Füller lieben Schreibschrift...

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Bellaqueen
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Füller lieben Schreibschrift...

Beitrag von Bellaqueen »

:) Eine gewagte These, die ich dem Plenum zur Diskussion stelle, sofern es diese Fragestellung nicht schon mal gab. :)

Ich schreibe gerne mit Hand. Im Laufe meiner beruflichen Karriere war das Schreibschriftschreiben, also das, was wir in der Schule in mühevoller Arbeit mal erlernt haben, leider irgendwann zu langsam, wenn ich schnell Dinge notieren mußte. Und über das permanente und ausschließliche Druckbuchstabenschreiben, habe ich meine Schreibschrift vergessen, fast verlernt. Alles kein Thema dachte ich, weil man mit gutem Papier, Tinte und einem Füller meiner Ansicht auch schön gedruckt schreiben kann. Irgendwie war ich aber doch nie zufrieden mit meiner Handschrift, habe mir immer wieder neue (alte) Füller zugelegt, besitze jetzt ein ganzes Repertoire und schreibe dennoch immer noch am liebsten mit meinem guten alten LAMY Schulfüller von 1990. Er schriebt so flüssig und weich... ;)

Nun habe ich eher durch Zufall entdeckt, daß meine Schreibschrift - also meine Urschrift - gar nicht wirklich weg ist, sondern ich bin einfach nur total ungeübt. Und siehe da: ich übe ein wenig, teste alle meine Füller durch und stelle mit Verzückung fest, daß der ein oder andere vermeintliche Fehlkauf gar keiner ist, sondern sich mit Schreibschrift einfach viel wohler fühlt. Einige haken auf dem Papier auch nicht mehr so und sind fürs Schönschreiben wirklich zu gebrauchen.

Habt Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht oder doch ganz andere?
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Schön schreiben ist nett.
Überhaupt schreiben ist ein Statement.

Simone Rahn-Crettenand
V-Li
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Re: Füller lieben Schreibschrift...

Beitrag von V-Li »

Im Prinzip gebe ich dir recht, aber Füller sind auch für asiatische Schriftzeichen, mit der richtigen Feder natürlich.

Bei mir stelle ich fest, dass meine Handschrift der meines Vaters immer ähnlicher wird.
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Edelweissine
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Re: Füller lieben Schreibschrift...

Beitrag von Edelweissine »

Meine Schreibschrift empfinde ich nicht als schön, aber schnell ist sie, schneller als so manche Druckschrift, und nicht jeder Tintenleiter kommt da hinterher.
Vielleicht lieben Füller eher Schreibschrift und keine Druckbuchstaben, weil das ständige Ab- und neu Ansetzen sei ausbremst? Schattierung gibt es bei Druckbuchstaben eher mal, das kann allerdings auch für Unruhe im Schriftbild sorgen.
Gruß,
Heike
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Strombomboli
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Re: Füller lieben Schreibschrift...

Beitrag von Strombomboli »

V-Li hat geschrieben:
08.03.2021 22:01
Bei mir stelle ich fest, dass meine Handschrift der meines Vaters immer ähnlicher wird.
Das ist ja interessant. Ich stelle fest, daß sich meine Schreibschrift zu einer Mischung aus der meiner Mutter und der meines Vaters, die sehr unterschiedlich schreiben/schrieben, entwickelt hat, während die Schrift meiner Schwester eine Variante der Schrift meiner Mutter ist. Wie mein Bruder schreibt, weiß ich nicht, mit dem kommuniziere ich nur noch digital (und ich würde fast wetten, daß er keinen Füller mehr hat).

Zum Thema Druckschrift/Schreibschrift/Füller kann ich aus meiner Erfahrung nichts beitragen, weil ich in Druckschrift höchstens mal ein einzelnes Wort schreibe, will aber darauf hinweisen, daß Füller für Schreibschschrift gemacht sind. Die japanischen Federn sind ja anders als die europäischen, insofern ist das kein Gegenargument, würde ich denken; in Japan wird bei der Federentwicklung an eine andere Schrift gedacht als bei uns.
Iris

Mein Avatar ist ein Gemälde von Ilja Maschkow (1881-1944): Selbstporträt; 1911, das in der neuen Tretjakow-Galerie (am Krimskij Wal) in Moskau hängt, wo ich es fotografiert habe.
Böser Vater
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Re: Füller lieben Schreibschrift...

Beitrag von Böser Vater »

Was ich bisher an handschriftlichen Texten im Normalgebrauch (also keine Kalligraphie, nicht nur wenige Schriftzeichen in besonders künstlerischer Form) von Chinesen und Japanern gesehen habe, geht im ständigen Ab- und wieder Ansetzen noch weit über jede europäische Druckschrift hinaus.Besonders ausgeprägt natürlich bei den chinesischen Schriftzeichen, die auch im Japanischen als Kanji Teil der Schrift sind, und eher unseren Druckbuchstaben entsprechend bei den japanischen Silbenalphabeten Hiragana und Katagana. So ein chinesisches Schriftzeichen besteht auch in seiner in Japan teils vereinfachten Form noch regelmäßig aus bis zu zehn und mehr Einzelstrichen, die alle unverbunden (und in feststehender Reihenfolge) geschrieben werden. In der Handschrift gibt es natürlich Übergangsformen mit Bindungen mehrerer Striche aneinander. Ein solches Zeichen in einem Schwung zu schreiben gehört aber schon in den Bereich der Kalligraphie und stellt auch den Leser vor gewisse Probleme, wenn er diese Kunst nicht beherrscht.
Beste Grüße --- Hans
V-Li
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Re: Füller lieben Schreibschrift...

Beitrag von V-Li »

Strombomboli hat geschrieben:
08.03.2021 22:33
V-Li hat geschrieben:
08.03.2021 22:01
Bei mir stelle ich fest, dass meine Handschrift der meines Vaters immer ähnlicher wird.
Das ist ja interessant. Ich stelle fest, daß sich meine Schreibschrift zu einer Mischung aus der meiner Mutter und der meines Vaters, die sehr unterschiedlich schreiben/schrieben, entwickelt hat, während die Schrift meiner Schwester eine Variante der Schrift meiner Mutter ist.
Da ich als Nachzügler einen recht alten Vater habe, weiß ich heute, dass seine Schrift bei einigen Buchstaben Anlehnungen an Kurrent/Sütterlin hat. Und die haben sich teilweise bei mir auch eingeschlichen, die Art der Bögen sind auch bei ihm "abgeschaut" und waren früher anders.
Strombomboli hat geschrieben:
08.03.2021 22:33
Zum Thema Druckschrift/Schreibschrift/Füller kann ich aus meiner Erfahrung nichts beitragen, weil ich in Druckschrift höchstens mal ein einzelnes Wort schreibe, will aber darauf hinweisen, daß Füller für Schreibschschrift gemacht sind. Die japanischen Federn sind ja anders als die europäischen, insofern ist das kein Gegenargument, würde ich denken; in Japan wird bei der Federentwicklung an eine andere Schrift gedacht als bei uns.
Darauf wollte ich hinaus.
Lahmer Pelikan
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Re: Füller lieben Schreibschrift...

Beitrag von Lahmer Pelikan »

Böser Vater hat geschrieben:
08.03.2021 23:06
Ein solches Zeichen in einem Schwung zu schreiben gehört aber schon in den Bereich der Kalligraphie und stellt auch den Leser vor gewisse Probleme, wenn er diese Kunst nicht beherrscht.
Ich habe mir unlängst erst mal einen Komplettsatz dieser Kana-Schreibübungen ausgedruckt - die gibt es dort auch für Kanji. Ich finde gut, dass die Reihenfolge aufgedruckt ist.
Flapp! Flapp!
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Killerturnschuh
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Re: Füller lieben Schreibschrift...

Beitrag von Killerturnschuh »

Bislang habe ich beim schreiben mit dem Füller noch nie einen Unterschied zwischen Schreibschrift und Druckbuchstaben festgestellt.
Allerdings ist es für mich als Linkshänderin ausgesprochen angenehm arabisch oder Kanji zu schreiben da beide Schriften von rechts nach links geschrieben sind bzw. japanisch dazu traditionell auch von oben nach unten. Da brauche ich mir um das verwischen von Tinte auch absolut keine Gedanken machen.
Salve

Angi

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vanni52
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Re: Füller lieben Schreibschrift...

Beitrag von vanni52 »

Edelweissine hat geschrieben:
08.03.2021 22:20

Vielleicht lieben Füller eher Schreibschrift und keine Druckbuchstaben, weil das ständige Ab- und neu Ansetzen sei ausbremst? Schattierung gibt es bei Druckbuchstaben eher mal, das kann allerdings auch für Unruhe im Schriftbild sorgen.
Liebe Heike,
da stimme ich Dir zu. Und diese ausgeprägte Schattierung wird möglicherweise nicht nur durch die Schreibgeschwindigkeit, sondern auch durch das Zurückfließen der Tinte an den Absetzstellen verursacht:

56C60A6E-E948-451E-A493-14A9FB5AC8CB.jpeg
56C60A6E-E948-451E-A493-14A9FB5AC8CB.jpeg (364.78 KiB) 5653 mal betrachtet
LG
Heinrich
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Killerturnschuh
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Re: Füller lieben Schreibschrift...

Beitrag von Killerturnschuh »

@ Vanni,

natürlich wird die Schattierung der Tinte auf dem Papier sowohl von Schreibdruck als auch dem der Häufigkeit des Absetzens zu tun.

Nur sehe ich darin kein Indiz das Füller Schreibschrift "lieben"..
Salve

Angi

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vanni52
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Re: Füller lieben Schreibschrift...

Beitrag von vanni52 »

Killerturnschuh hat geschrieben:
09.04.2021 16:57
@ Vanni,

natürlich wird die Schattierung der Tinte auf dem Papier sowohl von Schreibdruck als auch dem der Häufigkeit des Absetzens zu tun.

Nur sehe ich darin kein Indiz das Füller Schreibschrift "lieben"..
Ich schon!
Ich hatte übrigens nicht „Schreibdruck“, sondern „Schreibgeschwindigkeit“ geschrieben.
Und diese äußerst ausgeprägte Schattierung bei den Druckbuchstaben schränkt die Verwendungsmöglichkeiten mMn stark ein.
LG
Heinrich
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Killerturnschuh
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Re: Füller lieben Schreibschrift...

Beitrag von Killerturnschuh »

Ich schrub Schreibdruck, weil ich Schreibdruck meinte. Seit meiner Schulzeit schreibe ich durchgängig im Alltag mit Füllhaltern, Einschränkungen konnte ich dabei allerdings bislang nur in einem Prunkt feststellen... wenn Tinte zu nass ist.
Geschwindigkeit ist sowohl bei Schreib- als Druckschrift vor allem eine Sache der Übung und Gewohnheit.
Salve

Angi

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Tenryu
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Re: Füller lieben Schreibschrift...

Beitrag von Tenryu »

Mit Füllern schreibe ich fast ausschließlich Kursive, mit Bleistiften und Kugelschreibgeräten überwiegend Druckschrift. Und auf kariertem Papier schreibe ich auch meist Druckbuchstaben.

Die ostasiatischen Schriften unterscheiden sich von der lateinischen im Wesentlichen darin, daß sie kaum Aufstriche kennen, und nur wenige diagonale und runde Striche. Hinzu kommt, daß sie traditionell mit fast senkrecht gehaltenen Pinseln geschrieben werden. Daher sind dort auch die aufwärts gebogenen Fude Federn sehr beliebt, weil sie eine viel steilere Stifthaltung erlauben, als gewöhnliche Schreibfedern.
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Buntschreiber
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Re: Füller lieben Schreibschrift...

Beitrag von Buntschreiber »

Jep, während ich mit normalen Federn ein genauso unbewusster (wusste nicht, dass man auch anders schreiben kann) wie konsequenter (andere Haltungen habe ich einmal ausprobiert, ging garnicht mit normalen Federn) 45Grad-Schreiber bin, habe ich mit der Fude sofort und genussvoll alle Füllerhalterungen ausprobiert. Mit asiatischen Schriften kann ich leider schreibend nicht dienen, habe aber die letzten Wochen zunehmend Lust bekommen mal wieder meine Arabisch-Unterlagen rauszukramen und zu schauen wie das mit Kalligraphie-Federn und Fude-Federn so aussieht.
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