historisches Schreibverhalten z.B. bei Unterschrift mit modernem Gebrauchsfüller, welche Feder?

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molden
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historisches Schreibverhalten z.B. bei Unterschrift mit modernem Gebrauchsfüller, welche Feder?

Beitrag von molden »

Hallo,

ich schreibe gerne mit Füller (Pelikan Kolbenfüller 150, Feder "F") und um dem ganzen einen individuellen und auch wischfesten Touch zu geben meist mit Scabiosa von Rohrer & Klingner oder der "Diamine Archival Registrar's Ink". Das funktioniert erstaunlich gut.

Was ich aber noch suche, ist eine Möglichkeit klassische Unterschriften nachzuahmen in Bezug auf die Linienführung, insbesondere die je nach Richtung variierende Linienbreite (hierzu gibt es bestimmt Fachwörter). Dazu ist sicherlich eine irgendwie geschliffene oder flache (Kalligraphie?-) Feder nötig.

Gibt es mit so einer Feder einen Gebrauchsfüller, der meinem 150er ähnlich ist, oder gibt es vielleicht sogar eine passende Feder für meinen 150er?
herzliche Grüße und vielen Dank für Eure Hilfe
Stefan
PS: Um zu zeigen was ich meine, hier mal ein Link zu der Unterschrift vom guten alten Ludwig:
http://c8.alamy.com/compde/cpn7kp/ludwi ... cpn7kp.jpg
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desas
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Re: historisches Schreibverhalten z.B. bei Unterschrift mit modernem Gebrauchsfüller, welche Feder?

Beitrag von desas »

Der gute alte Ludwig dürfte eine flexible Feder benutzt haben, keine Italic oder Stub.
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Pelle13
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Re: historisches Schreibverhalten z.B. bei Unterschrift mit modernem Gebrauchsfüller, welche Feder?

Beitrag von Pelle13 »

Moin Stefan,

um Strichvarianz zu erzeugen gibt es zwei Möglichkeiten: entweder Du benutzt eine von Dir beschriebene flache "Italic" Feder (oder Kalligraphiefeder), damit lassen sich ganz leicht schöne Effekte erzielen (je breiter die Feder an der Spitze ist, desto stärker ist der Effekt, zum normalen Schreiben sollte die Federbreite wohl aber nicht über 1,5 liegen), oder Du suchst nach einer sogenannten "flexiblen" Feder, die bringt deutlich mehr und schönere Ergebnisse, man muss damit allerdings auch erst einmal üben.
Was nun die Unterschrift vom alten Ludwig betrifft, so ist sie mit Sicherheit gar nicht mit einem Füller entstanden, sondern mit einer flexiblen Feder, die in einem einfachen Federhalter steckte. Übrigens ist dies eine tolle und sehr preiswerte Möglichkeit, um mit dem "Flexen" anzufangen.
Falls Du mehr Infos suchst, schau doch einfach mal in die Rubrik "Schriften und Kalligraphie", dort findest Du ganz tolle Schriftproben und Erklärungen zum Schreiben mit Federhaltern.

Liebe Grüße,
Dagmar

PS: Da war desas schneller!
Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur. (Albert Einstein)
molden
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Re: historisches Schreibverhalten z.B. bei Unterschrift mit modernem Gebrauchsfüller, welche Feder?

Beitrag von molden »

...also Strichvarianz ist das Wort, welches ich gesucht habe...dank Euch,

Ich suche also etwas im Sinne eines Alltags- oder Gebrauchfüllers mit Strichvarianz und habe nun noch zwei Fragen:
Gibt es Italic Federn auch für meinen Pelikan Classic M150? Oder verbaut in einen vergleichbaren Füller?
Wenn es um das Ausprobieren einer flexiblen Feder geht, kann ich das zumindest ansatzweise mit einem Noodlers Creaper /Konrad machen? Oder sind die eher zum abgewöhnen?

Grüße aus Berlin
Stefan
meinauda
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Re: historisches Schreibverhalten z.B. bei Unterschrift mit modernem Gebrauchsfüller, welche Feder?

Beitrag von meinauda »

molden hat geschrieben:...also Strichvarianz ist das Wort, welches ich gesucht habe...dank Euch,


Wenn es um das Ausprobieren einer flexiblen Feder geht, kann ich das zumindest ansatzweise mit einem Noodlers Creaper /Konrad machen? Oder sind die eher zum abgewöhnen?

Grüße aus Berlin
Stefan
Nein, nicht zum Abgewöhnen, aber ein total anderes Schreibverhalten ist notwendig, als bei einer alten flexiblen Füllhaltergoldfeder oder gar einer Spitzfeder. Es kommt auch darauf an, welche Schrift zu wähls. Copperplate, Kurrent oder Alltagsschrift fordern schon ein sehr unterschiedliches Schreibverhalten. Beim Stammtisch hättest Du bestimmt die Möglichkeit des Ausprobierens. Viele besitzen glaube ich den Noodler's wie auch alte flexible F-Federn.
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Tenryu
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Re: historisches Schreibverhalten z.B. bei Unterschrift mit modernem Gebrauchsfüller, welche Feder?

Beitrag von Tenryu »

Für den M150 gibt es meines Wissens keine Italic-Federn, wohl aber für den M200.
Alternativ gibt es preiswerte für den Pelikano, oder den Script.
Flexible Federn, wie früher, gibt es von Pelikan keine. Es gab früher alte Pelikan-Füller mit halbflexiblen Federn. Die 400er aus den 1950er Jahren hatten solche.
Bei historischen Füllern ist es aber schwierig, das passende zu finden, wenn man sich nicht ganz genau auskennt. Meist sind die auch nicht ganz billig. Zum Üben würde ich mir im Zeichenbedarf entsprechende Tauchfedern besorgen. Die sind nicht teuer, und man kann verschiedenes ausprobieren und schauen, ob man damit überhaupt zurecht kommt, bevor man sich einen teueren Füllfederhalter besorgt.

Ein einigermaßen preiswerter, aber hierzulande schwer zu bekommender moderner Füller mit flexibler Feder, wäre Noodler's Ahab.
molden
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Re: historisches Schreibverhalten z.B. bei Unterschrift mit modernem Gebrauchsfüller, welche Feder?

Beitrag von molden »

Danke!
Für den M150 gibt es meines Wissens keine Italic-Federn, wohl aber für den M200.
Wo kann ich eine solche finden? Habe nur ein beendetes Angebot bei Ebay gefunden...
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thewritingsonthewall
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Re: historisches Schreibverhalten z.B. bei Unterschrift mit modernem Gebrauchsfüller, welche Feder?

Beitrag von thewritingsonthewall »

Also zum probieren preislich unschlagbar wäre ein Lamy Safari und dazu entsprechende Federn bestellen. Die kosten nur fünf Euro.
Da gibt es Italic und Oblique, also schräg...
Als Füller geht anscheinend auch der Wing Sung 3008 der in den Neuzugängen kürzlich gezeigt wurde. Es sieht so aus als wäre der Lamy kompatibel.
Möge der Saft mit dir sein :mrgreen:
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Pelle13
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Re: historisches Schreibverhalten z.B. bei Unterschrift mit modernem Gebrauchsfüller, welche Feder?

Beitrag von Pelle13 »

Andere preiswerte Idee, wenn es um das Testen von Italic-Federn geht: Einen Kaweco Sport aus Plastik kaufen (im Laden unter 20 Euro), dazu eine Kalligraphiefeder bestellen (8-9 Euro), die es in den Breiten 1,1 (geringer Effekt aber toll zum Schreiben); 1,5 ; 1,9 und 2,3 (das ist schon arg breit) gibt. Oder vielleicht doch gleich das Kalligraphieset?

Ansonsten bleibe ich bei meinem und Tenryus Tip, der auch für Italicfedern eine Option ist:
Pelle13 hat geschrieben:Moin Stefan,

Was nun die Unterschrift vom alten Ludwig betrifft, so ist sie mit Sicherheit gar nicht mit einem Füller entstanden, sondern mit einer flexiblen Feder, die in einem einfachen Federhalter steckte. Übrigens ist dies eine tolle und sehr preiswerte Möglichkeit, um mit dem "Flexen" anzufangen.

Liebe Grüße,
Dagmar
Tenryu hat geschrieben: Zum Üben würde ich mir im Zeichenbedarf entsprechende Tauchfedern besorgen. Die sind nicht teuer, und man kann verschiedenes ausprobieren und schauen, ob man damit überhaupt zurecht kommt, bevor man sich einen teueren Füllfederhalter besorgt.
Liebe Grüße,
Dagmar
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agathon
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Re: historisches Schreibverhalten z.B. bei Unterschrift mit modernem Gebrauchsfüller, welche Feder?

Beitrag von agathon »

Die älteren Kalligrafie-Federn für den MC 120 passen in die M200er und M400er Baureihe und die Federn des MC 110 in die M 150er Baureihe. Informationen zu diesen Federn gibt es hier:

https://www.pelikan-collectibles.de/de/ ... index.html


Angeboten werden diese Federn recht regelmäßig bei eBay, Rolf Thiel hat aber in der Regel eigentlich immer welche vorrätig.

Grüße

agathon
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contaxrts2
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Re: historisches Schreibverhalten z.B. bei Unterschrift mit modernem Gebrauchsfüller, welche Feder?

Beitrag von contaxrts2 »

Hallo,

guter Tipp mit den Kalligraphiefedern aus dem Pelikan MC 110, ich nutze sie auch gerne vom M100 bis zum M200 (in den M400ern und darüber nutze ich nur Goldfedern).

Gemäß http://www.richardspens.com/?page=ref/nibs/pel_nibs.htm
und eigenen Erfahrungen ist der Durchmesser des Tintenleiter einschließlich Gewinde vom M100 bis zum M600 (mit Ausnahme der kleineren Sondergröße für den M300) identisch, lediglich die Federgröße (Länge) selbst nimmt mit aufsteigender Bezeichnung zu, sodass die Feder aus dem "niedrigeren" Modell immer in das höherwertige passt aber bei Montage der Feder aus dem höherwertigen Füller die Frage des vorhandenen Spielraums in der Schraubkappe sorgfältig zu prüfen ist um Beschädigungen zu vermeiden.
Sogar ein Federtausch mit den historischen Pelikan 120, 140 und 400er Füllern (400, 400N + 400NN) ist meistens möglich.

Insofern ist die Aussage
Die älteren Kalligrafie-Federn für den MC 120 passen in die M200er und M400er Baureihe und die Federn des MC 110 in die M 150er Baureihe. Informationen zu diesen Federn gibt es hier:

https://www.pelikan-collectibles.de/de/ ... index.html
nicht vollständig zutreffend: die Kompatibilität ist recht groß.

So kann z. B. auch eine Stahlfeder aus einem Pelikan 120, falls der Füllerhalterkorpus selbst nicht mehr will im Korpus eines M150 und nahezu allen aktuellen Modellen bis zum M600 weiterverwendet werden.

Viel Erfolg bei der Pelikanfederjagd.
mit freundlichem Gruß

contaxrts2
agathon
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Re: historisches Schreibverhalten z.B. bei Unterschrift mit modernem Gebrauchsfüller, welche Feder?

Beitrag von agathon »

conntaxrts2,

ich wollte meinen Beitrag nicht als Darlegung der Kompatibilitätspalette der Pelikane verstanden wissen, sondern bloß als Hinweis darauf, dass die speziellen Federn der MC-Reihe auf einen M 150er bzw. M200er passen, da dies ja im Zentrum der Frage des threads und der Suche des Themenerstellers steht.

Grüße

agathon
molden
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Re: historisches Schreibverhalten z.B. bei Unterschrift mit modernem Gebrauchsfüller, welche Feder?

Beitrag von molden »

Danke für das geteilte wissen. Ich melde mich mit den ersten Ergebnissen!
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