Ebonite Füller polieren

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moebiusband
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Ebonite Füller polieren

Beitrag von moebiusband » 29.05.2021 8:50

Hallo,

ich habe einen neuen Ranga Giant 9 Füller aus Indien mit polierter Oberfläche. Leider ist am Korpus eine kleine Stufe, ist halt Handarbeit. Nun überlege ich die Stufe mit feinem Schleifleinen wegzumachen und dann den ganzen Füller neu zu polieren.

Was nimmt man um das polierte Ebonite zu reinigen (ich hab mal gelesen Ranga verwendet Kernseife zum polieren??). Wie mache ich die Feinpolitur? Im Netz liest man unterschiedlichste Meinungen dazu. Manche nehmen Chrompolitur (Autosol oder Simuchrom) andere empfehlen Spezialprodukte (https://www.lbepen.com/apps/webstore/pr ... ry/1172755). Hat jemand einen Tip welche handelsübliche Polierpaste für Ebonite geeignet ist. Meine Erfahrung mit den matten Ranga Ebonite Füllern ist das die alles sofort absorbieren wie ein poröser Schwamm. Manche sagen man kann da alles mit machen weil chemisch stabil andere das man super vorsichtig sein muss.

Die Endpolitur und Versiegelung würde ich mit Carnaubawachs aus dem Autobedarf machen, oder spricht da was dagegen?

Danke schonmal für Eure Hilfe!

Vg Jan

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Killerturnschuh
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Re: Ebonite Füller polieren

Beitrag von Killerturnschuh » 29.05.2021 13:31

Es gibt bereits einen Faden zu diesem Thema, schau einfach mal in der Suchmaske
Salve

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NicolausPiscator
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Re: Ebonite Füller polieren

Beitrag von NicolausPiscator » 30.05.2021 22:21

Um es schnell zu machen: Polierpaste aus dem Tabakladen.

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moebiusband
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Re: Ebonite Füller polieren

Beitrag von moebiusband » 31.05.2021 18:38

Danke für den Tip!

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moebiusband
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Re: Ebonite Füller polieren

Beitrag von moebiusband » 02.11.2021 10:33

Zur Info womit ich jetzt Erfolg hatte.

Man braucht gar keine Polierpaste wenn man nur fein genug nass schleifen bzw. läppen kann. Den eigentlichen Feinschliff habe ich mit den Schleifpads gemacht die ich auch zum Feder polieren verwende. Damit bekommt man das ganz ohne weitere Mittelchen auf Hochglanz. Zum Abschluss reibe ich es noch mit reinem Mineralöl (das gibt es zum Beispiel zum einlassen von Schneidbrettern in der Küche) ein.

Ich habe mit verschiedenen Feinheiten beim schleifen probiert. Mir gefällt eine mittlere Seidenmatte Oberfläche fast besser als eine hochglanzpolierte. Das fasst sich so schön organisch an. Wobei die polierte vermutlich pflegeleichter ist.
Das Bild unten ist die hochglanzpolierte Variante.

Vg Jan
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Frodo
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Re: Ebonite Füller polieren

Beitrag von Frodo » 02.11.2021 19:12

Es gibt allerdings keine Langzeitbeobachtungen wie Öl oder lösungsmittelhaltige Polierpasten auf das Hartgummi wirken. Ursprünglich wurde ein knochenhartes Montanwachs verwendet in das wohl mineralische Bestandteile wie zB. Kreide eingeschmolzen worden war. Das Wachs wurde in sehr geringen Mengen auf schnell rotierende Baumwoll- Lappen abgeschliffen und dann konnte mit gelindem Druck poliert werden. Durch die Reibungswärme schmolz das Wachs und drang abdichtend in die Oberfläche ein. Unbenutzte Hartgummi- Stifte behalten auch ihren Glanz aber das Material greift sich auch mit den Jahren ab.
Gruss F
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Wurmbunt
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Re: Ebonite Füller polieren

Beitrag von Wurmbunt » 02.11.2021 21:57

Hallo Jan und Frodo,
das Polieren und Erhalten einer Ebonitoberfläche ist ein, immer wieder kehrendes Thema. Jeder, der mit historischen Füllfederhaltern hantiert, stolpert früher oder später darüber...
Selbst habe ich schon einmal etwas ausprobiert, um die Oberfläche zu schützen:
posting.php?mode=quote&f=14&p=282188
Das indische Ebonit ist bestimmt nicht identisch, mit dem alten Material des "Conklin", aber diesem zumindest, hat das "Ballistol" nicht geschadet!
16358823476980.jpg
Conklin nach zwei Jahren mit "Ballistol"
16358823476980.jpg (85.23 KiB) 5103 mal betrachtet
Zumindest vorerst - der Beitrag stammt aus dem Januar 2020 - das Bild ist aktuell - also beträgt die "Einwirkzeit" des Öls knapp zwei Jahre.
Interessanter Weise, ist das, im obigen Beitrag angesprochene Pflege-/und Polierprodukt, nicht für meine Anwendungen geeignet...
Die "before and after" Serie der "Ebonitpflegeprodukte" ( fine- and extrafine polish, und "Pflegebalsam"), habe ich mir damals extra aus Amerika geordert...
Eingesetzt habe ich den Balsam für die Kappe eines Waterman 94, in blau/grün/gelb - ripple, um alle Oxydschichten zu entfernen, da die Kappe defekt ist und ich mir über die Art der Reparatur noch nicht im Klaren war.
Das Ergebnis nach nicht einmal einem halben Jahr, ist ernüchternd!:
16358827800460.jpg
Before and after balm, nach 6 Monaten
16358827800460.jpg (69.09 KiB) 5103 mal betrachtet
Die Kappe hatte ursprünglich die gleiche Farbe wie der Schaft!
Frodo hat geschrieben:
02.11.2021 19:12
Es gibt allerdings keine Langzeitbeobachtungen wie Öl oder lösungsmittelhaltige Polierpasten auf das Hartgummi wirken. Ursprünglich wurde ein knochenhartes Montanwachs verwendet in das wohl mineralische Bestandteile wie zB. Kreide eingeschmolzen worden war. Das Wachs wurde in sehr geringen Mengen auf schnell rotierende Baumwoll- Lappen abgeschliffen und dann konnte mit gelindem Druck poliert werden. Durch die Reibungswärme schmolz das Wachs und drang abdichtend in die Oberfläche ein. Unbenutzte Hartgummi- Stifte behalten auch ihren Glanz aber das Material greift sich auch mit den Jahren ab.
Gruss F
Wachsgebundene Polierpasten/-klötze sind immer noch gebräuchlich und verfügbar.
Diese Methode des Polierens, ist schnell, flexibel und wirtschaftlich...
Es gibt auch viele verschiedene Arten von sog. Schwabbelscheiben - Tuch ( wie von dir abgebildet), Filz, Leder, Papier, bis hin zu Elefantenhaut...
Poliermedien wurden früher auch gerne selbst abgemischt, z. B. Tripel von 120 Sekunden mit Rindertalk, oder "englisch rot"!
Wenn Interesse besteht, schreibe ich einen Beitrag über die Poliertechniken der Zeit um 1850... die sicher auch noch um 1900, und der Folgezeit im Gebrauch waren.
Hier möchte ich aber die Beitragsserie nicht kapern.
Was allerdings, meiner Meinung nach hier her gehört, ist ein Gefahrenhinweis!
Polierscheiben jedwelcher Art sollten nur von Personen mit entsprechenden Vorkenntnissen verwendet werden.
Einerseits ist es wirklich schnell passiert, die Oberfläche wellig zu polieren, andererseits "fängt" sich Poliergut auch schnell in der, rotierenden, Scheibe und wird mitgerissen!
Das hat, im besten Fall, Auswirkungen auf das Werkstück, im schlechtesten Fall, treffen Stücke des Werkstückes, den Polierer!
Also - immer Schutzbrille tragen und Kanten niemals gegen die Laufrichtung des Polierrades halten ...
Grüße Andi

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Re: Ebonite Füller polieren

Beitrag von Pennino » 02.11.2021 23:24

Wurmbunt hat geschrieben:
02.11.2021 21:57
....
Wenn Interesse besteht, schreibe ich einen Beitrag über die Poliertechniken der Zeit um 1850... die sicher auch noch um 1900, und der Folgezeit im Gebrauch waren.
Ja, bitte !
Das wäre sehr interessant.

Grüße
Pennino
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moebiusband
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Re: Ebonite Füller polieren

Beitrag von moebiusband » 03.11.2021 7:09

Wurmbunt hat geschrieben:
02.11.2021 21:57
Was allerdings, meiner Meinung nach hier her gehört, ist ein Gefahrenhinweis!
Polierscheiben jedwelcher Art sollten nur von Personen mit entsprechenden Vorkenntnissen verwendet werden.
Einerseits ist es wirklich schnell passiert, die Oberfläche wellig zu polieren, andererseits "fängt" sich Poliergut auch schnell in der, rotierenden, Scheibe und wird mitgerissen!
Das hat, im besten Fall, Auswirkungen auf das Werkstück, im schlechtesten Fall, treffen Stücke des Werkstückes, den Polierer!
Also - immer Schutzbrille tragen und Kanten niemals gegen die Laufrichtung des Polierrades halten ...
Da stimme ich Dir voll und ganz zu. Ich würde sowas immer nur von Hand polieren. Auch das Nassschleifpapier halte ich mit den Fingern. Ist ja nicht so das man die Schleifleistung eines Schleifbocks braucht, man kann per Hand in kurzer Zeit sehr gute Ergebnisse erreichen. Und die Gefahr da Macken reinzupolieren oder den Füller zu zerstören ist sehr gross.

Was man bei historischen Techniken bedenken sollte ist das damals nicht die hochwertigen Schleifpapiere und Läpppads zur Verfügung standen und sich die Leute mit dem begnügen mussten was technisch eben da war. Ich finde es spannend zu lernen wie das damals gemacht wurde, bin aber selber so pragmatisch das zu nehmen was man heute als Werkzeug bekommt.

Vg Jan

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Re: Ebonite Füller polieren

Beitrag von ichmeisterdustift » 08.11.2021 18:04

Poliermaschinen sind in der Tat nicht für Ungeübte geeignet, meine hat ein Drehmoment, da kann es einem mal schnell das Werkstück aus der Hand reißen. Und wenn es dann noch um montierte Stifte geht, also mit Clip, Zierringen o.ä, dann sind diese Maschinen ohnehin nicht geeignet.
Ich nutze zum Polieren gerne die Poliercreme von YachtCare und meinen Proxxon IBS/A mit entsprechendem Polieraufsatz aus Baumwolle (aber Vorsicht, diese Filz Polierausätze sind nicht geeignet). Vorteil: Ich kann die Drehzahl variieren, denn sobald sich zu viel Wärme entwickelt, geht der Glanz wieder verloren. Ebonite ist nun mal "Gummi".
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    SaarpenSP464-01klein.jpg (98.36 KiB) 4913 mal betrachtet
Wenn es nur ums Auffrischen geht, kann ich die Paste von Savinelli empfehlen:
https://www.savinelli.it/eu_en/stem-polish-d751.html

Gruß,
Volker
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http://www.pen-paradise.de
Email: vertrieb@pen-paradise.de
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haskoson
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Re: Ebonite Füller polieren

Beitrag von haskoson » 08.11.2021 23:15

Hallo!

Ich poliere Ebonit mit Schwabbelscheiben und mit den Polierpasten von "Menzerna". Da gibt es u.a. Pasten speziell für Kunststoffe, in verschiedenen Polierstufen.
Ansonsten habe ich mit den weichen, gepolsterten "Micro-Mesh"-Schleifpads sehr gute Erfahrungen gemacht.

Grüße
Gerrit de Boer
HASKOSON Schreibgeräte Manufaktur

Meine Web Shops mit vielen handgearbeiteten Füllern:
https://www.haskoson-pens.de

https://www.etsy.com/de/shop/haskoson

Bilder meiner Füller auf Instagram:
https://www.instagram.com/haskoson

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Rekisyhp
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Re: Ebonite Füller polieren

Beitrag von Rekisyhp » 06.12.2021 9:08

moebiusband hat geschrieben:
02.11.2021 10:33
...Den eigentlichen Feinschliff habe ich mit den Schleifpads gemacht die ich auch zum Feder polieren verwende. ...
Kannst du bitte sagen, welche Pads du konkret benutzt oder worauf man bei Pads für Federpolitur achten muss?

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Re: Ebonite Füller polieren

Beitrag von moebiusband » 06.12.2021 16:39

Hallo,
ich habe mir vor eigenen Versuchen die sehr guten Videos von The Pen Habit auf Youtube abgeschaut (Der Channel ist leider nicht mehr aktiv):
https://www.youtube.com/watch?v=uuq9tuKRbCY
https://www.youtube.com/watch?v=1YRnN99412o
https://www.youtube.com/watch?v=9gVxmrqwukI

Das Polieren kommt im dritten Video zur Sprache.
Die Teile laufen unter dem Begriff Micro Mesh (ein Anbieter auf ebay, wo man die kauft ist aber egal): https://www.ebay.de/itm/Micro-Mesh-pads ... 1473162201 ). Ich verwende meist nur 6000, 8000, optional noch 12000. Aber oft ist das Ergebnis besser wenn es nicht zu glatt ist. Muss man probieren. Wichtig ist: Bevor man mit dem polieren anfängt muss man zuerst die Federschenkel ausrichten und bei Bedarf den Federspalt für besseren Tintenfluss anpassen. Am Besten einfach alle drei Videos oben anschauen.

Vg Jan

Thom

Re: Ebonite Füller polieren

Beitrag von Thom » 07.12.2021 5:06

Die 12000er Körnung vom feinsten Micromesh haben auch die feinen Fingernagel-Polierfeilen aus der Drogerie. Das geht zum Federpolieren. Ebonit habe ich dreimal mit 8000er und 12000er Micromesh (nass) poliert und hatte hier jedesmal mehr Schwefel als in der Hölle. Deshalb erwerbe ich keine alten Ebonitteile mehr.

V.G.
Thomas

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Re: Ebonite Füller polieren

Beitrag von Rekisyhp » 07.12.2021 13:24

Super, vielen Dank Euch.

Eine Polierfeile aus der Drogerie habe ich bereits, aber ich konnte ihre Feinheit nicht Einschätzen.

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