Wasserfestigkeit, kleine Prüfung

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MarkIV
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Wasserfestigkeit, kleine Prüfung

Beitrag von MarkIV »

Ich habe einen kleinen Test zur Wasserfestigkeit gemacht, ist nicht unbedingt ein Test, eher eine Prüfung. Ich habe Schriftproben auf Clairefontaine DCP90 geschrieben und dann 10 Sekunden mit einem Pinselstift "angepinselt".
Hintergrund dafür waren die Graf von Faber-Castell Tinten. Mir hat schon der dritte Händler erklärt, dass die Tinten wasserfest wären und im Grunde besser als die von Montblanc. .....Mhh..... Früher meine ich, stand auf der GvFC Seite auch, dass die Tinten wasserfest wären, jetzt steht nur noch "teilweise wasserfest" da, erscheint mir wie "ein bisschen Schwanger". Ich meine eine Tinte ist wasserfest oder eben nicht, aber ein bisschen wasserfest?

Der Notar meines Vertrauens meinte nur dazu, wasserfeste Tinte hat grundsätzlich nichts damit zu tun, ob eine Tinte wasserfest ist oder nicht, sondern dies ist schlicht und ergreifend über die Anwesenheit eines Zertifikats nach ISO 12757-2 Dokumentenechtheit. Da ist aber noch sehr viel mehr eingeschlossen, als nur Wasserfestigkeit. Montblanc bezieht sich auf die ISO 14145-2, die sich auf Wasserfestigkeit von "Rollerball Ink" bezieht. Aber ist Füllertinte und Kugelschreibertinte identisch?
Rohrer & Klingner und Koh-I-Noor beziehen sich aber explizit auf die ISO 12757-2, also Dokumentenechtheit.....

Wie auch immer, GvFC liefert in der Beschreibung wenigstens eine sehr schöne Beschreibung desse, was eine dokumentenechte Tinte alles können muss, witzigerweise auch bei Tinten die als löschbar beschrieben sind.
Unbenannt.PNG
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In jedem Falle finde ich das Ergebnis schon bei zehn Sekunden Wasserpinsel erschreckend. Einzig die Violet Blue bleibt unverändert. Aber dokumentenecht violett schreiben?

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Mark
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Thom

Re: Wasserfestigkeit, kleine Prüfung

Beitrag von Thom »

Montblanc bezieht sich auf die Rollerball Norm. R&K auf die für Kugelschreiber. Für Füllertinten gibt's schlichtweg keine. Beide umfassen so ziemlich das gleiche an Prüfkriterien und damit sehr viel mehr als nur Wasserfestigkeit. Für den Notar, sofern er mit Füller schreibt, ist das aber eh wurscht, weil in der DONot nur "blaue oder schwarze Tinte ... sofern sie handelsüblich als urkunden- oder dokumentenecht bezeichnet sind" verlangt wird. Da ginge auch die Nachtblau. :)

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Thomas
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MarkIV
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Re: Wasserfestigkeit, kleine Prüfung

Beitrag von MarkIV »

Spannend fand ich, das meinem Notar explizit die Cobalt Blue empfohlen worden ist, die GvFC ja selbst als löschbar angibt. Was mich am meisten gefreut hat ist die schöne Beschreibung was dokumentenechte Tinten alles können müssen, aber die Tinte ist nach keiner der beiden Spezifikation zertifiziert. GvFC nimmt nicht mal Bezug. Für die Kugelschreiberminen tun sie das explizit, für die Tinte nicht.

Schöne Tinte, aber leider nicht dokumentenecht.....

Mark
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Thom

Re: Wasserfestigkeit, kleine Prüfung

Beitrag von Thom »

Die Tinten müssen für so eine Zertifizierung schon einiges aushalten. Für Dokumente ist das vielleicht etwas übertrieben,
da gehen die Meinungen auseinander.Bild
V.G.
Thomas
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desas
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Re: Wasserfestigkeit, kleine Prüfung

Beitrag von desas »

wenn´s wasserfest sein soll, bietet sich De Atramentis an. :D
SDC10853.JPG
Der Zettel steht seit drei oder vier Stunden im Wasser.

Desas
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meinauda
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Re: Wasserfestigkeit, kleine Prüfung

Beitrag von meinauda »

Absolut wasserfest und wischfest ist auch die Super 5! Ich habe die Antlantic (blau) und die Frankfurt (grau).
Die benutze ich seit einiger Zeit besonders für Adressen,
weil sich der Briefträger genervt über handgeschriebene Adressen,
die im Regen verwischen, geäußert hatte.
Auf Instagram hatte ich mal ein Video dazu eingestellt.
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MarkIV
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Re: Wasserfestigkeit, kleine Prüfung

Beitrag von MarkIV »

meinauda hat geschrieben:Absolut wasserfest und wischfest ist auch die Super 5! Ich habe die Antlantic (blau) und die Frankfurt (grau).
Wenn ich wasserfest benötige bin ich eh bei Sailor oder Platinum Nanotinten. Darum ging es mir aber in diesem Falle gar nicht, mir geht es im Wesentlichen um die recht dreiste Werbeverdummung die GvFC da betreibt, nett erklärt was die Tinten so alles können müssen, aber im Wesentlich tun genau die Tinten, bis auf Ausnahmen eben nicht. :evil:

Mark
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Tintenfinger
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Re: Wasserfestigkeit, kleine Prüfung

Beitrag von Tintenfinger »

Soweit ich weiss ist in den Prüfungen für die Norm nicht zwangsweise gefordert, dass die Schrift unter den Mißhandlungen mit Wasser und Chemikalien unverändert bleibt, sondern nur, dass sie mühelos lesbar bleibt. Das scheint bei den Faber-Kastell-Tinten ja der Fall zu sein. Bedenklicher fand ich die Lichtechtheit der Tinten, in allen Tests, die ich bisher im Forum gesehen habe war die überdurchschnittlich, aber eher nicht so wie ich es von einer wirklich dokumentenechten Tinte erwarten würde.

Von daher finde ich es gerechtfertigt, von dreister Werbung zu sprechen. Das finde ich sehr schade, weil ich die Tinten an sich mag. Moosgrün ist derzeit meine Lieblingstinte, und mir gefallen fast alle Farben. Aber die Art Geschäftsgebaren sollte man eigendlich nicht unterstützen.

Aus dem Bereich Künstlerfarben kenne ich das so, dass jede Firma für Eigenschaften wie Lichtechtheit und Wasser/Wischfestigkeit ein Punktesystem hat. Diese unterscheiden sich zwar leicht aber wenn man die Punkte von sehr bekannten Pigmenten anschaut kann man das in der Regel gut einschätzen und entscheiden, was man verwenden will und was nicht. Warum nicht auch so bei Tinten?
Thom

Re: Wasserfestigkeit, kleine Prüfung

Beitrag von Thom »

Wasser ist für den EG-Anteil (bei EG-Tinten) überhaupt kein Problem, im Unterschied zu den Nanopigment-Füllertinten auch auf Glas.
Die hier hat Christian anderthalb Wochen im Wasser vergessen. Da würde sich vorher das Papier auflösen.
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Thomas
Heinrich
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Re: Wasserfestigkeit, kleine Prüfung

Beitrag von Heinrich »

Der Papierfetzen ist noch eine ganze Weile im Glas gewesen. Als >50% des Wassers verdunstet war, hab ich den Versuch entsorgt... Die Tinte war absolut unbeeindruckt vom Wässern... :wink:

Sehr interessanter Test, Mark! :!: :!: :!:
Viele Grüße,
Christian
red
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Re: Wasserfestigkeit, kleine Prüfung

Beitrag von red »

Naja die Frage ist auch, was bezeichnest du als wasserfest. Das die Farbe nicht verwischt/sich verändert, oder dass sie lesbar bleibt? Für das Siegel "Dokumentenecht" würde mir letzteres eigentlich reichen.
Und das sind die GvFC Tinten bei mir eigentlich auch. Wenn ich die Cobalt Blue unter Wasser tauche, lösst sich der blaue Anteil fast sofort auf, aber es bleibt eine violette Schrift lesbar. Und bevor die sich auflöst, löst sich bei mir das Papier auf. Ähnlich verhalten sich auch die Deep Sea Green und die Moos Grüne...nur das da ein grauer "Rest" bleibt.

Die einzige die sich bei mir gar nicht verändert, unter wassereinfluss, ist die Stone Grey.

Zusammenfassend würde ich sagen: Dokumentenecht ja, Wasserfest nur die Stone Grey
MarkIV hat geschrieben:Spannend fand ich, das meinem Notar explizit die Cobalt Blue empfohlen worden ist, die GvFC ja selbst als löschbar angibt.
Mark

Also die Cobalt Blue ist bei mir nicht löschbar. Kann es sein das du die Royal Blue meinst?


Gruß red
miel
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Re: Wasserfestigkeit, kleine Prüfung

Beitrag von miel »

Lieber Mark,

Danke für den aufschlußreichen Test, der mich nun endlich beruhigt: Ich brauch keine GvFC-Tinten!

Aber ich muss wohl dann dochmal die Pilot Blue Black bestellen ... demnächst :?

Liebe Grüsse,

Claudia
Thom

Re: Wasserfestigkeit, kleine Prüfung

Beitrag von Thom »

red hat geschrieben:Zusammenfassend würde ich sagen: Dokumentenecht ja ...
Na ja, wenn's so einfach wäre, hätten sich R&K die tausend € für die Zertifizierung auch sparen können. :)

V.G.
Thomas
red
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Re: Wasserfestigkeit, kleine Prüfung

Beitrag von red »

Ich hab da wohl vergessen :oops: dazu zu schreiben, dass das alles meine subjektive Meinung ist, und nur für meinen Anspruch an dokumentenechte Tinten gilt :wink:
Thom

Re: Wasserfestigkeit, kleine Prüfung

Beitrag von Thom »

Persönliche Meinungen fallen selbstv. unter Meinungsfreiheit, das heißt aber nicht, dass die alle stimmen. :) Ich halte die Zertifizierung für Dokumente auch für überzogen, zumal die Tinten, die tatsächlich schon 800 Jahre überstanden haben, zum großen Teil keine bekämen. Aber, die Probleme gehen los, wenn "dokumentenecht" explizit gefordert wird. Die DONot hat da bei Tinten einen kleinen Schwachpunkt (jedenfalls solange Gutenberg die G10 als Urkundentinte bezeichnet (was sie m.M. auch ist)), bei Kulis verlangt die schon eine DIN Zertifizierung.

V.G.
Thomas
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