Ich habe den Eindruck, dass es hier um die Geschichte der Füllfeder geht und zwar um die Einführung des Iridiumkorns.
Nein, es geht nicht um die Einführung des Korns (Aber schon um die Geschichte der Füllfeder, was das ist ja klar). Die frühen Pelikan-Feder hatten alle auch ein Korn, freilich ein flacheres als heutzutage und - und das ist entscheidend - wurden die Federn auf vielfältige Art und Weise unterschiedlich geschliffen. Daher noch einmal der Hinweis auf den oben bereits erwähnten Faden und die darin enthaltene Tabelle:
Zuletzt geändert von Strombomboli am 26.03.2018 15:13, insgesamt 1-mal geändert.
Iris
Mein Avatar ist ein Gemälde von Ilja Maschkow (1881-1944): Selbstporträt; 1911, das in der neuen Tretjakow-Galerie (am Krimskij Wal) in Moskau hängt, wo ich es fotografiert habe.
Schickt doch einfach eine Mail an Frau Przybylok! Die wird sie gewiß an die richtige Stelle weiterleiten, und euch wird Antwort werden.
Iris
Mein Avatar ist ein Gemälde von Ilja Maschkow (1881-1944): Selbstporträt; 1911, das in der neuen Tretjakow-Galerie (am Krimskij Wal) in Moskau hängt, wo ich es fotografiert habe.
Nein, denn sonst wären vor endgültiger Kugeleinführung alle Pelis crisp italic gewesen
Ich habe hier zwei ältere OBB-Federn. Die eine stammt aus dem 400. Das ist noch eine ohne Wort-Bild-Marke und die zweite müsste eine aus dem 400NN sein. Beide Federn haben ein ganz flaches Korn. Die sind nicht wirklich crisp geschliffen, sondern an den Kanten maßvoll gerundet. Beide geben aber beim Schreiben eine mehr oder weniger deutliche Rückmeldung. Die ganz alte flext zudem. Beide Federn bringen ein ganz signifikantes Schriftbild hervor. Ähnlich einer Stub. Nur eben abgeschrägt.
Noch ein Wort zum Korn: Das ist so flach, dass es so aussieht, als ob die Feder kurz in Iridium getaucht wurde. Ich weiß, dass das Quatsch ist, aber die Anmutung ist halt so.
Nein, denn sonst wären vor endgültiger Kugeleinführung alle Pelis crisp italic gewesen
. Beide Federn bringen ein ganz signifikantes Schriftbild hervor. Ähnlich einer Stub. Nur eben abgeschrägt.
Noch ein Wort zum Korn: Das ist so flach, dass es so aussieht, als ob die Feder kurz in Iridium getaucht wurde. Ich weiß, dass das Quatsch ist, aber die Anmutung ist halt so.
Ich habe da eine ganz andere Vermutung. Meine Mutter besaß in meiner Jugend einen Pelikan M30 schwarz rolled gold. Der hatte genau die Feder, die bei pelikan-collectibles für dieses Model abgebildet ist. Das sind die Modelle mit der halbverdekten Feder. Und sieht man sich die noch älteren Modelle und deren Federn auf der Seite an, sieht man, dass auch die spitzeren Federn an der Spitze eher keine Kugel haben, sondern wie auf den Zeichnungen eher kastenförmigen Schliff, wenn auch schon mit gerundeter Unterseite.
Ich fand den Füller meiner Mutter damals toll, weil der so sanft und so ganz anders schrieb. Irgendwann hat sie ihn entsorgt, weil die Kolbenmechanik festsaß. Schade, heute würde ich es mit Ultraschall versuchen. Aber das Schriftbild war auch mehr italic. Bei den halbverdekten Federn wurde im Wesentlichen nur noch die Oberseite der Feder flach geschliffen, so wie es auch noch bei meinem LAMY 2000 von heute der Fall ist. Federtechnisch ist der ja auch ein Dinosaurier aus der Zeit. Deshalb schreibt der ja so schön. Bei Pelikanen mit der halbverdeckten Feder aus der Zeit ist die Kugel auf der Unterseite zwar vorhanden, aber deutlich weniger ausgeprägt als heute. Bei noch viel älteren Pelikanen sieht man auf den Bildern der Federn bei pelikan-collectibles zwar eine Iridiumspitze, deren Ecken abgerundet ist, aber keine Kugel. Die ausgesprochene Kugel an der Spitze kommt erst zur Zeit des Pelikano und so richtig erst mit dem Pelikano 3.
Ist natürlich eine reine Vermutung von mir, aber ich stelle sie hier mal zur Diskussion.
Obwohl: Ich bemerke gerade, dass die Bemerkung von mir der von Thomas (thobie) schon sehr nahe kommt. Genau den Eindruck hatte ich auch: Es sieht nicht nach einer Iridiumkugel bei den älteren Füllern aus, sondern als sei die Feder in silberne Farbe getaucht worden. Da wurde der Iridiumpunkt komplett in die Flucht der Federkanten eingeschliffen.
nur ein paar Gedanken eines Liebhabers flexibler Federn mit Italicschliff:
"Kastenschliff" ist unter Sammlern kein gebräuchlicher Begriff, hier werden eher die Begrifflichkeiten "Italic" und "Stub" verwendet. Das silberfarbene an der Federspitze ist das aufgeschweißte Iridiumkorn. Welche Form dieses Korn hat, liegt am Federschliff. Ein Rundkorn ergibt einen eintönigen Strich ohne Breitenvarianz. Dafür schreibt sich ein Rundkorn in nahezu jeder Haltung, auch für Linkshänder. Beim Italicschliff ist das Iridiumkorn plan geschliffen mit mehr oder weniger scharfen Kanten. Je schärfer die Kante (crisp), um so deutlicher die Schriftbreitenvarianz und um so klarer ist die Kontur des Strichs. Allerdings verzeiht eine solche Feder keine Haltungsfehler und verhakt sich schneller im Papier. Darum sollte die Schreibhaltung flach und nicht steil sein. Die Stubfeder hat ebenfalls ein flacheres Schreibkorn, allerdings sind die Kanten etwas abgerundet. Dadurch produziert diese zwar Strichbreitenvarianz, jedoch nicht so deutlich, wie eine Italic. Dafür lässt sich diese leichter führen und verzeiht mehr Haltungsfehler.
Das Rundkorn und die rigide Feder machen es der "Kugelschreiberhand" leichter mit einem Füllhalter umzugehen, da man sich nicht umstellen muss. Das vermindert auch Reklamationen der Kunden. So war aus meiner Sicht der Siegeszug des Kugelschreibers der Untergang der flexiblen Feder mit Italicschliff.
Viele Grüße
Gerd
Blauer Hautausschlag, erhöhte Temperatur, Bewusstseinstrübungen - oh Gott, das muss Flexfieber sein!
Ja Gerd, schon richtig. Die Frage aber war ja, ob Pelikan es früher anders gemacht hat als heute, und genau das scheint tatsächlich der Fall zu sein. Die Feldern heute sind an der Spitze viel "kugeliger" als die älteren Federn. Früher war die Kugelfeder das Besondere, heute ist es der Standard. Und geändert hat sich der Zustand offensichtlich im Wesentlichen im Verlauf der 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts. Etwas abfällig könnte man auch sagen, die Federn sind heute "kugelschreiberiger", also steifer und mit Kugel vorne. Weniger Flex und weniger Strichvariation. Aber letztlich ist das eine Geschmackssache. Eines ist aber sicher: Die Entwicklung war beabsichtigt, wie man an der Entwicklung der Schulschriften erkennen kann. Der erste Schritt war die Sütterlinschrift, die im Gegensatz zur Kurrent keine Strichvariationen hatte.
Natürlich war's beabsichtigt, Sütterlin war ein Projekt des preußischen Kultusministeriums, weil sich so eine Gleichzugschrift in der Schule leichter lernen lässt. Mehr war Sütterlin aber auch nicht, eine Schülerlernschrift.
So, mal sehen, bei Kastenschliff tippe ich auch auf eine Wechselzugfeder. Wer die Initialidee zur Gleichzugschrift hatte, also das
"ich hätte da mal einen Vorschlag" ist schwer zu sagen. Bei Sütterlin liefen im Vorfeld der Einführung umfangreiche Feldversuche mit Lehrern. Aber eigentlich kam die "Initialzündung" von der Federtechnologie, man braucht für so eine Schrift Gleichzugfedern. Das geht zur Not mit Pfannen- und Redisfedern, aber am wichtigsten wurde die Kugelspitzfeder. Und deshalb gab's die Schrift auch im 19. Jh. noch nicht.
So, mal sehen, bei Kastenschliff tippe ich auch auf eine Wechselzugfeder. Wer die Initialidee zur Gleichzugschrift hatte, also das
"ich hätte da mal einen Vorschlag" ist schwer zu sagen. Bei Sütterlin liefen im Vorfeld der Einführung umfangreiche Feldversuche mit Lehrern. Aber eigentlich kam die "Initialzündung" von der Federtechnologie, man braucht für so eine Schrift Gleichzugfedern. Das geht zur Not mit Pfannen- und Redisfedern, aber am wichtigsten wurde die Kugelspitzfeder. Und deshalb gab's die Schrift auch im 19. Jh. noch nicht.
V.G.
Thomas
Na das passt doch. In diesem Forum lerne ich auch immer wieder, dass man seine und ich meine Erwartungshaltung gelegentlich auch mal etwas dämpfen muss. So eine Kurrentschrift von früher sieht nett aus, aber wir vergessen meistens, dass die alten Briefe, Akten und Belege in der Regel von "Profischreibern" in irgendwelchen Verwaltungen und Büros geschrieben wurden. Die hatten es eben drauf. Ob der Schüler von damals genauso schön schrieb, darf wohl bezeifelt werden. Und ob zu Hause und außerhalb der Schule noch so viel geschrieben wurde, was über den Einkaufszettel mit Bleistift hinausging? Ich denke, eher nicht. Und so hat man mit den ersten Metallfedern versucht, den Gänsekiel zu kopieren und dann mit der Zeit, das Schreibgefühl zu verbessern, damit die breite Masse es leichter hat. Eigentlich logisch und folgerichtig. Und wie immer, gibt es ein paar Leute, die das nicht gut finden und jammern, mich eingeschlossen. Aber auch das liegt in der Natur der Sache. Und irgendwer muss ja auch nach Köln, Nürnberg oder Hamburg zu den Pen-Shows fahren und die schönen Vintage-Füller oder Kalligrafiefedern kaufen.