Ist der Aufpreis für eine Goldfeder gerechtfertigt?

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Dino2008
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Ist der Aufpreis für eine Goldfeder gerechtfertigt?

Beitrag von Dino2008 » 29.08.2021 17:59

Klar, bei einigen Marken gibt es keine Wahl.
Montblanc, Pelikan 800/1000 er, Lamy 2000, … sind wohl nur mit Goldfeder zu haben.

Kaweco z.B. gibtˋs in beiden Variationen. Die Stahfeder ist für weniger als 11.-€ zu bekommen, für die Goldfeder sind ca. 135.-€ zu bezahlen.
Am Materialwert kann es eigentlich nicht liegen …
Sind es die Herstellungskosten? Kann ich mir auch nicht vorstellen.
Die Exklusivität…?

Woran liegt es?

Gruß
Dieter

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Pelikan-Fan
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Re: Ist der Aufpreis für eine Goldfeder gerechtfertigt?

Beitrag von Pelikan-Fan » 29.08.2021 21:31

Dino2008 hat geschrieben:
29.08.2021 17:59
Am Materialwert kann es eigentlich nicht liegen …
Sind es die Herstellungskosten? Kann ich mir auch nicht vorstellen.
Es dürfte eine Mischung aus beiden Faktoren sein.

Der Materialwert einer Stahlfeder liegt im Cent-Bereich; das Material einer Goldfeder kostet schon einmal um die 20 EUR (ganz grob).

Dann gehen die Hersteller mit Goldfedern (weil das Material teurer ist und die Kunden auch etwas für ihr Geld erwarten) natürlich viel sorgfältiger um. Während die Stahlfeder irgendwo vom Band fallen, steckt in den Goldfedern typischerweise auch noch etwas Handarbeit.
Viele Grüße

Thorsten

Dino2008
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Re: Ist der Aufpreis für eine Goldfeder gerechtfertigt?

Beitrag von Dino2008 » 29.08.2021 22:08

Ja, beim aktuellen Goldpreis van ca. 50.-€/g und einem anzunehmen Gewicht einer Feder von 0,5g kommt das mit Deinem genannten Materialwert hin.
Dann aber ca. 135.-€ pro KAWECO-Goldfeder… :?

Gruß
Dieter

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Pen-Tagon
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Re: Ist der Aufpreis für eine Goldfeder gerechtfertigt?

Beitrag von Pen-Tagon » 29.08.2021 22:27

Dino2008 hat geschrieben:
29.08.2021 22:08
Dann aber ca. 135.-€ pro KAWECO-Goldfeder… :?
Bei Montblanc kostet der Federtausch (Du bekommst die alte Feder nicht zurück) bis zu 350€, z.B. beim 149

https://www.montblanc.com/ytos/resource ... WI-GER.pdf
Gruß
Knut

Dino2008
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Re: Ist der Aufpreis für eine Goldfeder gerechtfertigt?

Beitrag von Dino2008 » 29.08.2021 22:40

Ich vermute das auch bei Montblanc die Gravuren der Federn automatisiert erfolgen.

Gruß
Dieter

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Pen-Tagon
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Re: Ist der Aufpreis für eine Goldfeder gerechtfertigt?

Beitrag von Pen-Tagon » 29.08.2021 22:56

Ich denke mal, dass MB die Federn ähnlich herstellt, wie Pelikan. Von denen existiert dazu ein Video. Die Herstellung der Federn wird zuerst gezeigt.

https://www.youtube.com/watch?v=wLpsMgQMViE
Gruß
Knut

Dino2008
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Re: Ist der Aufpreis für eine Goldfeder gerechtfertigt?

Beitrag von Dino2008 » 29.08.2021 23:04

Danke für den Link.
Das Video kannte ich noch nicht.

Gruß
Dieter

Crovax
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Re: Ist der Aufpreis für eine Goldfeder gerechtfertigt?

Beitrag von Crovax » 29.08.2021 23:17

Dino2008 hat geschrieben:
29.08.2021 17:59
Klar, bei einigen Marken gibt es keine Wahl.
Montblanc, Pelikan 800/1000 er, Lamy 2000, … sind wohl nur mit Goldfeder zu haben.

Kaweco z.B. gibtˋs in beiden Variationen. Die Stahfeder ist für weniger als 11.-€ zu bekommen, für die Goldfeder sind ca. 135.-€ zu bezahlen.
Am Materialwert kann es eigentlich nicht liegen …
Sind es die Herstellungskosten? Kann ich mir auch nicht vorstellen.
Die Exklusivität…?

Woran liegt es?
Mal ein paar subjektive Gedanken meinerseits.

Der hohe Preis dürfte eine Reihe von Gründen haben. Der Materialwert ist es aber definitv nicht.

Stahlfedern sind ein Massenprodukt, das heutzutage weitgehend automatisiert in guter Qualität hergestellt wird.

Bei den Vintage-Füllern waren bis in die 50er Jahre Goldfedern der Standard für alles über einem Schulfüller (rostfreier Edelstahl ist erst während des Krieges erfunden worden und die Stahlfedern hatten noch lange danach ein schlechtes Image). Die Preise der Füller waren aber trotzdem auf einem Niveau heutiger guter Füller mit Stahlfeder (auch ein Meisterstück gehörte damals zu den teureren Modellen, war aber bei weitem nicht so teuer wie heute).

Ein guter Füller muss heute nicht mehr eine Goldfeder haben um sehr gut zu schreiben, also mussten die Hersteller einen Weg finden, für ihre Kunden eine Goldfeder interessant zu machen. Da kommen dann Begriffe wie "Exklusivität", "Individualität" oder "Ästhetik" ins Spiel, für die sich schlecht ein objektiver Mehrwert angeben lässt. Wenn man sowieso für seine Füller Goldfedern herstellt, kann man auch individuelle Federn wie z.B. doppelbreite Federn, "Soft-Fine", Musik-Federn oder Architekt-Federn anbieten (oder Pelikans Wünsch-Dir-Was-Federn). Alles Versionen, die sich beim Massenprodukt Stahlfeder nicht rechnen.
Bei allen Goldfedern sind die Stückzahlen klein, es steckt mehr Handarbeit (Schleifen, Polieren und Kontrolle) drin. Das dürfte schon Auswirkungen auf den Preis haben. Und wenn man die obigen drei Begriffe berücksichtigen will, muss eine Goldfeder auch deutlich mehr kosten, damit so ein Füller eben exklusiv oder individuell bleibt. Die meisten Goldfedern sind auch ästhetischer gestaltet als Stahlfedern.
Bei einigen Herstellern bezahlt man obendrein auch noch gut für ihren bekannten Namen. Das ist aber normal. Ein MB kostet auch soviel, damit sich eben nicht jeder einen kaufen kann. Ob man ihn trotzdem will, ist eine rein subjektive Entscheidung, die nur zum Teil an den objektiven Eigenschaften der guten Goldfeder hängt.
gruß
stephan

Let grammar, punctuation, and spelling into your life! Even the most energetic and wonderful mess has to be turned into sentences.” ― Terry Pratchett

SpurAufPapier
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Re: Ist der Aufpreis für eine Goldfeder gerechtfertigt?

Beitrag von SpurAufPapier » 29.08.2021 23:26

Ich besaß mal die Z55 von Lamy und habe sie wieder verkauft, weil ich sie schlechter fand als die Stahlfedern.
Die vom Lamy 2000 dagegen ist ausgezeichnet.
Grüße
Vikka

Das Leben ist zu kurz für schlechte Schreibgeräte

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Re: Ist der Aufpreis für eine Goldfeder gerechtfertigt?

Beitrag von Böser Vater » 30.08.2021 2:09

Die zahlungswillige Kundschaft "rechtfertigt" den Preis.
Beste Grüße --- Hans

Tina79
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Re: Ist der Aufpreis für eine Goldfeder gerechtfertigt?

Beitrag von Tina79 » 30.08.2021 6:54

SpurAufPapier hat geschrieben:
29.08.2021 23:26
Ich besaß mal die Z55 von Lamy und habe sie wieder verkauft, weil ich sie schlechter fand als die Stahlfedern.
Die vom Lamy 2000 dagegen ist ausgezeichnet.
Ging mir ganz genauso , konnte mit ihr nicht so gut schreiben wie mit meinen Stahlfedern im Lamy 🤷‍♀️
LG Tina

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GoldenBear
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Re: Ist der Aufpreis für eine Goldfeder gerechtfertigt?

Beitrag von GoldenBear » 30.08.2021 9:28

Tina79 hat geschrieben:
30.08.2021 6:54
SpurAufPapier hat geschrieben:
29.08.2021 23:26
Ich besaß mal die Z55 von Lamy und habe sie wieder verkauft, weil ich sie schlechter fand als die Stahlfedern.
Die vom Lamy 2000 dagegen ist ausgezeichnet.
Ging mir ganz genauso , konnte mit ihr nicht so gut schreiben wie mit meinen Stahlfedern im Lamy 🤷‍♀️
Tatsächlich bin ich ziemlich begeistert von der Z57 in Fein die ich seit knapp zwei Wochen auf einem al star habe. Fast alle von meinen Lamy Stahlfedern schreiben sehr angenehm, aber die Goldfeder gibt mir, gerade bei der feinen Feder, nochmal ein viel besseres Schreibgefühl. Deutlich weicher mit angenehmen Feedback. Für die knapp 60 EUR beim eshop Mülheim werde ich wohl auch meinem Lx eine spendieren.

Bisher bin ich davon ausgegangen das der Materialwert sowie der größere, individuellere Aufwand in der Herstellung den Preis bei Goldfedern bis zu einem gewissen Punkt rechtfertigt. Wie Vorredner aber schon richtig sagten, zahlt man irgendwann nicht mehr das Preis/Leistungsverhältnis, sondern nur noch den Namen und/oder eine suggerierte Exklusivität/Limitierung.

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Tenryu
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Re: Ist der Aufpreis für eine Goldfeder gerechtfertigt?

Beitrag von Tenryu » 30.08.2021 9:55

Bei einem teueren Füller erwarte ich eine Goldfeder. Nicht nur, weil sie besser ausschaut, sondern weil die Goldbeschichtungen von Stahlfedern nicht sehr dauerhaft sind. Bei einem preiswerten Füller hingegen würde ich keinen Aufpreis nur für eine Goldfeder zahlen wollen, schon gar nicht, wenn die Feder deutlich mehr kostet als der Füller selbst.
Von der Qualität kann ich keinen Unterschied ausmachen. Ich besitze gute Stahlfedern und mittelmäßige Goldfedern.
Bei Pelikan stört mich, daß die (modernen) Goldfedern meist deutlich breiter schreiben als ihre entsprechenden Pendants aus Stahl.

einfachich
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Re: Ist der Aufpreis für eine Goldfeder gerechtfertigt?

Beitrag von einfachich » 30.08.2021 10:28

ich kann nur eingeschränkt beitragen. aber vielleicht sind die datenpunkte ja trotzdem interessant:

meine beiden kaweco gold federn (b und bb) schreiben deutlich angenehmer als die originalen stahl federn. geleistet habe ich sie mir ursprünglich aber tatsächlich weil sie meiner meinung nach klasse mit dem kaweco stainless steel und einem goldenen clip ausschauen.

die rotring 600 federn in gold schreiben deutlich besser als die (entsprechenden) stahl federn. das gilt für alle 6 varianten die ich kenne (f, m, ob, b, ob, l) und vermute das es für die anderen beiden auch gilt (ef und bb).

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The Rob
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Re: Ist der Aufpreis für eine Goldfeder gerechtfertigt?

Beitrag von The Rob » 30.08.2021 11:32

Der höhere Materialwert des Goldes sorgt automatisch dafür, dass der gleiche Verarbeitungsprozess wie bei Stahl dann mehr kostet.
Ein Beispiel für die Gründe wird in diesem Video genannt:
Wie man einen edlen Füller macht | SWR Handwerkskunst
Bei der Firma Bock wird jeden Tag immer nur das für die Tagesproduktion nötige Goldband von einer Sicherheitsfirma angeliefert.
Dadurch wird das Goldband im Einkauf deutlich teurer sein als Stahlband, ich meine damit den Quotient aus Preis fürs gewalzte Band durch Börsenpreis fürs Material.

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