Herbin-Tinten - Ein Gesamteindruck

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DanielH
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Herbin-Tinten - Ein Gesamteindruck

Beitrag von DanielH »

Hallo in die Runde,

Vielleicht ist der Threadtitel etwas hochtrabend. Ich habe bislang drei Tinten von J. Herbin getestet: Larmes de Cassis, Terre de feu und Rouge Opéra. Und alle drei fand ich ehrlich gesagt auf die gleiche Weise seltsam bis enttäuschend. Larmes de Cassis ist ein blasses Violett, das etwas für sich hat. Aber Rouge Opéra und Terre de feu wirken auf mich, als wollten sie gern rote bzw. braune Tinten sein, es gelinge ihnen aber nicht. Die Blässe, der ich beim Larmes de Cassis durchaus etwas abgewinnen kann, ist allen J. Herbin-Tinten gemein, die ich bislang getestet habe. Diese Tinten wirken fast ein bisschen wie Aquarellfarben. Bin ich der einzige, der das so sieht? Bin ich so sehr von den kräftigen Farben von Herstellern wie Diamine, Private Reserve oder Levenger geprägt, dass mir diese Tinten nicht gefallen mögen? Oder habe ich einfach nur die falschen Farben erwischt und andere J. Herbin-Tinten sind satter in der Farbe?
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audace
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Re: Herbin-Tinten - Ein Gesamteindruck

Beitrag von audace »

Hallo Daniel,

ich habe da anfangs mit den Herbin-Tinten leicht ähnliche Erfahrungen gemacht und war ebenfalls zuerst oft enttäuscht! Durch rumprobieren habe ich dann aber schnell herausgefunden, dass die Tinten unterschiedlich auf Füllfederhalter und deren Federn reagieren (oder eben umgekehrt).
Grob war es zuerst so, dass mit Stahlfedern geschrieben die Farben fast durchweg mehr meinen Vorstellungen entsprachen, so z.B. gerade auch die Terre de Feu - von "Feuer" war da nämlich gar nix im "Wunschfüller"! Wohl dann aber geschrieben mit Waterman Hémisphère oder Perspective, ... !!! Trotzdem aber war bzw. ist auch diese Differenzierung nicht durchgängig, denn Terre de Feu war auch "echt", geschrieben mit einem Souverän M400.
Wenn du Möglichkeiten zum Probieren hier und da hast, würde ich dir dazu raten und wünsche dir für den Fall auch viel Erfolg! :)

Schöne Grüße, Audace

Il n'est jamais plus tard que minuit!
Tintenklex

Re: Herbin-Tinten - Ein Gesamteindruck

Beitrag von Tintenklex »

DanielH hat geschrieben:Ich habe bislang drei Tinten von J. Herbin getestet...
Ich auch, exakt drei bislang - mit sehr unterschiedlichem Fazit:

Meine erste war die Lie de Thé - in eher nass schreibenden Füllern ein wunderbares mittleres Braun, bei trockenen Federn ein etwas blasser, eher hellerer Braunton. Mit einer 1mm-Italic in einem MC110 ein tolles Shading. Mein Standard-Braun.

Dann die Gris Nuage - eine herbe Entäuschung. Je nach Feder und Papier von sehr hellem Grau bis nahezu Geheimtinte, die kaum sichtbar ist. Einzig brauchbare Ergebnisse mit sehr nasser Feder auf leicht chamois-farbenem Papier. In meinen Augen völlig unbrauchbar. Werde demnächst mal Versuche starten, sie mit etwas Perle Noir zu mischen, sobald ich mal irgendwo bestelle, wo die vorrätig ist und dabei nicht total überteuert (wie im grossen Fluß). Soweit mir bekannt, kann man die Herbin-Tinten ja mischen, oder weiss da jemand was anderes zu berichten?

Die letzte war die Rouge Hermatite aus der "1670 - edition anniversaire"; also wem die zu blass ist, dem kann man nicht helfen. Ein sehr kräftiges Rot mit einem gelegentlich leichten Shading ins braunrote hinein. War weniger dunkel bzw. weniger braun-rot als bei der Bestellung gedacht, gefällt mir aber ob ihrer Kräftigkeit.
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Strombomboli
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Re: Herbin-Tinten - Ein Gesamteindruck

Beitrag von Strombomboli »

Was ich an den Herbin-Tinten immer mehr schätze, ist ihre Fließfreudigkeit; ich denke inzwischen, daß sie perfekt sind; das ist mein Gesamteindruck.

Man muß halt seine Farbe finden. Meine Farbe ist Éclat de saphir, das ist meine Standardtinte, sie fließt aus meinem Lieblingsfüller, einem Pelikan Silvexa mit OBB-Feder, und zwar so großzügig, daß ich manchmal mit einem einzigen Brief einen ganzen Konverter leerschreibe.

Rouge opéra fließt aus einem Preppy-Eyedropper mit Lamy-OB-Feder und ist ein schönes kräftiges Rot, das man auch länger als nur eine Zeile gut erträgt.

Auch die Glitzertinten schätze ich sehr, ich habe die grüne und die graue in Benutzung, die grüne (Emeraude de chivor) in meinem Marietta, die graue (Gris nuage) in einem anderen Preppy-Eydropper. Sie glitzern nicht so gleichmäßig wie die von Diamine, auch die Farben haben mehr Varianz, und das gefällt mir gerade gut.

Gemischt habe ich sie auch schon, nämlich Gris nuage mit Rose cyclamen, ging problemlos, floß problemlos.
Iris

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Re: Herbin-Tinten - Ein Gesamteindruck

Beitrag von Killerturnschuh »

Lieber Daniel,

nach drei Tinten ist die Überschrift ein wenig, aber nur ein ganz klein wenig hoch gegriffen. :mrgreen:
Da ich es mir aufgrund eines weisen Ratschlags schon längst abgewöhnt habe meine Tinten zu zählen, kann ich dir auch nicht sagen wie viele J.Herbin Tinten ich getestet habe, aber es waren wohl so einige. :wink:

Soweit es mich betrifft hat es davon jedoch nicht eine einzige geschafft mich so sehr zu begeistern dass sie über die Testphase hinausgekommen wäre.

Farbveränderungen nach dem trocknen, ausbluten und oder einfach zu platt gegenüber Vergleichstinten, so mein persönliches Fazit.

Ausnehmen möchte ich jedoch ausdrücklich die 1670er Tinten. Die ich allerdings nicht zum schreiben verwende.
Salve

Angi

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Jürgen K
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Re: Herbin-Tinten - Ein Gesamteindruck

Beitrag von Jürgen K »

Hallo,

von Herbin habe ich die Perle Noire und die ist mein Standardschwarz, wenn es wie gedruckt aussehen soll.

Ansonsten hatte ich mal das Veilchenviolett, das war mir letztendlich auf lange Sicht auch zu blass.
Feuerlandbraun hatte ich mal kurz, das gefiel mir eigentlich ganz gut, war mir aber zu braun, ich hätte es lieber röter gehabt, da bin ich eigen, die musste gehen, Gleiches galt für ein Grün (ich meine: Lierre sauvage), mit Grün stehe ich auch auf Kriegsfuß, da will mir kaum etwas längerfristig munden.
Ansonsten hatte ich mal die Montblanc Love Letter, die im Prinzip dem Rouge Opera (allerdings mit Aroma) entsprach, die fand ich recht gelungen, das Rot war mir aber auf Dauer zu dunkel bzw. nicht Bordeaux genug, was aber nur mit meinem speziellen Geschmack zu tun hat, objektiv hatte ich nichts zu meckern.
Im Blaubereich ist mir das Saphirblau zu Blau und alles andere irgendwie auch nicht recht, das Johannisrot könnte mir vielleicht gefallen, ich fürchte aber, es ist mir etwas zu hell.

Grüße
Jürgen
DanielH
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Re: Herbin-Tinten - Ein Gesamteindruck

Beitrag von DanielH »

Killerturnschuh hat geschrieben:Lieber Daniel,

nach drei Tinten ist die Überschrift ein wenig, aber nur ein ganz klein wenig hoch gegriffen. :mrgreen:
Da kann ich Dir ein ganz klein wenig sogar zustimmen, liebe Angi. Was ich mit dem Thread eigeberntlich bezweckte war herauszufinden, ob alle Herbin-Tinten diese Wässrigkeit an sich haben. Dann wüsste ist nämlich, dass ich von ihnen genau noch eine Farbe ausprobieren, sie aber ansonsten links liegen lassen und bei meinen Tintenkäufen nicht weiter berücksichtigen würde.
Thom

Re: Herbin-Tinten - Ein Gesamteindruck

Beitrag von Thom »

Hallo Daniel,

wenn's tatsächlich nur noch eine sein soll, dann nimm die Perle noire.

Viele Grüße
Thomas
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Nikolaus
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Re: Herbin-Tinten - Ein Gesamteindruck

Beitrag von Nikolaus »

Herbin-Tinten sind recht schwach saturiert und flüssig wie Wasser. Die Tinten sind durch die zwei Eigenschaften wirklich ein wenig speziell. Ich persönlich liebe diese Eigenschaften. Interessanterweise mag ich es in puncto Farbkraft doch ein wenig schlichter, möchte aber auf Farbe nicht verzichten, hierfür ist Herbin perfekt. Und je flüssiger tinte ist, desto mehr Spaß habe ich beim Schreiben, auch hier ist Herbin für mich perfekt.

Ich habe Lie de The, Ambre de Birmanie und Nuit Bleu. Alle drei sind keine kontrastierte Farbexplosion, sondern bereiten mir eine etwas blassere Farbfreude und genau so gefällt es mir. Ganz zu schweigen von dem flüssigen Glänzen, das man auf dem geschrieben Wort wahrnimmt, wenn die Tinte frisch aus der Feder kommt.
Cheers,
Nils
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NicolausPiscator
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Re: Herbin-Tinten - Ein Gesamteindruck

Beitrag von NicolausPiscator »

Killerturnschuh hat geschrieben:die 1670er Tinten
Von diesen Tinten habe ich die ganze Palette und die Rouge hématit war es, die mich vor einigen Jahren auf Herbin gebracht hat und darauf die deutschen Standards hat verlassen und neue Tintenwege gehen lassen! Deshalb sind sie bei mir mit etwas mehr Emotionen behaftet. Den sehr unregelmäßigen Fluss der Glitzerpigmente finde ich ganz besonders gut, denn das macht einen mehrdimensionalen Effekt, vor allem bei größerem Tintenauftrag. Das Rot und Blau finde ich besonders passend. Das Grau ist für mich eine Art Schmucktinte, mit der ich zum Beispiel Briefe schreibe. Das Eau de Nil ist eine ziemliche Farbwucht, leider weiß ich noch keinen Einsatz für es! Mit dem Braun weiß ich noch nicht viel anzufangen.
In mein Repertoire habe ich einige Herbin-Tinten (1670er, Bouton d’or, Vert pré, Gris nouage, Bleu nuit und Perle noire) aufgenommen, vor allem zum Makieren. Aber schlechte Erfahrungen habe ich mit ihnen nie gemacht. Vielleicht liegt das tatsächlich an den Füllern (ich habe sie in Kaweco Sports mit feiner Feder)? Die Farbe ist satt und leuchtend und nicht blendend, wie ich es von guten Markierfarben erwarte. Gris nouage und Bleut nuit kombiniere ich und finde das Ergebnis dezent-elegant. Allerdings ist das Grau wirklich in manchen Füllern sehr hell, aber in meinem Kaweco Liliput mit feiner Feder perfekt. Perle noire ist meine schwarze Standardtinte und mit ihr bin ich sehr zufrieden (im Pelikan M150 mit feiner Feder). Aber, dass ich die bunten Herbin-Tinten noch nicht durch andere interessantere ersetzt habe, liegt an meinem Vorrat, der mir unerschöpflich zu sein scheint. Obwohl ich regelmäßig nachfüllen muss, sind 30 ml doch ganz schön viel!
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Re: Herbin-Tinten - Ein Gesamteindruck

Beitrag von NicolausPiscator »

Strombomboli hat geschrieben:Was ich an den Herbin-Tinten immer mehr schätze.
Da kann ich Dir nur zustimmen. Zum Mischen war ich noch nicht mutig oder übermutig genug. :D
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Re: Herbin-Tinten - Ein Gesamteindruck

Beitrag von NicolausPiscator »

Nikolaus hat geschrieben:Herbin Lie de The
Jetzt hast Du - und einige andere Foristen - die so häufig genannt, dass ich sie doch ausprobieren werde! Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, kein zweite braune Tinten zu kaufen! Aber es macht mich neugierig... Und an Herbin Tinten kann ich - im Gegensatz zu den anderen so exotischen, schönen und feinen Tinten - ganz einfach kommen.
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Re: Herbin-Tinten - Ein Gesamteindruck

Beitrag von NicolausPiscator »

DanielH hat geschrieben:J. Herbin-Tinten
Aber, lieber DanielH, es ist, wie immer so, dass die Geschmäcker verschieden sind; was der eine schätzt, kann der andere nicht ausstehen! Aber Tintentausch kann da helfen! 8)
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Nikolaus
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Re: Herbin-Tinten - Ein Gesamteindruck

Beitrag von Nikolaus »

NicolausPiscator hat geschrieben:
Nikolaus hat geschrieben:Herbin Lie de The
Jetzt hast Du - und einige andere Foristen - die so häufig genannt, dass ich sie doch ausprobieren werde! Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, kein zweite braune Tinten zu kaufen! Aber es macht mich neugierig... Und an Herbin Tinten kann ich - im Gegensatz zu den anderen so exotischen, schönen und feinen Tinten - ganz einfach kommen.
:D

Ich finde sie wirklich großartig, die Tinte hat mich bisher von allen Tinten am meisten begeistert.
Cheers,
Nils
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Re: Herbin-Tinten - Ein Gesamteindruck

Beitrag von Pelle13 »

Nikolaus hat geschrieben:
NicolausPiscator hat geschrieben:
Nikolaus hat geschrieben:Herbin Lie de The
Jetzt hast Du - und einige andere Foristen - die so häufig genannt, dass ich sie doch ausprobieren werde! Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, kein zweite braune Tinten zu kaufen! Aber es macht mich neugierig... Und an Herbin Tinten kann ich - im Gegensatz zu den anderen so exotischen, schönen und feinen Tinten - ganz einfach kommen.
:D

Ich finde sie wirklich großartig, die Tinte hat mich bisher von allen Tinten am meisten begeistert.
Kann ich absolut bestätigen - ich habe sie im Herbst als Probe erhalten und finde sie einfach nur schön!

Liebe Grüße,
Dagmar
Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur. (Albert Einstein)
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