zum Ändern ( lassen ) von Federn

Moderatoren: desas, MarkIV, Linceo, Lamynator

saintsimon
Beiträge: 100
Registriert: 26.10.2005 5:32

Beitrag von saintsimon »

Wenn man von Binder eine stärkere Schriftvariation haben will, dann bestellt man keine Stub, sondern eine Cursive Italic oder eine Crisp Italic (mit scharfen Kanten).
JW70
Beiträge: 34
Registriert: 12.02.2009 20:43
Wohnort: Ludwigshafen

Beitrag von JW70 »

Da ist mir ein Fehler unterlaufen, ich besitze tatsächlich eine Cursiv Italic, keine Stub Italic. Die Linienvariation ist wie gesagt schön ausgeprägt, was mich aber - zunehmend mehr - stört ist der schlechte Tintenfluß der Feder. Nach zwei bis drei geschriebenen Zeilen wird dieser immer schlechter. Es hilft, wenn ich sehr langsam schreibe und mit ein bißchen mehr Druck - wobei ich mir gerade letzteres eher abgewöhnen wollte :wink:

Gruß
JW70
Man glaube ja nicht, dass der Genuß dem Können proportional sei. Siegbert Tarrasch
MichaT2a
Beiträge: 135
Registriert: 08.02.2009 12:56
Wohnort: Im Herzen Badens

Beitrag von MichaT2a »

So, angeregt durch diesen Thread und motiviert durch die erfolgreichen Einschleif-Versuche von Federn mit einem Stück Ton, hab ich heut mal gebastelt...
Im Schrank hatte ich eine BB-Edelstahlfeder für einen M200 liegen, die ich mal in der Hoffnung bestellt hatte, daß sie flach geschliffen ist. Das Schreibkorn war aber kugelrund:

Bild

Dann ist mir eingefallen, daß ich mal beim Aldi ein Dremel-Werkzeugsortiment mitgenommen habe. Also habe ich mich mit nem Dremel an´s Werk gemacht, das Schreibkorn der Feder auf der Federober- und unterseite flachgeschliffen, ebenso die Spitze des Schreibkorns. Anschließend noch etwas poliert und wieder mit auf einem Blumentopfuntersetzer aus Ton eingeschrieben:

Bild

Bild

Natürlich schreibt sich die Feder jetzt nicht mehr ganz so geschmeidig wie vorher, trotzdem bin ich vom Ergebnis positiv überrascht. Beim Schreiben ergibt sich eine kleine Varianz in der Strichstärke, auch läßt sich die Strichbreite besser als vorher durch verändern des Schreibdrucks variieren.

Bild

Die "ausgefranste" Schrift auf dem Bild kommt vom Verkleinern der Datei, ich habs nicht besser hinbekommen.

Da ich das einfach frei Hand und mit dem bloßen Auge so hinbekommen habe, glaube ich, daß man da mit etwas Übung und einer besseren Ausrüstung ganz schöne Ergebnisse in Eigenarbeit hinbekommen kann.

Gruß,

Micha
Dieter N
Beiträge: 757
Registriert: 06.12.2004 22:29
Wohnort: bei Kiel

Beitrag von Dieter N »

Hallo, Micha,

wahrscheinlich liegt ein Knackpunkt darin, dass sich wenige an einen Dremel wagen, sondern gleich mit zu feinen Schleifmitteln daran herum machen. Das dauert ewig und man hört u.U. schon gelangweilt auf, bevor man richtig gut werden könnte.

Mich hat dein Ergebnis beeindruckt.

Viele Grüße
Dieter
Dinge wahrzunehmen ist der Keim der Intelligenz (Laotse)
saintsimon
Beiträge: 100
Registriert: 26.10.2005 5:32

Beitrag von saintsimon »

JW70 hat geschrieben:Da ist mir ein Fehler unterlaufen, ich besitze tatsächlich eine Cursiv Italic, keine Stub Italic. Die Linienvariation ist wie gesagt schön ausgeprägt, was mich aber - zunehmend mehr - stört ist der schlechte Tintenfluß der Feder. Nach zwei bis drei geschriebenen Zeilen wird dieser immer schlechter. Es hilft, wenn ich sehr langsam schreibe und mit ein bißchen mehr Druck - wobei ich mir gerade letzteres eher abgewöhnen wollte :wink:

Gruß
JW70
Ich kann mir vorstellen, daß Binder den Tintenfluß kostenlos korrigieren würde. Er scheint Waterman Tinte für seine Tests zu verwenden.
Dbug
Beiträge: 6
Registriert: 15.11.2006 12:04

Re: zum Ändern ( lassen ) von Federn

Beitrag von Dbug »

Manche 'Freds' muss man halt einfach wie einen guten Rotwein etwas liegen lassen. :)
Freut mich, dass hier doch noch einige interessante Infos zusammen kamen.
Vor allem: sehr interessant, was Micha da schreibt - mit diesem Gedanken "spiel" ich auch schon ein wenig herum - aber ohne berauschendes Ergebnis bis jetzt..

Habe aber eine Frage zur Montage der Feder:
nach welchem Werkzeug muss ich suchen, um eine Feder wieder korrekt auf den Tintenleiter zu montieren? Gibts sowas überhaupt? Hat jemand nützliche Links?

Grüße
Dominik
G_Paesold
Beiträge: 122
Registriert: 03.01.2009 2:24
Wohnort: Schweiz

Re: zum Ändern ( lassen ) von Federn

Beitrag von G_Paesold »

Hallo miteinander

Das ist ja schön, dass dieser Faden wiedermal "aufgewärmt" wird ;-)

Seither habe ich doch ein wenig mehr Erfahrung mit dem Umschleifen von Federn sammeln können. Selbstverständlich gingen diese Erfahrungen nicht immer in die richtige Richtung (das Verwenden eines japanischen Schleifsteins für ebensolche Küchenmesser war zum Beispiel ein eher kostspieliger Reinfall)...

Da ich nicht über einen Dremel verfüge, verwende ich Nassschleifpapier in den Körnungen 1000 und 2500. Braucht zwar ein wenig Geduld, funktioniert aber gut.

Damit ich auch mal einen Bildbeitrag leiste, habe ich mal einen Scan angehängt, der das Schriftbild einer Pelikan M200 OBB, vor und nach dem Umschleifen. Die anfangs eher langweilige Feder mag ich unterdessen sehr und verwende sie häufig (Tinte: MB Sepia).

Beste Grüsse
Günther

Bild
piembi
Beiträge: 51
Registriert: 04.09.2007 16:23

Re:

Beitrag von piembi »

[quote="saintsimon"]
Bisher ist noch nirgendwo ein Europäischer Nibmeister aufgetaucht. Es gibt ein paar Leute, die Füllhalter reparieren können, aber offensichtlich keine Federkünstler.
Das ausgerechnet in den USA gleich ein halbes Dutzend Nibmeister existieren, könnte vielleicht eben daran liegen, daß Füllhalter dort heutzutage etwas besonderes sind, während sie in Europa was banal alltägliches darstellen.[/quote]

Ich kann John Sorowka in UK empfehlen.
John hat mehrere meiner Federn gerichet und aus einer hoffnungslosen breiten Waterman le Man Feder eine schöne stub gemacht.

Eine US-Alternative ist Letta von Pendemonium. Die Kosten sind sehr übersichtlich und Sie hat zuvor die Federn von Sheaffer in USA bearbeitet. Habe von ihr zwei Pelikan M400 M Federn zu je einer stub und cursive italic bearbeiten lassen. Die stub ist wunderbar. Cursive italic ist nicht so mein Fall, da ich dafür zu schnell schreibe.
G_Paesold
Beiträge: 122
Registriert: 03.01.2009 2:24
Wohnort: Schweiz

Re: zum Ändern ( lassen ) von Federn

Beitrag von G_Paesold »

Hallo piembi

Besten Dank für Deinen Beitrag. Da ich gerade auch zwei Pelikane habe, die ich gerne von einem Profi bearbeiten lassen möchte (ähnlich wie bei Dir würde ich gerne eine in eine Stub und die andere in eine Cursive Italic "verwandeln" lassen), bin ich am Angebot von Pendemonium interessiert. Das würde mir erlauben, noch ein paar andere Dinge dort zu bestellen und mir alles miteinander in einer Lieferung zuschicken zu lassen.

Daher meine Frage: Wäre es Dir möglich eine Schreibprobe der beiden, von Dir erwähnten Pelikan-Federn, hier ins Forum zu stellen? Mich würde vor allem interessieren, wie sich die Linienvariation der beiden Federn unterscheidet.

Schon mal besten Dank im Voraus.

Beste Grüsse
Günther
lw7275
Beiträge: 183
Registriert: 16.01.2006 12:27

Re: zum Ändern ( lassen ) von Federn

Beitrag von lw7275 »

Die bisher angeführten Veränderungen betreffen das Schreibkorn.
Auch ich habe mal ein Schreibkorn etwas abgeflacht und eine leichte Variation der Strichstärke erreicht. (Rotring ArtPen, M)

Dann wollte ich eine Lamy Safari-Feder flexibler schleifen. Mir fiel nichts besseres ein, als sie einfach etwas schmaler zu feilen, und sie wurde tatsächlich weicher, aber eben nicht elastischer. Will sagen, die Federgabel spreizt sich beim Schreiben nicht mehr als vorher, sie biegt sich nur weiter nach oben.

Weiß denn hier jemand, was man an einer Feder ändern muss, damit sie flexibler wird?
Gibt es vielleicht vorher-nachher-Bilder von Federn, die ein Nibmaster derartig verändert hat?

Jetzt bin ich aber mal gespannt.

Viele Grüße,
Lars
Buggs
Beiträge: 149
Registriert: 10.10.2007 21:05
Wohnort: Hessen

Re: zum Ändern ( lassen ) von Federn

Beitrag von Buggs »

Im Bereich des Spaltes, also der Flügel, muss die Außenkante weniger elastisch sein.
Der elatische Bereich weicht zuerst dem Druck aus, also die Innenseiten der Flügel.

Ob die Nibmaster das Material härten oder die Kanten biegen, keine Ahnung.

ciou
Der Stift ist stärker als das Schwert. (NL)
piembi
Beiträge: 51
Registriert: 04.09.2007 16:23

Re: zum Ändern ( lassen ) von Federn

Beitrag von piembi »

In Großbritannien kann ich John Sorowka empfehlen. Bei FPN als Oxonian registriert.

John hat insgesamt 5 Federn von mir bearbeitet, wobei es sich um 3 verbogene Federn, eine P51 oblique, die ich beim besten Willen nicht zum Schreiben bewegen konnte (hat mich dann beruhiigt, dass sich das Teils auch Johns Überredungsversuchen zunächst hartnäckig widersetzt hat) und eine Änderung von B zu stub. Mit allen Arbeiten war ich sehr zufrieden.

Jede Arbeit wurde ausführlich erklärt und kommuniziert. Einfach vorbildlich und empfehlenswert.
G-H-L
Beiträge: 1321
Registriert: 10.03.2005 21:28
Wohnort: Erlangen

Re: Feder mit Dremel bearbeiten

Beitrag von G-H-L »

Dieter N hat geschrieben: Das dauert ewig und man hört u.U. schon gelangweilt auf, bevor man richtig gut werden könnte.
Ich denke mal, daß man hierfür bestimmt auch eine Proxxon nehmen kann. Nur, welches Schleifwerkzeug nimmt man am besten für das Schreibkorn? Diamantschleifer, Schleifstein, Trennscheibe?
Gruß
Gerhard

Nein, das ist keine unleserliche Handschrift!
Der Text ist nur analog verschlüsselt! :)
MichaT2a
Beiträge: 135
Registriert: 08.02.2009 12:56
Wohnort: Im Herzen Badens

Re: zum Ändern ( lassen ) von Federn

Beitrag von MichaT2a »

Ob Dremel oder Proxxon das ist egal. Ich hab nen feinen Schleifstein genommen und die plane Oberfläche vom Schleifstein zum Schleifen verwendet, nicht die runde Seite.

Gruß,

Micha
Waldenser
Beiträge: 63
Registriert: 17.08.2010 10:07

Re: zum Ändern ( lassen ) von Federn

Beitrag von Waldenser »

Guten Tag bei schönem Frühlingswetter,

zwar können meine "Schmalspurschleifereien" oder auch "Nagelfeilentuning" nicht mithalten im Konzert, aber vielleicht ist es für den einen oder anderen doch interessant, mit wie wenig Aufwand an Werkzeug, dafür umso größerem Aufwand an Zeit, man zu doch durchaus brauchbaren Ergebnissen kommen kann. Die Strichbreitenvariationen meiner bearbeiteten Federn ist nicht so dramatisch; die Federn sollten Alltagstfedern bleiben, keine Kalligraphiefedern werden. An Werkzeugen habe ich Sandpapiernagelfeilen in verschiedenen Körnungen verwendet. Wenn man langsam vorgeht und immer wieder - sehr häufig - Schreibproben macht, kann eigentlich nicht viel schiefgehen. Wichtig ist halt, rechtzeitig mit dem Schleifen aufzuhören - vielleicht zur Sicherheit sogar etwas zu früh. Die anhängenden Schriftproben der Federn zeigen, welche Füllhalter ich als Opfer auserkoren habe. Zum Vergleich ist die letzte Probe auf dem Scan von einer unbearbeiteten Feder.

Liebe Grüße aus Heidelberg
Volker
Dateianhänge
Federn1.jpg
Federn1.jpg (189.35 KiB) 6682 mal betrachtet
Antworten

Zurück zu „Rund um die Feder / Regarding nibs“