Kann man Tintenleiter kürzen?

[TerF]

Hallo zusammen!
Ich habe einen alten Artus Ballit nach jahrzehntelangem Herumliegen (der Füller, nicht ich) wieder flott gemacht, er ging auch eine Weile gut, hatte aber ab und zu einen extrem nassen Tintenfluss, der irgendwann von selbst wieder verschwand...
Nun tropfte er fast, und ich habe mich daran gewagt, die Federeinheit herauszuschrauben und die Teile zu trennen. Ergebnis: Die Feder ist ziemlich korrodiert und im hinteren Teil löchrig, der Tintenleiter etwas krumm. Vielleicht ist das die Ursache.
Der Kolben scheint dicht zu sein.

Nun suche ich passende Feder und Tintenleiter.
Der Tintenleiter ist 5 mm dick und nur 30 mm lang,
die Feder 25,5 mm lang, Schulterbreite 7 mm.
Der Schraub-Einsatz für beides ist extrem kurz: 9 mm lang und 7 mm breit. Ich vermute, den werde ich so Original weiter gebrauchen müssen, damit es in den Artus passt.

Ich hätte gerne eine weiche Feder, keine "steife" Bock. Habe die Jinhao #26 entdeckt, die Maße passen;
aber der Tintenleiter dazu ist viel zu lang: 35 bzw über 40 mm!

Frage: Kann man den einfach kürzen? Absägen und glattschleifen... ?

Bin Anfängerin, aber bastelfreudig. Ohne viel Werkzeug, eher improvisierend.

[SteamDevil]

Ich hätte gerne eine weiche Feder, keine "steife" Bock. Habe die Jinhao #26 entdeckt, die Maße passen;
aber der Tintenleiter dazu ist viel zu lang: 35 bzw über 40 mm!

Frage: Kann man den einfach kürzen? Absägen und glattschleifen... ?

Es wäre sehr hilfreich zu wissen welche Art der Tintenleiter ist.
Plastik oder Ebonit?
Ein Bild wäre da auch hilfreich.

Grundsätzlich aber ließe sich sagen:
Ebonit Tintenleite sind in der Regel hinten flach und ohne "Dorn". Daher könnte man diese durchaus etwas kürzen. Mit aller gebotenen Vorsicht natürlich, da Ebonit im Prinzip nichts anderes ist als Hartgummi. Wenn auch sehr hart.

Plastik Tintenleiter haben meist einen "Dorn" am inneren Ende, auf den die Patrone/der Konverter aufgesteckt wird.
Diese Tintenleiter kann (und soll) man keines Falls kürzen. Definitiv die Finger weg davon.

[TerF]

Hier kommen drei Bilder.
<t>Der alte Tintenleiter ist aus Ebonit und hinten platt, ohne Dorn. <br/>
Die Lamellen beginnen auch nicht direkt am Ende, sondern erst nach 13 mm, nämlich dort, wo er sich zur Feder hin verjüngt bzw. abplattet. Nur der ganz schmale Steg geht bis zum Ende, also bis zur Tinte durch.</t>
Das letzte Bild zeigt die Proportionen, also die Längen, wie das ganze zusammengesteckt war. Die Hülse ist ziemlich kurz, scheint mir. Beim Artus Ballit ist Tintentank und Griffstück in einem Stück.

Gäbe es Quellen für einen Ebonit-Leiter? Oder wie bekommt man dann einen ohne Dorn, wenn man Dorne nicht absägen darf?

Danke für's Mitdenken aus reicher Erfahrung!

[JulieParadise]

Man "darf" den Dorn schon absägen; wer will es Dir verbieten? Den braucht man aber bei Patronen-/Konverterfüllern, um eben Patrone/Konverter mit dem Tintenleiter zu verbinden, sonst schreibt der Füller einfach nicht mehr, weil die Tinte nicht zur Feder gelangt, insofern wäre es doof, ihn zu entfernen.

Wenn Du aber ohnehin einen Kolbenfüller (Hebelfüller, Eyedropperfüller ...) hast, gibt es ja kein Hindernis. Tintenleiter kann man nach Belieben absibbeln, kürzen, schmaler machen, ... leider halt nur jeweils einmal, also lieber einmal mehr messen-schätzen-gucken als einmal zu wenig.

[Crovax]

Plastik Tintenleiter haben meist einen "Dorn" am inneren Ende, auf den die Patrone/der Konverter aufgesteckt wird.
Diese Tintenleiter kann (und soll) man keines Falls kürzen. Definitiv die Finger weg davon.

Ausnahmen bestätigen die Regel. Wenn man keine Patrone etc. aufstecken will, braucht man auch den Dorn nicht. PenBBS benutzt für fast alle Füller das gleiche Federtriplett. Daher gibt es auch den Dorn beim 456 und beim 355. Dort sorgt er aber nur dafür, dass man beim Schreiben nicht das komplette Volumen der Sekundärkammer nutzt. Daher habe ich gemäß der Anleitung hier den Dorn erfolgreich gekürzt:
viewtopic.php?f=24&t=23813&p=269818

Das Gute ist ja, dass PenBBS für schmales Geld ein Ersatzteilpaket mit reichlich Tintenleitern, Feder-Gehäusen, Dichtungen etc. anbietet. Da kann man schon mal experimentieren.

Generell kann man Tintenleiter kürzen um sie in einem anderen Füller zu verwenden. Der Tintenfluss kann sich aber von dem des Original-Tintenleiters unterscheiden. Ebonit hat dazu den Nachteil, dass es altert und spröde wird. Bei stärkerer Belastung kann das Zeug auch schon mal splittern also mit einer Feinsäge und möglichst wenig Druck arbeiten. Auch beim Einpassen sollte man nicht zu viel Kraft aufwenden. Dafür kann man aber Ebonit mittels "Heat-Setting" besser an eine andere Feder anpassen.

[JulieParadise]

Joa, Feinsäge ... es geht auch mit Küchenmessern, Cutter und was halt so da ist.

Wichtiger aber fände ich den Tipp (sorry, habe ich oben vergessen), die Hände vor dem Anfassen des Tintenleiters gut zu waschen und somit zu entfetten, sonst kann das Hautfett wasser-/tintenabweisend wirken und erfolgreich das Schreiben verhindern. FAlls man beim Auseinandernehmen mit den Fingern an die Unterseite der Feder kommt, gilt dort das gleiche. Alternativ kann man auch einfach nach dem Kürzen und Basteln Feder & Tintenleiter mit Spüli abspülen und gut auswaschen.

Beim Tintenleiterkürzen auch darauf achten, dass der Tintenkanal nicht durch das Abschneiden bzw. Absägen gequetscht und seine Öffnung verengt wird. Schon kleine Veränderungen hier haben eine große Wirkung auf den Schreibspaß. Das wäre denn auch einer der Stellpunkte, an denen man nachjustieren kann, falls der Tintenfluss zu spärlich oder zu reichlich ist; ein weiterer wäre die Breite des Federschlitzes, daneben noch die verwendete Tinte selbst und, kaum zu beeinflussen, etwa bei Eyedroppern sich ausdehnende Luft, die dann beim Anfassen mit warmen Händen die Tinten regelreicht herausdrückt, weshalb Eyedropper "auf den letzten Metern" gern mal zum Tintensabbern neigen.

Lass uns gern wissen, was draus geworden ist! Basteln macht Spaß; nicht entmutigen lassen!

[TerF]

Ganz herzlichen Dank für die vielen guten Tipps - und so schnell!!!

Ja, ich werde dran bleiben und mal versuchen. Kaputter als jetzt kann es ja nicht werden.

Allerdings wird es eine Weile dauern, ich kann es nur so nebenbei weiterbetreiben.
(Obwohl Füller immer wieder das Zeug haben, mich von allem anderen Sinnvollen abzuhalten...)
Ich werde aber berichten!

[TerF]

Noch ne Frage:
Musss man später beim Zusammensetzen zwischen Hülse und Griffstück bzw. Kolbenkammer eine Dichtung machen? Oder reicht etwas Silikonschmier im Gewinde? Siehe Foto...
Die Hülse trifft im Stift auf eine genau passende Kunststoff-Kante.

[Strombomboli]

Ich schreibe gerne mit Eyedroppern, und mir reicht Silikon zum Abdichten. Ich denke, das wird bei dir auch so sein. Ich empfehle das Silikon für Modellbauer namens "Äronix Siliconfett", das finde ich besser als das für Taucheranzüge, das ich früher hatte.

[Kormoranfeder]

Ich würde vor allem versuchen den Tintenleiter mit Wärme an die Feder anzupassen. Vielleicht brauchst du gar keinen neuen.

[TerF]

Danke für die Tipps!

Silikonfett ist vorhanden.

Zum "Anwärmen": Das habe ich schon mal gemacht und konnte so auch den Tintenfluss bremsen, funktionierte einige Zeit; aber jetzt begann wieder dieser extreme Tintenfluss und war auf diese Weise auch nicht mehr "kleinzukriegen". Beim Ausbau der Feder hat der Tintenleiter arg gelitten, ich glaube nicht, dass er wieder funktionieren würde. Aber ich hebe ihn auf. Mal sehen.
Braucht jetzt aber etwas Zeit, ehe ich weitermachen kann.