Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

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Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Wird die Tinte dann nicht noch schwächer als die Salix?
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Downfall hat geschrieben:
02.08.2024 13:12
Wird die Tinte dann nicht noch schwächer als die Salix?
Ja, aber nicht, wenn Du die preußische Norm als Basis nimmst.
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Alles klar, soweit komme ich noch mit.
Wie wichtig ist Gummi arabicum? Im Füller wird das ja nix?
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vanni52
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von vanni52 »

Downfall hat geschrieben:
02.08.2024 8:26

Dann muss man mal sehen, ob sich auch andere Farbstoffe als "China Blue" eignen, denn ich hätte lieber etwas blaueres.
China Blue ist ein Gemenge aus Methylblau und Wasserblau, auch bekannt von Pelikantinten wie etwa der 4001 Königsblau.
Und Pelikan hat ja über die Jahre die Rezeptur der Königsblau mehrfach geändert, auch mal mit Zugabe von Methylviolett.
Vielleicht auch hier interessant, etwa um die Farbintensität zu erhöhen.

Ich finde es übrigens klasse, dass Du uns hier teilhaben lässt an der Entwicklung einer eigenen EG-Tinte. Bin schon gespannt auf die ersten Ergebnisse.
LG
Heinrich
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Entwicklung ist noch etwas voreilig, ich sammele eher Informationen :D

Aber ich teile gerne meine Erfahrungen, wenn auch das alles laienhafter Natur sein wird.
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Downfall hat geschrieben:
02.08.2024 13:45
Alles klar, soweit komme ich noch mit.
Wie wichtig ist Gummi arabicum? Im Füller wird das ja nix?
Gummiarabicum bleibt wasserlöslich, also grundsätzlich ist das nicht ausgeschlossen.
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Ich habe gerade mal bei Kremer reingeschaut.

https://www.kremer-pigmente.com/de/shop ... annin.html
https://www.kremer-pigmente.com/de/shop ... ulfat.html
https://www.kremer-pigmente.com/de/shop ... ulver.html

Das ist ein 95%iges Tannin. Schluttig und Neumann hatten ein 80%iges, die 20% Verlust sind bei der Referenztinte aber schon rausgerechnet (auch so ein Grund, aus dem Ministerien nicht einfach was abpinseln sollten :) ). Halte Dich bei diesem Tannin an ein Verhältnis von ca. 3:1, dann brauchst Du keine Gallussäure, der Musikfreund Bach hatte auch keine. Und sprenge nix in die Luft. Bild
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Lieber Gast1, danke für deine Hilfe!

Ich werde dort mal bestellen, ich sehe mich aber auch noch nach blauen Farbstoffen um. Die Blaufärbung hätte ich schon gerne. Hat nicht der pgary auch Tinte ohne Gallussäure für Platinum gemacht?

Macht es Sinn, noch etwas wie Glycerin hinzuzufügen?
Helmut
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Helmut »

Hallo,
Gummi Arbicum fördert die Bildung von Tröpfchen -sprich Du kannst an einer Tauchfeder mehr Tinte "bunkern".
Allerdings verhindert es bei vielen Tintenleitsystemen ein Vordingen der Tinte bis zur Feder. Wenn Du einen Füller mit einem Tintenleitsytem analog eines Abwasserkanals hast denn kannst Du es bedingt verwenden unter individueller Minimaldosierung. Der Füller schreibt dann nicht mehr nass sondern trockener bei Überdosierung kommt kein Tintenfluß mehr zustande. Da musst Du eben die individuelle Mischung für Deinen Füller finden.
Glycerin hat nach meinen Erfahrungen eine ähnliche Wirkung, wobei man Glycerin am Besten mit einem Schuß Alkohol löst.
Ich kenne auch jemanden - der verwertet gerade auf diese Art das abgelaufene Handdesinfektionsmittel. Das ist natürlich ein Versuchsfeld auf eigene Verantwortung.
Na ja - hinsichtlich eines grossen Bums in der Küche sehe ich das sportlich. Solange Du Dich im Wesentlichen an die alten Rezepte hältst wird nicht viel passieren. Und bei vielen Mischungen aus Haushaltsputzmittel benötigst Du eine Zündeingangstemperatur von über 5000°C. Sonst gibt es bestenfalls nur eine mehr oder wenige starke Flammenentwicklung.
Schließlich wollen wir hier niemanden im "Bombenbau" oder als Sprengmeister oder Feuerwerker ausbilden.
Ein Leuchten in den Augen habe ich halt immer, wenn ich mit meiner Frau durch die Putzmittelabteilung unserer Drogerieshops "wackle". Da kommen die Ausbildungserinnerungen aus meiner aktiven Zeit bei der Truppe hoch.
Viel Spass bei der Tintenentwicklung

Helmut
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Downfall hat geschrieben:
03.08.2024 7:56
... Hat nicht der pgary auch Tinte ohne Gallussäure für Platinum gemacht? ...
Eher umgekehrt, diese Tinten werden wahrscheinlich eher reine Gallussäuretinten sein, die Pelikan auch. Aber auf traditionelle Weise kriegst Du Deine Stärken nicht nur mit Gallussäure, weil die nicht ausreichend wasserlöslich ist. So, aber jetzt mal ran an die Buletten, Forschung kommt von forsch und Galileo hatte auch jede Menge Shitstorm. :)
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Ich habe bei Kremer bestellt und werde kommende Woche mal beginnen.
Ich brauche noch das ein oder andere Behältnis und ich hätte auch gerne noch eine Waage, die zwei Stellen hinterm Komma auflösen kann...für zuhause wirds aber wohl im ersten Schritt eine von Aliexpress und Co. tun.
Dann will ich parallel auch mal meine Chemiekenntnisse vertiefen. Ob das Sinn macht und wie tief ich da überhaupt im Rahmen der EG-Tintenpantscherei eintauchen muss, da hab ich keine Ahnung. Aber als E-Techniker schadet es sicherlich auch nicht, zumindest rudimentär in die Chemie einzusteigen; bei uns kam sowas wie Elektrochemie nämlich leider viel zu kurz.

Ansonsten habe ich auch noch Glycerin besorgt, die Woche werde ich im Baumarkt noch Salzsäure kaufen gehen und dann bin ich noch auf der Suche nach einem Farbstoff, im ersten Schritt wird es aber vielleicht mal Methylblau tun. Bei Kremer gibts auch noch synthetisches und in Wasser lösliches Indigo. Vermutlich muss man bei jedem Farbstoff nochmal separat sehen, ob die Tinte das überhaupt mitmacht.

Generell werde ich erstmal versuchen, kleine Mengen herzustellen, und nicht gleich mit dem gesamten Liter aus der Norm arbeiten...sonst entsteht vermutlich zu viel unbrauchbare Tinte.
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Vermutlich muss ich noch irgend eine Art von Fungizid hinzufügen. Dann muss ich mal gucken was man so an Feuchthaltemitteln braucht oder bekommt. Denke das spielt im Füller ja eher eine große Rolle. Was mir wichtig ist, ist eine gute Randschärfe und die Tauglichkeit auf vielen Papieren, selbst dem Kopierpapier aus der Hölle auf der Arbeit. Bei trotzdem mäßig gutem Tintenfluss. Mal sehen.
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Downfall hat geschrieben:
04.08.2024 14:00
... Generell werde ich erstmal versuchen, kleine Mengen herzustellen, und nicht gleich mit dem gesamten Liter aus der Norm arbeiten...sonst entsteht vermutlich zu viel unbrauchbare Tinte.
Ja, mache mal 100ml, da nimmst Du einfach ein Zehntel von allem. Das entscheidende an der Norm ist der Eisengehalt und die Relation zu den Gerbsäuren. Schluttig und Neumann, das Modern Talking der Eisengallustinten, haben damals die alte Norm von 1888 genommen und haben eine Labortinte gemacht. Die Tinten werden ohne Gallussäure aber nicht richtig schwarz, auch die alten Federtinten wurden das nur durch verschimmeln, weil der Pilz das Tannin teilweise zu Gallussäure aufspaltet. Das ist einfach eine Farbnuancierung zu tiefschwarz. Deshalb haben die Beiden einen Teil des Tannins durch Gallussäure ersetzt, die kannten aber auch die Löslichkeitsgrenze. Und dann haben sie den Eisengehalt immer weiter hochgesetzt, bis die Tinte nicht mehr schwärzer wurde und dabei haben sie die Tinte viel zu eisenlastig gemacht. Als Vergleichstinte für die Schwärzung ging das aber, die muss ja keine dauerhaft stabilen Schriftzüge liefern. Ungünstigerweise wurde die aber in den nächsten Jahrzehnten buchstäblich als Standardtinte übernommen. Diese eisenlastigen Tinten werden zwar sehr schwarz, aber bleiben das nicht lange.
Helmut
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Helmut »

@Gast 1
Deine Aussage kann ich voll bestätigen.
Allerdings haben wir auch bei vielen historischen Tinten aus der Gänsekielära eine starke Eisenlastigkeit feststellen können.
Solche EG- Tinten sind auf Orginalurkunden überwiegend bräunlich ausgefärbt und je nach Lagerung noch mehr oder weniger kräftig vorhanden.
Die Niederschläge in den Tintenvorratsbehältern oder auch größeren Tintenfässern wurde mit Tafelessig wieder in schreibbare Tinte "rückversetzt". Ebenso wurden die Gallapfelrückstände im Anmischbehälter belassen und lediglich bis zu 40% der Ursprungsmenge an
Galläpfeln bei einer 2. Mischung zugegeben. Das Rezept von Krämer Pigmente mit 7 gr. Eisen-II-sulfat entspricht umgerechnet auf viele alte Tintenrezepte im Wesentlichen den damaligen Vorgaben. Bei Füllhaltertinten kommt man problemlos, ausgehend vom
Rezept Krämer, mit 2 bis 4 gramm Eisen II Sulfat hin.
Viele Grüße
Helmut





krämer
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Helmut hat geschrieben:
04.08.2024 23:08
...Allerdings haben wir auch bei vielen historischen Tinten aus der Gänsekielära eine starke Eisenlastigkeit feststellen können. ...
Ja, das waren Fehler. Schluttig und Neumann haben die Vergleichstinte selbst relativiert, die wussten vermutlich schon, was sie da machen (und was nicht). :)
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