"Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Moderatoren: desas, MarkIV, Linceo, Lamynator

GoCrimsons
Beiträge: 4
Registriert: 27.08.2019 9:43

"Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Beitrag von GoCrimsons » 26.12.2019 0:22

Hallo zusammen,

mir wurde mal gesagt "Nur eine Hand schreibt eine Feder!" Wie seht ihr das?

Ich habe das bisher sehr restriktiv gehandhabt. Nicht weil ich ein Problem damit hätte, dass jemand anderes meinen Füller nutzt, eher aus Vorsicht wegen der Feder. Jeder drückt ja anders stark auf (insbesondere Leute die Kugelschreiber gewohnt sind), oder in einem anderen Winkel.

Würdet ihr also euren Füller anderen geben? Zum Probeschreiben? Kurze Notiz machen?...

Ich bin auf eure Meinungen gespannt.

Schöne Grüße,
GoCrimsons

Barbara HH
Beiträge: 2023
Registriert: 12.03.2009 2:06

Re: "Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Beitrag von Barbara HH » 26.12.2019 0:37

Kommt drauf an.... wie teuer der Füller ist, ob ich darauf vertraue, dass der andere schon mal einen Füller in der Hand hatte, und ob es eventuell extrem unhöflich wäre, dem anderen den Füller nicht zu geben.

Unter anderem deshalb habe ich immer einen Faber Castell Loom und einen 5€ Kugelschreiber (ebenfalls von Faber Castell) im EDC, die würde ich eigentlich fast jedem in die Hand drücken, der mich fragt, ob ich mal was zu schreiben habe.

Das Angstmoment besteht für mich eher darin, dass jemand durch zu starken Druck eine Goldfeder verbiegen könnte. Früher sagte man ja oft, einen Füller verleiht man nicht, weil die Feder sich mit den Jahren individuell an die Handhaltung des Benutzers anpasst, aber da braucht man sich heutzutage bei den Iridium-Körnern keine Sorge zu machen, die wird keiner so schnell verschreiben.
„Ich denke tatsächlich mit der Feder, denn mein Kopf weiß oft nichts von dem, was meine Hand schreibt.“ Wittgenstein, Vermischte Bemerkungen

Benutzeravatar
JulieParadise
Beiträge: 5410
Registriert: 13.06.2016 21:16
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: "Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Beitrag von JulieParadise » 26.12.2019 1:30

Es gibt "Zwangsflexer", die alles plattmanschen müssen, was auch nur irgendwie weich sein soll, da bin ich eher vorsichtig. Ansonsten ... wie sonst will man etwa auf Füllertreffen andere Füller ausprobieren? Da säße man mit der Haltung "ich rück nichts raus!" ganz schnell recht allein da. Ein waches Auge auf seine Lieblingsschreiber hat man aber natürlich trotzdem.
Sina / Julie Paradise julieparadise.de | @wwwjulieparadisede

Nitschewo
Beiträge: 670
Registriert: 24.08.2008 15:05
Wohnort: Münsterland

Re: "Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Beitrag von Nitschewo » 26.12.2019 7:39

Zu den Eigenschaften, die mich an meinen Füllern faszinieren, gehört ihre erstaunliche Robustheit. Nun liegt mein Augenmerk auch eher auf Klassikern und Alltagsfüllern denn auf kostbaren Sondereditionen oder Einzelstücken. Was sich in meiner Stiftrolle tummelt, hat in der Regel schon einige Jahrzehnte mehr oder weniger unbeschadet überstanden und wird unbekümmert in jede ausgestreckte Hand gelegt.

Die meisten Menschen - ob nun selbst Füllersammler oder nicht - gehen dabei sehr vorsichtig mit dem Schreibgerät um. Die Feder wird für gewöhnlich fast schon ehrfürchtig behandelt. Ganz anders die Kappe.

Der einzige Füller, der jemals in grobmotorischen Fremdhänden zu Schaden kam, war ein M600. Der Ausleiher setzte die Feder sanft aufs Papier, kritzelte ein paar Schwünge, gab seiner Bewunderung Ausdruck. Und ehe ich es verhindern konnte, hatte er die Kappe auf den Füller gesetzt und dem Kappenkopf einen energischen Klaps mit der flachen Hand versetzt. Ein lautes Krachen und ein im hohen Bogen davon fliegendes Gewindestück.😵

Es darf weiterhin jeder, der mag, meine Federn benutzen. Aber Kulibenutzer kriegen sie nur noch ohne Kappe in die Hand.

Viele Grüße,
Bianka
Viele Grüße

Bianka

"Blessed are the cheesemakers!" Monty Python

Benutzeravatar
Parsley
Beiträge: 269
Registriert: 29.07.2019 7:41

Re: "Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Beitrag von Parsley » 26.12.2019 9:08

Ich hab auch mal gelernt, dass man Dinge, die mit F beginnen, nicht verborgt. Einen Füller Teile ich mir aber mittlerweile genauso wie ich auf nem geborgten Fahrrad ein Rennen gefahren bin.

Den meisten würde ich also auch meine Füller borgen. So nen Zwangsflexer bin ich aber auch noch nicht begegnet.
Viele Grüße, Sebastian

bildr

Benutzeravatar
Edelweissine
Beiträge: 2492
Registriert: 08.01.2016 18:32

Re: "Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Beitrag von Edelweissine » 26.12.2019 9:19

Nitschewo hat geschrieben:
26.12.2019 7:39
Die Feder wird für gewöhnlich fast schon ehrfürchtig behandelt. Ganz anders die Kappe.
Genau diese Beobachtung habe ich auch gemacht.
Die Feder wird sehr vorsichtig, fast schon ehrfürchtig, ausprobiert, und reagiert in der fremden Hand möglicherweise ganz anders als in meiner eigenen. Ihre Qulität wird ausgiebig und liebevoll in Strichen, Schwüngen, Kringeln und Schrift getestet. Wenn der Interessierte fertig ist, teilt er mir seine Einschätzung zu meinem zur Verfügung gestellten Füller mit, schaut mich dabei an, während er den Füller ungeniert zuschraubt. Mittlerweile starre ich dabei häufig wie die Schlange aufs Kaninchen, statt meinem Gegenüber in die Augen zu sehen bei seinen Ausführungen. Ich muss sehen, was er mit meinem Füller macht! Wenn er das schon nicht selbst tut...
Tatsächlich habe ich schon Federn nach Verleihaktionen richten bzw. richten lassen müssen. Auch ich bin vorsichtig geworden, denn Liebe macht wohl blind, auch beim Füllertest. Biankas Tipp, die Kappe nicht mit rauszurücken, könnte die Lösung sein.
Gruß,
Heike

hleb1975
Beiträge: 204
Registriert: 11.12.2017 11:55

Re: "Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Beitrag von hleb1975 » 26.12.2019 10:01

Ich halte meine Füller eigentlich immer frohgemut hin, wenn jemand nach einem Schreiber fragt... Und erlebe es auch meist so, dass dann sehr ehrfürchtig und vorsichtig eben die Notiz gemacht wird - und freue mich eigentlich, wenn dann rüberkommt, dass es ein "stinknormale" Schreibgerät ist, das man einfach mitnehmen und benutzen kann ohne "Brimborium"...
Die Erfahrung mit dem Kappenumgang habe ich allerdings auch schon gemacht. Ich schaue (wahrscheinlich) ängstlicher drein, wenn versucht wird, eine Kappe mit Gewinde mit ordentlich Druck aufzustecken...
Und bei meiner Tochter, die Linkshänder ist, bin ich etwas argwöhnisch, was die Nutzung meiner beiden flexiblen Federn angeht...

Horsa

Re: "Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Beitrag von Horsa » 26.12.2019 10:52

Mit dem Füller halte ich es wie mit dem Pferd. Die, die es können, die dürfen gern. Die, bei denen das nicht sicher ist, dürfen nicht.
Das gilt bei mir für Füllhalter, Fahrrad, Pferd, Hund und Photoapparate. Bei Pferd und Fahrrad dürfen sie auch nicht zu groß und oder kräftig sein.

Liebe Grüße

Horsa

Mag
Beiträge: 97
Registriert: 18.12.2016 23:01
Wohnort: Bei Esslingen

Re: "Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Beitrag von Mag » 26.12.2019 11:53

Im Geschäft durfte ich auch ein paar Mal mit einem Füller für kurze Notizen aushelfen. Da gab es bislang keine Probleme mit, allerdings versucht immer jeder die Kappe zu ziehen und nicht zu drehen... Deswegen gebe ich mittlerweile entweder den Füller ohne Kappe oder erkläre das vorher.

GoCrimsons
Beiträge: 4
Registriert: 27.08.2019 9:43

Re: "Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Beitrag von GoCrimsons » 01.01.2020 15:33

Hallo zusammen und alles gute für 2020!

Vielen Dank für eure Meinungen, die sich so ziemlich mit meinen Erfahrungen decken, wenn ich mal einen Füller aus der Hand gegeben habe. Zwar eher zum Betrachten als zum Schreiben, aber meist wurde als erstes versucht die Kappe abzuziehen.
Egal um welchen Füller es sich handelt. Ganz vorbei ist es dann natürlich beispielsweise beim Visconti Homo Sapiens oder vergleichbar „unkonventionellen“ Verschlüssen.

Interessant finde ich eure Erfahrungen wie die Federn behandelt werden, evtl. sollte ich hier auch etwas mehr Vertrauen haben :-) Meist habe ich jedoch immer einen Kugelschreiber oder Rollerball dabei um für Situationen gewappnet zu sein in denen ich mit einem Stift aushelfen muss.

VolkerB
Beiträge: 477
Registriert: 17.10.2016 22:32

Re: "Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Beitrag von VolkerB » 01.01.2020 18:24

Hier hat doch praktisch jeder in der Schule einen Füller verwendet, da sehe ich wenig Risiko - ich habe aich den Eindruck, dass Füller im Zweifelsfall mit überraschter Achtung behandelt werden, Kulis mit Indifferenz. In der Praxis lasse ich bei der Arbeit andere aber dann doch mit Kuli schreiben, aber wenn sich die Gelegenheit ergibt, gebe ich den Füller her.
Volker

V-Li
Beiträge: 2051
Registriert: 17.01.2018 10:40

Re: "Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Beitrag von V-Li » 01.01.2020 18:34

Die meisten lehnen dankend ab, wenn ich den Füller hinhalte...zu viel Angst.

Benutzeravatar
Pelle13
Beiträge: 2722
Registriert: 20.03.2016 10:25

Re: "Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Beitrag von Pelle13 » 01.01.2020 19:06

Auch bei mir kommt es beim Füllerverleih auf mehrere Punkte an - zuallererst einmal darauf, um welchen Füller es sich handelt: So habe ich es auf Sitzungen schon mehrfach erlebt, dass irgendjemand einen Füller aus meinem Mäppchen zieht, um nur mal kurz die Anwesenheitsliste zu unterschreiben ... bei Steckkappen-Füllern kein Problem, bei Kaweco AL Sports auch eher undramatisch ... aber wenn jemand an einer Pelikan-Schraubkappe zieht, um den Füller zu öffnen, werde ich jedes Mal blass. Also lasse ich Pelikane mit Schraubkappen einfach nicht mehr offen rumliegen.
Dann habe ich bei Edelstahlfedern, die sich leicht wechseln und preiswert ersetzen lassen, deutlich weniger Hemmung, als bei teuren Goldfedern oder älteren flexiblen Federn. Wenn meine Freundin sich also einen Kaweco Sport für Notizen schnappt und dann während des Vortrags ganz verträumt den Füller immer wieder in die Kappe schiebt und rauszieht ohne hinzusehen, ist es für mich okay.
Fragt jemand gezielt nach meinen Füllern und möchte sie testen, bekommt er gerne (fast) jeden davon in die Hand gedrückt, weil ich sicher bin, dass derjenige sehr vorsichtig damit umgeht. Gleiches gilt natürlich auch auf allen Füllerstammtischen.

Probleme hatte ich bisher erst zweimal - einmal war eine Pelikanfeder (Edelstahl) leicht verbogen, weil sie vermutlich "neben" die Kappe gesteckt wurde (ließ sich aber wieder gut richten). Und einmal hat eine Bekannte mit meiner Kaweco 1,5 Feder einen rauhen DIN A4 Karton rundum beschriftet :shock: ... danach durfte ich die Feder auf der Polierfeile so lange glätten, bis sie auch in meiner Hand wieder schrieb.

Liebe Grüße,
Dagmar
Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur. (Albert Einstein)

Matthias MUC
Beiträge: 1288
Registriert: 07.11.2017 11:07

Re: "Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Beitrag von Matthias MUC » 01.01.2020 19:14

Pelle13 hat geschrieben:
01.01.2020 19:06
... Und einmal hat eine Bekannte mit meiner Kaweco 1,5 Feder einen rauhen DIN A4 Karton rundum beschriftet :shock: ... danach durfte ich die Feder auf der Polierfeile so lange glätten, bis sie auch in meiner Hand wieder schrieb.
Upps, das ist eher dann ein Unfall, der mir mit den eigenen Füllern auch passieren würde. Daß ein rauher Karton schon eine Feder beschädigt, finde ich etwas unerwartet....

lG Matthias

PS.: Das Herleihen von Füllern ist ein wichtiger Schritt, Leute für Füller zu begeistern. Siehe Eheweiberl, Tochter. Und bei unbekannten Schreibgeräten mit Kappen, egal ob Füller, Kuli, Tintenroller etc. sollte mensch sich grundsätzlich angewöhnen, sachte zu ziehen oder zu drehen, dann merkt mensch, wie es richtig geht oder fragt nochmal. Bzw. unsereins bricht sich keinen Zacken aus der Krone, beim Überreichen eines Probierfüllers kurz zu erwähnen, ob es eine Schraub- oder Steckappe ist.

Benutzeravatar
Pelle13
Beiträge: 2722
Registriert: 20.03.2016 10:25

Re: "Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Beitrag von Pelle13 » 01.01.2020 22:52

Matthias MUC hat geschrieben:
01.01.2020 19:14
Pelle13 hat geschrieben:
01.01.2020 19:06
... Und einmal hat eine Bekannte mit meiner Kaweco 1,5 Feder einen rauhen DIN A4 Karton rundum beschriftet :shock: ... danach durfte ich die Feder auf der Polierfeile so lange glätten, bis sie auch in meiner Hand wieder schrieb.
Upps, das ist eher dann ein Unfall, der mir mit den eigenen Füllern auch passieren würde. Daß ein rauher Karton schon eine Feder beschädigt, finde ich etwas unerwartet....

lG Matthias
Moin Matthias,

das hätte ich so auch nicht erwartet, aber in diesem Fall kommen wohl gleich mehrere Punkte zusammen. Zum einen ist die Bekannte keine "Füllerschreiberin" und hat eher eine schwere Hand, zum anderen hat die 1,5er Edelstahlfeder als typische Italic kein Schreibkorn; wenn die Bekannte die Feder dann noch in einem anderen Winkel gehalten hat als ich, war mein "Sweetspot" vorübergehend hin. Nicht wirklich dramatisch, sondern eher überraschend ...

Liebe Grüße,
Dagmar
Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur. (Albert Einstein)

Antworten

Zurück zu „Rund um die Feder / Regarding nibs“