Feder- Und Füllerproblem

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Böser Vater
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Feder- Und Füllerproblem

Beitrag von Böser Vater »

Liebe Mitforisten,

ich verwende in den den letzten dreißig Jahren Füller mit Federn EF, um in Texten, die als Ausdrucke von Laserdruckern (eine oder zwei Normseiten des Verlagswesens pro A-4-Seite) vorliegen, teilweise sehr umfangreiche Korrekturen vorzunehmen. In letzter Zeit ist dieser Einsatz meiner Füller etwas zurückgetreten gegenüber dem Schreiben eigener Texte in "Normalgröße" (entspricht Oberstufenschulheft oder etwas kleiner) in Briefen oder für andere Projekte.

Für das Korrigieren habe ich drei Pelikane benutzt, 2 M800 und dann einen M1000, alle in EF. Es hat sich aber herausgestellt, dass mein M1000 eine sehr breite Feder hat.
IMG_20200506_210846_resized_20200506_091333223.jpg
IMG_20200506_210846_resized_20200506_091333223.jpg (179.34 KiB) 3808 mal betrachtet

Inzwischen habe ich nach Anregungen aus diesem Forum für die Korrekturen die Pelikane u. a. durch einen WingSung 698 ersetzt. Zugleich habe ich zufällig einen alten Pelikan 140 mit OB-Feder aus den fünfziger Jahren bekommen und festgestellt, dass meine Handschrift in Normalgröße sehr von der quasi automatischen Strichstärkenvarianz dieser Feder profitiert. Allerdings ist mir der Füller viel zu klein - ich habe zwar nur normal große Hände, aber am besten liegt mir der M1000 in der Hand -, und auch mit der Feder bin ich nicht richtig zufrieden, sie ist doch ziemlich steif. Die weiche Riesenfeder des M1000 verdirbt einen halt. Mein Hauptanliegen ist nun, möglichst unter Verwendung des vorhandenen Materials - vor allem des M1000 - eine Strichstärkenvarianz wie mit der alten OB-Feder zu realisieren.

Auf der Abbildung sieht man ja, dass mein M1000 mit seiner EF im Abstrich die gleiche Stärke zuwege bringt wie die OB des 140. Meine Frage also: Haltet ihr es für möglich, die Feder so zurechtschleifen zu lassen, dass sie weich bleibt und trotzdem diese richtungsabhängige Strichstärkenvarianz zeigt? Und falls ja, an wen wende ich mich damit am besten? Nach Möglichkeit möchte ich für den Zweck natürlich keine Feder neu kaufen.

Ich hätte lieber noch mehr Erfahrungen mit ähnlichen, heute noch erhältlichen Federn gesammelt, aber das ist ja momentan weder auf Füllertreffen noch in irgendwelchen Geschäften möglich. Einige zu diesem Zweck getätigte Käufe (Pilot Prera CM; Pelikan Jazz Elegance M umgeschliffen auf L/F Oblique Cursiv Italic 15° und 30°) haben sich als wenig aussagekräftig erwiesen. Sie schrieben teils kratzig und hakelig, mussten nachbearbeitet werden und zeigten - auch weil es sich im Vergleich zur Feder des M1000 um Miniaturausführungen handelt - in ihrem blassen Schriftbild nach meinem Eindruck kaum Strichstärkenvarianz, die sich wirklich prägend auf das Schriftbild auswirkte. Auch deshalb würde ich mein Glück jetzt lieber erst bei einem möglichst fähigen Meister (m/w/s) der Kunst des Federschleifens versuchen.
Beste Grüße --- Hans
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Schaumburger
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Re: Feder- Und Füllerproblem

Beitrag von Schaumburger »

Moin,

ja, die "EF" im M1000 ist schon sehr breit...
Welche Tinte ist das?
Sollte es eine zu nass schreibende sein, hilft wahrscheinlich schon ein Wechsel zur Pelikan 4001 Brilliant Schwarz.

Es grüßt
Jens
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was mich sonst so interessiert:
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Böser Vater
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Re: Feder- Und Füllerproblem

Beitrag von Böser Vater »

Das ist Purple Rain von Diamine. Mir ist allerdings unverständlich, wie ein Tintenwechsel sich steigernd auf die Strichstärkenvarianz beim Schreiben auswirken könnte. Mein Problem ist ja nicht, dass die Feder zu breit oder zu nass schreibt.
Beste Grüße --- Hans
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Edelweissine
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Re: Feder- Und Füllerproblem

Beitrag von Edelweissine »

Strichstärkenvarianz ergibt sich bei mir nicht nur bei Oblique geschliffenen Federn, sondern auch bei solchen mit Stub. (Das liegt an meiner unüblichen Handhaltung.)
Die schönsten Ergebnisse liefern für mich die B- und BB- Federn der Pelikane old style. Diese sind nicht komplett kugelig geschliffen wie heutzutage. Mit dem Umschlifff einer angenehmen Feder wäre ich vorsichtig, und ob ein Federmeister etwas zaubern kann aus einer EF eines Pelikan M 1000? Ein gebrauchter Old Style wäre da vermutlich preiswerter und einen Versuch wert.
Gruß,
Heike
Böser Vater
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Re: Feder- Und Füllerproblem

Beitrag von Böser Vater »

Danke für den Rat, Heike, habe bereits den Versuch seiner Umsetzung unternommen und mir vorhin bei ebay einen M200 old style mit vergoldeter Stahlfeder in OB gekauft (mit Rückgabemöglichkeit). Das wird aber höchstenfalls einen Teil meiner Wünsche erfüllen, denn ich fürchte, der Füller wird mir etwas klein sein, und mein schöner M1000 wird weiterhin ungenutzt herumliegen (gefällt mir nicht, denn ich bin kein Sammler), weil mir das Schriftbild damit zu langweilig erscheint.

Herzliche Grüße

Hans
Beste Grüße --- Hans
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Wolle_F
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Re: Feder- Und Füllerproblem

Beitrag von Wolle_F »

Auch die M200er Old-Style-Federn entsprechen leider meist im Wesentlichen den kugeligen modernen Federn (auch die OM, OB etc). Du müsstest schon nach den ganz alten Federn der Füller ohne "M" schauen. Also nach alten 400er oder (kleiner) alten 140er Pelikanen.

Glückauf
Wolfgang
Just because you’re paranoid don’t mean they’re not out to get you.
(Joe Jackson)
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Edelweissine
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Re: Feder- Und Füllerproblem

Beitrag von Edelweissine »

Wolle_F hat geschrieben:
07.05.2020 17:54
leider meist im Wesentlichen
Das mag sein. Ausprobieren ist immer das Beste, aber ich hatte bisher häufig Glück, speziell bei den Goldfedern.
Die vergoldeten Stahlfedern sind "einfacher gestrickt".
Gruß,
Heike
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hoppenstedt
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Re: Feder- Und Füllerproblem

Beitrag von hoppenstedt »

(Ich habe hoffentlich dein Problem ungefähr richtig erfasst, lieber TS.)
Wenn es dir also im Kern darum geht, bei der (wie auch ich finde, extrem breiten) EF deines M1000 mehr Linienvariation zu erzielen, müsstest du wohl eben diese EF mit einem gemäßigten Stub- oder Italic-Schliff versehen (lassen). Pelikan lehnt allerdings nach solchen Maßnahmen die weitere Gewährleistung ab.

So bleiben als Alternativen aus meiner Sicht:
- Umschleifen durch (z. B.) Fa. Schimpf
- Selbst umschleifen
- Eine Wunschfeder bei Pelikan beauftragen

Eine erhöhte Linienvariation mithilfe einer (schräg angeschliffenen) Oblique-Feder zu erzielen wäre wohl reiner Zufall, denn die Linienvariation wird nicht ( :!: ) durch den Oblique-Anschliff erzielt, sondern ggf. durch zusätzliche Schliffe, welche in Richtung Stub, Italic oder Mischformen gehen, oder durch flexible Federn, wie sie die alten Füller öfter vorweisen können bzw. konnten. Oder beides.

Aber diese Diskussion gab es in diesem Forum schon einige Male... :|

DESAFINADO!

Grüße von Alfred
Böser Vater
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Re: Feder- Und Füllerproblem

Beitrag von Böser Vater »

Hallo Alfred,

du hast mein Problem verstanden; allerdings muss es nicht unbedingt die jetzige EF-Feder sein, die dann in meinem M1000 so schreiben soll, wie ich mir das für Normalgröße vorstelle. Von der alten EF könnte ich mich ohne weiteres trennen, aber von dem ganzen Füller nicht.

Insofern finde ich inzwischen die Wunschfederoption sehr interessant, habe dazu auch hier im Forum einiges gelesen -- um zu erfahren, dass Herr Köhn wegen Krankheit höchstwahrscheinlich nicht mehr für Pelikan tätig sein wird. Zur Zeit ist es auch nicht möglich, einen Wunschfedertermin zu buchen. Sobald diese Möglichkeit aber wieder geboten wird, werde ich sie zu nutzen versuchen.

Dem Umschleifen durch Dritte stehe ich eher skeptisch gegenüber; ich hätte mich natürlich hier über Erfahrungsberichte gerade zu diesem Thema gefreut. Meine Skepsis rührt daher, dass Pelikan es für nötig hält, eigens zu diesem Zweck gefertigte Federn (S) mit sehr breitem Schreibkorn als Grundlage individueller Schliffe zu verwenden. Ich nehme an, anderen Schleifern (sei es jemand von Schimpf oder ein selbständig Tätiger) haben für ihre Arbeit diese S-Federn nicht zu Verfügung. Dann sollten sie zumindest nicht in allen Fällen gleich gute Ergebnisse erzielen können, wie es die WdwFedern von Pelikan -- den zufriedenen Kundenmeinungen in diesem Forum nach -- sind. Wenn ich wüsste, wer die besten ihres Fachs in D, in der EU und weltweit wären und wie ich sie erreichen kann, würde ich es aber auch damit versuchen, wenn es mit der WdwF nichts wird.

Die Versuche, eine passende alte Feder hier oder anderweitig zu erwerben, gebe ich nach dem jüngsten Misserfolg auf. Eine Pelikan-OB aus den achtziger Jahren zeigt auch nur minimale Linienvariation, ihr Korn ist fast das, was heute auch eine B hat. Letztendlich will ich ja auch nicht irgendeine Feder in einem zu kleinen Füller, sondern eine für dein M1000. Nur um zu probieren werde ich jetzt einfach auf die nächsten Füllertreffen warten, ich hoffe, bis zu meinem nächsten runden Geburtstag wird es dazu noch Gelegenheiten geben. Das ist noch fast ein Jahr.

Über die Ursache der Strichstärkenvarianz bin ich mir schon im Klaren, meine Pelikan-OB aus den fünfziger Jahren ist sehr flach vorn mit breitem Schreibkorn und eben nicht spitz zulaufend, sondern (schräg) abgeschnitten.

Danke für deine Meinung, das hat mich in meinem Beschluss bestärkt.

Beste Grüße

Hans
Beste Grüße --- Hans
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hoppenstedt
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Re: Feder- Und Füllerproblem

Beitrag von hoppenstedt »

Guten Abend Hans,

das freut mich zu lesen, auch wenn es für dich in derSache ja eher unbefriedigend, weil langwierig ist oder zumindest werden könnte...
Schade zu hören, dass Herr Köhn offenbar aufhören muss und keine WdW-Termine mehr ausgegeben werden :shock: :!:
Pelikan versieht ja außerdem nicht umsonst seine "S"-Federn mit überdickem Korn, eben um ohne Rücksicht auf Materialabtrag schleifen und modellieren zu können.

Bezüglich der Schimpf-Federn kann ich aus eigener Erfahrung durchaus Gutes berichten: ich habe zwei Pelikan Demonstratoren (M205) mit vom Schimpf'schen Federmeister auf Italic ungeschliffenen, ansonsten völlig normalen BB. Die schreiben wirklich wunderbar und mit jeder Menge Linienvariation. Ein Genuss, und das bei Stahlfedern!

Nur mal so zur Überlegung. Dieser Federmeister hat meines Wissens sowieso gerade Auftragsstopp, aber ein Anruf oder eine Mail klärt die Situation eventuell...

DESAFINADO!

Grüße von Alfred
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