Farbübersichten für Tinten

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G-H-L
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Farbübersichten für Tinten

Beitrag von G-H-L »

Hallo,

habe schon des öfteren solche Farbübersichten auf Internetseiten von Tintenherstellern gesehen. Da ist man dann auch am Überlegen, welche Farbe den eigenen Wünschen am nächsten kommt.

Nun habe ich aber festgestellt, daß ein und dieselbe Tinte in verschiedenen Füllern auch verschieden ausfallen. Ich habe z.B. braune Tinte in einem Waterman Hemisphere, einem Pelikan M400 und M150 und in irgendeinem Billigfüller der Marke unbekannt. Bei den Markenfüllern sind die Farbunterschiede minimal. Beim Billigfüller ist die Farbe jedoch wesentlich dunkler.

Das fällt vor allem dabei auf, wenn man beim Schreiben die Füller immer mal wechselt.

Gruß
Gerhard
Gruß
Gerhard

Nein, das ist keine unleserliche Handschrift!
Der Text ist nur analog verschlüsselt! :)
Dieter N
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Beitrag von Dieter N »

Hallo, Gerhard,

ich brauche für diesen Effekt beim Havannabraun nicht einmal den Füller zu wechseln. In meinem Man 100, den ich auf Anraten von Waterman mit der Farbe nutze, verändert sich die Helligkeit und der Farbton.

Wenn der Füller längere Texte schreibt, wird die Tinte heller, wenn ich morgens nur einige wenige Zahlen damit schreibe, ist sie dunkel und geht manchmal in Richtung violett-mahagoni. Und dünn, finster und zähfließend wird sie, wenn der Konverter fast leer ist. Außerdem tut meine OGL-Feder dann so, als wäre sie eine F.

Aber nicht alle Tinten verhalten sich so: Z.B. Diamine Orange kennt bei mir keine Farbvariationen.

Ich tippe auf das Trocknen der Tinte und damit verbunden auf eine Konzentration der Farbanteile oder bei laufender Benutzung auf den Tintenfluss in Realtion zur Federbreite. Dabei könnte ich mir vorstellen, dass ein Füller die Tinte "höher" als der andere auf dem Papier "stapelt". Dabei trocknet die Tinte dann länger, aber es findet sich auch eine dickere Farbschicht auf dem Blatt. In dem Zusammenhang habe ich auch Tinten gefunden, die ich in bestimmten Füllern liebe und mit anderen nicht in die Nähe von Papier bringen würde: Z.B. Diamine Claret (ein Violett), das ich mit meiner Pilot "Injektionsnadel" (EF o.ä. mit sattem Fluss) sogar im Dienst nutze und mit einem B wohl nie nutzen werde.

Viele Grüße
Dieter
absia
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Beitrag von absia »

Hallo, ihr beiden!

Ich denke, das Ganze ist kein Tintenqualitätsproblem, sondern ein Tintenflussproblem. Mein MAN 100 treibt dieselben Scherze wie Dieters (kein "Deppenapostroph"!) Füller. Das Problem war bei meinem Liaison extrem ausgeprägt, kommt aber in abgeschwächten Formen bei den meisten Füllern vor: Wenn der Füller längere Zeit gestanden (meine stehen auf dem Schreibtisch immer auf dem Kopf) hat, ist der Tintenleiter voll und liefert sofort satte Suppe. Das dürfte das sein, was Dieter mit "Tinte auf dem Papier stapeln" meint. Aber bei längerem flotten Schreiben leert sich der Tintenleiter bzw. das Reservoir darin (besonders groß beim Carene) mit der Zeit, sodass der Füller immer mehr vom dem Saft leben muss, der aus der Patrone frisch nachfließen kann. Meistens ist dieser Zustrom schwächer als die sofort anstehende Tinte im Leiter. (An diesem Punkt hängt natürlich viel von der Viskosität der Tinte ab. Eine "dünnere" Tinte fließt da einfach besser als eine dicke Suppe. Aber auch das ist noch kein Tintenqualitätsproblem!) Deshalb dünnt das Schriftbild mit der Zeit aus und pendelt sich auf dem Niveau ein, das der Normalstrom aus dem Füllerbauch gerade noch schafft. Das stört mich auch, weil sich damit auch immer das Schriftbild bzw. dessen Sättigungsgrad verändert. Positiv gesehen ist es aber auch das Unverwechselbare an Texten, die mit Feder geschrieben worden sind. Das "kann" kein anderes Schreibgerät nachmachen. Besonders ausgeprägt ist dieser Effekt beim guten alten Federhalter, den man noch alle paar Zeilen ins Tintenfass tauchen musste. Pfiffig sind dabei die Lösungen, die man ausprobiert hat, um die Speicherkapazitäten für die Tintentröpfchen auf den Federn selbst zu erhöhen. Vor allem bei Bandzugfedern war ja schnell Schluss mit dem Tintenvorrat an der Feder, wenn man nicht irgendwelche Tricks angewendet hat. Wie gesagt, ähnlich verhält sich auch heute noch der moderne Füllfederhalter, Füller oder Füllhalter. Am bestens gefällt mir aber der Ausdruck "Füllfeder", den unsere österreichischen Forumsmitglieder immer verwenden, weil er schon im Namen genau diesen Effekt anklingen lässt, den ich oben beschrieben habe. Die Frage ist jetzt nur: Ist das ein bautechnischer Qualitätsmangel der meisten Füller oder eher ein Individualistikum für die Füllfeder als alternatives Schreibgerät zu allen anderen "modernen Gleichschreibern".

Lieben Gruß
Peter
Zuletzt geändert von absia am 29.08.2007 20:28, insgesamt 2-mal geändert.
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Dieter N
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Beitrag von Dieter N »

Hallo, Peter,

ich mag keine allgemeingültige Aussage machen, was ich besser finde. Es gibt Füller-Tinten-Kombinationen, denen ohne das typische Ausdünnen etwas fehlen würde. Aber z.B. der breite Liaison mit der Diamine Orange hat eine Kombination, die ich absolut toll finde.

Mit meinem Tintenstapel hattest du zwar recht, aber ich meinte eine andere Situation. Es ging mir dabei auch um den Tintenfluss, der im Zusammenhang mit der Tinte zu einer unterschiedlich dicken Tintenschicht auf dem Papier führt. Dein Beispiel führt zu einem Ausdünnen und zu einer Farbveränderung beim Schreiben und ich dachte auch an Füller, die derartig viel Tinte liefern, dass die Feder immer genug davon zur Verfügung hat. Der genannte Pilot gehört dazu, wobei die feine Feder es ihm natürlich leicht macht. Aber auch z.B. ein Rotring 700 von mir macht eine richtig dicke Tintenschicht ... mit einer B-Feder. Dort treten Farbveränderungen nur durch das Antrocknen der Tinte bei der Lagerung auf.

Aber wie schon durch deine abschließenden Gedanken deutlich wurde, können wir die Effekte untersuchen, aber die Bewertung ist eine andere Sache...

Viele Grüße
Dieter
G-H-L
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Farbübersichten

Beitrag von G-H-L »

absia hat geschrieben: Die Frage ist jetzt nur: Ist das ein bautechnischer Qualitätsmangel der meisten Füller oder eher ein Individualistikum für die Füllfeder als alternatives Schreibgerät zu allen anderen "modernen Gleichschreibern".
Ich denke, weder noch. Daß sich der Sättigungsgrad der Tinte verändert liegt meiner Meinung mehr daran, daß sich die Tinte selbst verändert. Da spielt z.B. die Temperatur eine Rolle. Oder auch die Viskosität der Tinte selbst, da ja das Wasser im Laufe der Zeit verdunstet. Auch glaube ich, daß das Licht, dem die Tinte im Glas oder der Patrone ausgesetzt ist die Farbe allmählich verändert.

Aber auch die anderen Schreibgeräte unterliegen den gleichen Schwankungen, wenn auch nicht so stark. Bei Kugelschreibern verändert sich auch die Schreibfarbe im Laufe der Zeit und vor allem von Mine zu Mine. Auch hier trocknet nach und nach die Paste ein, was die Farbe heller werden läßt. Bei Vielschreibern dürfte sich durch Abnutzung des Kugelbettes der Pastenfluß verstärken und die Schriftfarbe wird dunkler.

Bei Füllertinten kann man sich also nur ganz grob nach den Farbübersichten richten, denn wie die Farbe tatsächlich auf dem Papier rauskommt ist von Füller zu Füller unterschiedlich.

Gruß
Gerhard
Gruß
Gerhard

Nein, das ist keine unleserliche Handschrift!
Der Text ist nur analog verschlüsselt! :)
absia
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Beitrag von absia »

Tja, warum wundern wir uns dann eigentlich noch, wenn wir all' die Zusammenhänge so abgrundtief durchschauen?

Gruß
Peter
"Du bist, wie du schreibst!" (Alfons Lüke)
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