Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

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Thom

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Thom »

viewtopic.php?f=8&t=8142&start=1830#p223454

Da bin ich aber jetzt mal sicher.

V.G.
Thomas
Paperclip
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Paperclip »

Thom hat geschrieben:
04.06.2018 19:27
viewtopic.php?f=8&t=8142&start=1830#p223454

Da bin ich aber jetzt mal sicher.

V.G.
Thomas
Ah, ok, das hatte ich nicht gelesen. Und wie wirkt sich das aus, wenn man das mit der Oxidation unterbunden hat?
Thom

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Thom »

In den starken Tinten reduziert irgendwas das Eisen, das könnte schon die Gerbsäurevernetzung sein, die wäre dann auch eine Oxidation (Elektronenabgabe). Das stabilisiert zwar die Tinte EG-mäßig, aber die wird immer eisenlastiger. Die Schriftzüge vergilben dadurch schneller und die Tinte wird aggressiver zum Papier. Bei Eisenionen wird's nicht so schlimm sein wie bei Kupfer. Gucke Dir mal an, was der Bach für eine Kupferüberschuss in der Tinte hatte (und dann schreibt der auch noch Noten :) ).
Wie sich das unterbinden der Oxidation durch so ein Gas auf Dauer auswirkt, weiß ich nicht, das könntest Du mal mittels Vergleichsprobe untersuchen. Prinzipiell geht das ja auch mit Ascorbinsäure, solange die nicht vollständig oxidiert ist (und kein Eisenascorbat ausfällt). Ich weiß aber nicht, ob die Gerbsäurekondensation unterbunden wird, dafür ist die ESSRI schon eine Kandidatin. Das Umfüllen in kleinere Glasflakons ist aber auf alle Fälle eine gute Idee.

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HeKe2
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von HeKe2 »

Wenn die Oxidation unterbunden wird, können die Eisengallate und Eisentannate, die meines Wissens nur mit dreiwertigem Eisen entstehen können, nicht ausfallen, weil kein dreiwertiges Eisen entsteht.

Die kondensierten Gerbsäuren, die ich nicht auf dem Schirm hatte, entstehen unter säurekatalyse, wie Thom sagt. Dabei entstehen Ether. Sowas ist i.d.R keine Redoxreaktion. Da bringt dann demzufolge der Oxidationsschutz nichts.

Das saure Milieu gehört zur Eisengallustinte. Sie funktioniert sonst nicht. Teilweise produziert sie die Säure auf dem Papier auch selbst und greift das Papier an.

Im Ergebnis bedeutet das, dass wenn die Oxidation nicht mehr der die Verfallzeit bestimmende Schritt ist, dann bestimmt spätestens das Ausfallen der Polygerbsäure das Verfallen der Tinte. Sie wird also auch nicht ewig halten.

Soweit die Theorie. Die Praxis wird wissen, was stimmt. Wenn ich Thom richtig verstehe, wird es ab einem Jahr Lagerung meist kritisch und nach zwei Jahren ist mit der Tinte meist nichts mehr los. Er möge mich korrigieren, wenn ich ihn hier falsch verstehe.

Beim Lesen der Texte fiel mir der Hinweis mit der Ascorbinsäure auf. Ich nenne das immer den Fanta-Trick. Da ist das Vit. C auch nicht drin, weil es so gesund ist, sondern damit sie schön gelb bleibt. Aber in die Tinte gemischt: Stört das nicht die gewünschte Reaktion auf dem Papier? Da soll sie ja oxidieren und abdunkeln.
Beste Grüße
Hermann
Paperclip
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Paperclip »

Thom hat geschrieben:
04.06.2018 20:03
Wie sich das unterbinden der Oxidation durch so ein Gas auf Dauer auswirkt, weiß ich nicht, das könntest Du mal mittels Vergleichsprobe untersuchen.
Das mit dem Gas war nur ein Vorschlag für teilgefüllte Gebinde, wie man das halt bei Entwicklern macht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Butan mit der Tinte irgendwie reagiert.
Prinzipiell geht das ja auch mit Ascorbinsäure, solange die nicht vollständig oxidiert ist (und kein Eisenascorbat ausfällt). Ich weiß aber nicht, ob die Gerbsäurekondensation unterbunden wird, dafür ist die ESSRI schon eine Kandidatin. Das Umfüllen in kleinere Glasflakons ist aber auf alle Fälle eine gute Idee.
Ich bin kein Chemiker. Das ist alles nicht so mein Ding. Ich werde aber berichten, was mit der Tinte in den vollständig gefüllten Flaschen so passiert, wenn es soweit ist. Dauert aber, ich brauch nicht viel davon. Bisher ist die jedenfalls auch nach fast einen viertel Jahr genau so wie zu Anfang. Also blass blau beim schreiben, anthrazitfarben nach zehn Minuten und fast schwarz nach einer Woche. Ich liebe diesen Effekt, aber in meinem Lieblingsfüller (M600) hab ich vorsichtshalber lieber Tanzanite.

Herzlicher Gruß

Paperclip
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HeKe2
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von HeKe2 »

Thom hat geschrieben:
04.06.2018 20:03
In den starken Tinten reduziert irgendwas das Eisen, das könnte schon die Gerbsäurevernetzung sein, die wäre dann auch eine Oxidation (Elektronenabgabe). Das stabilisiert zwar die Tinte EG-mäßig, aber die wird immer eisenlastiger. Die Schriftzüge vergilben dadurch schneller und die Tinte wird aggressiver zum Papier.

Tannin hat selbst reduzierende Eigenschaften. Wenn der Überschuss zu groß ist, wird das wohl die genannten Folgen haben. Für Rotwein allerdings ist das was Feines. :D
Beste Grüße
Hermann
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HeKe2
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von HeKe2 »

Paperclip hat geschrieben:
04.06.2018 20:50
Das mit dem Gas war nur ein Vorschlag für teilgefüllte Gebinde, wie man das halt bei Entwicklern macht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Butan mit der Tinte irgendwie reagiert.
...
Ich bin kein Chemiker. Das ist alles nicht so mein Ding. Ich werde aber berichten, was mit der Tinte in den vollständig gefüllten Flaschen so passiert, wenn es soweit ist. Dauert aber, ich brauch nicht viel davon. Bisher ist die jedenfalls auch nach fast einen viertel Jahr genau so wie zu Anfang. Also blass blau beim schreiben, anthrazitfarben nach zehn Minuten und fast schwarz nach einer Woche. Ich liebe diesen Effekt,

Alles gut, ich finde den Vorschlag gar nicht schlecht. Er ist definitiv gut, solage die Redoxreaktion der vorherrschende Prozess in der Tinte ist.

Auch ich halte Butan, da kaum mit der Tinte mischbar und schwerer als Luft, als Inertgas für geeignet. Würde mich wundern, wenn nicht. Auch die Glaskugelmethode sollte hinhauen.

Einen Versuch ist das auf jeden Fall wert. Doppelte Lebensdauer wäre doch schon ein Erfolg.
Beste Grüße
Hermann
Thom

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Thom »

HeKe2 hat geschrieben:
04.06.2018 20:54
Tannin hat selbst reduzierende Eigenschaften. Wenn der Überschuss zu groß ist, wird das wohl die genannten Folgen haben ...
Ja, das ist gut möglich, das ist aber nicht so problematisch, sondern wirklich die Gerbsäure-Ausfällung.
Mit der Säure in der Tinte ist das so eine Sache, ich habe da extra Füller-EG geschrieben, weil wir zurück bis in's Hochmittelalter sind. Die Eisengallustinten vor dem 19.Jh. unterschieden sich schon erheblich, danach ist es aber so.
Ascorbinsäure würde ich bei farbigen EG-Tinten gar nicht raten, weil sie auch bestimmte Farbstoffe reduziert. Ansonsten geht's schon. Das hängt von der Bindungsstärke der Liganden zum Eisen ab und ist z.Zt. ein durchaus aktuelles Thema, wegen der kulturhistorischen Problematik Tintenfraß und der Versuche den zu stoppen.
Haltbarkeit bei den handfesten Füller-EG sage ich mal 2 Jahre. Ich habe da auf die Ausfällungen am Flakonboden hingewiesen, weil es überprüfbar ist. Hier sind mal die 30ml ESSRI, die ich Cepasaccus nicht geschickt hatte, in einem halbvollen Glas.
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Tenryu
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Tenryu »

Wieso nicht einfach nur so viel Tinte kaufen/herstellen, wie man in nützlicher Frist verbraucht? ;) Das hat man früher auch so gemacht.
Thom

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Thom »

Ich rate ja auch nicht grundlos zur Diamine Registrars Ink. :)
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HeKe2
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von HeKe2 »

Mit der werde ich auch erst einmal anfangen. Bin am WE in Berlin, da wird es die wohl irgendwo geben.

Schließlich bin ich eher Kürzelschreiber als Textschreiber im Beruf, wofür ich die haben will
Beste Grüße
Hermann
pejole
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von pejole »

@Thom,

ich denke da sieht man auch ohne Beschriftung welche Schrift von der ungeschüttelten ist, sieht aus wie mit Bleistift geschrieben.

Gruß, Martin
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Thom

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Thom »

Martin zeigt da natürlich eine Federtinte, im Füller wird das nichts mit dem Aufschütteln.
Prinzipientreu, wie ich nunmal bin, habe ich mich nochmal zu einer rotfließenden EG überreden lassen und dieser den Tintenkörper der Nachtblau verpasst. Der braucht bis zur Endfärbung einige Stunden, die erste Minute dokumentiere ich mal. https://youtu.be/l4Tmz23KkDY

V.G.
Thomas
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HeKe2
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von HeKe2 »

Thom hat geschrieben:
04.06.2018 22:45
Ich rate ja auch nicht grundlos zur Diamine Registrars Ink. :)
Ich bin jetzt einfach mal dem Vorschlag gefolgt. Schließlich ist das die mit Abstand einfachste Variante, an eine entsprechende Tinte heranzukommen. Da ich am Wochenende sowieso in Berlin war, und ich auch eine Vorstellung hatte, wer diese Tinte wohl führen könnte (Rokebyrose hat mir meine Idee nochmal bestätigt), war ich dann bei der Händlerin und die hatte tatsächlich die Tinte. Etwas verdutzt war sie doch und fragte, ob ich wirklich diese Tinte wolle und nichts unkomplizierteres. Aber sie weiß ja auch nicht, was für ein Spielkind ich manchmal sein kann.

Leider konnte ich sie bis jetzt nur kurz in einem Jinhao 159 Ambassador testen, der doch deutlich fein schreibt, aber die Tinte scheint zu halten, was sie verspricht. Nächste Woche weiß ich mehr.
Beste Grüße
Hermann
Huly
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Huly »

Vor einiger Zeit bekam ich einen Uniball geschenkt, der speziell als „for Documents“ ausgezeichnet war.

Das habe ich zum Anlass genommen, das einmal ein wenig zu testen.

Dazu habe ich ein Blatt des Staufen-„Premium“-Papiers (90g/m²) benutzt und es unter laufendes, heißes Wasser gehalten und gerieben. Den Test musste ich nach etwa zwanzig Sekunden abbrechen (klarer Verlierer ist das Papier, das riss).

Aber die Ergebnisse wollte ich trotzdem nicht vorenthalten.

Getestet habe ich Salix (M205-F), Brilliant-Schwarz (Twist, Pelikano-M), Lamy Blau (Safari mit breiter F), Stabilo Fineliner blau, den Jetstream schwarz.

Zugegebenermaßen habe ich beim Reiben am meisten die unteren Flächen bearbeitet, aber das ging so schnell, da ging's nicht besser.
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Der EG-Anteil der Salix ist geblieben, die Hilfsfarbe verschwunden. Sie hatte es aber auch am Bequemsten.
Der EG-Anteil der Salix ist geblieben, die Hilfsfarbe verschwunden. Sie hatte es aber auch am Bequemsten.
salixkopie.jpg (396.23 KiB) 4269 mal betrachtet
Oben 4001-Schwarz. Viel Farbstoff wird abgewaschen, ein Teil bleibt im Papier stehen.<br /><br />Unten Lamy-Blau. Wäre das Papier besser, wäre dort wohl nichts geblieben.
Oben 4001-Schwarz. Viel Farbstoff wird abgewaschen, ein Teil bleibt im Papier stehen.

Unten Lamy-Blau. Wäre das Papier besser, wäre dort wohl nichts geblieben.
lamyblaukopie.jpg (381.34 KiB) 4269 mal betrachtet
Hier die Uniball-Mine. Die Schrift steht nur auf dem Papier. Klar lesbar. Das Papier hat erheblichen Schaden genommen.
Hier die Uniball-Mine. Die Schrift steht nur auf dem Papier. Klar lesbar. Das Papier hat erheblichen Schaden genommen.
jetstreamkopie.jpg (363.81 KiB) 4269 mal betrachtet
Hier der Fineliner. Dieser hat ganz durch das Papier durchgeschlagen nach dem Test (was eher dem Papier anzulasten sein dürfte).
Hier der Fineliner. Dieser hat ganz durch das Papier durchgeschlagen nach dem Test (was eher dem Papier anzulasten sein dürfte).
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