten, die früher eher mal verwendet wurden. Mit "früher" sind dabei die ersten paar Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts gemeint). Heute spielt das keine große Rolle mehr, da der Stahl besser und die Tinten total "zahm" geworden sind.

Für das reine Schreibgefühl macht es keinen großen Unterschied, da das eigentliche Schreibkorn aus einer superharten Iridium-Legierung gefertigt ist, sowohl bei Gold- als auch bei Stahlfedern. Trotzdem schwören manche Leute, dass ihre Goldfedern "weicher" oder "nachgiebiger" schreiben. – Das ist oft tatsächlich so, es gibt aber auch genügend Gegenbeispiele von "harten" Gold- und "weichen" Stahlfedern. Hat mehr mit der Geometrie zu tun als bloß mit dem Material.

Der andere Aspekt ist das Marketing: eine Goldfeder lässt sich natürlich zu einem viel höheren Preis verkaufen, auch wenn der reine Materialwert überhaupt nicht ins Gewicht fällt (so eine Feder wiegt vielleicht ein oder zwei Gramm). Dementsprechend ist auch der Wiederverkaufswert (auch an Laien) höher.
Zu guter letzt ist bei den meisten Goldfedern – da sie die "High-End Produkte" darstellen – meist die Qualitätskontrolle besser als bei den Stahlfedern auf Schulfüllern. Aber auch das ist abhängig von der Firma, und gerade bei Otto Hutt sollte das keinen Unterschied machen. (edit: und es gibt auch genug Leute, mich eingeschlossen, die Probleme mit Goldfedern hatten. Das ist also keinerlei Garantie.)

Wenn du unbedingt eine Goldfeder wegen des Aussehens haben willst (aber es gibt auch vergoldete Stahlfedern) spricht natürlich nichts dagegen, aber ich würde dir als Anfänger raten, vielleicht doch erstmal mit der Stahlfeder anzufangen und zu schauen ob sie deinen Ansprüchen genügt. Wenn nicht, sollte ein Federtausch später eigentlich auch kein Problem sein.
Chia
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Re: Frage an die Experten zu Goldfeder

Beitrag von Chia »

paul hat geschrieben:
11.04.2021 15:07
Wenn du unbedingt eine Goldfeder wegen des Aussehens haben willst (aber es gibt auch vergoldete Stahlfedern)
Denen allerdings ihr güldener Look nicht unbedingt für immer erhalten bleibt. Ich habe jedenfalls schon ein paar ursprünglich vergoldete Federn, die mittlerweile ziemliche entgoldet sind...

Ich persönlich lege zwar eigentlich keinen großen Wert auf goldenes Aussehen (bin eher ein Silber-Fan* ;) (und nochmal mehr wenn der Füller eh schon viel silber(farbenes) hat)), aber von dieser "Verwandlung" war ich dann doch etwas ernüchtert.


Wo eine echte Goldfeder evtl. relevant werden könnte, ist, wenn man viel und lange mit starken Eisengallustinte schreibt. Es gibt Berichte, wonach Federn aus "unedlem" Metall von solchen Tinten angegriffen werden können; angeblich sind vergoldete Federn sogar besonders anfällig.
V-Li
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Re: Frage an die Experten zu Goldfeder

Beitrag von V-Li »

Bei Diplomat habe ich insgesamt drei Federn (2x Stahl, 1x Gold) und die Stahlfedern sind beide besser. Aber das ist nur eine begrenzte Perspektive, meine Brot- und Butterstifte Pilot Custom haben ausschließlich Goldfedern, die ausnahmslos vorzüglich sind, alle drei Faber-Castell mit Stahlfedern sind aber ebenfalls hervorragend.....der Tipp meines Vorredners bezüglich des Starts mit Stahlfedern möchte ich mich anschließen. Otto Hutt ist eine gute Wahl.
paul
Beiträge: 234
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Re: Frage an die Experten zu Goldfeder

Beitrag von paul »

Chia hat geschrieben:
11.04.2021 15:37
paul hat geschrieben:
11.04.2021 15:07
Wenn du unbedingt eine Goldfeder wegen des Aussehens haben willst (aber es gibt auch vergoldete Stahlfedern)
Denen allerdings ihr güldener Look nicht unbedingt für immer erhalten bleibt. Ich habe jedenfalls schon ein paar ursprünglich vergoldete Federn, die mittlerweile ziemliche entgoldet sind...
Das stimmt. Allerdings ist auch die Feder des gezeigten Otto Hutt teilvergoldet bzw. die Goldfeder teil-platiniert. Inwiefern es da allerdings Qualitätsunterschiede zwischen den verschiedenen Herstellungsmethoden gibt, kann ich nicht beantworten (und wäre auch eine gesonderte Frage).
Wo eine echte Goldfeder evtl. relevant werden könnte, ist, wenn man viel und lange mit starken Eisengallustinte schreibt. Es gibt Berichte, wonach Federn aus "unedlem" Metall von solchen Tinten angegriffen werden können; angeblich sind vergoldete Federn sogar besonders anfällig.
Auch das stimmt, ist aber nichts, worüber sich Martin Gedanken machen müsste, wenn er normale Tinten benutzt. (Die Leute, die starke Eisengallustinten benutzen (und wissen wo man die heutzutage herbekommt), wissen i.A. auch worauf sie achten müssen.)
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Stephan Schlitzer
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Re: Frage an die Experten zu Goldfeder

Beitrag von Stephan Schlitzer »

Hallo Martin,

ich bin selber erst seit etwas über einem Jahr dem Füller verfallen, kann aber aus meiner Erfahrung dieses Jahres sagen, dass es wirklich auf das Schreiberlebnis ankommt, unabhängig vom Material...

Kleines Beispiel: Letztes Jahr ziemlich zu Beginn meiner "Füllerkarierre" habe ich mir meinen damaligen Traumfüller gegönnt, einen Pelikan M1000 mit einer 18k - B Feder. Trotz dass sie aus Gold ist und (technisch) schön schrieb, landete mein Traumfüller immer wieder in der Schatulle und ich schrieb lieber mit einer sehr, sehr viel günstigeren Feder aus Stahl, die einfach anders geschliffen war, nämlich eine 1.1 Stub. Ich schickte dann nach fast einem Jahr den Traumfüller zurück und ließ mir die Feder zu einer Italic umschleifen. Jetzt benutze ich meinen Traumfüller regelmäßig und gerne. Ich wusste zu Beginn gar nicht, was es alles für Schliffe bei Federn gibt. Mittlerweile habe ich viele meiner Füller auf sogenannte Stub, Italic oder alte Goldfedern "umgerüstet".

Was ich damit sagen will:
Mittlerweile achte ich eher auf den Schliff, als auf das Material... Bei alten Goldfedern ist das wieder anders, weil sie nicht rund wie aktuelle Federn geschliffen sind, sondern einen tendenziell geraderen Schliff haben, was sie wiederum ganz anders schreiben lässt.

Ich würde, wenn du gerade anfängst erstmal verschiedene Federn ausprobieren. Wenn dir das Schriftbild mit der jeweiligen Feder gefällt, dann nimm sie, unabhängig vom Material. Sie macht dir dann sicher lange Freude!

Ich habe hier im Forum beispielsweise eine gebrauchte Franklin-Christoph Feder aus Stahl (1.1 Stub) für 10€ gekauft... Für mich eine wunderbare Feder, mit der ich irre gerne schreibe. Diese steckt auf einem 5€ Chinesen = 15€.... Mein absolutes Alltagstier.
Dagegen liegen dann Füller mit Goldfedern, deren Schriftbild mir nicht zusagt, in der Schatulle...

Das Ausprobieren macht auch Spaß, also lass dich nicht hetzen und probiere aus!

Viele Grüße
Stephan
Liebe Grüße, Stephan
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Das Forum ist schuld an meiner Altersarmut... 😂
Fossie2301
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Registriert: 10.04.2021 11:24

Re: Frage an die Experten zu Goldfeder

Beitrag von Fossie2301 »

Vielen Dank für die freundlichen und kompetenten Antworten. Ihr helft mir wirklich sehr.

Da ich den gezeigten Füllfederhalter nicht als Statussymbol, sondern als Hobbyeinstieg und somit als Testobjekt erwerben möchte, das Federmaterial das zu erwartende Schreibgefühl also offenbar nicht wesentlich beeinflussen wird und der Look der Stahlfeder mit dem Ruthenium und dem grünen Korpus für meine Begriffe richtig ansehnlich matched, werde ich mich (zumindest bei diesem Objekt) für die Stahlfeder entscheiden.

Ihr seid wirklich klasse👍
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Buntschreiber
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Re: Frage an die Experten zu Goldfeder

Beitrag von Buntschreiber »

Meine absoluten Lieblingsfedern sind, ohne Wertung untereinander:
- Lamy F Stahlfeder die ich jahrzehntelang nicht nur auf M-Breite sondern komplett flach geschrieben habe
- Lamy M Stahlfeder aus einem CP1 erste Generation
- Lamy M Goldfeder aus aktueller Produktion
- Jinhao 0,5mm aus dem 601
- Jinhao 0,7mm aus dem x450
- PenBBS F mit abgeflachter Kugel
- Hongdian F aus dem 1850 Forest

Also ich kann definitiv keinen 1:1 Zusammenhang zwischen Material und Genuss feststellen. Die Feder mit der ich am schlechtesten zurechtkomme ist eine Montblanc-Goldfeder. Ich kann nur zum Ausprobieren raten, zur Not gebraucht kaufen und ggf. wieder verkaufen.
HABERE et TENERE
Marco77
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Re: Frage an die Experten zu Goldfeder

Beitrag von Marco77 »

Mit der Stahlfeder machst du nichts falsch.
Im Grunde ist es aber egal...... Denn du wirst dir mit Sicherheit sowieso noch einen oder mehrere Füller mit Goldfeder holen :D
Mit der Anmeldung hier im Forum, ist das nur eine Frage der Zeit.
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Tenryu
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Re: Frage an die Experten zu Goldfeder

Beitrag von Tenryu »

Wie schon oben erwähnt, ist es mehr eine Frage des Geschmacks. Ich mag die warme Farbe des Goldes und ziehe daher eine güldene Feder einer stählernen vor, wenn ich die Wahl habe. Allerdings besitze ich durchaus einige Stahlfedern, die angenehmer schreiben als viel teuerere goldene.
Aber einer gewissen Preislage werden dann ohnehin nur noch Goldfedern verbaut.

Wenn du einen günstigen Füller mit einer Goldfeder haben willst, schau dich bei den Japanern um. Mit etwas Glück kannst du da durchaus schon unter 100€ fündig werden.
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Buntschreiber
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Re: Frage an die Experten zu Goldfeder

Beitrag von Buntschreiber »

Oder man kauft sich einen Lamy nach Wunsch und steckt eine Goldfeder rein.
HABERE et TENERE
Der Zeitreisende
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Re: Frage an die Experten zu Goldfeder

Beitrag von Der Zeitreisende »

Fossie2301 hat geschrieben:
11.04.2021 14:46
[…] Grundsätzlich stellt das für mich jetzt kein Problem dar, jedoch möchte ich gern wissen, ob bei der Materialwahl der Feder, ausser der "chiqueness", noch weitere Argumente für das Gold sprechen.
Auch auf YouTube wird die Frage diskutiert:

SBRE Brown: Nib materials: is gold better than steel? https://youtu.be/uxSNgqiFk3Q gründlich und detailliert, mit vielen Beispielen, Schlussfolgerung: es hängt von vielem ab…

Ich kann mich Brown anschliessen. Siehe auch Goulet:

Brian Goulet: Write Now - Ep.106: Gold vs. Steel Nibs https://youtu.be/MsySeGyz37E (hier wird u.a. erwähnt, wie gut die Stahlfedern von Diplomat sind, weicher und flexibler als manche Goldfedern)

Gadgetstop: Gold vs Steel Fountain Pen Nibs https://youtu.be/XMLeaSfhzas sagt wenig Unterschied zwischen Gold und Stahl bei Lamy zu spüren

Scrively: Lamy Z55 gold nib vs steel nib – Fountain Pen Review https://youtu.be/Yncoo5AZL70 ist aber anderer Meinung
Danke, ich bin schon bekehrt – das Schreiben mit Füller ist der Weg ins irdische Paradies.
Marco77
Beiträge: 134
Registriert: 13.04.2020 0:42

Re: Frage an die Experten zu Goldfeder

Beitrag von Marco77 »

Die Stahlfedern von Diplomat sind echt nicht schlecht.
Zwei Diplomaten mit Stahlfeder habe ich auch und diese sind sehr angenehm zu schreiben.
Eine gewisse flexibilität haben die auch, mehr wie meine neueren Goldfedern, in deutlich teureren Füllern.
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