F, EF Federn, Strichbreitenvariation, Flex, Auswahlhilfe - worauf kommt es an

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Zuio
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F, EF Federn, Strichbreitenvariation, Flex, Auswahlhilfe - worauf kommt es an

Beitrag von Zuio »

Hallo,

ich brauche Eure Hilfe bei der Auswahl neuer Schreibgeräte (Füller) ;-)
Viele Stunden über Tage gelesen, erste Neukäufe gingen daneben.

Mir geht es derzeit eher um die Schreibeigenschaften, die Feder, als den Hersteller oder das Design.

Ich schreibe recht klein, F oder EF ist meine Feder.
Sie sollte etwas flexibel sein und idealerweise auch leichte Strichbreitenvariationen haben, gefällt mir vom Schriftbild immer sehr gut, ist aber heute schwierig, vor allem bei schmalen Federn.

Ist es wichtig, dass die Feder dafür flexibel ist? Oder gar mehr flexibel sein muss?

Wird damit nur die Auflage, nachgeben bei Handwinkeländerungen, unterstützt oder ist das auch ein Kriterium um Strichbreiten zu variieren, was doch eher durch leichtes auf spreizen der Feder bei leichtem Druck erfolgt - oder?

Ich suche Alltagsarbeitstiere, keine edlen Stücke, aber solide und gut verarbeitet, schlicht und zeitlos ist ok.
Deshalb wohl auch eher Stahlfeder?


Die ersten Versuche der letzten 2 Wochen, gingen daneben.
Ich habe einen vielen Jahre alten Kaweco Sport, habe einen neuen mit F-Feder nachgekauft, hat immer noch die alten Probleme bei schnellen Bewegungen oder Anstrichen mit recht sparsamem Tintenauftrag bis zum Aussetzen - nur der neue kratzt wie eine Feile. Sonst aber ok und auch die richtige Strichbreite.

Zweiter Versuch, Otto Hutt Design 01, Stahlfeder M, weil die Beratung sagte, die schreiben etwas zwischen M-F hätten mehr Fluß, was die von mir geschilderten Aussetzer vermeiden könnte. Nun, vielleicht ein defekten erwischt - total enttäuscht, schreibt für mich gefühlt wie bold+, so groß kann ich höchstens auf Grußkarten schreiben und saftet wie ein Feuerwehrschlauch. Die Feder ist für mich hart wie ein Nagel und setzt in einer Zeile mindestens 5x für ganze Buchstaben aus, möglicherweise durch kleinste Kippbewegungen bei der Handführung. Hinzu kommen die Anschreibaussetzer, auch mitten im schreiben. Ich mache bei manchen Buchstaben längere Anstriche, die schnell erfolgen, schreibe sonst eher klein. Hier setzt er jedes mal aus, auch bei g oder J mitten im schreiben. Absolut das Gegenteil von dem was ich suche.

Worauf muss ich beim Kauf achten, die Informationen in shops und bei Herstellern brachten da bisher auch keine Erleuchtung und ich habe Tagelang gelesen vorher, auch hier im Forum. Vor Ort gibt es keinen Laden mehr, wo man etwas anderes als einen Schulfüller ausprobieren kann. Man kann doch nicht 20 verschiedene kaufen und durchprobieren?

Als nächste Versuche habe ich Cleo Skribent, Diplomat im Auge.
Wäre das die richtige Richtung?
Wenn ja, mit welcher Feder?

Ergänzend:
Verschiedene Papiere ausprobiert, Standard Tintenstrahl-Druckerpapier bis Briefpapier, Clairefontane, Oxford. Abgesehen von den erwarteten Unterschieden, die Probleme bleiben.
Mag gerne Metall, nicht zu leicht aber auch nicht schwer. (Holz ist wirklich schön, aber nicht die Preisklasse, wo ich aktuell suche.)
Ich schreibe nie mit Kugelschreiber, außer wenn mir jemand einen für eine Unterschrift hin hält, viel mit dem Steno Bleistift oder eben Füller, ein paar ältere seit der Schulzeit, nichts "besonderes", ein Kaweco Sport dabei (ca. 12 Jahre alt) sowie einer aus den 50er Jahren, Marke abgegriffen, keine Ahnung was das ist. Sonst habe ich noch einen Sailor mit 14k Goldfeder, Music-Feder, aber das ist was spezielleres, nicht für das was ich derzeit suche, aber den gäbe es auch mit normaler Feder - suche einen Alltagsschreiberling.
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Wrighter
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Re: F, EF Federn, Strichbreitenvariation, Flex, Auswahlhilfe - worauf kommt es an

Beitrag von Wrighter »

Hallo Zuio und willkommen im Forum der Füllerverrückten.

Wo wohnst Du denn, dass es bei Dir lokal nur Schulfüller in den Geschäften gibt.

Ansonsten scheinen unsere Schreibgewohnheiten sehr zu ähneln. Auch ich mag lieber feinere Federn und schätze auch Flexfedern sehr, Mit harten Nägeln und völlig soft übers Papier rutschenden Federn ist meine Handschrift eine Katastrophe. Mit Federn die ein gewisses Feedback – wie soll ich´s beschreiben – so ein gaaaanz sachtes Kratzen oder gar eine gewisse Flexibilität aufweisen, sieht das dann völlig anders aus und das Schreiben macht richtig Spaß.

Wie Du war ich lange auf der suche nach dem perfekten Füller und habe anfangs jede Menge historische Geräte aus der Bucht gefischt, in der Hoffnung so eine "Wunderfeder" zu erwischen. Meist waren die Federn aber nichts und noch häufiger die Füller einfach defekt.

Inzwischen habe ich einige Füller, mit denen ich relativ gut zurecht komme und ich muss sagen, bei manchen hat es auch einfach etwas gedauert, bis man sich aneinander gewöhnt hatte. Auch scheint es einen gewissen Einfluss zu haben, mit was ich davor geschrieben habe. Am Deutlichsten viel mir das auf, wenn ich mit historischen, elastischen Tauchfedern geschrieben hatte. Danach konnte ich meist eine Weile sogar eine der ansonsten eher unwilligen, modernen Federn einigermaßen ansprechend führen. Auch mit Italic und Stubfedern komme ich inzwischen recht gut zurecht. Wobei natürlich vor allem die breiteren Vertreter dieser Schleifstile, ein recht begrenztes Einsatzgebiet haben. Einer meiner Lieblingsfüller ist sogar aus der Not heraus geboren. Es handel sich um einen alten Pelikan 120, bei dem an einem Federflügel, das Schreibkorn abgebrochen war. Kaputt ist kaputt, dachte ich mir und hab das verbliebene Korn auch noch abgeschliffen, die Feder vorne ein wenig ausgedünnt und dann in relativ scharfem Italic-Stil geschliffen. Die Kanten wurden wurden wirklich nur minimalst über eine Polierfeile gezogen und was soll ich sagen – a Star was born. Diese Feder schreibt einfach nur genial. Ganz ohne Flex erzielt sie dank Italicschliff deutliche Strichvariationen und sie saftet auch bei schnellstens hingeworfenen Notizen und gibt auch noch feinste Linien, kantenscharf wieder.

Aber nun zu Deiner Frage. Von den historischen Federn, die einfach in einer ganz anderen Liga angesiedelt sind, mal abgesehen, habe ich inzwischen einige "aktuelle" Füller, mit denen ich ganz gut zurechtkomme. Wobei ich sagen muss, dass ich mir einige auch einfach passend gemacht, also die Feder nachgeschliffen habe. Vielleicht ist da ja auch was für Dich dabei. Vor allem die Jinhaos sind wirklich mehr als preiswert und können somit tatsächlich "auf Verdacht" gekauft und getestet werden. Ansonsten gibt es ja, vom stationären Handel mal abgesehen, auch die Möglichkeit, sich einige Wunschfüller im Netz zu bestellen und bei Nichtgefallen, im Rahmen der Widerspruchsfrist, ohne Verlust zurückzuschicken. Auch sind die Jinhaos wirkliche Alltagsfüller, bei denen selbst ein etwaiger Verlust leine grauen Haare verursacht. Ok, folgende noch neu erwerbbare Modelle habe ich aktuell im Einsatz:

- Lamy 2000 mit wunderbarer EF Feder
- Reform 1745
- Jinhao 599A (wirklich feine und doch gut schreibende Feder)
- Jinhao 51 (wirklich feine und doch gut schreibende Feder)
- Jinhao 995F (wenn man einen Guten erwischt perfekt, aber große Streuung und nicht sehr haltbar)
- Jinhao 599 (feine Feder, zu M tendierend, und für mich besser als jeder Lamy Safari oder All Star)
- Jinhao x450 (dessen M-Feder mir zu dick war und darum auf Italic F/M umgeschliffen wurde, seit dem einer meiner Lieblinge)

Nach langem hin und her hat sich für mich auch eine Tinte zum absoluten Standard durchgesetzt, die in allen meinen Füllern toll läuft, keine Aussetzer macht und auch recht wenig Probleme mit Eintrocknen zu haben scheint. Die meisten meiner Füller schreiben damit auch nach monatelanger Nichtnutzung, sofort problemlos an. Diese Tunte ist von Graf von Faber Castell und ich mag am liebsten das Cobalt Blau, sowie die Midnight Blue, die ich gerne auch mal mische.

Ach ja, zum Thema Flexibilität und Flex. Hier muss man zwei unterschiedliche Eigenschaften trennen. Die Flexibilität, mancher modernen Federn bezieht sich in der Regel darauf, dass sie elastisch sind, beim Schreiben also unterschiedlichen druck abfedern und so das Schreiben angenehm machen. Den berühmten Flex, der Linienvariationen zulässt, hat eine Feder aber erst dann, wenn sie bei Druck die Flügel spreizt, den Strich also verbreitert. Aber Vorsicht! Federn die dafür nicht gemacht sind, kann man mit entsprechendem Druck auf ein wenig dazu "überreden", meist sind sie danach aber nicht mehr dieselben. Und selbst echten Flexfedern kann man mit genügend Vehemenz das Genick brechen.

Flex ist aber wie gesagt, nicht die einzige Möglichkeit, eine gewisse Linienvarianz ins Schriftbild zu bekommen. Wers mag, kann das auch mit Stub oder Italicfedern, meist viel preisgünstiger und problemloser hinbekommen.

Und falls das Thema Geld zweitrangig sein sollte, wäre natürlich auch das Montblanc mesiterstück 149 Calligraphy eine klare Empfehlung. Dies ist die einzige mir bisher bekannte, moderne Feder, die an die Flexibilität der alten, historischen Flexfedern in Etwa herankommt.

Auch soll die Firma Schimpf in Tübingen einige besondere Füller und Federn für Kunden mit speziellen Anforderungen bereithalten und über die Möglichkeit verfügen, diese auf Wunsch auch speziell anpassen zu lassen. Falls Du nicht wie ich, "den Schimpf" vor der Haustür hast, kannst Du Dich ja mal auf deren Webseite umsehen und bei Interesse auch anrufen. Schimpf ist für seine kompetente Beratung und den überaus guten Service inzwischen überall bekannt und ich habe auch von Mitforisten schon gelesen, dass zum Teil Füller sogar zur Probe versandt wurden, bzw. bei Nichtgefallen problemlos getauscht oder zurückgenommen wurden. Hier ist wohl die telefonische Kommunikation sehr empfehlenswert, da auf der Webseite lange nicht alles angeboten wird, was Schimpf so hat und kann und die Seite auch eher... gewöhnungsbedürftig ist.

Schönes Wochenende

Ralf
Herzliche Grüße
Ralf
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Zuio
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Re: F, EF Federn, Strichbreitenvariation, Flex, Auswahlhilfe - worauf kommt es an

Beitrag von Zuio »

Hi, freut mich, es gibt noch andere, mit ähnlichem Profil. ;-)

Dein Nutzerbild ist mit der modifizierten, einst abgebrochenen, gemacht oder eine Z?

Wie schleift oder poliert man eine Feder? Was braucht man dazu? Iridium ist hart. Den Gedanken, die kratzende ein bisschen zu massieren, hatte ich schon, nur nicht rangetraut, da sicher Winkel und einiges zu beachten ist. Nur bei Neuanschaffungen traue ich mich da nicht.

Also "Flexibilität und Flex", klingt irgendwie gleich, beschreibt aber die von dir genannten beiden Aspekte und das was ich meinte und suche.
Federn mit Strichbreitenvarianz, also "Flex" sind selten oder im oberen Segment, soweit habe ich den Eindruck bei aller Recherche bisher.
Also brauche ich mindestens leicht flexible Federn, die aber auch schreiben in F! Und nicht aussetzen, weil nicht genug Tinte nach kommt, obwohl ich eher dünnflüssige bevorzuge. Übrigens, "Midnight Blue" ist auch mein Geschmack, hatte ich lange als Standard, derzeit R&K, L'Artisan Pastellier, und Japanische.

Und wer baut solche Federn und in welcher "Flexibilität"? Wenn das Thema angesprochen wird, geht es gleich auf Goldfedern. Ist denn heute kaum noch einer in der Lage eine solche Feder zu bauen? Ich war nach dem 2.Test so gefrustet, das ich - und da ist was wahres dran - schon gesagt habe, mein 13 EUR Markierungsstift schreibt besser und da bekomme ich 10 für den Preis von dem einen mit edler Lackierung. :-(

Ich wollte eigentlich nicht 20 bestellen - die Händler, wo ich bestellt habe sind sehr nett und kulant, aber es liegt mir fern das über zu strapazieren und einfach alles, was in Frage kommt, auszuprobieren. Ein Meisterstück hatte ich vor Jahren mal in einem Laden bei uns in der Hand, vermutlich aber mit einer normalen Feder, den Laden gibt es nicht mehr. In Erinnerung habe ich ihn behalten und "so etwas gönne ich mir irgendwann mal" gemerkt. ;-) Nein, in der Preisklasse suche ich derzeit nicht. So bis 100-150 sind ok, wenn ich da gar nichts bekomme, lege ich auch noch drauf, aber irgendwann wird es komisch. Ich möchte derzeit nicht unbedingt viel für Marke oder besonders kunstvolle Ausführung ausgeben, solide und gut, eigentlich sogar 2 "Arbeitstiere", da ich gerne zweifarbig arbeite, da macht es wenig Sinn im Preis zu hoch zu gehen. Nur erst einmal einen finden.

Die von dir genannten, werde ich mal ausprobieren, der 599A in transparent ist ähnlich wie einer meiner Markierungsstifte, die ich mit recht bunten Tinten für Korrekturüberarbeitungen an Ausdrucken her nehme.
Vielleicht kann auch noch jemand was zu den Federn von Diplomat, Cleo, Waldmann, TWSB in Bezug auf meine Anforderungen und F / EF Feder sagen. Da wäre ja auch was in der Preislage dabei.

Es muss doch irgendwie Kriterien geben, wo ich eine Vorauswahl Treffen kann oder worauf ich achten muss?
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Wrighter
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Re: F, EF Federn, Strichbreitenvariation, Flex, Auswahlhilfe - worauf kommt es an

Beitrag von Wrighter »

Lieber Zuio,

wenn es tatsächlich eine wirklich flexible Feder mit Linienvarianz sein soll, dann reicht Dein Budget maximal für einen gebrauchten Füller. Natürlich gibt es einige Pseudoflexer, z. B. von Noodlers, aber das ist nicht das, was "unsere" Handschrift braucht. Diese Federn sind relativ rigide und müssen mit deutlichem Druck zum flexen gebracht werden. Auch haben die meisten wohl Probleme mit dem Tinfluß, Railroading, etc.... Von daher als Alltagsschreiber sicherlich völlig ungeeignet. Das sind Schreiber für leute mit viel Geduld, die eben ein wenig Kalligraphie betreiben wollen und vor der Tauchfeder zurückschrecken.

Dein Satz, dass Dein Markierungsstift besser schreibt, als mancher Füller könnte auch von mir sein. :D Ja, ich habe sehr lange mit dem Füller auf Kriegsfuss gestanden und ihn meine ganze Schulzeit hindurch gehasst. Angefixt wurde ich erst viel, viel später, durch einen historischen Kaweco, ein Erbstück, von meinem Großonkel. Ein Kolbenfüller, mit einer elsatischen Goldfeder. So etwas hatte ich noch nie gesehen und die Schreibeigenschaften machten mich regelrecht sprachlos. Die Feder war so weich, dass sie jede geringste Druckveränderung mit Linienvarianz beantwortete und zum ersten mal in meinem Leben gefiehl mir meine Handschrift. Na ja, das Ding war uralt, völlig eingetrocknet, der Kolben fest und undicht – kurz und gut, ich hab das Ding in völliger Unkenntnis einfach ruiniert. Seit dem war ich auf der Suche nach DER Feder und habe zunächst jede menge alte Füller gekauft. Alles was so ähnlich aussah, wie der vom Großonkel. Doch leider sahen die meist nicht nur so aus, sondern waren auch in einem ähnlichen Zustand. Hinzukam, dass die wenigsten flexible Federn hatten und kam ich zunächst auf die Tauchfedern- Mit denen habe ich dann erst mal das "flexen" richtig geübt und irgendwie hat sich dadurch auch meine Handschrift etwas verbessert. Dann ging die Suche nach einem richtigen Füller weiter. Inzwischen hatte ich neuere Modelle und auch Hochwertigere erstanden, war aber mit keinem so wirklich zufrieden. Dann passierte das Ereignis mit dem Pelikan 120, von dem ich Dir berichtet hatte und ich orientierte mich ein wenig in Richtung Stubfedern. Du erinnerst Dich, das sind die flach geschliffenen Federn, die früher Bandzugfedern hießen und heute meist als Schönschreibfüller verkauft werden. Mit diesen bekommt man eine schöne Linienvarianz hin, zumal mir die etwas breiteren Federn, durch meine Plakatschriftausbildung recht gut lagen. Tja und dann kam die Beschäftigung mit den Hintergrundinfos dazu, das Forum hier, usw. Für die vielen Infos, Antworten und Unterstützung, die ich hier gefunden habe, an dieser Stelle auch mal ganz herzlichen Dank. Ich hab mir dann auch irgendwann Vorlagen für Erstklässler runter geladen und wieder die Basics der guten, alten Schreibschrift geübt und irgendwann besserte sich meine Schrift tatsächlich so weit, dass ich mit manchen Federn richtig schön schreiben konnte. Je dicker und größer, um so besser. Irgebndwann habe ich dann auch einige Füller mit Semiflexiblen Federn ersteigert, die alten Geha-Schulfüller haben meist recht ordenliche und auch einige alte Pelikane mit semiflexiblen Goldfedern, sowie einen alten Montblanc habe ich inzwischen. Doch all diese Füller erforderten große Aufmerksamkeit beim Schreiben und richtig schön wirkte die Schrift meist auch erst, wenn sie für meinen Geschmack viel zu groß wurde. Für kurze Sätze oder Grußkarten wirklich schön, für längere Fließtexte aber leider völlig ungeeignet. Und dann machte ich irgendwann die Entdeckung, dass es diese ganz billigen Chinafüller (den ersten kaufte ich tatsächlich für 1,99, incl. Versand aus China) gibt und dass ich mit diesen modernen Federn tatsächlich halbwegs schreiben konnte, obwohl sie überhaupt nicht flexen, sondern eher rigide sind. Und je mehr ich damit schrieb, veränderte sich meine Schrift irgendwie und ich konnte mit der Zeit auch mit anderen Füllern schreiben, mit denen mir das vorher noch nciht so möglich war. trotzdem liegen mir die Standardfedern der "normalen" Füller bis heute ncioht wirklich. Der einzige, moderne Füller, mit dem ich mitlerweile wirklich schön und angenehm schreiben kann, ist mein Lamy 2000 mit EF Feder. Der passt übrigens in Dein Preisbudget, flext allerdings nicht wirklich. Letztes Jahr habe ich mir dann einen Traum erfüllt und hier im Forum einen Watermann Füller mit Fullflexfeder aus den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erstanden. Diese Feder ist einfach nur traumhaft und die Schrift damit ebenfalls genial. Den nahezu 100 Jahre alten Füller jedoch zum Alltagsfüller zu degradieren und in gar bei diesen Temperaturen im Auto mitzuführen geht meiner Ansicht nach gar nicht. Der hat seinen Platz auf dem Schreibtisch und ist inzwischen für besondere Texte reserviert, da er mir einfach wirklich wertvoll und die Feder doch durch ihre Flexibilität doch etwas empfindlich ist. Der nächste Traum wird hoffentlich am Montag wahr, so DHL Wort hält und ausliefert. denn ich habe mir von einem Mitforisten einen Montblanc Meisterstück 149 Calligraphy gekaut. Den durfte ich bei Schimpf schon einmal Probe schreiben und es war die erste Feder, die an die historischen Vorlagen herabnkam, dabei aber doch recht robust wirkt und eben in einem neuen, dazu noch sehr edlen Füller steckt. Das wird dann vermutlich mein Lieblingsfüller werden, aber sicherlich auch nicht für Unterwegs.

Tja und um nun auf Deine Anforderungen zurück zu kommen... Eine wirklich flexible Feder in einem neuen Füller wirst Du in Deinem Preisbudget nicht finden. Ergo bleiben Dir zwei Möglichkeiten. Entweder Du suchst Dir nach einem historischen Füller, den Du in Deinem Preisrahmen sicherlich finden wirst. Sofern Du aber kein Bastler bist, der solch alte Schätzchen reparieren kann, würde ich Dir dann als Bezugsquelle dies Forum hier ans Herz legen. Die Mitforisten hier haben meist wirklich Ahnung und verkaufen Dir keinen Mist, Du musst nur sagen, was Du wirklich willst und evtl. auch etwas Geduld aufbringen. Eine weitere Alternative wäre natürlich eine Füllerbörse, bei der Du auch gebrauchte Füller vor dem Kauf Probe schreiben kannst. Sollte es jedoch ein zwingend ein neuer Füller sein, so musst Du Dich vom Gedanken der Flexfeder lösen und einfach nach einem Füller suchen, der in Deinem Preisrahmen liegt und mit dem Du gut zurechtkommst. Wie gesagt, bei mir waren das im Lowbudgetbereich die Jinhaos (wobei mir der wirklich schöne X750 eindeutig zu schwer ist) und im hochwertigen Segment der Lamy 2000. Letzteren solltest Du aber meiner Ansicht nach in einem guten Fachgeschäft kaufen und die verschiedenen Federn Probe schreiben, da es hier eben doch eine deutliche Streuung innerhalb der Serie gibt. Vielleicht liegt Dir ja auch noch ganz ein anderer udn wer weiß, was der Schreibwarenhändler Deines Vertrauens noch so alles im Schublädchen hat, das wir vieleicht noch gar nicht kennen.

Du schriebst, bei Dir gibt es lokal nur Schulfüller? In welcher Ecke unserer Republik wohnst Du denn? Vielleicht kann ja jemand hier doch ein gutes Geschäft in Deiner Nähe empfehlen oder Du machst mal einen Ausflug und schaust Dir z. B. Tübingen an. Ich weiß ja nicht, wie weit das für Dich ist, aber da man in Coronazeiten eh nicht so ins Ausländ fährt, wäre das ja mal ein Ziel für eine Städtereise. In München hab ich bei Manufactum eine schöne Auswahl von Kawecofüllern gesehen, die könntest Dir vielleiocht auch mal anschauen. Wie gesagt, es liegt halt auch an Deinem Wohnort, was da eventuell in Frage kommt.

Was die Federn von Diplomat, Cleo, Waldmann, TWSB in Bezug auf Deine Anforderungen und F / EF Feder anbelangt, kann ich da nicht wirklich was dazu sagen. Ich weiß nur, dass Waldmann seine Federn, wie übrigens viele nahmhafte Hersteller, von Bock bezieht und eher für seine aufwändig gearbeiteten Silberfüller bekannt ist. Kaweco verbaut übrigens auch Bockfedern und da hab ich schon einige Probe geschrieben und die gefiehlen mir recht gut. Wobei sie in F und EF gerne mal kratzen, was man aber durch Test vor dem Kauf oder durch leichtes Nacharbeiten, nach dem Kauf, wieder in den Griff bekommen kann. Zu den anderen Marken können Dir sicherlich die Mitforisten das eine oder andere sagen.

So und nun noch Deine Frage, mit was man eine Feder bearbeiten kann. Kurz gesagt, mit allem was härter ist, als das Material der Feder. Für größere Arbeiten kann man z. B. einen Schleifstein, wie man ihn auch zum Schärfen von hochwertigen Küchenmessern verwendet nehmen. Viele schwören auf Micromesh, ein besonderes Schleifpapier, das es auch in Körnungen, bis zu 12000 gibt. Ich persönlich habe damals zum Kürzen der Pelikanfeder einfach mangels Alternative eine Diamantnagelfeile verwendet. Für Feinarbeiten oder zum Polieren eigenen sich übrigens auch handelsübliche Polierfeilen aus dem Drogeriemarkt. Die gibt es in verschiedenen Körnungen und die Feinsten davon bekommen sogar eine Spiegelpolitur auf die Feder, bzw. sind so fein, dass man eine kratzende Feder meist durch ein paaar Schreibzüge auf solch einer Polierfeile beruhigen kann, ohne am Schliff der Feder wirklich was u verändern oder gar zu zerstören. Mit einem Füller für mehrere hundert Euro würde ich mich das sicherlich nicht trauen, aber bei Alltagsfüllern ist das nachpolieren gar kein Problem und bei günstigen Chinafüllern oder gar defekten Federn habe ich da inzwischen überhaupt keine Skrupel mehr, bei Bedarf auch wirklich die komplette Feder zu verändern und z. B. von Kugelkorn auf Italic umzuschleifen oder was immer eben nötig ist.

Viel Erfokg bei Deiner Suche

Ralf
Herzliche Grüße
Ralf
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maggutefueller
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Re: F, EF Federn, Strichbreitenvariation, Flex, Auswahlhilfe - worauf kommt es an

Beitrag von maggutefueller »

eierlegendewollmilchsau gesucht? Geht schief.

lass dir bei pablo in Spanien einen pelikan m200 auf xf schleifen= sehr feiner Strich, etwas flexibel, noch günstig, Arbeitstier
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JulieParadise
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Re: F, EF Federn, Strichbreitenvariation, Flex, Auswahlhilfe - worauf kommt es an

Beitrag von JulieParadise »

Spontan und eigentlich immer noch würde ich den Pilot Falcon (den mit der 'gebogenen' S[E]F-Feder) empfehlen, aber nachdem bereits mehrere Leute deswegen bitter enttäuscht waren ... Der Falcon hat jedenfalls eine sehr feine und dabei zuverlässige Feder, verlangt allerdings eine sehr disziplinierte Schreibhaltung. Die Feder ermöglicht bei relativer Festigkeit doch eine schöne Variation, die aber, weil der Flex erst bei gewissem Druck einsetzt, meiner Meinung nach für den Alltag geeignet ist.

Wenn es wirklich eine weiche Feder sein soll, dann schau Dich doch mehr bei vintage Modellen um. Hierbei würde ich Händler empfehlen, die Dir beim Thema Flex nicht das Blaue vom Himmel versprechen (Federspreiz-Bilder bei eBay o.ä.). Für mich hat sich gezeigt, dass Tom Westerich bei Penboard.de sehr treffsicher und realistisch die Federeigenschaften beschreibt. Auch Marco/ostfüller hier im Forum beschreibt die Eigenschaften der Federn äußerst zuverlässig.
_____________

Eine Bemerkung noch zu Strichbreitenvariation und Flex: Eine flexible Feder ergibt ein komplett anderes Schriftbild als eine flach geschliffene Italic/Stub-Feder. Das ist im Prinzip gar nicht vergleichbar und im Schreibverhalten und -gefühl auch sehr unterschiedlich. Italics ergeben eine sichtbare Variation unweigerlich über die Schreibhaltung und den Winkel, den die Feder zur Schriftrichtung hat, während eine flexible Feder, eine leichte Hand und evtl. etwas Übung vorausgesetzt, die Wahl lässt zwischen expressivem Schriftbild mit breiteren Stellen (gesteuert über den Druck) oder komplett einheitlichem Strich.
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Zuio
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Re: F, EF Federn, Strichbreitenvariation, Flex, Auswahlhilfe - worauf kommt es an

Beitrag von Zuio »

Vielen Dank für die ausführliche Antwort und Einblicke.

Irgendwie spannend. Ich habe zu Schulzeiten in den oberen Klassen dann auch Kugelschreiber
verwendet, war halt out mit Füller zu schreiben und dann in altem Zeug in einem alten Haus Tauchfedern,
Halter, Tinte und anderes Zeug entdeckt, damit experimentiert, mit Gänsefedern experimentiert,
versucht mittelalterliche Schriften zu imitieren und dann meinen Schulfüller ruiniert,
weil ich die Feder zu modifizieren versuchte. Den zweiten Schulfüller, den ich darauf hin bekam,
mehr Schulfüller hatte ich nicht, ein Geha aus den 80ern, habe ich immer noch im Bestand.
Ich habe dann wieder angefangen Füller zu benutzen, Kugelschreiber strengte meine Hand an und
meine Schrift änderte sich, ich fing an zu krakeln. Seitdem nie wieder Kugelschreiber verwendet,
außer für paar Zeilen Zettel oder Unterschriften, wenn gerade nichts anderes zur Hand.
Wenn ich nicht gerade etwas in Dokumente hineinkritzel, habe ich wohl eine ganz brauchbare Handschrift,
zumindest sagen mir das immer wieder Leute ungefragt. ;-)

Die damaligen alten Sachen, wo noch einiges nach und nach hinzukam,
ich weiß gar nicht ob noch Restbstände davon im Elternhaus sind, das ist
mehr als 30 Jahre her, haben das bewirkt. Ein Kolbenfüller aus den 50ern habe ich immer noch.

Ich bin nur nie ein Sammler von schönen Schreibgeräten geworden, mag trotzdem Tinten,
zusammenpassende Farben und Typographie, auch beim Textsatz am Computer.

Umso enttäuschter war ich mit den Neukäufen, habe wohl etwas anderes erwartet und nicht gedacht,
dass es so zeitaufwendig werden würde.

Ich werde noch einen Laden vor Ort ausprobieren, die haben Betriebsferien derzeit.
Den Schimpf kenne ich, hatte da Tinten bestellt, ist nur zu weit weg um mal eben vorbei zu fahren.

Wie es sich anhört, werde ich meine Anforderungen wohl splitten müssen, ein zusätzlicher Alltagsfüller
für jetzt und noch mehr Zeit investieren auf der Suche nach dem, was ich eigentlich möchte.

Von einem Watermann, den du erwähnt hast, habe ich vor einigen Tagen, vielleicht hier im Forum,
eine Schriftprobe gesehen. Traumhaft!
Aber den würde auch ich nicht als Alltagsgerät verwenden, viel zu schade.


@JulieParadise: "...während eine flexible Feder, eine leichte Hand und evtl. etwas Übung vorausgesetzt,
die Wahl lässt zwischen expressivem Schriftbild mit breiteren Stellen (gesteuert über den Druck)
oder komplett einheitlichem Strich."

Das ist es, was ich eigentlich suche!
pejole
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Re: F, EF Federn, Strichbreitenvariation, Flex, Auswahlhilfe - worauf kommt es an

Beitrag von pejole »

Vielleicht wäre der Stipula T-Flex etwa der Füller den du suchst, lässt dich ohne Druck sehr gut schreiben und mit Druck kannst du ja dem Foto entnehmen wie sich der Strich verbreitert. Vielleicht ein Nachteil der Stipula ist mit Konverter ausgestattet. Kann sein dass er auch per Patrone schreibt, habe ich aber noch nicht ausprobiert. Ob es die Feder auch in EF gibt kann ich nicht sagen , vielleicht erkundigst du dich deswegen ggf. bei
regina.martini@t-online.de

Ich weiß jetzt nicht wie erfahren du im Schreiben mit flexiblen Federn bist, für Übungszwecke und erste Erfahrungen wäre vielleicht ein preiswerter Noodlers creaper oder Konrad angesagt.

Gruß, Martin
Dateianhänge
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Zuio
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Re: F, EF Federn, Strichbreitenvariation, Flex, Auswahlhilfe - worauf kommt es an

Beitrag von Zuio »

Cool! :-) Konverter ist schon ok, verwende sowieso lose Tinten.
Du meinst die Auktionsseite?
pejole
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Re: F, EF Federn, Strichbreitenvariation, Flex, Auswahlhilfe - worauf kommt es an

Beitrag von pejole »

Ich würde sie direkt über email kontaktieren, schreibt sie ja auch in ihren Angeboten wenn Nachfragen bestehen.
Trotzdem würde ich aber auch über den Kauf des erheblich preiswerteren Noodlers mal nachdenken, falls du den schrotten solltest ist der Schaden nicht so groß wie beim Stipula, hab auch schon einige durch zu starkes Flexen geschafft.

Gruß, Martin
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