Sehr feine Feder schleifen lassen

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Gesa
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Sehr feine Feder schleifen lassen

Beitrag von Gesa »

Hallo liebe Freunde der feinen Feder...

Ich liebe feine, nein sehr feine Federn. Bisher war es für mich schwierig, diese zu bekommen, da ich nicht nur japanische Füller nutzten möchte. Lange habe ich nach einer Lösung gesucht. Ich habe überlegt, ob ich meine Federn zu Mike Masuyama, dem fast schon berühmten „nibmeister“, schicken soll. Aber was ist mit dem Zoll? Und die Kosten sind auch nicht ohne. Dann bin ich auf „fpnibs.com“ gestoßen und möchte Euch von meinen Erfahrungen berichten. Vielleicht hilft dies dem Einen oder Anderen, der auch auf der Suche nach der besonders feinen Feder ist.

„fpnibs.com“ hat seinen Firmensitz in Spanien und wird wohl von zwei Personen, Pablo und Esther, betrieben. Diese bieten neben Federn (z.B. von Jowo), Füllern und Zubehör auch das Schleifen von Federn und deren Reparatur an. Es gibt eine große Auswahl von Arbeiten, z.B. Italic, Architekt, Stub, und eben auch Needelpoint, wobei Needelpoint hier unterteilt ist in XXF (ca. 0,2 mm) und XXXF (ca. 0,1 mm). Ich habe mittlerweile 10 verschiedene Federn, die wirklich fein schreiben. Der Kontakt erfolgt über die Web-Seite oder per E-Mail (info@fpnibs.com), wobei i.d.R. die sehr freundliche Esther antwortet. Dieser teilt man dann seine Wünsche mit und sie hilft weiter.

Die Kosten für das Umschleifen der Federn sind sehr moderat. Für einen Schliff von f auf xxf habe ich 9,- € zzgl. VAT (= Umsatzsteuer in Höhe von 21%) bezahlt. Von ef auf xxf war es ein Euro weniger. Für die (Rück-)Sendung der Federn kann man verschiedene Versendungsarten wählen, wobei eine Sendungsverfolgung nur bei UPS möglich zu sein scheint. Die Kosten hierfür liegen bei etwa 14,- €. Diese - doch recht teure - Versandart habe ich bei den Goldfedern gewählt.

Ich habe jetzt schon einige Federn umschleifen lassen. Die Bearbeitung und Rücksendung erfolgte jeweils sehr schnell. Meist lag zwischen der Ankunft der Federn bei fpnibs und der Rücksendung etwa eine Woche.

Jetzt zu dem Schliff. Meines Erachtens ist dieser sehr gut und gleichmäßig. Ich habe zum Vergleich eine Mike Masuyama Needelpoint-Federn von Franklin Christoph. Diese schreibt etwas breiter, aber nicht sehr viel. Die ef-Feder in einem Pilot Custom 74 schreibt „breiter“; dies gilt auch für die ef Goldfeder von Platinum in einem #3776. Die UEF-Feder von Platinum habe ich leider nicht mehr zum Vergleich. Auch meine Sailor ef 21k Feder in einem Sailor Standard schreibt minimal breiter, wenn auch nicht viel. Da ich eine ziemlich „leichte Hand“ habe und fast ohne Druck schreibe, empfinde ich die Federn nicht als kratzig. Aber natürlich bemerkt man jede Unebenheit des Papiers beim Schreiben. Dies gilt besonders für eine Lamy XXXF (0,1 mm) Feder. Diese ist mir zu fein.
Gesa
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Re: Sehr feine Feder schleifen lassen

Beitrag von Gesa »

Hier ein Vergleich zwischen einer Pelikan M405 ef Feder (links) und einer XXF Feder in einem Pelikan M320 (Rechts).
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Gesa
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Re: Sehr feine Feder schleifen lassen

Beitrag von Gesa »

Kaweco ef normal (oben) und Kaweco XXF (unten)
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Gesa
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Re: Sehr feine Feder schleifen lassen

Beitrag von Gesa »

Lamy ef normal (rechts) und Lamy XXF (links)
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Gesa
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Re: Sehr feine Feder schleifen lassen

Beitrag von Gesa »

Schriftprobe
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NicolausPiscator
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Re: Sehr feine Feder schleifen lassen

Beitrag von NicolausPiscator »

Hallo Gesa, danke für Deine detaillierte Schilderung und die aussagekräftigen Vergleichbilder! Sehr informativ.
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JulieParadise
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Re: Sehr feine Feder schleifen lassen

Beitrag von JulieParadise »

Wow, das sind ja echte Kampfpreise, für das kleine Geld bekommt man ja gerade mal den Versand in die USA. Und die Schriftproben sehr wirklich so fein aus wie die Federn es versprechen lassen. Danke für den Bericht und die Fotos!
Sina / Julie Paradise julieparadise.de | @wwwjulieparadisede
agathon
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Re: Sehr feine Feder schleifen lassen

Beitrag von agathon »

Danke für diesen sehr aufschlussreichen Bericht. Für mich als Freund der wirklich sehr, sehr feinen Federn ist das interessant.

Danke und Grüße

agathon
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Re: Sehr feine Feder schleifen lassen

Beitrag von agathon »

Und noch eine Frage am Rande dazu: Wie gestaltet sich nach dem Umschleifen der Tintenfluss?


Grüße

agathon
Pumukeline
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Re: Sehr feine Feder schleifen lassen

Beitrag von Pumukeline »

agathon hat geschrieben:Danke für diesen sehr aufschlussreichen Bericht. Für mich als Freund der wirklich sehr, sehr feinen Federn ist das interessant.
Ich bin ebenfalls eine Freundin der sehr, sehr, sehr feinen Federn, die kaum zu finden sind und danke dir deshalb ganz besonders für deinen Bericht.

LG Manuela
LG Manuela / Pumukeline
Gesa
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Re: Sehr feine Feder schleifen lassen

Beitrag von Gesa »

agathon hat geschrieben:Und noch eine Frage am Rande dazu: Wie gestaltet sich nach dem Umschleifen der Tintenfluss?


Grüße

agathon
Bei meinen Federn hat sich der Tintenfluss selbst nicht verändert. Allerdings kommt weniger Tinte auf das Papier. Das habe ich beim Schreiben deutlich gemerkt und die Federn als "trockner" empfunden. Der Wischtest hat dann aber gezeigt, dass die Feder nach wie vor nass schreibt, sofern sie dies auch vorher tat. .

Eine Ausnahme gab es allerdings. Die Lamy Goldfeder schrieb nach dem Umschreiben sehr viel nasser als vorher. Eigentlich find ich das gut. Nachteil ist aber, dass die Strichbreite dadurch nicht ganz so dünn ist. Das stört mich persönlich im Moment weniger, weil ich mittlerweile sogar auch feine Federn mag! Wer hätte das gedacht. Die waren mir noch vor einem Monat viel zu breit!

Einen schönen Tag!
agathon
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Re: Sehr feine Feder schleifen lassen

Beitrag von agathon »

Ich teste den Tintenfluss, indem ich den Füller ganz locker zwischen Daumen und Zeigefinger lege. Wenn sich in dieser Haltung eine senkrechte Linie, also völlig ohne Druck, ziehen lässt, die zwischendurch nicht abbricht, dann ist meiner Meinung nach der Fluss in Ordnung.

Grüße

agathon
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Re: Sehr feine Feder schleifen lassen

Beitrag von Gesa »

agathon hat geschrieben:Ich teste den Tintenfluss, indem ich den Füller ganz locker zwischen Daumen und Zeigefinger lege. Wenn sich in dieser Haltung eine senkrechte Linie, also völlig ohne Druck, ziehen lässt, die zwischendurch nicht abbricht, dann ist meiner Meinung nach der Fluss in Ordnung.

Grüße

agathon
Diesen Test bestehen die Federn alle. Ich habe aber nur Federn umschleifen lassen, die keine Probleme mit dem Tintenfluss hatten. Der Tintenfluss selbst ist bisher i.d.R. nicht beeinflusst worden (Ausnahme Lamy Goldfeder, s.o.).
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Killerturnschuh
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Re: Sehr feine Feder schleifen lassen

Beitrag von Killerturnschuh »

Hallo Gesa,

ich kann deine positiven Erfahrungen mit fnibs.com (einstmals goldnibs.com) nur bestätigen. Die beiden Spanier können in der Tat vorzüglich mit Federn umgehen. Zudem gehören Paolo und Esther zu den ganz wenigen "Nib Mastern" weltweit die nicht nur Schleifen, sondern auch in der Lage sind ein neues Korn aufzusetzen und komplexe Reparaturen auszuführen.

Deine Schreibbeispiele gefallen mir ausgesprochen gut.
Salve

Angi

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NicolausPiscator
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Re: Sehr feine Feder schleifen lassen

Beitrag von NicolausPiscator »

Gesa hat geschrieben:Hier ein Vergleich zwischen einer Pelikan M405 ef Feder (links) und einer XXF Feder in einem Pelikan M320 (Rechts).
Wow! Die XXF sieht super aus! Was mich interessieren würde: Bleibt denn der Tintenfluss genau so reich und schön, wie beim M320 üblich?
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