Was ist das für ein Schliff?

[avalon]

Im letzten Jahr konnte ich jemandem einige Montblanc Füllfederhalter zu einem sehr angenehmen Preis abkaufen. Bei der Übergabe stutzte ich bei einem 146er - die Feder war nicht bicolor sondern einfarbig Gelbgold (irgendwie ein Farbton zwischen dem heutigen Gelb- und Rosé-Gold). Der Vorbesitzer bemerkte mein Stutzen und sagte nur das ist einer, den gibt es eigentlich gar nicht, ich habe ihn aus Salzburg, man kann aber nicht schreiben mit ihm.
Zu Hause befüllte ich diesen 146 und musste leider feststellen, dass er nicht dicht war. Damals war ich noch nicht in diesem Forum und wusste nichts anderes zu tun, als ihn bei Montblanc vorbeizubringen. Dort wurde mir das komplette Gehäuse ersetzt und die Feder wunderschön aufpoliert (für weniger als hundert Franken). Also habe ich jetzt ein nigelnagelneues Schreibgerät mit älterer Feder. (Heute wäre ich etwas klüger und würde schauen, ob irgend jemand den Füllfederhalter revidieren könnte).

Aber irgendwie fühlte sich dieser Füllfederhalter sehr ungewohnt an zum Schreiben und der Federschliff ist auch nicht so, wie bei den normalen Federn. So fristete er nun über ein Jahr ein etwas stiefmütterliches Leben in seinem Etui. Heute bin ich in einem Video über de Naginata Togi Nib gestolpert und mir kam mein 146er in den Sinn, denn die Feder verhält sich genau gleich. Wenn man steil schreibt, schreibt sie auf alle Seiten wie eine EF, mittlere Handhaltung ergibt ungefähr eine F und flache Haltung ist M. Wenn man konsequent die Neigung einhält, bleibt die Strichbreite in jede Richtung konstant (ergo ist es keine Architect, oder liege ich da falsch?). In jeder Haltung und in jede Richtung sogar reverse (UEF) schreibt die Feder ohne ein kratziges Gefühl.

Gibt es bei Montblanc und anderen Herstellern solche Federn als Standard? Wie heisst dieser Schliff? Hat jemand einen solchen Füllfederhalter und wenn ja, für welchen Zweck braucht ihr ihn?
Oder ist das etwas völlig normales und ich kenne es einfach nicht?

Da bin ich jetzt mal gespannt auf Eure Antworten.

[bella]

Ich würde mal auf eine Architect nib oder auch als hebraic bekannt tippen nach Federform und Schriftprobe

Schön exotisch, in meinen Augen aber für unsere Schrift nicht so geeignet, wir schreiben eben anders als Asiaten oder hebräische Schriften, diese sind ja eher Zeichen.
Ich sehe solche Federn, ebenso wie Zoom eher als Zeichenfedern denn als Schreibfedern

[avalon]

Ich würde mal auf eine Architect nib oder auch als hebraic bekannt tippen nach Federform und Schriftprobe

Schön exotisch, in meinen Augen aber für unsere Schrift nicht so geeignet, wir schreiben eben anders als Asiaten oder hebräische Schriften, diese sind ja eher Zeichen.
Ich sehe solche Federn, ebenso wie Zoom eher als Zeichenfedern denn als Schreibfedern

Wären da die Abstriche nicht schmaler und die Querstriche breiter?

[Jan Mathijs Rijck]

Ich denke auch, daß es eine Zoom-Feder ist.

Wird im Netz vielfach beschrieben von Sailor, gibt es aber auch serienmäßig von Cross.

Im Falle des MB vielleicht ein individueller (auf Anforderung des Kunden) hergestellter Schliff?

[bella]

Ich hatte mal eine Zoom …. Die hatte ein sehr tropfenförmiges Korn das facettiert geschliffen war.
Das sehe ich hier nicht … die Feder ist eher trapezförmig weshalb ich auf Architect tippe

[Thom]

Das ist eine Perspective nib.

V.G.
Thomas

[JulieParadise]

Nicht jeder Schliff hat einen offiziellen Namen, der auch von verschiedenen Herstellern verwendet wird & allgemein bekannt ist. Die Hauptsache ist, dass die Feder Spaß macht!

[Thom]

Genau, wer's zuerst entdeckt hat, darf es taufen. Sailor nennt das Naginata togi.

V.G.
Thomas

[JohannesG]

Interessante Diskussion hier. Das führt mich zur Quiz - Frage des Tages:
Wie nennt man denn diesen Schliff hier?

Rumpelstilzchen.jpg (237.74 KiB) 3015 mal betrachtet

LG, JohannesG

[JulieParadise]

Wie nennt man denn diesen Schliff hier?

Bei dem Wenigen, was man sieht ... Architect/Hebrew/Arabic Grind.

____________
Oben steht übrigens, dass die hebräischen = semitischen Schriften ja "eher Zeichen" seien ... hmm, das ist doch irreführend und gilt nur für die fernöstlichen Zeichen. Das Hebräische und verwandte semitische Schriftsysteme sind genauso "Alphabetschriften" wie unser lateinisches Alphabet, genau genommen ist das Phönizische ein Vorläufer des griechischen Alphabets.

[Thom]

Ja, Architect ist eine Wechselzugfeder, also macht eine richtungsabhängige Strichvarianz. Das ist bei der Feder oben, wenn überhaupt, nur sehr rudimentär.

V.G.
Thomas

[JohannesG]

@ Thom: Ich nehme an, du kennst die Lösung. Also laß die anderen bitte noch ein bisschen rätzeln!
@ Sina: Ja, ich habe mich auch schon gefragt, ob man das "Architect" nennen darf. Der Hersteller hat sie aber unter einer anderen Bezeichnung vermarktet. Und so sieht sie von oben aus:

Rumpelst_2.jpg (114.79 KiB) 2872 mal betrachtet

LG, JohannesG

[Homo Selectus]

Ich sehe solche Federn, ebenso wie Zoom eher als Zeichenfedern denn als Schreibfedern

Ich sehe die Zoom als Schreibfeder. Als solche wird sie auch angeboten.

[avalon]

Herzlichen Dank für all eure Vorschläge, die echt hilfreich waren zur Bestimmung meiner Feder. Es ist ja schon ein spannendes Thema, was es alles gibt, und wie unglaublich wichtig doch das kleinste Ende an unseren Schreibgeräten ist, um ein bestimmtes Schriftbild erzeugen zu können.

Das ist eine Perspective nib.

V.G.
Thomas

Danke Thomas,
da musste ich mich erst mal schlau machen, da mir dieser Name nicht geläufig war. Doch anhand dieser Beschreibung hier https://www.gentlemanstationer.com/blo ... tive-grind scheint es die richtige Bezeichnung zu sein.

Nicht jeder Schliff hat einen offiziellen Namen, der auch von verschiedenen Herstellern verwendet wird & allgemein bekannt ist. Die Hauptsache ist, dass die Feder Spaß macht!

Oh ja, die Feder macht Spass - wenn man dann endlich mal erkannt hat, wie sie zu benützen ist!
Da bekommt der Füller ja echt die Chance vermehrt zum Einsatz zu kommen.

[JulieParadise]

Mit der Zoom kann man wunderbar schreiben, einerseits dauerhaft satt & breit bei etwa 45°-60° Neigung, steil bei 90° dann etwas feiner und ggf. eher nur auf Kurzstrecke, reverse dann als extra fein/fein gern auch dauerhaft, also, ich jedenfalls.