Wie groß sollte ein Schreibkorn sein?

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vinc658
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Wie groß sollte ein Schreibkorn sein?

Beitrag von vinc658 » 04.08.2021 14:29

Guten Tag,

nachdem ich dieses Forum nun schon häufiger zu Rate gezogen habe und immer fündig geworden bin, habe ich heute eine noch unbeantwortete Frage.

Wie groß soll das Iridium-Korn an der Spitze der Feder eigentlich sein? Ich habe eine Stub-Feder für meinen Waterman Carene gekauft. Das Korn ist nahezu bis zum Gold abgeschliffen. Da das Schreibkorn allerdings recht verschleißresistent sein sollte, stellt das kein Problem dar, oder?

Vielen Dank schon einmal für eure Antworten

Viele Grüße
Vincent
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bella
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Re: Wie groß sollte ein Schreibkorn sein?

Beitrag von bella » 04.08.2021 16:03

das ist ja eben die Charakteristik des Stubschliff.
Da ist sogar noch recht viel Korn zu sehen.
Hält sicherlich 1-2 Generationen

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Zollinger
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Re: Wie groß sollte ein Schreibkorn sein?

Beitrag von Zollinger » 04.08.2021 16:29

Bei der seitliche Aufnahme sieht das Iridium tatsächlich etwas dünn aus. DAs hat aber vermutlich damit zu tun, dass das Schreibkorn ursprünglich kugelförmig war und vom Gold der Feder quasi seitlich umfasst wird.

...mich irritiert auch eher der ungewöhnliche Winkel des Schliffs. Das sieht beinahe so aus, als müsste man den Füller fast senkrecht zum Papier halten. Oder täuscht das? Ist das ein original Waterman-Schliff oder von einem "Nib-Meister"?

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JulieParadise
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Re: Wie groß sollte ein Schreibkorn sein?

Beitrag von JulieParadise » 04.08.2021 16:52

Der Schliff sieht meiner Meinung nach super aus. Und ja, er ist vielseitig, jedenfalls nach dem, was man sehen kann.

Denn schreibt man in einem Winkel von etwa 30-60°, berührt man mit der Kante des "Kastens" das Papier, was eine schöne Linienvariation zwischen waage- und senkrechten Strichen ergeben dürfte.

Schreibt man hingegen tatsächlich senkrecht, dann erhält man eine ganz andere Strichbreite. Es sieht auch aus, als wäre das tatsächlich ganz angenehm, da die obere Fläche des "Kastens", quasi die "Schädeldecke" schön glatt poliert ist. (Da darf nix kratzen, sonst funktioniert das natürlich nicht.)

Perfekt wäre es jetzt noch, ergäbe ein Schreiben mit umgedrehten Stift nochmal eine weitere Möglichkeit, mit ganz anderem Strich zu arbeiten, etwa einer feinen Stub oder einen feinen Strich, der sich aus einem "Höckerchen" eräbe. Hier sieht es aber eher so aus, als wäre die Stub-Kante oben (umgedreht) genauso breit wie in normaler Stellung.

Alles in allem also ein klassischer Kastenschliff, wie ich ihn am liebsten durchführe.

Viel Spaß damit! ;)
Sina / Julie Paradise julieparadise.de | @wwwjulieparadisede

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Zollinger
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Re: Wie groß sollte ein Schreibkorn sein?

Beitrag von Zollinger » 04.08.2021 17:08

...ach, so ist das gedacht! Danke für die Erklärung.

vinc658
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Re: Wie groß sollte ein Schreibkorn sein?

Beitrag von vinc658 » 04.08.2021 21:10

Danke für die schnellen Antworten,

ich war etwas irritiert, da mir zwei Stub-Federn von Waterman zur Auswahl vorlagen. Und bei der anderen schaute noch wesentlich mehr Schreibkorn aus der "Goldumfassung" hervor. Deshalb die Frage wie viel Korn denn überhaupt da sein sollte. Die linke hat leider (weit) weniger Strichvarianz und war deshalb nicht mein Favorit. Die rechte ist die Feder aus dem Anfangspost.

@ Zollinger: Beide sind direkt von Waterman
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Zollinger
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Re: Wie groß sollte ein Schreibkorn sein?

Beitrag von Zollinger » 04.08.2021 21:27

erstaunlich!

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Killerturnschuh
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Re: Wie groß sollte ein Schreibkorn sein?

Beitrag von Killerturnschuh » 05.08.2021 9:28

Vielleicht liegt es an dem Foto, aber für mich sehen bei beiden Federn die Iridium Spitzen nicht wirklich gut aus. Bei der Linken feder ist das Korn nicht gerade und bei der rechten ist meines Empfindens nach in der Tat für eine Stub zu viel Material abgeschliffen. Einen professionell bearbeiten Eindruck machen beide Federn auf mich nicht.
Salve

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Re: Wie groß sollte ein Schreibkorn sein?

Beitrag von JohannesG » 05.08.2021 12:24

Ich stimme JulieParadise zu: Der Schliff ist sehr gut gelungen, da kannst du mindestens 20 Jahre lang täglich 3 - 4 Seiten A4 schreiben, bis du auch nur in die Nähe von kritischem Materialabtrag kommst.
Die optischen „Unzulänglichkeiten“ der Feder aus deinem Eingangspost wurden nicht vom „Schleifer“ verbockt sondern sind m.E. eher Folge von Produktionsschwankungen beim Aufbringen des Schreibkorns.
Killerturnschuh kann ich insoweit zustimmen, daß die Feder eines Füllers im 500,-€ + Bereich eines deutschen Premiumherstellers ab Werk so nicht aussehen sollte.
Einen Mikroskopie - Fotowettbewerb
https://mikroskopie-forum.at/forum/inde ... es-monats/
wirst du mit dem Teil also wohl eher nicht gewinnen, aber wenn dir der Füller und sein Schriftbild gefällt und Freude macht, dann kauf ihn.

Übrigens liebe Angi, mal rein theoretisch: Wenn wir beide - jeder bewaffnet mit einer guten Lupe und deinem kritischen Blick- eine gewisse Boutique auf Maximilianstraße hier in München aufsuchten, was würden wir im Inventar wohl finden? Wirklich Null optische Beanstandungen bei den Federn?

LG, JohannesG

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bella
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Re: Wie groß sollte ein Schreibkorn sein?

Beitrag von bella » 05.08.2021 14:50

Ich vermute mal die Feder der ersten Feder ist die bei der wenig Iridium rausschaut?
Wie schon oben geschrieben sieht die gut aus.
Die zweite, es kann auch am Foto liegen, eher nicht.

Es wird ja erst die goldene Feder gestanzt und gebogen und anschließend das Iridiumkorn angelötet und dann geschliffen.
Das hier bei der Linken mehr Iridium zu sehen ist liegt am Löten und nicht am Schleifen.
Bei einer vergoldeten Feder könnte dies wieder anders sein.
Die Menge Iridium an der Oberseite ist ja auch nicht relevant, sieht aber nicht schön aus so.
Die rechte Feder ist optisch makellos - sowohl von der Herstellung als auch dem Schliff.
Hoffe sie macht Dir Freude

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Killerturnschuh
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Re: Wie groß sollte ein Schreibkorn sein?

Beitrag von Killerturnschuh » 05.08.2021 16:18

Lieber Johannes,

das ist ein interessantes Gedankenspiel. Da ich derzeit leicht angefressen über das Unternehmen bin zu dem besagte Boutique in der Maximiliansstraße gehört, würde ich mir wahrscheinlich besonders bemüht mich davon nicht leiten oder beeinflussen zu lassen.

Das so ein Besuch von uns beiden gänzlich ohne Beanstandung ablaufen würde wage ich aber doch zu bezweifeln, vor allem dieser Tage.
Wobei ich aber auch einräumen muss, an Federn dort bisher nie etwas auszusetzen gehabt zu haben, allerdings mache ich um Meisterstücke auch einen großen Bogen. ;)
Salve

Angi

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vinc658
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Re: Wie groß sollte ein Schreibkorn sein?

Beitrag von vinc658 » 05.08.2021 16:46

Vielen Dank noch einmal für die ganzen Antworten!

Da die Rückmeldungen (überwiegend) positiv waren, bleibt nun die Stub aus dem Eingangspost (im Gruppenbild rechts) da. Die andere geht zurück.

LG
Vincent

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Re: Wie groß sollte ein Schreibkorn sein?

Beitrag von G-H-L » 06.08.2021 12:09

Also, wenn ich mir gelegentlich Federn mit der Lupe anschaue wundere ich mich, dass die überhaupt Tinte auf´s Papier bringen.

Mal ist ein Korn kleiner/kürzer als das Gegenüberliegende, mal ist es ganz anders ausgeschliffen als das andere. Z.B. ist gelegentlich ein Schreibkorn schmaler als das gegenüberliegende Korn.

Hatte schon mal eine F-Feder von Lamy unter der Lupe, da sah man sofort warum die nicht schrieb. Das rechte Korn (von oben betrachtet) war schmaler und flacher ausgeschliffen als das linke Korn. Wurde die Feder waagerecht aufgesetzt berührte das rechte Korn nicht mal das Papier. Habe zwar mittels Schleifstein grobe und feine Körnung zwar die Feder zum Schreiben gebracht, aber die kratzte dann fürchterlich. Letztendlich wanderte die Feder in den Müll.

Gottseidank kommt dies aber nur sehr selten vor.

Gruß
Gruß
Gerhard

Nein, das ist keine unleserliche Handschrift!
Der Text ist nur analog verschlüsselt! :)

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