"Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

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Seraphin
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Re: "Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Beitrag von Seraphin »

Ich hab kein Problem damit, meine Füller zu verleihen. Wenns darum geht, nur mal eben ein Schreibgerät zur Verfügung zu stellen, reiche ich auch primär nen Kuli oder Roller rüber. Oder eben irgendne unkomplizierte Feder (darf auch eine Goldfeder sein), da ich meinem Gegenüber aushelfen möchte und ihm nicht erst noch eine spezielle Schreibhaltung beibringen will weil es sich um eine so exotische Feder handelt.
Wenns um das Ausleihen im Sinne von Interesse am Füllhalter an sich geht, händige ich jeden meiner Füller aus. Und Infos zum Verschluss, den Besonderheiten der Feder, etc. gibts natürlich zeitgleich mit dazu, damit solche Dramen wie ein überdrehtes oder rausgerissenes Gewinde, eine verbogene Feder usw. gar nicht erst vorkommen. Wenn die Zeit da ist, lass ich dann auch gerne all meine mitgeführten Füller durchprobieren und freu mich immer über die teils sehr unterschiedlichen Präferenzen und Vorlieben. Meine mit Abstand weicheste, geschmeidigste Feder wurde von ner Kollegin schonmal als unangenehm kratzend beurteilt. So sieht man eben, dass hier viele Komponenten mit reinspielen, die einen Füller zu einem angenehmen oder eben unangenehmen Schreiberling machen und dies von Person zu Person völlig unterschiedlich wahrgenommen werden kann.

Eine über Jahre auf mich eingeschriebene Feder wird sich nach zwei Zeilen in fremder Hand nicht wieder in den Ursprungszustand versetzen ;-) Da bin ich relativ entspannt.

Heikler sind die Situationen, bei denen die oder der Kollege/Kollegin mal eben den Tisch abwischt und dabei den Füller vom Tisch fegt. Hier habe ich bereits eine Feder (obwohl die Kappe aufgesteckt war) außer Dienst stellen müssen.
Alle Menschen werden als Unikat geboren, doch die meisten sterben als Kopie. Daher bedenke: Mors certa, hora incerta!
Beschwere dich, doch mach es still. Ich höre dich, sofern ich will.

(¡)
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ASNiederberger
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Re: "Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Beitrag von ASNiederberger »

Interessantes Thema

Ich sehe das ähnlich,
"Unbdenkliche Füller" gebe ich durchaus mal an Füller-Interessierte aus der Hand.
So meinem Kollegen vor ein paar Tagen, der mich bezüglich einer Anschaffung für sich selbst zum Thema Füller befragte.
Der durfte dann den Tamitio und den LX (mit Goldfeder) Probeschreiben.
Mein GvFC Anello (cognac) und der OttoHutt07 bleiben allerdings mir selbst vorbehalten. Die werden nicht verliehen.

Meinen Pelikan Pura hats damals gekillt, weil Chef den wie einen Tintenroller drehte (also auch Feder kopfüber) und sich wunderte, warum der nicht schreibt.
Mit zunehmender Beobachtung stellte ich fest, daß er nahezu blind ist, und daher nur mit Kulli oder Tintenroller schreibt, weil er eben nicht sieht, so beim Schreibgerät oben und unten ist.
Das war mir dann eine Lehre, keine Füller zu verleihen.

Andersrum kenn ich das aber auch....
Da gibt mir eine Bekannte ihren "ach so tollen und wunderbaren" Füller.... mit dem sie total gut zurecht kommt, und bei mir streikt das Ding bei jedem zweiten Buchstaben.

Somit sehe ich das so, daß ein "hier probier mal, der schreibt totaaaaaaa toll" bei einem Füllerinteressierten auch ins Gegenteil "was ein Schrott" umschlagen kann. :-D

PS.
Aber auch aufs Papier kommts an.....
Schreibt man zu Hause auf Papier XY 100g glatt saugstark Wasserzeichen Superpapier..... und möchte auf der Arbeit einem Kollegen den ach so tollen Füller vorführen.... hat aber nur das olle Recycling-kackbraun-Druckerpapier.... kanns schonmal peinlich werden, wenn der Schreiberling so gar keine Tinte verteilen möchte....
Gruß
Alexander
thobie
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Re: "Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Beitrag von thobie »

Es kommt auf den Füllhalter an. Den M1000 bekommt nur, wer definitv Erfahrung mit Füllhaltern hat. So schön die Feder ist, so empfindlich reagiert die auf zu hohen Druck. Die kann man schon beim einmaligen Testschreiben beschädigen.

Ansonsten habe ich bei modernen Federn, wie beispielsweise im M800 keine Hemmungen. Meinen M800, den ich von dnic erworben habe (noch das oldstyle-Modell) allerdings gebe ich genau wie den M1000 nur an Menschen, die wissen, wie man mit einem Füllhalter umgehen muss.
Matthias MUC
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Re: "Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Beitrag von Matthias MUC »

Ja, es ist schon der entscheidende Unterschied, ob ein Füller
  1. mal schnell vom Nächstbesten vom Schreibtisch weggeschnappt wird (haste mal schnell irgendwas, was schreibt) oder
  2. unter Aufsicht zum Probieren an neugierig- aufgeschlossene Zeitgenoss*innen gereicht wird, oder
  3. nach gründlicher Einweisung wohlüberlegt (zum Anfixen oder an eine*n Kenner*in) verliehen wird.
Vorteil vom Home Office: Fall a) kommt eigentlich nie vor, Vorteil einer füllersozialisierten Familie: Fall c) kann man guten Gewissens eintreten lassen.

lG Matthias

PS.: Der Freund meiner großen Tochter ist inwischen dank ihr seit Weihnachten auch im Club "dabei" mit einem grünmarmorierten M200 jung gebraucht aus der Bucht und mit Federtausch nach Schreibproben der originalen F gegen eine M aus meinem Bastelfundus.... klassisch Fall c) mit absolutem Happy End :lol: Bei dem Resultat verleiht man gerne mal die Schätzchen...
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greatorg
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Re: "Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Beitrag von greatorg »

Einmal fragte mich jemand in einem Parkhaus nach einem "Stift".
In einem Anfall geistiger Umnachtung reichte ich ihm spontan einen alten Pelikan 400 -
er hat ihn ratzfatz aufgerissen, ohne auch nur in Erwägung zu ziehen,
dass die Kappe geschraubt werden könnte.
Seitdem gebe ich an Fremde nur noch Kugelschreiber weiter.
Ausnahme ist der Penexchange-Stammtisch in Kiel (einen anderen habe ich noch nicht besucht).
Die Freunde genießen mein vollstes Vertrauen-

Gero
Fried
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Re: "Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Beitrag von Fried »

Wenn ich jemandem einen Füller reiche sorgt das oftmals für Verunsicherung. "Mit so etwas habe ich schon viele Jahre nicht geschrieben" ist dann zu vernehmen. Das Schreibgerät wird so eher "ehrfürchtig" behandelt. Andere, die selbst manchmal eine Feder verwenden, wissen, dass dieses Schreibgerät keine Misshandlung toleriert. Schraub- oder Steckkappe ist natürlich ein Problem wenn man vergisst vorher ein paar klärende Worte zu sagen.
Generell versuche ich gerne dass Schreibgefühl welches eine Feder gibt, zu teilen.

Liebe Grüsse aus dem Süden,
Gottfried
Wenn das nicht geht, versuche etwas anderes - vielleicht geht das auch nicht...
G-H-L
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Re: "Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Beitrag von G-H-L »

Also, ich hab festgestellt, dass die meisten Probleme haben, wenn man ihnen einen Füller in die Hand gibt.
Die haben manchmal sogar Angst davor!

Andererseits verleihe ich mittlerweile grundsätzlich keine, für mich wertvollen, Schreibgeräte mehr. Ich geb höchstens Werbekulis dafür her. Ich hab da schon schlechte Erfahrungen gemacht.

Einerseits gibt´s Leute, die den Stift gedankenverloren einstecken. Andererseits hatte ich schon zweimal das Vergnügen, dass die Leute mit den Stiften herumspielten. Soll heißen, die begannen damit, den Clip mit dem Daumen aufzubiegen.

Seitdem bin ich geheilt!

Gruß
Gruß
Gerhard

Nein, das ist keine unleserliche Handschrift!
Der Text ist nur analog verschlüsselt! :)
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Zollinger
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Re: "Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Beitrag von Zollinger »

Mein Chef hat niemals einen eigenen Stift dabei. Der will aber meinen Füller gar nicht. Er bevorzugt Bleistift.
Deshalb führe ich (fast) immer einen gut gespitzten Caran d'Ache Edelweiss in 3B mit, welchen ich ihm jeweils hinlege noch bevor er danach fragt. (20 Jahre sind eine lange Zeit, in der man sich ziemlich gut kennen lernt...)
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lobstergirl
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Re: "Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Beitrag von lobstergirl »

Ich handhabe es wie die meisten hier: meinen Füllerfreundinnen oder auch anderen Füller-Menschen, die man z.B. bei einen Füllertreffen oder -stammtisch sieht (wobei ich noch nicht auf sooo vielen Treffen war), gebe ich ohne Nachdenken jeden meiner Füller in die Hand. Ich habe allerdings auch keine irrwitzig teuren oder speziellen Sondereditionen.

Anderen Menschen nur auf Nachfrage und nur in meinem Beisein ("drehen, nicht ziehen", "ziehen", "bitte nicht so fest aufdrücken").

Und im Büro habe ich keine hochwertigen Füller dabei: aktuell der Pelikan Stola III, sonst einen Lamy (Safari/AL) oder den Waterman Hemisphere. Die machen vieles gutmütig mit und wenn da etwas passieren würde, wäre ich traurig, aber nicht zerschmettert oder zornig.
Abgesehen davon nimmt sich niemand etwas ungefragt vom Tisch der garstigen alten Vorstandsassistentin ;)
--Silvia

Flora Bora Slam, mothercrackers.
(Sam of Dragons / A Wish Upon the Stars, by T.J. Klune)
CaTo
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Re: "Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Beitrag von CaTo »

Meinen Füllhalter, und generell, würde ich niemals in andere Hände geben. Das Ziehen und Zerren an der Kappe beim öffnen bereitet mir schon Unbehagen, da bekomme ich einen Zitteranfall wenn ich sehe wie die Feder unachtsam im inneren der Kappe entlang schleift. Ich meine gerade zu ein Kratzen zu hören, vielleicht bin ich auch viel zu Pedantisch mit Füllern, obwohl ich selbst erst einige Tage einen Füllhalter habe.

Ein Füller, bzw. die Feder, hat für mich so etwas wie eine Seele durch die Benutzung seines Schreibhalters ♥
Grüße
Carmen

"Mir dankst du deinen Ruhm!" sprach das Papier; Die Tinte sprach: "Das Leben geb' ich dir;" "Ich leit' euch Beide!" sprach die Feder drauf — Der Eine braucht den Andern — Weltenlauf! (Ignaz Friedrich Castelli)
Matthias MUC
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Re: "Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Beitrag von Matthias MUC »

lobstergirl hat geschrieben:
21.02.2020 12:44
[...] Anderen Menschen nur auf Nachfrage und nur in meinem Beisein ("drehen, nicht ziehen", "ziehen", "bitte nicht so fest aufdrücken").
Wenn jemand den Füller bewußt als Füller ausprobieren will, dann am besten feierlich überreichen, auf Nummer Sicher gleich geöffnet, dann geht wenigstens da nix schief.
G-H-L hat geschrieben:
20.02.2020 10:55
[....]dass die Leute mit den Stiften herumspielten. Soll heißen, die begannen damit, den Clip mit dem Daumen aufzubiegen.
:shock: Füller als Büroklammerersatz? Den Leuten würde ich auch was aufbiegen.... :x

lG Matthias,
der als teamunfähiger Einzelkämpfer zum Glück allein im SoHo ist, also keine büroklammer- und clipmordenden Kollegen hat, sondern Büroklammern immer selber verbiegt, wenn gerade irgendeine zickige IT einen Resetknopf für einen Pin hat, und der mit den übrigen Kandidaten = Familie ganz pragmatisch umgeht, indem die alle inzwischen teils inkl. LAGn angefixt und mit eigenen Füllern versorgt wurden.

PS.: Für die Kappenreißer hätte ich eine Idee (Wurmbunt, Mahlekolben, das wäre ein Projekt für Euch) - einen geeigneten Füller mit Schraubkappe unter Verwendung der Piezoeinheit eines Gasfeuerzeugs zu einem pädagogischen Instrument umbauen.
Wer an der Kappe zieht, wird elektrisch gebrezelt. Wenn als Basis ein Patronenfüller dient, bleibt der evtl. sogar noch schreibbereit.
stefanm
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Re: "Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Beitrag von stefanm »

Den ganzen Faustkeilschreibern gebe ich da nix in die Hand. Die Frage kommt sowieso sehr selten. Am seltensten von Füllerschreibern. Die haben Respekt vor anderer Leute Füller und ich bemerke gelegentliche Blicke. Wurde von denen aber bisher nicht gefragt. Obwohl ich der mit dem mit Abstand größten Knall und der vielfältigsten Füllerauswahl bin.

Gruß
Stefan
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Lutz
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Re: "Nur eine Hand schreibt eine Feder" Ja oder Nein?

Beitrag von Lutz »

Meine Zahnbürste und eine Füllfeder benütze ausschliesslich ich alleine - auch wenn es sich, wie bei der Zahnbürste, um kein teures- und wertvolles Teil handelt. Bei einem Kugelschreiber, Tintenroller, Druckbleistift wäre ich nicht ganz so heikel.
Gruss, und danke für die Aufnahme ins Forum,
Lutz
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