Wie/Was schreibt ihr - machen FH Sinn?

[pejole]

Hier könnt ihr euch auch mal dran probieren.

pejole

[face]

Ich hab in der Schule damals alles mit Füller gemacht, im Studium dann auch weiter viel. Das hat einen einfachen Grund: ich studiere was technisches und schreibe viele Formeln. Und GANZ viele kleine Punkte über Buchstaben (man braucht die ja nicht nur beim i, sondern auch bei Ableitungen und Striche bei sonstigen Indizes). Und das ist einfach nervig mit Stiften, die nur schreiben wenn man sie auch bewegt.

Rollerstifte schaffen das zwar auch, aber da habe ich zwei Nachteile für mich: erstens muss man da ständig Patronen nachkaufen und zweitens mag ich die von der Haptik her meist nicht. Es gibt natürlich teure zu kaufen, aber ich sehe es nicht ein viel Geld dafür zu bezahlen, da die am besten schreibenden Kulis und Rollerstifte häufig auch für 2-3€ zu finden sind. Wenn ich einen Füller für viel Geld kaufe sehe ich wenigstens, aha da ist eine Goldfeder mit viel Know-How drin und eine Kolbenmechanik, das ist schon was anderes als eine 5€-Mine.
Außerdem sieht das Schriftbild irgendwie sehr leblos aus, für Briefe finde ich das nicht sooo schön.

Direkt danach kommt bei mir der Druckbleistift, den ich aber hauptsächlich zum Zeichnen nutze. a) hab ichs hier besonders, dass er Punkte nicht einfach so schreibt (und nach einem halben Jahre ists manchmal schon schwierig herauszufinden ob das jetzt ein Punkt, zwei Punkte oder Striche sein sollten) und b) kann man die Schrift auf Papier mit schrägem Licht häufig einfach nicht gut lesen.

Was ich aber gemerkt habe ist, dass ich heute deutlich öfter auf Kuli oder Rollerstift zurückgreifen muss - viele Sachen kann man einfach nicht mehr mit Tinte beschreiben. Ultra-glatte Prüfungsbögen zum Beispiel, auf denen das Zeug gar nicht einzieht, oder letztens eine Weihnachtskarte, wo ich schmerzlich feststellen musste dass ich "Hallo" plötzlich in BBBBB da stehen hatte. Das ist schon schade, aber man kommt auch drüber - eine Einlage in Karten sieht eh hübscher aus und theoretisch könnte der andere die dann auch noch weiterverwenden.


Zum schnellen Notieren sind diese Sachen natürlich alle viel brauchbarer als ein Füller, aber wenn ich etwas mit Bedeutung schreibe, macht das mit einem Füller einfach viel mehr Spaß. Außerdem: wenn man erstmal mit den Uhren und den Espressomaschinen durch ist, ist das ein super Gebiet um seiner savoir-vivre-Lust weiter zu frönen

[Fiamma]

Ja, gerade wegen der Indices bietet sich im technischen Bereich das Schreiben mit Füllfeder regelrecht an. Ich war erstaunt, dass gerade auch sehr viele der jungen Studenten brav ihre Safaris und Pelikanos ausgepackt haben.

Auch sonst wird aus Prinzip alles mit Füllfeder geschrieben.
Allerdings werden bei uns in der Schule die Klassenbücher gerade auf digital umgestellt, was der "Erleichterung" dienen soll. Schade finde ich es trotzdem.

[thobie]

Aber: Beim flüssigen Lesen funktioniert die Mustererkennung in unserem Gehirn sowieso nicht buchstabenweise sondern in lexikalischen Einheiten! Komplette Wörter und notfalls Silben werden im ganzen erkannt - oder eben nicht.

Das stimmt. Und wenn man durch Training weiterkommt, dann liest man nicht mehr in Silben und Wörtern, sondern in Bedeutungszusammenhängen. Und schon ist der Weg zum Speedreading nicht mehr weit. Jemand, der ohne Training schnell liest, kommt auf etwa 200 bis 250 Wörter/Minute. Mit etwas Trainig lässt sich das leicht auf 800 bis 1000 Wörter/Minute steigern. Die Weltmeister liegen bei etwa 3.800 Wörtern die Minute; die schaffen es dann auch, mehrere Zeilen gleichzeitig zu lesen und zwar in beide Richtungen.

Es stimmt auch, dass wir Dinge, die wir gelesen haben, uns besser merken können, wenn wir sie aufschreiben. Noch besser ist es, wenn man das Gelesene durchdenkt und dann das Ergebnis aufschreibt. Wenn man dann noch regelmäßig widerholt, verlieren jegliche Prüfungen ihr Grauen. In Bezug auf Mindmapping hat man festgestellt, dass sich der Mensch mehr merkt, wenn er die Mindmaps zunächst handschriftlich erstellt und sie dann in den Computer überträgt. Wird das Mindmap direkt am Computer erstellt, so bleibt weniger hängen. Meine Vermutung ist, dass das Gehirn bei der Handschrift ganz anders beschäftigt wird, als beim - eigentlich mechanischen - Eintippen.

Viele Grüße
Thomas

[Cepasaccus]

Koennen so Hochgeschwindigkeitsleser noch den Sinn des Textes erfassen?

Cepasaccus

[Anke]

Ich habe immer schon sehr gerne mit Füller geschrieben. Aber seit ich vor gut 6 Jahren mein berufliches Tätigkeitsgebiet verlagert habe, war das allerdings vorbei, da wir nur dokumentenecht (in blau) schreiben dürfen.

Als ich die Existenz von blauer dokumentenechter Tinte entdeckt habe, habe ich mich riesig gefreut und sofort wieder zum Füller gegriffen. Seitdem schreibe ich so gut wie alles mit dem Füller. Ausnahmen bilden nur die Einträge in Notenmaterial: da greife ich nach wie vor bewusst zum Bleistift. Ich habe mittlerweile mehr Füller als ich benutzen kann und die Tinte werde ich in meinem ganzen Leben nicht verbrauchen. (Und ich bekenne mich schuldig: heute konnte ich dem Kauf von gleich zwei weiteren Füllern nicht widerstehen. ) Sinn macht das ganz sicher nicht, aber mich fasziniert es halt.

Gruß
Anke

[thobie]

Koennen so Hochgeschwindigkeitsleser noch den Sinn des Textes erfassen?

Sogar besser, als die Langsamleser. Dazu gibt es Untersuchungen. Der Hintergrund ist ganz einfach: Das Gehirn denkt in Bildern. Wenn wir so lesen, wie in der Schule, dann muss das Gehirn recht viel überflüssige Transformation leisten. Nimm nur so einen Satz, wie "ein großes rotes Auto". Mit "Ein", "großes", "rotes", kann das Gehirn überhaupt nichts anfangen. Es schiebt diese Begriffe in eine Art Zwischenspeicher. Wenn dann das Wort "Auto" dazu kommt, dann kann es den Begriff erfassen. Auf die Dauer ist das für das Gehirn aber ermüdend. Es verliert die Lust oder besser die Konzentration. Das kennen wir doch im Prinzip alle, wenn es um das Erschließen von schwierigeren Texten geht: Nach kurzer Zeit ist die Konzentration weg. Beim Schnelllesen oder besser beim Lesen in Bedeutungszusammenhängen bekommt das Gehirn die Informationen besser aufbereitet und wird zu höherer Konzentration gezwungen. Es bedarf halt schon ein wenig Training. Und in der Praxis braucht man schon auch ein wenig Übung in der Aufbereitung von Texten. Dazu muss man dann wieder wissen, dass das Gehirn in Netzwerken denkt. Man kann neues Wissen immer nur an vorhandenes Wissen anknüpfen. Gelingt eine solche Verknüpfung nicht, habe ich eine Information, die praktisch im leeren Raum steht und die sich das Gehirn nicht merken kann. Wichtig sind dann auch Strukturen. Und so gehe ich an solche Texte, indem ich mir zunächst die Strukturen verdeutliche. Da hilft schon mal das Inhaltsverzeichnis. Dann lese ich die Anfänge und die Enden von Kapiteln an. So kann ich ganz schnell entscheiden, ob mich ein Buch weiterbringt oder nicht. Zudem kann ich schon mal die Grundstruktur eines Mindmaps anlegen. Und wenn ich dann die Kapitel durcharbeite, dann kommt auch das Speedreading zum Einsatz. Dabei wird dann das Mindmap verfeinert. Hat bislang immer geklappt.

Übrigens noch ein Hinweis: Bei den Weltmeisterschaften im Speedreading müssen die Kandidaten selbstverständlich im Anschluss an das Lesen Fragen beantworten. Sonst wär es zu einfach

Viele Grüße
Thomas

[Schmierfink]

Dem Füllhalter einen Sinn abringen zu wollen ergibt selbst wiederum wenig Sinn in meinen Augen. Es gibt inzwischen genügend Alternativen, Texte auf Papier oder Festplatten zu bringen. Wahrscheinlich wird man deshalb durchaus sagen können (um die Ausgangsfrage teilweise zu beantworten), dass Füllhalter rein rational gesehen eher keinen Sinn (mehr) "machen". Wenn sie es dennoch täten, was wäre damit gewonnen? Ich glaube kaum, dass sich jemand von uns deswegen besser oder schlechter fühlen würde.

Es wurde ja schon erwähnt, der Füllhalter ist ein Kulturgut, und manchen Menschen macht die Benutzung eines solchen Geräts Spaß. Basta. Vor allem bedarf es keinerlei Rechtfertigung, erst recht keiner ökonomisch abgesicherten Investitionsrechnung. Menschen hängen an kulturellen Errungenschaften und halten sie am Leben. Nicht jeder alle, aber manche Gruppen bestimmte. Hier tummeln sich nun die Bewahrer des Füllhalters. Aus ganz persönlichen Neigungen, die man auch nicht unbedingt ernsthaft hinterfragen kann.

Andere pflegen Trachten. Wozu? Moderne Kleidung ist oftmals funktionaler und preiswerter sowieso. Oder noch andere Menschen kommen erst richtig in Fahrt, wenn sie die Zeit auf mindestens fünfzig mechanischen (wie unvorstellbar altertümlich) Chronometern ablesen können. Und wer sich einmal mit dem Thema Nassrasur (ja, auch mittels Rasiermesser) und den dabei zelebrierten Ritualen beschäftigt hat, den wundert gar nichts mehr. All diese Dinge machen irgendjemandem Spaß, und entweder teilt man die erforderliche Begeisterung für das Thema oder nicht. Und der Sinn? Piepegal.

Und was ich so alles mit Füllhaltern schreibe? Alles, was ge- und vor allem unterschrieben werden muss, wenn ich einen Füllhalter in Reichweite habe. Manchmal, wenn ich einen Moment Muße im Alltag finde, ertappe ich mich sogar dabei, dass ich irgendetwas (Sinnloses) aufs Papier binge, nur weil mir das Schreiben mit dem Füllhalter in diesem Augenblick gerade Spaß macht.

Und nun werde ich in mich gehen um für mich herauszufinden, ob ich eher der Trachten- oder der Uhrentyp bin. Vermutlich werde ich damit nur sinnlos meine Zeit verschwenden, weil ich weder das eine noch das andere bin.

Gruß
Michael

[HeiJa]

Danke, Schmierfink, das gefällt mir.
Dem lässt sich wirklich nichts mehr hinzufügen,

außer vielleicht meiner persönlichen Frage: Mit welchen Füllern schmierst Du denn so gerne?

Munter bleiben!
Heiko

[Josh]

Für mich hat der Füllfederhalter durchaus seine Daseinsberechtigung.

Im beruflichen Alltag nutze ich regelmäßig mehrere Exemplare für Notizen in Besprechungen, am Telefon, in von mir bearbeiteten Akten, für kurze Arbeitsanweisungen an die Sekretärin, ..., also immer dann, wenn handschriftlich geschrieben werden muss oder dieses einfach effizienter als der Rechner ist. Nicht selten schreibe ich auch, um Gedankengänge zu sortieren oder zu strukturieren.

All das ginge sicher auch mit Kugelschreiber, Gelminen-Schreiber, Fineliner oder anderen Schreibgeräten. Jedoch ist der Füllfederhalter der Leserlichkeit meiner Handschrift ganz offensichtlich zuträglich, ganz im Gegensatz zu den genannten anderen Schreibgeräten.

Daher - ja, für mich machen FH durchaus Sinn. Und für mich macht auch eine Mehrzahl an unterschiedlichen Füllfederhaltern Sinn, so dass ich je nach Tagesform einen davon nach Größe, Gewicht, Balance, Strichstärke, Gleitverhalten der Feder, Tintenfarbe, ..., auswählen kann.

Viele Grüße
Josh

[reduziert]

Ich schreibe mit Füllfederhalter, weil es mir gefällt. Punkt.

In meinem Besitz befinden sich nun schon einige viele Füllfederhalter, und ich genieße das Schreiben mit Tinte, die Vielfalt der Tinten, die Vielfalt der Federn, die Vielfalt ....

Bevor ich noch weiter ins Schwärmen gerate, mittlerweile schreibe ich sicher 95% meiner Aufschriebe mit Füller und Tinte, die anderen 5% gehören dem Bleistift. Einen Kugelschreiber benutze ich nur an der Supermarktkasse, wenn meine Kredit- oder EC-Karte durch Unterschrift legitimiert sein will. Und da habe ich ein eigenes Exemplar, den Fisher Spacepen, dabei.

Der Füller ist für mich ein Zeichen des (persönliches) Stils. Ich nutze auch Notizbücher statt loser Blätter, Karteikarten statt Post-It-Zettelchen.

Eine ganz private Entscheidung, die jeder Mensch für sich treffen muss, und darf!

Und als Lehrer kann ich wohl auch gar nicht anders

[August]

"Wie/Was schreibt ihr - machen FH Sinn?"

Ich benutze meine Füller fast täglich. Ich habe mehr davon, als ich brauche. Ich sammle nicht, aber es sammeln sich welche an. Ich schreibe zum größten Teil für mich selbst, ich schreibe mein Leben, wenn ich schreibe, dann bin ich. Sicherlich könnte ich auch mit etwas anderem schreiben als mit einem Füller, aber das würde mir nicht so viel Spaß machen. Füllfederhalter sind einzigartig. Manche Federn fühlen sich an, als wären sie voller Leben. Sie fühlen sich weich an und haben doch einen spürbaren Widerstand – fast, als hätten sie ein kräftiges und gesundes Rückgrat. Das empfinde ich als sehr angenehm, wenn Widerstand und Nachgeben sich so harmonisch ineinander fügen. Diese Harmonie spiegelt sich dann in meiner Handschrift, finde ich. Manche meiner Füllfederhalter sind alt, viel älter als ich selbst. Das gibt mir ein gutes Gefühl von Beständigkeit, aber auch ein Gespür für meine Vergänglichkeit.

Machen Füllfederhalter Sinn? Ich könnte mich auch fragen „Macht mein Leben einen Sinn?“ Fast alles wird zu dem, was ich daraus mache, im Kleinen wie im Großen. Ja, für mich machen Füllfederhalter Sinn.

Bilder von einigen meiner liebsten Federn und von einem Pelikan Füllfederhalter aus der Zeit meines Geburtsjahrgangs.

[YETI]

Wow! So schön hätte ich es nicht ausdrücken können. Aber es ist viel Wahres dran.

Gruß

Andreas

[Pennino]

Ciao Achim,

sehr schön beschrieben, genau so ist es (für mich auch) !


Viele Grüße
Pennino

[Hansn]

Hallo Achim,
sehr schön beschrieben!
Danke
HANS