Tintensheen - am Beispiel der Lamy Dark Lilac

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Frischling
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Re: Tintensheen - am Beispiel der Lamy Dark Lilac

Beitrag von Frischling »

Danke, ich hab noch einmal (sicher nicht zum letzten Mal) Sinas Tintenkleckse davon angesehen. Night Shade ist sowieso eine der Tinten vom Inkvent 2021 die auf meiner Wunschliste gelandet ist (u.a. wegen der von dir angesprochenen Füllfeder :mrgreen: ). Bei nächster Gelegenheit werde ich aber auch noch mit R+K Isatis tinctoria herum spielen, die sieht auf Sinas Bilder schon verdammt gut aus, aber auf MarkIVs könnte es tatsächlich bläulicher Sheen sein.

Sheen finde ich schön, wenn die Tinte einen glänzenden Rand hat. Also eher die speckigen Kanten eines Sakkos/einer Hose (Sheen) und nicht vom Dreck dunkle Ränder (Kruste) 8-) Wenn der Sheen, egal welcher Farbe, die Grundfarbe der Tinte komplett überdeckt ist es mir einfach zu heftig.
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tanja13
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Re: Tintensheen - am Beispiel der Lamy Dark Lilac

Beitrag von tanja13 »

Wenn Du eine türkise (hellblaue) Tinte mit dunkelblauen Sheen suchst,
zuviel Sheen aber gar nicht magst,
wäre dann vielleicht nicht eher Shading etwas für Dich?
Liebe Grüße
Tanja
Chia
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Re: Tintensheen - am Beispiel der Lamy Dark Lilac

Beitrag von Chia »

Danke an Heinrich für die Fotos von der wilden Erdbeere :)
Deren Sheenfarbe liegt mMn irgendwo zwischen Grün und Gold.

Bei deinem/seinem Bild von der Night Shade kann ich allerdings nicht wirklich Sheen erkennen 🤷🏼‍♀️
Ich sehe da drei Schattierungsebenen, bei denen an den Rändern - vor allem dem der obersten/dunkelsten Ebene - ein dünner Streifen ist, wo man vielleicht ein sheeniges Glänzen vermuten könnte. Aber auf dem Foto wirklich sehen tue ich es nicht.

Frischling hat geschrieben:
03.01.2022 18:41
Sheen finde ich schön, wenn die Tinte einen glänzenden Rand hat. Also eher die speckigen Kanten eines Sakkos/einer Hose (Sheen) und nicht vom Dreck dunkle Ränder (Kruste) 8-) Wenn der Sheen, egal welcher Farbe, die Grundfarbe der Tinte komplett überdeckt ist es mir einfach zu heftig.
Bei den Tintenklecksen finde ich es am schönsten wenn man beides sieht: Tinte UND Sheen, als kräftiger Rand ohne dass komplett alles überdeckt wird.

Grundsätzlich hätte ich aber auch an richtig heftigen Sheenern Interesse. Denn da schätze ich die Wahrscheinlichkeit am größten ein, dass man dann auch in der Schrift tatsächlich was vom Sheen sieht - bei den meisten meiner Tinten kann ich zwar in Klecksen schönen Sheen finden, aber im normalen Geschriebenen wenigst bis nix :|
Was mich allerdings doch wieder von Sheenmonstern abschreckt, sind die Berichte übers Schmieren. Ich möchte schon dass mein Gekleckse - und noch mehr mein Geschreibsel - irgendwann verlässlich durchgetrocknet ist. Und ich möchte auch lieber auf zufällig überraschend auftauchende Farbspuren verzichten, wie sie manchen Studio Organics Tinten nachgesagt werden..
Frischling
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Re: Tintensheen - am Beispiel der Lamy Dark Lilac

Beitrag von Frischling »

tanja13 hat geschrieben:
03.01.2022 19:10
Wenn Du eine türkise (hellblaue) Tinte mit dunkelblauen Sheen suchst,
zuviel Sheen aber gar nicht magst,
wäre dann vielleicht nicht eher Shading etwas für Dich?
Tinten mit tollem Shading liebe ich, genauso wie Tinten mit zartem Sheen.
Das ganze hat eigentlich nur als "blöde Frage" begonnen. Wenn es blaue Tinte mit rotem Sheen gibt, habe ich mich (und dann euch) gefragt, ob es auch die umgekehrte Farbkombination gibt, oder eben Türkis/Petrol mit blauem Sheen.
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vanni52
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Re: Tintensheen - am Beispiel der Lamy Dark Lilac

Beitrag von vanni52 »

rubicon hat geschrieben:
03.01.2022 11:30
da gibt es ein weiteres Beispiel mit grünem und goldenem Sheen: Krishna Jungle Volcano
https://fountainpenlove.com/fountain-p ... binations/
Eindrucksvolles Foto, danke Dir für den Link.
Schade, dass ich die Tinte nicht hier habe, hätte ich gerne in natura gesehen (zumal die Mountainofinksfotos nicht ganz so
klar diese beiden Sheenfarben zeigen). Nach dem Motto: Traue nur den Klecksen, die du selber gefälscht hast.🙂
LG
Heinrich
tanja13
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Re: Tintensheen - am Beispiel der Lamy Dark Lilac

Beitrag von tanja13 »

Was meint ihr, entsteht Sheen eher zufällig, oder können die "Tintenköche" den ganz gezielt herstellen?
Warum gibt es meist ähnliche Kombinationen, und nicht mal was ganz anderes?
Liebe Grüße
Tanja
rubicon
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Re: Tintensheen - am Beispiel der Lamy Dark Lilac

Beitrag von rubicon »

Soweit ich mir angelesen habe, ist Sheen abhängig von der Menge des entsprechenden Farbstoffs in der wässrigen Tintenlösung. Manche Sheenmonster sind daher auch besser verdünnt zu verwenden, ohne daß sich der Farbton ändert. Siehe z.B. Sinas Anmerkungen zur Black Ivy im Inkvent Calendar dieses Jahr.
Man muß nur aufpassen, daß die Tinte durch die Wasserzugabe nicht zu trocken wird. Dagegen hilft jedoch ein winziger Tropfen Spüli.

Daher zeigt auch die eine oder andere „Standardtinte“ bei entsprechendem Papier und dickem Auftrag Sheen. Auch hier gibt es genügend Beispiele beim Inkvent Calendar.
LG
Andrea
Illoran
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Re: Tintensheen - am Beispiel der Lamy Dark Lilac

Beitrag von Illoran »

Moin,

ich schieß mal ein wenig ins Blaue: Tinten enthalten meist Triphenylmethanfarbstoffe. In meiner Zeit im Labor konnte ich beobachten dass einige davon als metallisch glänzende Plättchen oder Nadeln kristallisieren. Kristallviolett (und andere Violette Farbstoffe) beispielsweise glänzt grünlich golden, Brilliantblau glänzt rötlich-lila. Auf dem Papier kann Kristallisation eher dann einsetzen wenn viel Tinte oder stark gesättigte Tinte auf dem Papier liegt ohne direkt abzutrocknen oder in das Papier zu ziehen.

"Tintenköche" sollten also sehr gezielt über die Auswahl des Farbstoffes und der damit verbundenen Kenntnis der Kristalle sowie der Konzentration im fertigen Produkt den Sheen steuern können. Moderne Sheenmonster z.B. von Diamine oder Organic Studio sind entsprechend auch sehr dicke Farbstofflösungen wie Rubicon schon erwähnte.

Hope this helps
Illo
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vanni52
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Re: Tintensheen - am Beispiel der Lamy Dark Lilac

Beitrag von vanni52 »

Dann müsste man im Umkehrschluss bei Tinten mit geringerer Sättigung an einen Punkt gelangen, wo auch mit einer großen Tintenmenge auf einem besonders geeigneten Papier (hier teste ich zur Zeit u.a. Pergamentpapier) kein Sheen mehr möglich sein wird.
Da habe ich schon einige Beispiele im Hinterkopf, etwa bei Montblanc die Ladies Pearl oder die Fumisome Chlorophyll.
LG
Heinrich
tanja13
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Re: Tintensheen - am Beispiel der Lamy Dark Lilac

Beitrag von tanja13 »

Lieben Dank Euch allen!
Sehr interessant!
Liebe Grüße
Tanja
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vanni52
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Re: Tintensheen - am Beispiel der Lamy Dark Lilac

Beitrag von vanni52 »

Chia hat geschrieben:
03.01.2022 12:13

Etwas was mich bei Sheen noch interessieren würde, ist, welche Auswirkung das Mischen von verschiedenen Tinten auf den Sheen und insbesondere die Sheenfarbe hat.
Klasse Idee, auch Deine Beispiele dazu sind interessant.
Tinten enthalten i.d.R. mehrere Farbstoffe, bei deren Auswahl und Kombination die Hersteller im Vorfeld mögliche Komplikationen austesten. Dabei geht es mMn nicht nur um unterschiedliche chemische Eigenschaften, sondern auch um Veränderungen etwa beim pH Wert. Beim Mischen könnten dann Tinten wie die 4001 Königsblau mit einem pH Wert von ca. 2 (also sehr starke Säure) auf Tinten wie die 4001 Brillantschwarz mit pH 8 (starke Lauge) treffen. Und dann im Sinne Deiner Frage zu Ausfällungen führen.
Und um ein Beispiel der gerade erwähnten Triphenylmethanfarbstoffe zu nehmen, da gibt es das Phenolphthalein, bei dem bei Zugabe eines einzigen Tropfens einer alkalischen Lösung ein Farbumschlag von farblos in knallpink erfolgen kann.
Aber all dies nur mal laut gedacht, ich werde definitiv bei diesen Mischexperimenten dabei sein.
LG
Heinrich
rubicon
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Re: Tintensheen - am Beispiel der Lamy Dark Lilac

Beitrag von rubicon »

Manche Tintenfarbstoffe produzieren keinen Sheen, wie man hier erkennen kann:
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A847407D-D7D5-422C-900F-EEF0FA64FA11.jpeg
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23A9BA20-DE60-4C27-A3B6-4D7293F51C9F.jpeg (106.02 KiB) 2397 mal betrachtet
Das Gelb und Schwarz ist aus dem Octopus RIMIK, das mit dem silber Glitzer sind gemischte Überreste der Pink Ice. Das ganze ist auf einem weißen glasierten Teller.
Da wird auch durch hohe Konzentrierung kein Sheen entstehen.
LG
Andrea
Chia
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Re: Tintensheen - am Beispiel der Lamy Dark Lilac

Beitrag von Chia »

vanni52 hat geschrieben:
04.01.2022 9:28
Dabei geht es mMn nicht nur um unterschiedliche chemische Eigenschaften, sondern auch um Veränderungen etwa beim pH Wert. Beim Mischen könnten dann Tinten wie die 4001 Königsblau mit einem pH Wert von ca. 2 (also sehr starke Säure) auf Tinten wie die 4001 Brillantschwarz mit pH 8 (starke Lauge) treffen. Und dann im Sinne Deiner Frage zu Ausfällungen führen.
Hm, aber als Ausfällung würde ich den Sheen nicht bezeichnen 🤔

Und was den ph-Wert betrifft sind Brillant-Schwarz und Brillant-Rot gleich - laut Pelikan-Datenblatt beide 8,5.
Chia
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Re: Tintensheen - am Beispiel der Lamy Dark Lilac

Beitrag von Chia »

rubicon hat geschrieben:
04.01.2022 10:05
Manche Tintenfarbstoffe produzieren keinen Sheen, wie man hier erkennen kann:
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Das Gelb und Schwarz ist aus dem Octopus RIMIK, das mit dem silber Glitzer sind gemischte Überreste der Pink Ice. Das ganze ist auf einem weißen glasierten Teller.
Da wird auch durch hohe Konzentrierung kein Sheen entstehen.
RIMIK ist ja das Selbstmisch-Kit. Sind die Grundtinten da dann mono-Farbstoff Tinten?

Ich denke auch dass hoch konzentrierte Tinte + große Tintenmenge (Tropfen, Klecks) Sheen zwar wahrscheinlicher macht, ihn aber nicht garantiert.

Die von mir schon erwähnte M&M Schwarz (F) scheint mir zB als recht dichte Tinte, zeigt aber allenfalls ganz minimalst Sheen.

Und bei der ONLINE Türkis (P) zB habe ich noch nie irgendeinen Anflug von Sheen entdeckt. Nada. Nicht mal ne Spur, auch nicht bei dicken Tintenklecksen.
Chia
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Re: Tintensheen - am Beispiel der Lamy Dark Lilac

Beitrag von Chia »

Ich habe gerade übrigens auf einer der Tintenkarten einen Fall von einer gewissen Zweifarbigkeit und interessant zweiartiger Struktur entdeckt.

Leider verzweifle ich gerade ein bisschen an meinen mangelhaften Fotofähigkeiten und -ausstattung und -umgebung 😫

Edit:

Diese Kleckserei mit Lamy Schwarz (P) zeigt zum einen dunkelschwarzroten Sheen mit unauffälliger Struktur und zum anderen einen grünlichen Sheen bei dem die Kristallstruktur ausgeprägt spitznadelig wirkt:
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Leider weiß ich nicht, ob das bei Lamys Patronenschwarz öfter auftritt oder ob es eine schon ziemlich alte Patrone oder sonst irgendwelche speziellen Umstände waren.

Bei einem anderen(?) Lamy Schwarz (F, alt) das vermutlich sogar älter ist (-> Fass in alter Form mit langem Hals), hat sich das Phänomen nicht gezeigt, da ist nur der normale flächige dunkelschwarzrote Sheen zu sehen:
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Beobachten konnte ich eine ähnliche Nadligkeit des Sheens aber bei der ONLINE Orange (P), dort allerdings etwas (mal mehr mal weniger) zarter und ohne "Zweitsheen":
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