Manu Propria - Feder und Tintenleiter gegossen

Moderatoren: Zollinger, desas, Linceo, Lamynator, MarkIV

Antworten
manupropriapens
Beiträge: 292
Registriert: 20.01.2016 9:33
Wohnort: Ittigen, Schweiz
Kontaktdaten:

Manu Propria - Feder und Tintenleiter gegossen

Beitrag von manupropriapens »

Ich habe es in meinem letzten Post erwähnt, vor einiger Zeit habe ich #8 18 Kt. Goldfedern und Tintenleiter in Bronze giessen lassen. Gussvorlagen waren Ebonit-Tintenleiter und #8 Feder von JOWO.

Die Giesserei Brogioli in Schaffhausen ist wohl die beste Giesserei weit und breit und ich arbeite mit ihnen seit 1980, also seit 48 Jahren. In Schaffhausen giessen sie für Künstler und Goldschmiede, also kleinere Objekte in Edelsmetallen und Kupferlegierungen.
Im Tessin hat Brogioli ein weiteres Gusswerk, wo sie Glieder für Edelstahlbänder für IWC z.B. und Brillengestelle für italienischen Brillenhersteller in Edelstahl giessen.

Nun, die beiden Gussvorlageen wurden mit einem speziellen Silikon abgenommen und via Wachs in Gipsform gegossen.
Der spezielle Silikon hat so gut wie keine Schrumpfung. Mit konventionellem Abformgummi muss man mit 10% rechnen.

Die kleinste Differenz, die trotzdem entstehen - wurde beim Guss von Feder und Tinteleiter kompensiert, indem der Spritzdruck leicht erhöht wurde. Die sind einfach genial.

Was mann wissen muss, ist, dass beim Guss das Gold nie 100% Homogen ist, wie beim Walzen, sondern bei einem guten Guss bei 98% liegt. Somit kann man keine flexiblen Federn giessen.

Man beachte wie extrem genau die Teile gegossen wurde.
Auch zu erwähnen ist, dass die Güsse von Brogioli eine sehr feine Gusshaut aufweisen, die natürlich entfernt werden muss.

Ich habe in Folge des Projects 10 Federn und Tintenleiter realisiert, die alle mit Füller verkauft wurden. Alle 10 Kunden waren entzückt und schwärmen Heute noch.

Ich habe das Projekt nicht kommezialisiert wegen des grossen Aufwands und in Folge der hohen Kosten.

Alles Gute Martin
Dateianhänge
4.jpg
4.jpg (218.72 KiB) 884 mal betrachtet
3.jpg
3.jpg (127.11 KiB) 884 mal betrachtet
2.jpg
2.jpg (207.98 KiB) 884 mal betrachtet
1.jpg
1.jpg (159 KiB) 884 mal betrachtet
Manu Propria Pens
Herstellung von Schreibwaren mit Urushi Lack
Verkauf weltweit, direkt aus dem Atelier in der Schweiz
Einzel- und Spezialanfertigungen
http://www.manupropria-pens.ch/welcome.html
24x30
Beiträge: 701
Registriert: 17.09.2019 18:30

Re: Manu Propria - Feder und Tintenleiter gegossen

Beitrag von 24x30 »

Von der schicken Optik abgesehen, wie hat sich das auf das Gewicht des Füllers ausgewirkt? Wurde er dadurch etwas kopflastig? hast du mal so einen Tintenleiter gewogen?

Viele Grüße
manupropriapens
Beiträge: 292
Registriert: 20.01.2016 9:33
Wohnort: Ittigen, Schweiz
Kontaktdaten:

Re: Manu Propria - Feder und Tintenleiter gegossen

Beitrag von manupropriapens »

Das mit dem Gewicht ist so eine Sache.
Es gibt Leute, die keine Ebonit-Füller kaufen, weil sie zu leicht sind und andere Leute wiederum suchen möglichst leichte Füller. Das Gewicht in Gramm des Tintenleiters ist nicht entscheidend sondern die Balance.
Ich persönlich mag den schweren Tintenleiter und eine starre Feder. Flexible Federn sind nichts für mich, ich finde sie sehr ermüdend. Ich schreibe viel aber zeichne auch viel. Der Feedback meiner Kunden war durchs Band gut.

Beste Grüsse,

Martin
Manu Propria Pens
Herstellung von Schreibwaren mit Urushi Lack
Verkauf weltweit, direkt aus dem Atelier in der Schweiz
Einzel- und Spezialanfertigungen
http://www.manupropria-pens.ch/welcome.html
Frodo
Beiträge: 785
Registriert: 16.10.2005 0:31

Re: Manu Propria - Feder und Tintenleiter gegossen

Beitrag von Frodo »

Hallo Martin

Warum sollte man Federn giessen? Nur, weil man es kann? Der Aufwand gegenüber der in den letzten 200 Jahren erarbeiteten Praxis der Federherstellung ist dramatisch viel höher und einen Gewinn in der Anwendung einer starren Feder sehe ich nicht. (Es gibt zwar auch Federn aus Stein, auch eine Schweizer Erfindung, die haben sich aber auch nicht durchgesetzt) Es ist zu befürchten, dass die gegossene Feder auch keinen Ausrutscher bei versehentlich zu hartem aufsetzen oder einem Versturz verzeiht.

GrussF.
manupropriapens
Beiträge: 292
Registriert: 20.01.2016 9:33
Wohnort: Ittigen, Schweiz
Kontaktdaten:

Re: Manu Propria - Feder und Tintenleiter gegossen

Beitrag von manupropriapens »

Du siehst das erwas zu eng finde ich.
Natürlich kann ich auf konventionellem Weg selber keine "traditionellen" Federn herstellen, ausser ich beschaffe mir alle notwendigen Maschinen.

Nur in der Massenproduktion kann ein tiefer Preis erreicht werden.
So ist es auch, dass JOWO und Bock die einzigen Federn sind, die man als Hersteller kaufen kann.
Japanische Federn sind nicht zu kaufen. JOWO war übrigens während der DDR der Billighersteller von Bock-Federn.

Auch ist es so, dass Manu Propria kein Massenbrand ist und ich mit 50 verkauften Federn an solche Kunden die genau das mögen zufrieden bin. Nischenmarken sollten nie versuchen die Grossen nachzumachen
Manu Propria Pens
Herstellung von Schreibwaren mit Urushi Lack
Verkauf weltweit, direkt aus dem Atelier in der Schweiz
Einzel- und Spezialanfertigungen
http://www.manupropria-pens.ch/welcome.html
Benutzeravatar
moniaqua
Beiträge: 291
Registriert: 13.08.2024 12:53

Re: Manu Propria - Feder und Tintenleiter gegossen

Beitrag von moniaqua »

Frodo hat geschrieben:
10.10.2024 11:40
Warum sollte man Federn giessen?
In's Blaue geschossen: Weil es weit günstiger ist, als eine Stanze anzuschaffen bei kleinen Stückzahlen?
Servus,
Monika
"And if you walk the footsteps of a stranger, you'll learn things you never knew, you never knew!"
aus "Colors of the Wind", Pocahontas
Antworten

Zurück zu „Rund um die Feder / Regarding nibs“