Hexenwerk Federnschleifen / Zeigt Eure Federn!

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HeKe2
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Re: Hexenwerk Federnschleifen / Zeigt Eure Federn!

Beitrag von HeKe2 »

Mal eine Frage von einem völligen Laien in solchen metallurgischen Fragen (Kraft meiner Ausbildung verstehe ich zwar die Chemie und Physik hinter Wurmbunts Ausführungen, nicht aber deren Konsequenzen für der Praktik. Im konkreten Beispiel wird es von ihm ja Gott sei Dank erklärt). Aber zurück zur Frage:
Bei Autos wird ja heute viel geklebt statt geschweißt. Könnte man solche Federn nicht auch kleben?
Beste Grüße
Hermann
Matthias MUC
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Re: Hexenwerk Federnschleifen / Zeigt Eure Federn!

Beitrag von Matthias MUC »

Aus dem Bauch raus, ja, kleben würde wohl gehen, wenn man sicherstellen kann, daß Bereiche, die elastisch bleben sollen, nicht zusammengebacken werden und am wichtigsten, daß der Schlitz etc. (alles tintenführende) meilenweit klebstofffrei bleibt. (Und der Kleber muß natürlich Dauerangriff jeder Art von Tintenchemie standhalten).

Was ich zu der ganzen Doppelfederfrage mich frage: Die unerreichbaren Vorbilder, diese Sailor-3000$-Doppelfedern, wie sind die aufgebaut? (Punkt)geschweißt, hart- oder weichgelötet, evtl. tatsächlich geklebt, oder schlicht und einfach so gestaltet, daß sie in zwei Teilen zusammen mit dem Tintenleiter ohne zusätzliche Maßnahmen zusammenhalten (form- oder kraftschlüssig gesteckt, geklemmt whatever..)?

:mrgreen: War niemand im exklusiven Schreibwarenladen der Wahl, wo evtl. noch so ein Sailor vom behandschuhten Fachverkäufer aus der Panzerglasvitrine im Hinterzimmer geholt und zum Probeschreiben gereicht wurde, und hat einfach mal beherzt an der Feder gezogen!? 8-) *duck&weg*
Thom

Re: Hexenwerk Federnschleifen / Zeigt Eure Federn!

Beitrag von Thom »

Na ja, das Schweißen war zunächst mal das Schreibkorn, das würde ich nicht unbedingt ankleben. Ich muss mal schauen, in dem Waldmann-Video war das auch mal zu sehen. https://youtu.be/P1XI1rx54hk?t=1301

V.G.
Thomas
Horsa

Re: Hexenwerk Federnschleifen / Zeigt Eure Federn!

Beitrag von Horsa »

Geklebt wird bei den Doppelfedern wohl eher nicht. Derart leistungsfähige Kleber wären im Übrigen für den Endverbraucher auch nicht ganz so einfach zu bekommen und zu verarbeiten. Billig und effektiv wird es vermutlich punktverschweißt mit dem sog. Widerstandsschweißen.
Hat für die uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten aber wohl eher keine Bedeutung und mag jetzt auch nicht zu weit vertieft werden.
Mittelpunkt sollen die von Euch bearbeiteten Federn sein.

Liebe Grüße

Horsa
V-Li
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Re: Hexenwerk Federnschleifen / Zeigt Eure Federn!

Beitrag von V-Li »

HeKe2 hat geschrieben:
21.07.2019 17:54
Bei Autos wird ja heute viel geklebt statt geschweißt. Könnte man solche Federn nicht auch kleben?
Da ich Schweißfachingenieur bin, halte ich Kleben für einen Frevel. 8-)
Das Kleben spielt bei flächigen Verbindungen und dem Verbinden zweier artfremder Materialien seine Vorteile aus. Die Autobauer konstruieren mittlerweile verstärkt so, dass sich flächige Verbindungen ergeben, so dass die Kräfte statt über punkt- oder linienförmige Wege eben flächig weitergegeben werden. Mit dem Kleben kann man die strukturtragenden Bauteile schlank aus Stahl gestalten und dann zum Beispiel Carbon- oder Kunststoffbauteile ankleben, die früher eventuell aus Stahl waren und angeschweißt wurden.

Eine Federspitze ist halt nicht flächig und die Belastungsart und -richtung ist für eine Klebverbindung auch eher schlecht.
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HeKe2
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Re: Hexenwerk Federnschleifen / Zeigt Eure Federn!

Beitrag von HeKe2 »

Ich meinte zwar nicht nur die Spitze, sondern schon so eine Konstruktion von Zollinger, bei der zwei Flächen aufeinander liegen und sich dadurch eine spezielle Federspitze ergibt, aber dennoch herzlichen Dank für die Antwort. Du hast mir nämlich für mich recht gut verständlich die Vor- und Nachteile bzw. Einsatzorte beider Verfahren erklärt. Dass Kleben für einen Schweißingenieur keine Alternative ist, liegt natürlich auf der Hand.
Beste Grüße
Hermann
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hoppenstedt
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Re: Hexenwerk Federnschleifen / Zeigt Eure Federn!

Beitrag von hoppenstedt »

Puah, sehr anstrengend und theoretisch... :(

Auch wenn es interessant sein könnte, finde ich es in einem Thread, der vom Ersteller mit "Hexenwerk Federnschleifen" eingestellt wurde, eher obsolet, in die Theorie der Metallhärtung, Schweißen, Kleben oder wasweißich auf Profi-Niveau zu entgleiten.
Ich genoss vor 35 Jahren Chemie-LK und habe diverses studiert sowie eine Berufsausbildung abgeschlossen, aber ich freue mich in diesem Thread jetzt wieder auf die einfachen Sachen, also vorrangig Federschleifen für Unbedarfte und Genießer, die einfach ausdrucksvoller schreiben wollen... Danke! ;) :idea:

DESAFINADO!

Grüße von Alfred
SpurAufPapier
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Re: Hexenwerk Federnschleifen / Zeigt Eure Federn!

Beitrag von SpurAufPapier »

hoppenstedt hat geschrieben:
22.07.2019 9:40
Puah, sehr anstrengend und theoretisch... :(

Auch wenn es interessant sein könnte, finde ich es in einem Thread, der vom Ersteller mit "Hexenwerk Federnschleifen" eingestellt wurde, eher obsolet, in die Theorie der Metallhärtung, Schweißen, Kleben oder wasweißich auf Profi-Niveau zu entgleiten.
Ich genoss vor 35 Jahren Chemie-LK und habe diverses studiert sowie eine Berufsausbildung abgeschlossen, aber ich freue mich in diesem Thread jetzt wieder auf die einfachen Sachen, also vorrangig Federschleifen für Unbedarfte und Genießer, die einfach ausdrucksvoller schreiben wollen... Danke! ;) :idea:
Also, ich finde es durchaus interessant und sinnvoll, nicht nur zu erfahren, was man beim Federschleifen machen/nicht machen soll, sondern auch, warum. Um diese wertvollen Infos zu schätzen und zu genießen, muss man nicht alles verstehen. (Es wird ja auch niemand gezwungen, einen Thread zu lesen.)

Ich danke allen Schreibern für die ausführlichen, aufwändigen, großzügig und selbstlos zur Verfügung gestellten Informationen!
Grüße
Vikka

Das Leben ist zu kurz für schlechte Schreibgeräte
Matthias MUC
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Re: Hexenwerk Federnschleifen / Zeigt Eure Federn!

Beitrag von Matthias MUC »

Vorschlag, bei Interesse an Fachsimpeln speziell über die Doppelfedern, und wie sie die Hersteller machen und wie wir solche selber bauen könnten (da ging's ja los mit schweißenlötenkleben) in einem Extrathread auszulagern? Das Thema "Federschleifen", das schon bei ganz "normalen" Federn erschöpfend sein kann, wird da dann doch schon verlassen.

Ich wäre ja gespannt, wie viele Tintenverrückte ;) hier bei ihren eigenen Federn über, sagen wir mal, ganz sanfte Polieraktionen gegen irgendwelche Kratzigkeiten oder Babypopo-Schwierigkeiten hinausgehen. Zum Experimentieren nimmt man sicher erst mal eher ersetzbares (marktgängige oder gut mit Ersatzfedern versorgbare Normalfüller). Seltene Einzelstücke wohl nur dann, wenn man nichts zu verlieren hat, weil die Feder sowieso unschreibbar, beschädigt etc. ist?

lG Matthias
Thom

Re: Hexenwerk Federnschleifen / Zeigt Eure Federn!

Beitrag von Thom »

Schreibkorn wechseln etc., ist schon ein anderes Kaliber als Federn schleifen. (und man kann auch nicht alles Schweißen, ob beim Auto oder sonstwo; der Trabant, die alte Plastekutsche, ist z.B. Stealthtechnik, wenn man ihn riecht, ist es zu spät)
Federn schleifen ist aber nun wirklich kein Hexenwerk und funktioniert für den Anfang auch mit einfachstem Equipment.
Grimbart hat geschrieben:
19.07.2019 22:08
Ich habe bereits mehrfach Federn mit einer Nagelfeile sowie einer Polierfeile (die hat drei Gradationen) aus dem Drogeriemarkt erfolgreich bearbeitet. Allerdings sollte man - evtl. nach Betrachtung einschlägiger Videos aus der Röhre - ganz vorsichtig arbeiten und nach wenigen Strichen immer wieder das (Zwischen-) Ergebnis begutachten. Dazu empfiehlt es sich, statt des oben erwähnten Wassers gleich richtige Tinte einzufüllen. Dann sieht man den Strich einfach besser ;) ...
V.G.
Thomas
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hoppenstedt
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Re: Hexenwerk Federnschleifen / Zeigt Eure Federn!

Beitrag von hoppenstedt »

Mal blöd gefragt: Wennn ich die Feder anschleife und im Tintentank ist echte Tinte drin, wie macht sich das auf dem Schleifmedium bemerkbar?
Oder anders gefragt: Ist es von Bedeutung, wenn der Schleifstein oder allgemeiner: das Schleifmedium) von Tinte verfärbt ist?

DESAFINADO!

Grüße von Alfred
Horsa

Re: Hexenwerk Federnschleifen / Zeigt Eure Federn!

Beitrag von Horsa »

Es birgt den leichten Nachteil, dass danach dann auch der Stein Deine Hände und Unterlagen einfärben kann ....
Sonst wird es ihm wohl egal sein.
Ich tankte Wasser. Mit dem Schleifstaub auf der Feder konnte ich noch erkennbar schreiben.

LG

Horsa
Matthias MUC
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Re: Hexenwerk Federnschleifen / Zeigt Eure Federn!

Beitrag von Matthias MUC »

Ich glaube, nach dem Schleifen muß man sowieso gründlich spülen, um letzte Schleifreste vom Tintenweg fernzuhalten, d.h. ich würde es dann nicht mit einem vollgetankten Füller machen, den ich dann schlimmstenfalls ausleeren müßte. Vielleicht ist es beim Feintuning gut, Tinte drinzuhaben (oder ein Kleckschen Tinte aus dem Faß herau zum Dippen zu nutzen), um das Resultat von den letzten einzelnen Schleifbewegungen sofort zu prüfen, und ggf. vor dem nächsten Schleifvorgang schnell in einem Glas Wasser auszuschwenken... Die oft empfohlenen Nagelpolierfeilen sollten im Gegensatz zu belgischen Brocken oder Akansas-Schleifsteinen nicht porös sein, also auch gut wieder tintenfrei zu bekommen sein.

Ich hatte bislang noch bei keinem Füller das Bedürfnis hatte, da was zu optimieren. Vielleicht hatte ich bisher Glück oder bin ich da schmerzfrei, ich hab hier im Forum einen schönen Lamy 27e erstanden, bei dem der Vorbesitze r ganz kleinlaut mich vorgewarnt hatte, ihn eventuell mit Schleifversuchen verdorben zu haben - ich finde nix daran und es ist inzwischen einer meiner liebsten Immerdabeis.... Anders wäre es wohl, wenn mir bei einer Federdas Schreibkorn weggebrochen wäre o.ä., da ist dann nix verloren, wenn man sie vorn stutzt und eine Stub draus zu schleifen versuche....

lG Matthias
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Zollinger
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Re: Hexenwerk Federnschleifen / Zeigt Eure Federn!

Beitrag von Zollinger »

Aufgrund meiner eigenen Erfahrung rate ich beim Polieren von Federn von der Benützung von Steinen ab, zumindest für Anfänger. Steine sind toll um Messer zu schärfen, haben aber bei der Anwendung von Federspitzen einen Nachteil: sie sind hart! Den Vorteil von Micromesh (auf einer weichen Unterlage) habe ich versucht auf der untenstehenden Skizze zu illustrieren:
Stein vs Micro mesh.jpg
Stein vs Micro mesh.jpg (208.82 KiB) 4490 mal betrachtet
Ob Tinte im Füller ist, oder Wasser verwendet wird spielt nach meiner Erfahrung keine Rolle.

Z.
Tintenfinger
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Re: Hexenwerk Federnschleifen / Zeigt Eure Federn!

Beitrag von Tintenfinger »

Nur ganz auf die Schnelle, vor ich es schaffe für diesen Faden Bilder zu machen:

Was Schleifsteine angeht, hat mein Vorredner recht. Für runde Federn möglichst ein weiches Schleifmedium verwenden ( Metallschleifpapier auf hartem Schaumgummi, Moosgummi oder notfalls Mousepad geht prima und kostet mindestens 10mal weniger als Micromesh). Für scharfe und breite Italics sind Steine oder harte Unterlagen aber gut, auf weichem Untergrund wird evtl die Kante nicht gerade. Man kann immernoch am Schluss auf was weichem nachpolieren

Aber: Belgischer Brocken und sicher noch einige andere Steine enthalten Kalk und werden von sauren Tinten (Z.b. Königsblau) ruiniert, eigen Erfahrung. Vielleicht generell nicht denselben Stein nehmen, den ihr dann wieder für ganz besondere Messer nehmen wollt, sondern eher den Allerweltsstein, die Gefahr, dass man Rillen in den Stein kriegt besteht bei genung Vehemenz immer.

Und: Schleifen ohne Wasser macht wohl der Feder nix, aber dadurch fliegt Metallstaub rum. Den wollt ihr nicht in Augen oder Lunge, also besser nass arbeiten und alles gleich saubermachen, und bei umfangreicheren Schleifarbeiten über Augenschutz und Grobstaubmaske nachdenken.

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