Eisen-Gallus Tinte und Plastik

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blueliberty
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Eisen-Gallus Tinte und Plastik

Beitrag von blueliberty »

Hallo allerseits,

hoffe ihr könnt mir bei einer allgemeinen Frage helfen:

Ich liebe die Pelikan 4001 Blue-Black (welche angeblich Eisen-Gallus enthalten soll) und habe diese bisher immer in einem Füller mit Konverter gehabt - genauso wie gelegentlich die Salix von Rohrer & Klingner.
Ein Bekannter von mir war ganz erschrocken als er das mitbekommen hat und meinte, d. eisen-gallushaltige Tinten prinzipiell nur mit Tauchfedern oder höchstens in Kolbenfüllern verwendet werden dürfen, aber auf gar keinen Fall in Konvertern oder Patronen umgefüllt werden sollten. Warum das so ist, konnte er mir nicht sagen, nur d. d. halt eben so sei.

Wenn ich so darüber nachdenke.... die alte Lamy Blue-Black mit Eisen-Gallus gab es ja damals tatsächlich nur im Fass zu kaufen (die Patronen waren ohne Eisen-Gallus) und von Pelikan 4001 habe ich die blue-black noch nie in Patronenform gesehen.

Also ist da ja möglicherweise doch etwas dran, d. solche Tinten nicht mit Plastik in Berührung kommen dürfen?
Und falls ja, warum? Was kann denn im schlimmsten Fall mit dem Konverter oder der Patrone passieren?
Oder ist das alles nur angstmache?

Den Konverter, der bisher mit Pelikan 4001 blue-black befüllt war, habe ich in Augenschein genommen. Ich konnte jedoch keine Veränderungen entdecken - sieht aus wie neu.

Hoffe ihr könnt hier mehr Licht ins Dunkle bringen.

LG,
Doris
Liebe Grüße,
Doris
Thom

Re: Eisen-Gallus Tinte und Plastik

Beitrag von Thom »

Hallo Doris,

verfärben kann sich das Plaste schon und das Dichtungsplättchen vom Konverter kann über Jahre kaputtgehen. Ist mir kürzlich bei einem Rotring-Konverter passiert, aber ich hab geistesgegenwärtig einen neuen genommen. :)

Viele Grüße
Thomas
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Pelle13
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Re: Eisen-Gallus Tinte und Plastik

Beitrag von Pelle13 »

Hallo Doris,

die Eisengallustinten, die Du ausführst, sind extra für die Nutzung in Füllern ausgewiesen ... und nirgends steht, dass dies nur für Kolbenfüller gilt.
Eisengallustinten sind zwar relativ saure Tinten und neigen bei Sauerstoffeinwirkung zum Oxidieren ("Verklumpen"), aber ich nutze gerade die Salix und die Scabiosa von Rohrer & Klingner seit längerem in Patronen (selbstgefüllt) und Konvertern. Meinen Füllern schadet es nicht, bisher hat sich noch kein Tintenleiter zugesetzt und auch die Patronen zeigen schlimmstenfalls eine dauerhafte (leichte) Verfärbung. Nur der sehr weiche Quetschkonverter von Kaweco scheint mir die Scabiosa wirklich übel zu nehmen, denn er ist merklich trübe geworden ... aber nicht undicht oder zugesetzt.
Warum Eisengallustinten dann aber nicht gleich in Patronen verkauft werden, erkläre ich mir so, dass die relativ kleine Menge Tinte, die in so einer Patronen steckt, bei längerer Lagerung nicht nur eintrocknet, sondern auch oxidiert und damit klumpig und unbrauchbar wird. Eisengallus-Tintenfässer sollte man aus diesem Grund vor der Benutzung auch besser nicht aufschütteln.

Liebe Grüße,
Dagmar
Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur. (Albert Einstein)
KaEff
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Re: Eisen-Gallus Tinte und Plastik

Beitrag von KaEff »

Die Pelikan 4001 in Blauschwarz ist definitiv in Fass wie Patrone eine "mildere" Eisen-Gerbstoffformulierung.
Es kann vorkommen, dass Konverter oder Kolben etwas schwerer laufen, es kann auch vorkommen, dass selten etwas Schlamm schneller entstehen kann als sonst. Aber bei den für Kolben- oder Konverterfüller hergestellten milderen Varianten (alle oben erwähnten) sollte es keine Probleme mit Kunststoff-Teilen geben. Nur sehr wenige Kunststoffe sind überhaupt säureempfindlich, dass sich die Tinte negativ bemerkbar machen könnte. Verfärbungen sind aber hingegen, denke ich, kein wirkliches Problem.

Hoch gesättigte Eisen-Gerbstoff-Formulierungen gehören aber wirklich eher in Tauchfedern (oder diese eher umgekehrt in jene Tinten). Hier kann es schon einmal einen Tintenleiter verstopfen. Hierauf hat sich der Bekannte bezogen.
Zur Reinigung von Eisen-Gerbstofftinte-Verschmutzungen empfehle ich Zitronensäure-Lösungen.
Wo berechtigt Grund zur Vorsicht besteht, ist bei der Verwendung von Eisengerbstoff-Tinten mit beschichteten Federn. Hier wird schon mal die Beschichtung oder Vergoldung abgelöst. Dies wird aber nicht allein durch die Säure verursacht, eher durch Katalyse und die Eisen-Ionen.
Frank
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KaEff
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Re: Eisen-Gallus Tinte und Plastik

Beitrag von KaEff »

Naja, aber das verursacht keinen Schaden: Eisen-Gerbstoff-Tinten sind in manchen Haltern staub- und knochentrocken. Das Schreiben ist dann eher mühsam. Aber bei gutem Tintenfluss ist das alles ja kein Problem.
Frank
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Tenryu
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Re: Eisen-Gallus Tinte und Plastik

Beitrag von Tenryu »

Bei Pelikan ist es so, daß die blau-schwarze Tinte im Glas ein wenig Eisengallus enthält, jene in den Patronen hingegen nicht. Zumindest war das früher so. Zu der aktuellen 4001 haben ich leider keine expliziten Angaben finden können.
Ich vermute daß dies etwas mit der Haltbarkeit zu tun hat, weil durch die Kunststoffpatronen leichter Sauerstoff hindurch diffundieren kann.

Die echten, alten Eisengallustinten sind tatsächlich so aggressiv, daß sie Füllhalter verstopfen und beschädigen könnten. Sie sind z.T. sogar so aggressiv, daß sie mit der Zeit das Papier auflösen. (Nach einigen hundert Jahren Lagerung bei erhöhter Luftfeuchte.)
Ich mag die füllertauglichen Eisengallustinten nicht so sehr, weil sie, um füllersicher zu sein, so schwach konzentriert sind, daß die meisten eher gräulich als schön schwarz daherkommen.

Hier die Aussagen auf der Pelikan-Seite: https://www.pelikan.com/pulse/Pulsar/de ... hte-tinten
mirosc
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Re: Eisen-Gallus Tinte und Plastik

Beitrag von mirosc »

ESSRI wird z.B. in Kunststoffflaschen ausgeliefert... Ich habe hier schon länger eine solche stehen - ohne Probleme.
Gruß, Michael
KaEff
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Re: Eisen-Gallus Tinte und Plastik

Beitrag von KaEff »

Liebe(r) Tenryu,

es ist so, dass momentan in Patrone UND Glas dieselbe Eisen-Gerbstoff-haltige Pelikan 4001 drin ist, ich hatte beim Kundenservice angefragt. Weiterhin, so die nette Dame, sei die 4001 Blauschwarz dokumentecht (nach klassischer Definition Eisen- und Gerbstoffgehalt).

Die Frage ist, ob die grau schattierende (= "dünne") Schrift eher auf das Konto aktueller Tintenleiter-Konstruktionen geht, bei denen nicht genug Farbe am Korn ankommt...
Frank
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Pennino
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Re: Eisen-Gallus Tinte und Plastik

Beitrag von Pennino »

[quote="Tenryu"]Bei Pelikan ist es so, daß die blau-schwarze Tinte im Glas ein wenig Eisengallus enthält, jene in den Patronen hingegen nicht. Zumindest war das früher so. Zu der aktuellen 4001 haben ich leider keine expliziten Angaben finden können.
Ich vermute daß dies etwas mit der Haltbarkeit zu tun hat, weil durch die Kunststoffpatronen leichter Sauerstoff hindurch diffundieren kann.

Hier die Info von Pelikan:
http://www.penexchange.de/forum_neu/vie ... 80#p118980

Grüße
Pennino
" Il pennino è l'anima di una penna stilografica "
Thom

Re: Eisen-Gallus Tinte und Plastik

Beitrag von Thom »

Immer rein damit in Konverter und Patrone, schlimmer wird's nicht. Und, wie gesagt, gerade das sind ja Teile, die man auch noch problemlos austauschen könnte.
Ex Libris
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Re: Eisen-Gallus Tinte und Plastik

Beitrag von Ex Libris »

Hallo Doris,

ich kann da auch kein Problem erkennen. Gerade die 4001 Blauschwarz verwende ich ganz gerne und in allen Füllern. Zudem sollte man bedenken, dass bei heutigen Kolbenfüller diese sowie die Kolben selbst aus Plastik sind – auch wenn es als ›Edelharz‹ bezeichnet wird. Ich jedenfalls hatte über Jahre hinweg keine Probleme.

Viele Grüße,
Florian
blueliberty
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Re: Eisen-Gallus Tinte und Plastik

Beitrag von blueliberty »

Wow - danke für die vielen Rückmeldungen!
Habt mir sehr geholfen und meine "Ängste" zerstreut.

Bin echt froh, d. ich mir wegen der 4001 blue-black keine Gedanken mehr machen muss.
Obwohl es so viele schöne Tintenfarben und Hersteller gibt, so ist mir diese doch eine der liebsten.
Sie ist beim Lesen sehr angenehm für die Augen, trocknet schnell, verschmiert nicht, hat tolle Schattierung, ist wasserresistent, billig und so gut wie in jedem Schreibwarenhandel erhältlich.

LG,
Doris
Liebe Grüße,
Doris
Der Zeitreisende
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Re: Eisen-Gallus Tinte und Plastik

Beitrag von Der Zeitreisende »

Tenryu hat geschrieben:Bei Pelikan ist es so, daß die blau-schwarze Tinte im Glas ein wenig Eisengallus enthält, jene in den Patronen hingegen nicht. Zumindest war das früher so. Zu der aktuellen 4001 haben ich leider keine expliziten Angaben finden können. […]

Hier die Aussagen auf der Pelikan-Seite: https://www.pelikan.com/pulse/Pulsar/de ... hte-tinten
Da steht (jedenfalls heute: 12.01.2018): «Die unkomplizierteste Tinte, die dennoch relativ lichtecht ist, ist die Tinte "4001 blau-schwarz", unsere Artikelnr. 301 028. Sie ist eine Eisengallustinte, was sie weitaus stabiler macht als z.B. 4001 königsblau oder brillant schwarz, aber durch spezielle Rohstoffe kann sie gleichzeitig unproblematisch in Kolben- oder Patronenfüllhaltern verwendet werden.»

Also wird jedenfalls jetzt explizit gesagt, dass die Tinte Eisengallus enthält (was die Tinte wohl so trocken macht; ich mag die trockenen Tinten prinzipiell gerne, obwohl in einigen schon von sich aus trocken schreibenden Füllern, z.B. dem Monteverde Artista, sie zu trocken wirkt). Bisher habe ich nie Probleme mit 4001 blau-schwarz gehabt – eher im Gegenteil: ich finde, dass diese Tinte sich hervorragend aus allen Füllern und Konvertern spurlos wegwaschen lässt.
Danke, ich bin schon bekehrt – das Schreiben mit Füller ist der Weg ins irdische Paradies.
Thom

Re: Eisen-Gallus Tinte und Plastik

Beitrag von Thom »

Das stimmt, aber man kann diese Tinten nicht pauschal über einen Kamm scheren. Die Pelikan Blauschwarz ist eine nicht sehr starke Eisengallustinte. Es gibt Füller-Eisengallustinten mit höherem EG-Gehalt. Diese Tinten sind beständiger, ich kann aber nur wiederholen, Vorsicht mit beschichteten Federn und Metallteilen, die nicht für dauerhaften Tintenkontakt vorgesehen sind.

V.G.
Thomas
Der Zeitreisende
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Re: Eisen-Gallus Tinte und Plastik

Beitrag von Der Zeitreisende »

Thom hat geschrieben:Das stimmt, aber man kann diese Tinten nicht pauschal über einen Kamm scheren. Die Pelikan Blauschwarz ist eine nicht sehr starke Eisengallustinte. Es gibt Füller-Eisengallustinten mit höherem EG-Gehalt.
Gestern habe ich den 'Geruchstest' gemacht: Bei den Eisengallustinten von Röhrer & Klingner, die ich ebenfalls gerne verwende, schlägt einem aus dem Tintenfass der Eisengallusgeruch ziemlich hart ins Gesicht, bei Pelikan 4001 blauschwarz deutlich viel weniger.
Diese Tinten sind beständiger, ich kann aber nur wiederholen, Vorsicht mit beschichteten Federn und Metallteilen, die nicht für dauerhaften Tintenkontakt vorgesehen sind.
OK, dann entferne ich gleich die Tinte aus meinem Meisterstück. :wink:
Danke, ich bin schon bekehrt – das Schreiben mit Füller ist der Weg ins irdische Paradies.
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