Feder einschreiben!?

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Stephan Th
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Beitrag von Stephan Th » 20.10.2003 9:00

Hallo Marcel,

grundsätzlich leiert eine moderne Feder eher selten bis gar nicht aus. Das hängt damit zusammen daß moderne Federn recht steif und unflexibel sind und damit kaum anfällig sind für beschädigungen dieser Art. Man müßte schon recht fest aufdrücken um die Strichbreite dauerhaft zu verändern. Allerdings verschlechtert sich dabei unter Umständen der Tintenfluß, weil der Kapillardruck schwächer wird, je breit der Federspalt am Schreibkorn ist.

Als ich mal in einem "Fachgeschäft" war, wollte mir die Verkäuferin ernsthaft erklären daß sich das Schreibkorn in den ersten paar Wochen auf den Besitzer einschleift und somit "personalisiert" wird. Das ist natürlich blanker Unsinn, weil es sehr, sehr viel länger dauern würde um die Feder auf den Schreiber einzuschleifen. Nícht umsonst wird das Schreibkorn aus hochabriebfesten Legierungen (Iridium/ Osmium/ Ruthetium etc.) hergestellt.

Das einzige was ich mir vorstellen könnte ist, daß sich während den ersten Tintenfüllungen produktionsbedingte Ölfilme u. Ä. aus dem Tintenleiter lösen und sich somit der Tintenfluß etwas verbessert. Ansonsten würde ich sagen daß sich der Nutzer eher auf den Halter einstellt als umgekehrt...

Alfred J.-Anton
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Beitrag von Alfred J.-Anton » 20.10.2003 21:26

Prinzipel ist das mit dem "Einschreiben" ziemlicher Blödsinn, jedoch muss man beachten, dass nicht alle Füllfederhalter Federn um 50, 60 oder mehr Euro haben und es bei "billigen" maschinell geschliffenen Federn zu Gradrückständen kommen kann. Dieser entfernt sich mit der Zeit und das Kratzen der Feder wird weniger. Auch entfernt sich ein gewisser Rest-Ölfilm wie Stephan richtig bemerkt hat, und wenn man es sehr genau nimmt, so verbreitern sich einige hochkarätige Federn nach einiger Zeit sehrwohl. Wobei diese Tatsache vom Schreiber abhängig ist respektive vom Druck seiner Hand.
Diese Verbreiterung ist meistens sehr minimal und macht sicher aus einer F-Feder keine M-Feder. Man muss dies allerdings dazuschreiben, da dieses Plenum von "Leute" gelesen wird, welche 25 Grad warmes Wasser für warm halten :lol: .
Grüße an alle

eckhard
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Beitrag von eckhard » 21.10.2003 8:15

Hallo Alfred!

Sarcasm suits you! :wink:

Es scheint mir, als zögen viele Leute flexiblere Federn vor, und dennoch erlese ich (ich bin allerdings ein wirklicher Anfänger auf dem Gebiet), dass selbst zwischen der ersten und zweiten Serie des M800, zum Besipiel, ein deutlicher Unterschied (Tendenz-> härter) besteht.

Das finde ich überraschend, denn Pelikan und andere müssten sich doch, so denkt man, besonders bei den Top-Modellen an den ausdrücklichen Käuferpreferenzen orientieren.

What gives?

cioa for now

Stephan Th
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Beitrag von Stephan Th » 21.10.2003 9:12

Hallo Eckard,

leider sprichst du ein grundsätzliches Problem mit Federn an, das sich seit den Fünfziger Jahren zunehmend verschärft hat. Um der Schwemme der Kugelschreiber einhalt zu gebieten, sind immer mehr Hersteller dazu übergegangen brettharte aber dafür sehr weich schreibende Federn herzustellen. Trotzdem konnte man die Schwemme (leider) nicht stoppen so daß sich der Kugelschreiber als DAS Schreibgeräte durchgesetzt hat. Daß wir hier in Deutschland noch vergleichsweise gut dran sind, zeigt die Tatsache daß viele Schulkinder immer noch mit Füller schreiben (müssen).

Wenn jetzt ein ehemaliger Kulischreiber zum Füllhalter zurückkehrt, hat er normalerweise einen recht hohen Schreibdruck, der eine flexible Feder innerhalb von kürzester Zeit zerstören würde. Deshalb werden heute fast nur noch relativ harte Feder hergestellt, die gegenüber Schreibdruck eher resistent sind, gleichzeitig aber die Schreibkultur eines vernickelten Dachnagels aufweisen.

OMAS hatte in den Neunziger Jahren eine spezielle 14kt. Feder im Austauschprogramm, die noch wirklich flexibel war, aber soweit ich weiß ist sie heutzutage nicht mehr erhältlich. Schade eigentlich, denn so eine Feder wäre doch mal wirklich wieder etwas feines...

... solange man den Füller nicht an einer Stelle trägt, wo der menschliche Körper nahezu 37° hat... 8)

eckhard
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Beitrag von eckhard » 21.10.2003 10:06

Okay, Stefan, jetzt hast du mich aber etwas verwirrt!

Wenn du schreibst, dass moderne Federn "bretthart" sind aber gleichzeitig "weich" schreiben, kling das wie ein Widerspruch, denn bisher hatte ich die beiden Qualitäten für mehr oder weniger synomym gehalten.
Liege ich da schief?

Wie kann man eine harte Feder weich schreiben lassen -- mit dem Iridium Punkt? Oder bietet eine weich-schreibende Feder nicht unbedingt die Möglichkeit verschieden breiter, geschwungener Schriftelemente .. ich kenne nur das englische Wort "stroke". Okay, ich höre jetzt auf zu versuchen, meine Fragen selber zu beantworten und warte lieber auf deine Erklärung.

Übrigens liebe ich meinen M800!
Er war wirklich unglaublich sanft (jetzt vermeide ich "weich" mit Absicht :) ) ... right out of the box, so to speak.


ciao

Stephan Th
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Beitrag von Stephan Th » 21.10.2003 19:23

Hallo Eckart, tut mir leid wenn meine Aussage nicht eindeutig war. Du sprichst aber ein prinzipielles Problem an, das die deutsche Sprache in diesem Zusammenhang hat. Ich verwende "weich" anstelle des englischen "smooth", also als beschreibung des Schreibgefühls. Weiche Federn sind für mich Federn, die gut auf dem Papier gleiten ohne zu kratzen oder zu haken. "Flexibel" oder "elastisch" beziehe ich auch die Härte der Feder selbst, also auf das Maß in dem die Federgabeln "einfedern" ohne daß die Feder schaden nimmt.

Alfred J.-Anton
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Beitrag von Alfred J.-Anton » 22.10.2003 19:25

Es ist der Vergleich von der Umstellung Kugelschreiber auf Füllfeder zwar richtig, jedoch glaube ich das Recht zu besitzen daran zu zweifeln, wenn es sich um Füllfedern um 100derte Euro´s handelt.
Ich glaube nicht, dass jemand permanent mit Bic-Kulis schreibt und so im vorbei gehen sich eine M900 kauft.
Wenn Lamy seine Persona von 18ct auf 14ct umstellt, so kann ich mir das noch erklären, denn dieses wuchtige Ding kann man im Notfall auch Nägel in die Wand schlagen. Nur- warum gibts die Toledo nicht mehr mit 20ct!! Goldfeder :?:
Gerade ein so edler Füller wird sicher mit Vorsicht behandelt und der Kostenaufwand (Wie ihr in einen anderen Artikel besprochen habt) sollte bei Verkaufspreisen um die 1000 Euro´s egal sein.
Oder verbiegt sich die Feder, wenn man sie dort trägt, wo der Menschliche Körper ca. 37 Grad Celsius hat?
Grüße aus dem schönen Niederösterreich
Freddy

eckhard
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Beitrag von eckhard » 22.10.2003 19:42

Vielleicht sollten wir uns jetzt mal vom anally-retentive Thema verabschieden und einen weiteren Faktor ansprechen, der mir - als echtem Füller-Anfänger - heute wenig Freude bereitete: nämlich Papier!

Mein M800 schreibt ganz fabelhaft auf normalem Papier, Notizblöcken, Umschlägen usw. Da ich ihn aber gekauft hatte, um meiner Tochter in Canada bedeutungsvolle und attraktive Briefe schreiben zu können, die sie vielleicht sogar aufheben würde, investierte ich heute in einen €10 Block graues Büttenpapier.
Zu meinem Schrecken benahm sich mein blaues Wunder wie ein ganz billiger Stahlfederhalter ... er kratzte, schrieb nicht an, setzte sogar mitten in einem Wort aus: Fürchterlich!

Statt mir jetzt stapelweise verschiedene Sorten anzulegen, denke ich, es wäre wohl gescheidter euch alle mal zu fragen, ob papier wirklich eine so starke Rolle Spielen sollte, und wenn ja, ob es Sorten gibt, die Ihr vorschlägt ... oder sollte das "vorschlagt" sein ... deutsche Sprach, schwere Sprach....

Michael Weise
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Beitrag von Michael Weise » 24.10.2003 22:53

Hi

@ Alfred
Die federn mit 20 ct wären eigentlich noch härter als es die 18ner schon sind. Die flexibilität wird eigentlich durch die "verunreinigungen" erreicht, deshalb sprach stefan von der OMAS 14ct feder (die es übrigens vor etwa 12 Monaten noch gab)
Der Preis des Füllhalters ist in keinem Fall von der verwendeten Goldsorte abhängig (Preisunterschied der Materialkosten dürfte sich im ct bereich bewegen)

@Eckard
Leider hast Du mit dem Papier völlig recht, es sieht so aus als wären die Füller und die gängigen Tintensorten eher für Notizzettel u. ä. entwickelt.
Ich wüsste auch nicht welchen pauschalen Rat man da geben könnte.
Ich mache es so das ich meinen Lieblingsfüller mit der vorgesehenen Tinte ins Geschäft mitnehme und dort teste.
Zuhause probiere ich dann ob andere Tinten und Füller mit demPapier harmonieren

regards
Mike

Stephan Th
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Beitrag von Stephan Th » 24.10.2003 23:36

Ich glaube hier gibt es ein kleines Mißverständnis wegen den Metallegierungen der Federn: Prinzipiell wird nämlich eine Feder weicher wenn sie einen höheren Goldanteil aufweist (14kt ist härter als 18kt!). Das liegt daran daß Gold ein sehr weiches Metall ist und sich ein höherer Goldanteil logischerweise auf die strukturelle Integrität der Feder auswirkt.
Allerdings sind die Auswirkungen der Legierung nicht derart signifikant daß alle 14kt Federn steinhart und alle 18kt Federn butterweich wären. Es kommt auch darauf an wie die Federn geformt sind: Eine Kastenfeder aus 18kt Gold dürfte bei gleicher Dicke deutlich härter sein als eien Flügelfeder aus 14kt. Gold.

Der Grund warum sich 14kt Federn besser für elastische Federn eignen liegt darin daß sie besser federt als die weichen 18kt Federn. Bei der Flexibilität einer Feder kommt es nicht nur darauf an daß die Federgabeln sich möglichst weit spreizen, sondern es ist ebenso wichtig daß das Material dieser Belastung langfristig gewachsen ist und immer wieder leicht in seine Ausgangsform zurückzuspringen vermag. Dazu ist 14 karätiges Gold besser geeignet, weil die in ihm legierten Metalle dem Ausgangsmaterial eine bessere Elastizität (nicht Weichheit) verleihen als den Legierungen mit höherem Goldanteil.

Ursprünglich rühren die verschiedenen Goldanteile in den Goldfedern von der Tatsache daß in einigen Ländern der Begriff "Massivgold" erst ab 18karat oder gar 23karat Goldanteil verwendet werden darf.

Michael Weise
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Beitrag von Michael Weise » 25.10.2003 14:11

hi

du hast es wie immer viel schöner erklärt als ich mit meinem
"Die flexibilität wird eigentlich durch die "verunreinigungen" erreicht" :D

regards
Mike

Alfred J.-Anton
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Beitrag von Alfred J.-Anton » 28.10.2003 19:21

Jetzt verstehe ich aber nichts mehr !!!!!
Warum soll ich irgend jemandem eine M800 empfehlen, wenn sie kein stundenlanges Schreiben ohne Schreibkrampf ermöglicht und auch noch mit einer schlechteren Feder als die M400 ausgestattet ist.
Ich bin jedem dankbar, der eine Füllfeder für meiner Sammlung kostenlos zur Verfügung stellt.

Stephan Th
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Beitrag von Stephan Th » 29.10.2003 0:21

Ich glaube da ist etwas nicht ganz korrekt angekommen. Es stimmt zwar daß die Legierung in gewissen Grenzen Einfluss darauf hat wie eine Feder schwingt bzw. in welchem Maß sich die Gabeln auseindanderbiegen können ohne Schaden zu nehmen. Jedoch ist der entscheidende Fator die Verarbeitung und die Form. Hier hat die breitere Feder des M800 eher vorteile als die recht schmale form der kleineren Serien. Der wahre grund liegt aber offensichtlicher: 18 kt. Federn werden von (manchen) Kunden als hochwertiger empfunden als die 14kt Federn. Anteil daran dürften die Offerten einiger Billiganbeiter der Schmuckbranche sein, die das "585 Gold" zu Unrecht etwas in Verruf gebracht haben. Dazu kommt daß in einigen Ländern 18kt die Mindestgrenze für die Bezeichnung "massivgold" ist, und es demzufolge wenig sinn macht Legierungen mit einem geringeren Feingoldgehalt anzubieten.

Was das Gewicht angeht, so bleibt festzustellen daß das offenbar vom Kunden so erwartet wird. Auch wenn ich weiß daß jetzt OMAS als Gegenbeispiel kommt, aber vielfach wird eben immer noch das Gewicht mit der hochwertigkeit eines Schreibgerätes in Verbindung gebracht. In der Tat gab es den M800 für eine kurze Zeit auch mit einem Plastikfüllmechanismus (normalerweise ist ja nur die Hülse aus Messing und nicht der ganze Füllmechanismus, wie oft irrtümlich angenommen; Anm.), der aber auf dem Markt nicht ankam, so daß man schnell wieder zum schwereren Messing-Modell zurückkehrte. Das finde ich bedauerlich denn ein leichter Füller im M800 Format käme für mich dem Ideal eines perfekten Füllers sehr nahe.

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