moderne Flexible: eine wie die andere?

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miel
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Re: moderne Flexible: eine wie die andere?

Beitrag von miel »

Hallo Martin,

in dem Video geht es NICHT um die FA-Feder (Falcon Feder), sondern um den - verwirrenderweise - unter dem Namen Falcon verkauften Füllhalter. Der hat sogenannte Softfedern (in dem Video die Soft Extra Fine) und eben nicht die FA-Feder.

Das Problem bei der FA-Feder ist, das die verbauten Plastiktintenleiter ab Werk nicht wirklich für das Flexen in kursiver Schrift gemacht sind. Das benötigte Tintenvolumen schaffen sie nicht. Also muss man ein wenig nachhelfen, was ich vorsichtig und in mehreren Etappen getan habe und nun bin ich zufrieden. Ausserdem habe ich mir und der Feder ein wenig Zeit beim Einschreiben gelassen und nicht sofort nach dem Auspacken erwartet, daß mir Flex wie bei einem historischen Füllhalter geboten wird.

Bei dem, für das ich den 912 angeschafft habe - nämlich konzentriertes, ruhiges Schreiben um meine Handschrift zu verbessern und mit zu entspannen - funktioniert die Feder für mich super.

Liebe Grüsse,

Claudia
josi
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Re: moderne Flexible: eine wie die andere?

Beitrag von josi »

Danke, Claudia
Gruß, Martin
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Will
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Re: moderne Flexible: eine wie die andere?

Beitrag von Will »

miel hat geschrieben: Eine Feder die nicht flext ist meiner Meinung nach keine Flexfeder.
Liebe Claudia,

mir ging und geht es darum die Erwartungshaltung etwas zu relativieren und damit das Risiko für eine unnötig zurstörte Feder zu senken. Wer Videos, Bilder und Schriftproben von historischen flexiblen Federn sieht, schließt gerne auf gleiche Ergebnisse und Eigenschaften bei modernen "Flexfedern". Diese Erwartungshaltung trügt jedoch mit den vorbeschriebenen Folgen. Gegen eine normale moderne oder rigide Feder ist bei den benannten Modellen eine verhältnismäßige Flexibilität festzustellen - ergo eine moderne Flexfeder. Das habe ich auch nicht abgesprochen. Nur mit einer historischen Feder können die Material- und Schreibeigenschaften nicht verglichen werden, was sehr schnell zu einer teuren Enttäuschung führen kann, wie im Fall des 1000ers. Das sollte man wissen, wenn man mit Flexfieber infiziert ist und Langzeitschäden an einem teuren Schreibgerät vermeiden will. Die Qualität des 1000ers steht für mich grundsätzlich nicht zur Debatte, nur die Flexibilität einer historischen Feder hat eben auch dieser nicht.

Flexfiebergrüße aus der Pfalz

Gerd
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miel
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Re: moderne Flexible: eine wie die andere?

Beitrag von miel »

Lieber Gerd,

warum müssen wir etwas als "moderne Flexfeder" bezeichnen, da a) den Vergleich zu einer historischen (auch nur semi-) flex Feder nicht antreten kann und für deren Verhalten es b) zumindestens im englisch sprachigen Raum meiner Meinung nach treffendere beschreibende Adjektive gibt?

Soweit mir bekannt liefert Pelikan die M1000 nicht als Flex-Halter aus. Wohl mit gutem Grund.
Auch Visconti hat sich die Bezeichnung "Dreamtouch" für das Schreibgefühl einfallen lassen und eben nicht den bekannten und eingeführten Begriff Flex genutzt.

Eine Feder die nicht flext (was für mich heisst nach dem Spreizen auch wieder in die Originalposition zurückzugehen ohne Probleme), muss ich nicht als Flex beschreiben - auch nicht als moderne Flex - so zumindestens meine Meinung.

Ich kann mit Begriffen wie "springy", "elastisch", "weich" und "bouncy" sehr gut leben und finde sie wesentlich weniger frustrierend als die Bezeichnung "moderne Flexfeder" bei einer Feder die eben nicht flext, ohne daß ich sie kaputt mache.

Liebe Grüsse,

Claudia
Zuletzt geändert von miel am 28.03.2016 20:59, insgesamt 1-mal geändert.
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MarkIV
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Re: moderne Flexible: eine wie die andere?

Beitrag von MarkIV »

Ich muss Claudia da wirklich zustimmen. Modern oder nicht, der M1000 Feder "flext" nicht, nicht ohne Beschädigung. Sie liefert ein sehr gutes Feedback, ein weiches Schreibgefühl, nur mit Flexibilität in dem ursprünglichen Sinne hat das nichts zu tun, auch in einem modernen Sinne nicht.

Ich sehe auch das eigentliche Problem nicht, ich muss einer Feder keine Funktion andichten, für die sie schlicht nicht gedacht ist. Schreiben mit Linienvariation ist einfach nicht mehr Stand der Zeit und ein Feld für die Pflege historischer Schriften. Flexfedern gibt es halt nur noch historisch.

Mark
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Krazy Kat
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Re: moderne Flexible: eine wie die andere?

Beitrag von Krazy Kat »

Will hat geschrieben:...Wer Videos, Bilder und Schriftproben von historischen flexiblen Federn sieht, schließt gerne auf gleiche Ergebnisse und Eigenschaften bei modernen "Flexfedern"….
Flexfiebergrüße aus der Pfalz

Gerd
wer "Videos, Bilder und Schriftproben von historischen flexiblen Federn sieht,…", dem kann`s manchmal ganz übel werden, wenn man sieht wie einige Federn dort misshandelt werden :shock:. Im Zuge der Flex-Mode dürfte da so manche antike Feder ihre letzte varible Linie gezogen haben. Einem gewissen Hr. Braun kann ich beim Flexen auch nicht mehr zusehen :roll:

Es stimmt allerdings schon: Bei modernen Füllhalter wird man vergeblich flexible Federn finden. Bei möglichen Ausnahmen wie Romillo oder Wahl-Eversharp (aktuell) muss man schon bereit sein, einen Tausi hüpfen lassen (ohne dabei jedoch Superflexibles erwarten zu können).

Lediglich weiche Federn werden zuweilen produziert (OMAS, Pilot). Damit lässt sich auch mal ein leicht flexibler Akzent setzen, sie dienen aber generell nicht zum flexen sondern dem angenehm gefederten Schreibgefühl.

Angesichts eines grossen Künstlerbedarfsmarktes, könnte man sich allerdings schon mal fragen, ob es nicht möglich wäre, flexible Stahlfedern in der Qualität von ca. 1940 zu produzieren. Dat kenn doch net so schwer sin
Thou art so like a fountain penne my love; Mine eyes gaze rapt upon thy flexy tines. Thy nibbe is smoother far than silk'n glove. And naught may match the boldeness of thy lynes.
W.S.
miel
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Re: moderne Flexible: eine wie die andere?

Beitrag von miel »

Ob der Aleph die Qualität einer 40er-Jahre Flex hat weiss ich nicht, aber er flext und die Feder ist aus Stahl.

Wenn man den Rezensionen Glauben schenken kann leidet aber auch er unter einem Plastik-Feed, wie auch die FA-Feder von Pilot.
mirosc
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Re: moderne Flexible: eine wie die andere?

Beitrag von mirosc »

Krazy Kat hat geschrieben:Damit lässt sich auch mal ein leicht flexibler Akzent setzen, sie dienen aber generell nicht zum flexen sondern dem angenehm gefederten Schreibgefühl.
Genau das ist der einzige Zweck einer modernen "Flex"/elastischen Feder - gelegentlich bei Akzentuierungen oder heftigen Strichen dies mit etwas vermehrtem Tintenfluss und leichter Federreaktion zu unterstützen, so dass man ein paar Hervorhebungen machen kann. Wer diese zum normalen schwellenden Schriftzug verwendet, hat m.E. weder verstanden wie Federn funktionieren, noch wie die jeweilige Schrift wirklich funktioniert - schade eigentlich. Gerade die derzeitige Manie starke Schwellungen und Linienveränderungen hervorzurufen wird beidem nicht gerecht (und zeigt m.E. nach Unkenntnis und Unvermögen überdeutlich).
Gruß, Michael
Thom

Re: moderne Flexible: eine wie die andere?

Beitrag von Thom »

Jawohl. Aber nicht die Schrift verändert die Schreibgeräte, sondern es ist genau andersrum. :)

V.G.
Thomas
miel
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Re: moderne Flexible: eine wie die andere?

Beitrag von miel »

Thom hat geschrieben:Aber nicht die Schrift verändert die Schreibgeräte, sondern es ist genau andersrum. :)
... genau so ist es.

Und genau deshalb habe ich mich auf die Suche nach (modernen) Füllhaltern mit (semi-) flexer Feder gemacht, da die Flexibilität mich zur (relativen) Langsamkeit und zu mehr Konzentration beim Schreiben zwingt und dies kommt wunderschön meiner Handschrift zu Gute.

Mittlerweile verbessert das auch - aus der schon ein wenig veränderten Gewohnheit und Routine - die Schrift mit den rigiden Federn. Und ich hoffe, das stabilisiert sich.
Thom

Re: moderne Flexible: eine wie die andere?

Beitrag von Thom »

Krazy Kat hat geschrieben:Angesichts eines grossen Künstlerbedarfsmarktes, könnte man sich allerdings schon mal fragen, ob es nicht möglich wäre, flexible Stahlfedern in der Qualität von ca. 1940 zu produzieren. Dat kenn doch net so schwer sin
Das könnte aber schonmal einer an Pelikan weitergeben.

V.G.
Thomas
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Will
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Re: moderne Flexible: eine wie die andere?

Beitrag von Will »

Liebe Flexfieberpatienten,

die unglückliche Begrifflichkeit der modernen "Flexfeder" habe ich nicht geprägt, sondern hier und anderswo nahezu identisch im Gebrauch gefunden und nur darum auch bei meinen Erläuterungen verwendet. Ich sehe ebenfalls keine echte mit historischen Federn vergleichbare Flexibilität, weshalb ich die Bezeichnung auch vornehmlich in Anführungsstriche setze.

Da ich hier das große Risiko des Missverständnisses sah, war es mir ein Anliegen, den Unterschied zu verdeutlichen. Alle anderen genannten Begrifflichkeiten, wie weich, elastisch, springy, bouncy ... sind allemal zutreffender als flexibel.

Allen, die gerne mit Strichbreitenvarianz schreiben möchten, würde ich eine schöne Italic-Feder nahe legen, die zusätzlich auch etwas elastisch ist. Dies verbindet den gewünschten Effekt der Strichbreitenvarianz mit dem elastischen Schwung im Schreibgefühl. Auch dies erfordert etwas Übung, doch begibt man sich hier auf die risikofreie Seite der Schreibfreude mit charakterstarker Linienvarianz, abhängig von der gewählten Federbreite.

Flexibles Schreiben oder genauer: Schreiben mit differentem Druck, erfordert einiges mehr an Übung und nötigt einem viel Gefühl für die Eigenschaften und Möglichkeiten der Feder ab. Wer denn ohne den echten Flex nicht mehr kann, dem empfehle ich historische Federn, doch auch dort sollte man vorsichtig und mit moderatem Druck zu Werke gehen, da diese nicht mehr produziert werden und eine unbedacht zerstörte historische Feder unwiederbringlich ist.

Tja, die echte moderne Flexfeder ist bisher ein frommer Wunsch, der mangels Nachfrage und nicht unerheblichem Reklamationsrisiko unsachgemäß behandelter Federn, in der aktuellen Produktion der großen Hersteller gescheut wurde.

Österlicher Flexegruß in dem Abend

Gerd

PS: Um mir von einer Feder einen ersten Eindruck zu verschaffen, drücke ich diese etwas auf den Daumennagel meiner vorgehaltenen Hand. Mit der Zeit lässt sich relativ leicht von dieser ganz uninqisitorischen Nagelprobe auf die Federeigenschaft schließen, ohne dass ein Schreibtest erfolgt ist und die Feder beim möglichen Flexversuch ein unliebsames Ende genommen hat.
Blauer Hautausschlag, erhöhte Temperatur, Bewusstseinstrübungen - oh Gott, das muss Flexfieber sein!
mirosc
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Re: moderne Flexible: eine wie die andere?

Beitrag von mirosc »

Thom hat geschrieben: Das könnte aber schonmal einer an Pelikan weitergeben.
Wurde schon gemacht; wenn ich mich recht erinnere, war die Antwort so ungefähr wie "keine ausreichende Nachfrage". Das ist immer noch ein Nischenprodukt - und wenn Pelikan auch schon die Produktion von Federbreiten einschränkt, weil es es sich nicht lohnt (wo ja eigentlich nur ein anderes Korn aufgeschweißt werden muss), wozu dann von Grund auf neue Federn entwickeln?
Wenn man sich den Produktionsprozess der alten flexiblen Federn anschaut, bezweifle ich im Übrigen, dass dies heute überhaupt zu einem marktfähigen Preis machbar wäre - wozu auch? es gibt massenhaft alte flexible Federn zu einem akzeptablen Preis.
Gruß, Michael
Thom

Re: moderne Flexible: eine wie die andere?

Beitrag von Thom »

mirosc hat geschrieben:"...keine ausreichende Nachfrage"
Ich hab einen etwaigen Überblick über die in Europa verkauften Nib Creaper. :)

V.G.
Thomas
mirosc
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Re: moderne Flexible: eine wie die andere?

Beitrag von mirosc »

Thom hat geschrieben:
mirosc hat geschrieben:"...keine ausreichende Nachfrage"
Ich hab einen etwaigen Überblick über die in Europa verkauften Nib Creaper. :)
Schick die Zahlen doch mal an Pelikan. Vielleicht ändern sie ja Ihre Meinung :)
Gruß, Michael
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