gesteckte Federn zum Reinigen herausziehen: ja oder nein?

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paul
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gesteckte Federn zum Reinigen herausziehen: ja oder nein?

Beitrag von paul » 25.09.2018 14:18

Hallo zusammen,

beim Reinigen meiner Füller bin ich dazu übergegangen, einfach die Feder und den Tintenleiter zu entfernen und unter dem Wasserhahn abzuspülen, weil das wesentlich schneller geht als endlos viele Umdrehungen mit dem Kolben/Konverter. Ich reinige nach jeder verschriebenen Füllung, was im Schnitt mehrere Wochen dauert – man möchte ja ein wenig Abwechslung bei der Füller- oder Tintenwahl ;-)
Nun wurde aber neulich irgendwo (in einem Blog, nicht in diesem Forum) behauptet, das ständige Entfernen der gesteckten Federn würde auf Dauer das Plastik ausleiern, sodass es irgendwann nicht mehr fest sitzen würde. (Bei geschraubten Federaggregaten wie Pelikan/Bock sollte das kein Problem sein.)
Habt ihr evtl. Langzeit-Erfahrungen dazu, oder meint ihr, diese Angst ist ganz und gar ungerechtfertigt?

Grüße
Paul

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Tenryu
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Re: gesteckte Federn zum Reinigen herausziehen: ja oder nein?

Beitrag von Tenryu » 25.09.2018 14:29

Langzeit-Erfahrungen habe ich nicht, weil ich das normalerweise nicht mache. Aber ich habe gemerkt, daß die Feder beim ersten Mal sehr schwer heraus kommt, und danach immer leichter.
Ich nehme sie nur dann raus, wenn eine sehr hartnäckige (wasserfeste Tinte/ Pigmenttinte) drinnen war, oder der Füller stark verkrustet ist.
In der Regel verwende ich immer die gleichen oder ähnliche Tinten in dem selben Füller, so daß der Reinigungsaufwand sich in Grenzen hält. Und wenn die ersten drei Zeilen nach dem Neubefüllen ein bißchen eine andere Farbe haben, stört mich das nicht besonders.

Ich denke, die Federn sind nicht dafür gedacht, ständig rein und raus getan zu werden. Das gilt auch für die mit Schraubgewinde. Obwohl die sicher unempfindlicher sind.

oldfashionedgirl
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Re: gesteckte Federn zum Reinigen herausziehen: ja oder nein?

Beitrag von oldfashionedgirl » 30.06.2019 23:59

Habe heute einen schönen Pelikan Silvexa P21 mit OB-Feder fast ruiniert! Die Feder hatte leichte Anschreibschwierigkeiten, was mich ziemlich genervt hat. Also: Feder gezogen und alles gründlich gespült und geputzt. Ergebnis: Kaum noch Tintenfluss, Aussetzer über halbe Wörter - kurzum, nicht mehr zu gebrauchen.
Mit einer anderen Tinte lief es nicht besser. Ach hätte ich nur alles so gelassen, wie es war ... :cry:

Jetzt schienen auch noch die Schenkel schief zu stehen. Beim Versuch, sie gerade auszurichten, haben sie sich nur noch mehr verkantet. Nach vielem Nachdenken, im Forum herumsuchen und Haare raufen, bin ich noch mit einer Rasierklinge in den Federspalt eingedrungen. Und, kaum zu glauben: Die Tinte fließt ohne Aussetzer und der Füller schreibt nun tadellos - wie noch niemals zuvor!
Nur die Feder scheint ein wenig eingedellt zu sein 8-)
Die blasseste Tinte ist besser als das beste Gedächtnis.

Aus China

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Pelilover_13
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Re: gesteckte Federn zum Reinigen herausziehen: ja oder nein?

Beitrag von Pelilover_13 » 27.08.2020 15:40

oldfashionedgirl hat geschrieben:
30.06.2019 23:59
Habe heute einen schönen Pelikan Silvexa P21 mit OB-Feder fast ruiniert! Die Feder hatte leichte Anschreibschwierigkeiten, was mich ziemlich genervt hat. Also: Feder gezogen und alles gründlich gespült und geputzt. Ergebnis: Kaum noch Tintenfluss, Aussetzer über halbe Wörter - kurzum, nicht mehr zu gebrauchen.
Mit einer anderen Tinte lief es nicht besser. Ach hätte ich nur alles so gelassen, wie es war ... :cry:

Jetzt schienen auch noch die Schenkel schief zu stehen. Beim Versuch, sie gerade auszurichten, haben sie sich nur noch mehr verkantet. Nach vielem Nachdenken, im Forum herumsuchen und Haare raufen, bin ich noch mit einer Rasierklinge in den Federspalt eingedrungen. Und, kaum zu glauben: Die Tinte fließt ohne Aussetzer und der Füller schreibt nun tadellos - wie noch niemals zuvor!
Nur die Feder scheint ein wenig eingedellt zu sein 8-)
Hallo,
Habe das jetzt auch mit der Rasierklinge ausprobiert und das ist ja ein super Tipp, danke dafür!! Wie bei dir beschrieben, funktioniert auch mein Füller nun wieder tadellos, da wär ich ja nie selbst draufgekommen, super!

Shoshi
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Re: gesteckte Federn zum Reinigen herausziehen: ja oder nein?

Beitrag von Shoshi » 06.09.2020 18:58

Hallo zusammen,

zum "normalen" Reinigen würde ich die Feder + Tintenleiter nicht herausziehen. Schließlich hält die Feder und der Tintenleiter nur per Reibung, vermutlich ist die Einführung des Griffstücks leicht konisch. Nichtsdestotrotz sind dies Plastikteile, welche sich leicht(er) durch Temperaturunterschiede bzw. Druck verformen lassen. Ich denke, dass die Anzahl der Rein bzw. Rausschieb-vorgänge zumindest bei den größeren/teureren Herstellern getestet wird. Je nach Toleranz und Fertigungsgüte kann es sein, dass die Reibungsfläche erst nach 10000 Vorgängen ihren Dienst versagt, vielleicht aber schon bei 1000 oder gar 100.

Wenn kein Tintenfluss auch nach intensiver Reinigung zustande kommt, kann man darüber nachdenken. Ansonsten kann man mit einer Spritze wenn möglich durch den Tintenleiter Wasser mit stärkerem Druck reinpressen oder alternativ einen Ultraschall Reiniger verwenden.

Zu dem was oldfashionedgirl geschrieben hat: Vermutlich hast du die Feder zu weit vorne angepackt beim rausziehen bzw. musstest sehr viel Kraft beim Rausziehen verwenden. Was man stattdessen eher versuchen kann, ist einen Streifen Malerband auf die Feder zu kleben und die Feder möglichst nah am Griffstück rauszuziehen. So ungefähr:

https://www.youtube.com/watch?v=2W0t4Ot ... =emb_title

Die Flügel der Feder zu richten ist deutlich schwieriger, lässt sich am besten mit einer Lupe und extrem leichten Kraftaufwand machen. Dazu nimmt man die Feder ohne Tintenleiter und justiert die Flügel nach oben/unten. Sind die Flügel auch in sich bzw. seitlich verschoben ist es nochmal deutlich schwieriger. Daher lieber das Ganze umgehen und die Feder wie oben beschrieben raussziehen falls notwendig. Vorher kann man den Füller in etwas destilliertem Wasser über Nacht einlegen.

Den Tintenfluss kann man beeinflussen, indem man die seitlichen "Flügel" der Feder ganz leicht auseinanderzieht oder eben wie beschrieben mit einem feinen metallenen Objekt durch die Flügel fährt. Perfekt eignet sich dafür ein Stück Messingblech, z.b. mit ca. 0.05mm - 0.08mm Dicke. Der Schlitz zwischen den Flügeln ist in etwa 0.08mm breit je nach Hersteller mal mehr mal weniger.

Dabei muss man aber auch aufpassen. Wenn man den Schlitz zwischen den Flügeln zu weit öffnet kann es sein, dass die Kapillarwirkung der Tinte nicht mehr greift, sodass der Füller aussetzt. Oder der Tintenleiter liefert einfach nicht genug Tinte nach.

Hoffentlich war das hilfreich.

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Wrighter
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Re: gesteckte Federn zum Reinigen herausziehen: ja oder nein?

Beitrag von Wrighter » 12.09.2020 13:17

Hallo Zusammen,

auch ich schließe mich der Einschätzung der Vorredner an und meine, dass die Feder nicht ohne Not ausgebaut oder gar gezogen werden sollte. Reinigung, Spülen, etc. sollte in aller Regel auch ohne Entfernen der Feder machbar sein.

Wenn es denn unbedingt sein muss, hat sich aber auch die Verwendung von Einweghandschuhen bewährt. Das Latex setzt der glatten Feder einfach höhere Reibungskräfte entgegen und hinterlässt im Gegensatz zu Klebeband keine Kleberrückstände. Wichtig ist auch an der richtigen Stelle, also nah am Mundstück zu greifen, sowie genügend Druck auf Feder und Tintenleiter auszuüben, damit die eingesetzen Kräfte auch wirklich am Mundstück ankommen und nicht die Feder auf dem Tintenleiter bewegen und schlimmstenfalls verbiegen. Die Feder muss also ein gewisses Maß gegen den Tintenleiter gedrückt werden, während man gaaaanz vorsichtig im Micrometerbereich versucht, das Ganze als Einheit zu hin und her zu drehen und dabei nach vorne zieht. Das Ziehen, gilt natürlich nur für Steckfedern, der Rest auch für Schraubfedern. Bei eingetrockneten Füllern sollte davor ausgiebig gewässert und vielleicht sogar mit Spüli und – so vorhanden – Ultraschallreiniger, mögliche Verkrustungen gelöst werden.

Schönes Wochenende

Ralf
Herzliche Grüße
Ralf
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