Schnell einen billigen, oder langsam einer teureren Füller?

Moderatoren: desas, MarkIV, Linceo, Lamynator

Benutzeravatar
Edelweissine
Beiträge: 2492
Registriert: 08.01.2016 18:32

Re: Schnell einen billigen, oder langsam einer teureren Füller?

Beitrag von Edelweissine » 19.01.2021 14:10

Hallo NinaLucie,
da ich seit Jahrzehnten liebend gern mit Füller schreibe, ist mein Tipp:
Frage Dich, ob Du eine schöne Sammlung für Dich und andere aufbauen möchtest!
Oder möchtest Du schöne Füller besitzen und schreiben?
Für eine gute Sammlung darfst Du mir keine weiteren Fragen stellen, ich bin keine ernstzunehmende Schreibgerätesammlerin im engeren Sinne.
Aber ich schreibe gern, teste aus und kaufe quer durch den Garten, was mir zusagt.
Da kenne ich mich selbst am besten.
Ich bestelle so gut wie nie im Internet, kaufe lokal vor Ort (und bin deshalb Momenten gefeit vor den meisten Versuchungen...) und auch gern hier im Forum.
Eigentlich muss ich ausprobieren und in die Hand nehmen können, das erhöht den Spaß am Auswählen. Zurücksenden ist mir ein Gräuel!
Hier im Forum kann ich aber immer auch gezielt Fragen stellen, die in der Regel freundlich und kompetent beantwortet werden.
Meine Schreiber sind jetzt eine wilde Mischung aus tollen Füllern, die zu mir passen. Eine Sammlung würde ich das nicht nennen.
Gruß,
Heike

Benutzeravatar
pelikanjog
Beiträge: 885
Registriert: 19.10.2017 11:42
Wohnort: östl. Raum von Stuttgart

Re: Schnell einen billigen, oder langsam einer teureren Füller?

Beitrag von pelikanjog » 19.01.2021 16:21

Hallo NinaLucie,‎

ich kenne deinen Zwiespalt, glaube ich.‎

Bei mir war es so, dass ich in der Schule mit einem (geschenkten) Geha 600 mit Stahlfeder ‎geschrieben habe. Am Beginn des Studiums habe ich mir dann einen Montblanc 22 mit OB Goldfeder ‎‎„geleistet“ (1966 ca. 25 DM). Das geschah ohne jede Kenntniss oder (kundige) Beratung, ich habe damit geschrieben. ‎
Sehnsucht war aber immer ein Pelikan gestreift, grün - vermutlich reklamebedingt. Mit 50 ‎Jahren habe ich ihn mir geleistet M 600, M, old style (1997: 325 DM bei Horten), dh etwas kleiner als die heutigen.‎

Mit dem habe ich etliche Jahre, voll zufrieden, geschrieben. ‎
Bis mich dann irgendwann der Virus infiziert hat. ‎
Zuerst – immer noch ohne weitere Kenntnisse – wollte ich Marken: Montblanc, Faber Castell, ‎Parker usw. ‎was ich mir halt leisten wollte.
Zum Berufsabschluss bekam ich dann einen Pelikan M 700 ‚Toledo‘ geschenkt.

Kurz vorher war ich in Köln bei der Füllerbörse und sah all die begehrten Marken und bin dann ‎bei den günstigen, öfters mit kleinen Schäden (Spannungsrisse) Montblancs, älteren Pelikane ‎usw. eingestiegen, habe aber eben auch die alten facettierten Eversharps angeboten gesehen, die mein ‎Beuteschema erweitert haben. ‎
Inzwischen konnte ich Eversharp - Hebelfüller mit den alten feinen elastisch bis flexiblen, ‎variabel einstellbaren Federn und den facettierten Schäften für kleines Geld erwerben.‎

Erst im Ruhestand konnte ich dann meiner Sammelleidenschaft Richtung, Ziel und freien ‎Lauf geben. ‎
Nach etlichen Stücken, die mich nicht zufriedengestellt haben – von denen habe ich noch ‎etliche teils wertvolle, teils zu wertvolle Füller, um sie zu verhökern – und weiß jetzt, was ich ‎zum Schreiben und was ich als Sammelstücke haben will:‎

Zum Schreiben: Füller bis ca. 1950 mit den alten, schmalen, elastischen bis flexiblen Federn, ‎mit denen man auch flott schreiben kann; zum „Haben“ auch die teuereren z.B. Waterman's, Aurora, OMAS, ‎facettiert, Hebelfüller (Tintenschlauch), Waterman (die ich als Student für „Billigfüller“ hielt, ‎weil in den Läden nur die Einsteigermodelle zu sehen waren).‎
Anfänglich sagte man mir, Experten bringen ihr Papier zum Probeschreiben mit. Das habe ‎ich für übertrieben gehalten – heute weiß ich, dass es das nicht ist.‎

Und: Ich habe aus Nostalgie einen älteren Geha mit Goldfeder (Regent) erworben, bin mit der ‎Feder glücklich und habe inzwischen auch wieder einen Geha 600 mit Stahlfeder.‎

Trotzdem will ich die Umwege und meine Sammlung nicht missen. Ich kenne nun die ‎angelsächsischen Füller (USA + GB), alte deutsche, alte italienische – aber auch japanische und chinesische Füller- und Federtypen, und weiß, was ich will / nicht will, was "gut" und was nur teuer ist. Und ich kann inzwischen auch reparieren.‎

Insofern ist es wie im Leben überhaupt: Erfahrung, Erfahrung, Erfahrung und kritsches Überlegen, was ‎passt zu mir, was will / kann ich mir leisten? – Oder aber zufrieden sein mit dem, was man ‎‎(zufällig) hat – siehe bei mir Geha.‎

Hansjürgen

Benutzeravatar
Stephan Schlitzer
Beiträge: 151
Registriert: 13.02.2020 20:45

Re: Schnell einen billigen, oder langsam einer teureren Füller?

Beitrag von Stephan Schlitzer » 21.01.2021 8:27

Hallo!

Oh, das ist ein schönes Thema... Luxussorgen nenne ich das... 😂 wie unser Hobby sowieso 😉

Ich habe letztes Jahr erst angefangen und meine alten Füller nach mehr als 25 Jahren wiederbelebt - zwei Rotring Renaissance aus Ende der 80iger Jahre (B und OM Feder). Gereinigt, Tinte rein und los ging es...
Dann fiel mir ein, dass ich noch was im Keller hatte... Meinen alten Schulfüller (Pelikan P450) und einen hübschen alten mit einem tollen Muster und flexiger Goldfeder, der aber kaputt war...
Mit dieser Auswahl ging es los...
Hilfe...! Mittlerweile habe ich über 30 Füller... Tendenz? Keine Ahnung... 😂

Aber von diesen habe ich Lieblingsfüller und das hat nicht zwingend mit dem Preis zu tun, sondern mit der Feder. Da ich mit den Rotringen angefangen hatte und mir die B Feder (die eher einer BB entspricht) super gut gefiel, habe ich im Netz nach einem zweiten gesucht und gefunden... Dieser kam auch mit einer B Feder... Doch diese schrieb auch wie eine B... Und so lernte ich als Anfänger die Streubreite von Federn langsam kennen... Und die alten B Federn sind auch nicht so, wie die neuen, denn sie haben einen anderen (geraderen) Schliff, der mir sehr gut gefällt...
Ganz aktuell habe ich mir einen Pelikan P21 gegönnt mit einer 14c BB Feder. Auch wieder, zeitgemäß gerade geschliffen. Schlichter Füller für den Alltag - schreibt super!

Mittlerweile habe ich somit Lieblinge, die eine B, BB aber auch (trotz Linkshänder) eine OBB, italic oder Stub besitzen.

Am Anfang des Jahres 2020 hatte ich mir nach zwei Monaten einen Wunsch erfüllt und mir den M1000 mit B Feder gegönnt. Nach einer Weile landete er aber immer wieder im Etui und ich griff zu den günstigeren mit den alten B Federn.

Ich glaube, den M1000 werde ich mal zu Schimpf schicken, für eine Schimpf italic... Die B Feder vom M1000 ist zwar schön saftig aber mir zu "rund" und strukturlos.

Daran habe ich aber gesehen, dass "gerne mit einem Gerät schreiben" für mich nicht unbedingt am Anschaffungspreis liegt, viel mehr am Schreibgefühl der einzelnen Feder. Hätte ich den M1000 bei Schimpf live gekauft, wäre es eine andere Feder geworden.

Habe mir dann danach auch noch einen M800 mit einer IB Feder gekauft, den ich gerne schreibe, wenn es etwas größer sein darf/soll.

Ich habe daher im  Laufe dieses, meines ersten "Füllerjahres" einige Federkäufe gemacht, um Füller für meine Bedürfnisse zu optimieren. Zum Beispiel eine BB eines M205 (Ringe) ersetzt durch eine I(talic). Super! (Für mich).

Ein gutes Beispiel für dieses Thema ist auch:
Mein Schwiegerpaps hat einen Montblanc  Meisterstück, Zigarre mit M Feder, den ich mal Probe geschrieben habe... Tolle Haptik, sieht gut aus, tolle Feder... Aber ich würde ihn mit der Feder nicht haben wollen. (OK, geschenkt würde ich ihn nicht abweisen 😉).

So liegt meine Spanne der Einkäufe für persönlich als gut schreibend beurteilte Füller zwischen 0€ (der alte kaputte Eton) und 400€ (M800 mit IB), bzw 500€ für den M1000, der sicher zu meinen Lieblinglingen avancieren wird, wenn er eine andere Feder erhält. Teurere habe ich noch nicht ins Auge gefasst.

Fazit: Am besten ausprobieren, was natürlich im letzten Jahr wegen Corona weitgehend auf der Strecke blieb... Aufgrund der Kürze meiner bisherigen "Sucht" habe ich auch noch ganz viel auszuprobieren - vielleicht habe ich den Gral noch gar nicht in der Hand gehabt 😂

Ich freue mich jedenfalls darauf, hoffentlich bald wieder den Geruch eines Schreibwarenladens in die Nase zu bekommen!

Bleibt gesund und liebe Grüße
Stephan
Liebe Grüße, Stephan
________________________________________________
Das Forum ist schuld an meiner Altersarmut... 😂

NinaLucie
Beiträge: 157
Registriert: 28.01.2017 13:21

Re: Schnell einen billigen, oder langsam einer teureren Füller?

Beitrag von NinaLucie » 21.01.2021 11:49

Stephan Schlitzer hat geschrieben:
21.01.2021 8:27

Ich glaube, den M1000 werde ich mal zu Schimpf schicken, für eine Schimpf italic... Die B Feder vom M1000 ist zwar schön saftig aber mir zu "rund" und strukturlos.
Hallo Stephan, hier muss ich mal kurz abweichen und eine Frage stellen (hoffe, das ist okay so):

Ich habe das mit den Schimpf-Italic-Federn nun schon öfter hier im Forum gelesen. Auf deren Homepage finde ich dazu gar nichts. Kannst Du mich erhellen? Also bekommt man die dort nur "im Hinterzimmer"? Für welche Pelikans bietet man dort diese Federn an? Stahl oder Gold? Und was kosten die? Und hast Du schon eine solche? Eine Schreibprobe würde mich nämlich brennend interessieren...

Vielen Dank, auch für Deinen Einblick in Deinen "Werdegang", der Dank geht auch an die Anderen, die hier ganz spannend berichtet haben :)

Edit: ich habe die Suchfunktion nun noch einmal bemüht und diesmal wohl die richtigen Suchparameter ausgewählt, sodass ich auf den Schimpf-Italic-Faden gestoßen bin. Nun ist also schonmal klar, dass man einen Füller kaufen muss (so ein Ärger ;) ) und dazu die italic-Feder bekommen kann. Übrig bleiben für mich die Fragen: welche Pelikans bekommt man mit dieser? Gibt es sie nur aus Stahl oder auch aus Gold? Wie hoch sind die Kosten? Und gibt es sie "nur" in M, oder auch in anderen Stärken?
Alles Liebe,
Nina

Frischling
Beiträge: 1699
Registriert: 02.10.2017 20:11

Re: Schnell einen billigen, oder langsam einer teureren Füller?

Beitrag von Frischling » 21.01.2021 14:07

NinaLucie hat geschrieben:
21.01.2021 11:49
Nun ist also schonmal klar, dass man einen Füller kaufen muss (so ein Ärger ;) ) und dazu die italic-Feder bekommen kann. Übrig bleiben für mich die Fragen: welche Pelikans bekommt man mit dieser? Gibt es sie nur aus Stahl oder auch aus Gold? Wie hoch sind die Kosten? Und gibt es sie "nur" in M, oder auch in anderen Stärken?
Man muss keine Füllfeder kaufen, es reicht eine neue Feder zu kaufen, wobei die Feder alleine fast soviel kostet wie als komplette Füllfeder, und es gibt sie in Gold und Stahl.

Es ist keine Hintertür-Geheimbund-Aktion, sondern schreib einfach ein Mail, sag was du möchtest und frag was es kostet. Auf der HP bin ich seinerzeit auch nicht fündig geworden. :roll:

LG
Christa
Es gibt kein Fundbüro für verpasste Gelegenheiten

Benutzeravatar
Stephan Schlitzer
Beiträge: 151
Registriert: 13.02.2020 20:45

Re: Schnell einen billigen, oder langsam einer teureren Füller?

Beitrag von Stephan Schlitzer » 21.01.2021 15:58

NinaLucie hat geschrieben:
21.01.2021 11:49


Hallo Stephan, hier muss ich mal kurz abweichen und eine Frage stellen (hoffe, das ist okay so):

Kannst Du mich erhellen? Also bekommt man die dort nur "im Hinterzimmer"? Für welche Pelikans bietet man dort diese Federn an? Stahl oder Gold? Und was kosten die? Und hast Du schon eine solche? Eine Schreibprobe würde mich nämlich brennend interessieren...
Hallo Nina!

Fa. Schimpf bietet erstens neue Füllhalter mit einer Fritz-Italic an, wie zb. jetzt aktuell den Montblanc Expression, oder es gab mal einen von GvC mit einer solchen.
Zweitens den Service ihres "hauseigenen Federschleifers". Am besten rufst du an und lässt dich beraten. Du wirst gefragt, was du dir vorstellst, bekommst einen Fragebogen per Mail und dann schickst du deinen Füller nach Tübingen. Nach drei Wochen bekommst du deine umgeschliffene Feder zurück.
So habe ich es heute gemacht. Komme gerade von der Post und das gute Stück ist unterwegs... Bin sehr gespannt und kann dir dann auch mal eine Schriftprobe zeigen, wenn er zurück ist.
Nach Preisen fragst du besser nach, denn ich weiß nicht, ob der Preis von der Größe der Feder abhängig ist. Wenn du meinen Preis wissen möchtest, schreib mir gerne eine PN. Ich weiß nicht, ob ich hier Preise nennen sollte...
Natürlich wird die originale Feder verändert, das muss man wissen. In meinem Fall läge er aber sonst nur rum, also ist es mir das umschleifen wert. Außerdem habe ich bisher nur positives über diese Federn gehört. Du kannst deine Handstellung angeben, in welchem Winkel du schreibst, ob langsam oder schnell, ob du beide Federflügel beim schreiben aufsetzt oder welchen der beiden, ob du mit links oder rechts schreibst und ob du wenig oder viel Varianz haben möchtest.... Also besser geht's nicht... Eine Wunschfeder... 😉

Ich habe dem Paket dann noch einen handschriftlichen Brief beigelegt mit Schriftproben meiner 5 Lieblingsfedern und habe auch Bilder von den Federn gemacht (Ober und Unterseite). Nach den Bildern wurde zwar nicht gefragt, aber ich fand das eventuell hilfreich für den Schleifer.

Nun muss ich drei Wochen warten und bin gespannt, wie ein Flitzebogen.

Ich hoffe, ich habe dir weiterhelfen können. Wenn du noch Fragen hast, schreib mir ne PN.

Liebe Grüße
Stephan
Liebe Grüße, Stephan
________________________________________________
Das Forum ist schuld an meiner Altersarmut... 😂

NinaLucie
Beiträge: 157
Registriert: 28.01.2017 13:21

Re: Schnell einen billigen, oder langsam einer teureren Füller?

Beitrag von NinaLucie » 21.01.2021 19:48

Vielen Dank, Stephan, das war ein toller Bericht! Es klingt wirklich ein bisschen wie die Wunschfeder von Pelikan selbst. Ich muss mich da auf jeden Fall mal mit auseinandersetzen :)
Alles Liebe,
Nina

Antworten

Zurück zu „Rund um die Feder / Regarding nibs“