Füller gefüllt aufbewahren, ohne dass sie eintrocknen

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JulieParadise
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Re: Füller gefüllt aufbewahren, ohne dass sie eintrocknen

Beitrag von JulieParadise » 13.07.2020 22:35

Auch genannt Safeties ... Füllhalter, deren Feder mittels Drehmechanismus im Korpus versenkt wird. Dies hat gleich mehrere Vorteile: Es braucht keinen weiteren Füllmechanismus, da nach dem "Einfahren" der Weg in die Tintenkammer frei ist, die durch Befüllung mit Pipette (Eyedropper) einfach zugänglich ist; es entfallen somit weitere Saug-/Füll-/Patronen-Überlegungen. Zweitens ist damit natürlich die Feder im geschlossenen Zustand ständig von Tinte umhüllt, sodass ein Eintrocknen und Festpappen vermieden wird und auch der Einsatz von Tusche (wohl, wenn man sich traut) möglich ist. Drittens schließen diese Füllhalter tatsächlich dicht ab, da sich ohne die Feder sehr leicht das nun quasi bündige obere Ende des Griffstücks direkt im Inneren der Kappe ganz dicht an deren Ende schrauben lässt.

Eigentlich sind somit die Sicherheitsfüllhalter vor allem vom Beginn des 20. Jahrhunderts ein tatsächlich geniales System, bei dem lediglich das Ausfahren der Feder bei eiligem Schreiben unpraktisch ist. Ich selbst besitze zwei Safeties und mag sie sehr.
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agathon
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Re: Füller gefüllt aufbewahren, ohne dass sie eintrocknen

Beitrag von agathon » 13.07.2020 22:38

Thom hat geschrieben:
13.07.2020 22:05

Generationenfrage, geht's beim Schreiben um den Füller oder den Text?

V.G.
Thomas
Wenn man das wüsste! Früher hätte ich gesagt, es geht ums Geschriebene. Zunehmend sehe ich das aber anders.

Grüße

agathon

Thom

Re: Füller gefüllt aufbewahren, ohne dass sie eintrocknen

Beitrag von Thom » 13.07.2020 22:46

Meine Füller sind mit Eisengallustinten aufgewachsen und weder 80 noch 100 Jahre konnten denen was anhaben
(vom ein- oder anderen Tintensack abgesehen). :)

V.G.
Thomas

agathon
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Re: Füller gefüllt aufbewahren, ohne dass sie eintrocknen

Beitrag von agathon » 13.07.2020 22:56

Du benutzt die ja auch. Aber lass mal schwarze Tinte 60 Jahre eintrocknen! Das Geschrei der Restauratoren hörst du über die Alpen. (Bei mir trocknet aber auch nix ein. Und ich hab‘ sogar schon mit Agathons Bester im Füller geschrieben.)

Grüße

agathon

Thom

Re: Füller gefüllt aufbewahren, ohne dass sie eintrocknen

Beitrag von Thom » 13.07.2020 23:01

Mir sind schon komplette EG-Füllungen eingetrocknet, das knirscht dann ein bisschen im Tintensack. Bei einem Kolbenfüller würde ich das aber nicht empfehlen.

V.G.
Thomas

agathon
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Re: Füller gefüllt aufbewahren, ohne dass sie eintrocknen

Beitrag von agathon » 13.07.2020 23:03

merlinuwe hat geschrieben:
13.07.2020 20:54

Ja und nein. Bei Tauchfedern nervt mich, dass sie eben immer wieder getaucht werden müssen. Deshalb habe ich mich ja auch den Füllern zugewendet.
Nix geht über eine Tauchfeder, wenn die Schrift nach was aussehen soll. Da hat auch der MB 149 Calligraphy keine Chance.

Grüße

agathon

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Re: Füller gefüllt aufbewahren, ohne dass sie eintrocknen

Beitrag von agathon » 13.07.2020 23:06

Thom hat geschrieben:
13.07.2020 23:01
Mir sind schon komplette EG-Füllungen eingetrocknet, das knirscht dann ein bisschen im Tintensack. Bei einem Kolbenfüller würde ich das aber nicht empfehlen.

V.G.
Thomas
Man muss halt ein bißchen drauf achten. Dann klappt’s auch mit dem Kolbenfüller. Hatvja auch ne Weile gedauert, bis wir damals den Dollar klein kriegten.

Grüße

agathon

Thom

Re: Füller gefüllt aufbewahren, ohne dass sie eintrocknen

Beitrag von Thom » 13.07.2020 23:53

Ich habe gerade mal die Gelegenheit genutzt und den Tintensack aus dem Black Bird gefummelt. Aber was ist denn nun der hier angedeutete entscheidende Unterschied zwischen einer schwarzen Farbstofftinte (die ist ja EG-frei) und so einer Königsblau?
Gut doppelt soviel Farbstoff.

V.G.
Thomas

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Will
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Re: Füller gefüllt aufbewahren, ohne dass sie eintrocknen

Beitrag von Will » 14.07.2020 6:25

Thom hat geschrieben:
13.07.2020 23:53
Ich habe gerade mal die Gelegenheit genutzt und den Tintensack aus dem Black Bird gefummelt. Aber was ist denn nun der hier angedeutete entscheidende Unterschied zwischen einer schwarzen Farbstofftinte (die ist ja EG-frei) und so einer Königsblau?
Gut doppelt soviel Farbstoff.

V.G.
Thomas
Hallo Thomas,

die Königsblau lässt sich aus einem vor 60 Jahren liegen gelassenen Füllhalter recht gut auswaschen. Schwarze Tinte hingegen kristalliert aus. Es ist entsprechend deutlich langwieriger und aufwändiger einen solchen Füllhalter zu zerlegen, zu reinigen und wieder schreibfähig zu bekommen. Tintensichtfenster sind oft blind und müssen innen nachpoliert werden, da auswaschen nicht reicht. Der Tintenleiter wird selbst mit einem einfachen Ultraschallbad nicht sauber. Hier muss dann chemisch und mechanisch nachgeholfen werden, mit Bürsten oder auch der Rasierklinge. Angeblich sollen die Kohlepartikel in der Tinte dafür verantwortlich sein. Ich bin allerdings kein Chemiker und kann nicht beurteilen, ob dies zutreffend ist. Das Ende eines Füllhalters ist allerdings Tusche, diese wird so hart, dass sich diese aus dem Tintenleiter quasi nicht mehr lösen lässt. Darum niemals Tusche in einen Füllhalter nutzen, damit killt man sich sein Schreibgerât. Vor einiger Zeit hatte ich einen Pelikan 400NN auf dem Tisch, an welchen ich fast verzweifelt bin, ich nehme an, dass in diesem eine Fount India eingetrocknet ist, was kaum noch zu reinigen war. Diese splitterte nach mechanischer Einwirkung förmlich vom Tintenleiter weg. Was eine sehr diffiziele Prozedur war. Die Reaktion auf Wasser war gleich Null, das schwarze Etwas ließ sich damit leider kein bisschen lösen. Ein weiterer Feind des Restaurators sind rote Tinten, diese sind ebenfalls schwerer zu entfernen. Die letzte wurde nach dem Kontakt mit Wasser wie zäher Klebstoff. Entsprechend war es auch ein Elend, bis alles sauber war. Das hatte ich vorher bei roter Tinte noch nicht erlebt, weshalb es mich interessiert hätte, welche Tinte da im Füllhalter eingetrocknet ist. In aller Regel kann man die einstigen Besitzer jedoch nicht mehr befragen. Vielleicht handelte es sich ja um historischen nib creep.

Ich habe auch Füller, die ich mit roter und eisengallushaltiger Tinte schreibe. Diese werden jedoch regelmäßig gereinigt, entsprechend entsteht auch kein Problem. Ich denke, einen Füllhalter im Gebrauch haben und regelmäßig säubern, ist auch etwas anderes, als diesen nach Jahrzehnten unbenutzt in der Schublade zu restaurieren.

Grüße in den jungen Morgen

Gerd
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Thom

Re: Füller gefüllt aufbewahren, ohne dass sie eintrocknen

Beitrag von Thom » 14.07.2020 16:26

Hallo Gerd,

zumindest reinigen bevor man den Füller in die Schublade packt. In schwarzen Farbstofftinten sind keine Rußpartikel enthalten, aber eine deutlich größere Farbstoffmenge, was (mit womöglich noch etwas wasserlöslichem Bindemittel) nach dem Eintrocknen auch einen deutlich höheren Feststoffanteil ergibt. Eure Restauranten stammen aber zu einem guten Teil aus einer Zeit, in der Eisengallustinten Standardtinten waren, selbst heutzutage verwendet kaum jemand Königsblau, wenn's darauf ankommt. Da würde ich mal nicht darauf wetten, was so alles schwarzes in den Füllern hängt. Tusche ist pigmenthaltig und enthält wasserfeste Bindemittel, wenn auch für Füller in verringerter Form, da ist auf alle Fälle Vorsicht geboten. Nichtsdestotrotz blicke ich besorgt auf agathons Entwicklung in dieser Sache und kann nur mahnen: Wehret den Anfängen. :)

V.G.
Thomas

merlinuwe
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Re: Füller gefüllt aufbewahren, ohne dass sie eintrocknen

Beitrag von merlinuwe » 15.07.2020 10:13

Die Lösung mit dem Reagenzglas rückt immer näher. Werde mit meiner Füllersammlung demnächst in den Chemiefachhandel gehen und dort für jeden der 11 zum Austrocknen neigenden Federhalter das kleinstmögliche Reagenzglas mit Stopfen beschaffen.

An eine Feuchtigkeitsüberwachung habe ich auch gedacht. Habe heute Nacht zu diesem Zweck meiner Frau ein paar Haare abgeschnitten. An das Ende eines einzelnen Haares habe ich ein Centstück geklebt. Das andere Ende wird zwischen Stopfen und Reagenzglas geklemmt und mit einem Tropfen Nagellack am Glas festgeklebt. Nun muss man den Aufbau einen Tag stehen lassen, damit sich das Haar längt und an die trockene Umgebungsluft anpasst. Die wichtigsten Stellen sind zu kennzeichnen: Die Oberkante des Centstücks mit einem wasserfesten Markierungsstift markieren. Dann setzt man den Füller ein, verschließt den Stopfen und wartet ein paar Tage. Durch die Feuchtigkeit dehnt sich das Frauenhaar nun. Auch diese (obere) Position des Centstücks wird markiert. Wenn sich nun "im Betrieb" die Oberkante des Centstücks weit der Markierungstelle von Trockenheit nähert, ist der Stopfen nicht richtig dicht aufgesetzt.

Ich rechne damit, dass so aufbewahrte Füller mehrere Jahre schreibbereit bleiben. Ein Brief an Platinum ist unterwegs, die werden wohl ihren slip and seal Mechanismus aus Kostengründen nicht weiter verbauen, vermute ich.

Mal gucken, wenn sie heute Nacht wieder tief schläft, werde ich mir die noch erforderlichen 9 Haare besorgen, dann kann ich schon morgen weitermachen.

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Re: Füller gefüllt aufbewahren, ohne dass sie eintrocknen

Beitrag von Will » 15.07.2020 11:54

Thom hat geschrieben:
14.07.2020 16:26
Hallo Gerd,

zumindest reinigen bevor man den Füller in die Schublade packt. In schwarzen Farbstofftinten sind keine Rußpartikel enthalten, aber eine deutlich größere Farbstoffmenge, was (mit womöglich noch etwas wasserlöslichem Bindemittel) nach dem Eintrocknen auch einen deutlich höheren Feststoffanteil ergibt. Eure Restauranten stammen aber zu einem guten Teil aus einer Zeit, in der Eisengallustinten Standardtinten waren, selbst heutzutage verwendet kaum jemand Königsblau, wenn's darauf ankommt. Da würde ich mal nicht darauf wetten, was so alles schwarzes in den Füllern hängt. Tusche ist pigmenthaltig und enthält wasserfeste Bindemittel, wenn auch für Füller in verringerter Form, da ist auf alle Fälle Vorsicht geboten. Nichtsdestotrotz blicke ich besorgt auf agathons Entwicklung in dieser Sache und kann nur mahnen: Wehret den Anfängen. :)

V.G.
Thomas
Hallo Thomas,

herzlichen Dank für Deine Antwort. Klar wäre es toll, wenn vor 60 oder 70 Jahren alle Füllhalter gereinigt in der Schublade gelandet wären, dann hätten alle Restauratoren, einschließlich mir, jetzt deutlich weniger Arbeit. Meist haben die Leutchen ihre Füllhalter ja nicht plötzlich vergessen, sondern hatten schon damals mit dem Schreiberling ein Problem, weshalb dieser unsanft in der Schublade landete oder bekamen etwas neues/besseres, ggf. auch in Folge, oder wurden aus ihrer diesseitigen Existenz abberufen. Besonders letzteres kann man natürlich niemanden anlasten. Selbstverständlich habe ich viele Füllhalter zu reinigen, die mit Eisengallustinten geschrieben wurden, da hat es ebenfalls Verkrustungen und blinde Tintensichtfenster. Aber man begegnet auch schon mal roten, grünen und lila Tintenresten, doch dies deutlich seltener, denn schwarzblau, schwarz und königsblau.

Herzliche Grüße

Gerd
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Re: Füller gefüllt aufbewahren, ohne dass sie eintrocknen

Beitrag von JulieParadise » 15.07.2020 12:20

merlinuwe hat geschrieben:
15.07.2020 10:13
[...] Habe heute Nacht zu diesem Zweck meiner Frau ein paar Haare abgeschnitten. [...] Mal gucken, wenn sie heute Nacht wieder tief schläft, werde ich mir die noch erforderlichen 9 Haare besorgen, dann kann ich schon morgen weitermachen.
Krötenschleim und Ochsenblut,
Fingernagel von der Brut,
In der Nacht die letzten Haare,
Mmwahh-ha-haaa, fehl'n nur noch neune ...
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Re: Füller gefüllt aufbewahren, ohne dass sie eintrocknen

Beitrag von agathon » 15.07.2020 12:28

Thom hat geschrieben:
14.07.2020 16:26


Nichtsdestotrotz blicke ich besorgt auf agathons Entwicklung in dieser Sache
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Ich komm‘ gut klar, habe noch mit keiner EG-Tinte einen Füller (unbeabsichtigt) kaputt gekriegt.

Grüße

agathon

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Re: Füller gefüllt aufbewahren, ohne dass sie eintrocknen

Beitrag von vanni52 » 15.07.2020 12:37

Der Einsatz eines Frauenhaares zur Überprüfung der Luftfeuchtigkeit ist zwar nicht unbekannt, aber gemessen an den wissenschaftlichen Ansprüchen hier, na ja .....
Die Benutzung eines Aspirationspsychrometers (während meines Studiums erprobt) könnte allerdings aus
praktischen Gründen scheitern (Größe des RG).
Also eines dieser modernen Digitalgeräte mit Messfühler....
LG
Heinrich

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