Senator-Füller: Tintenfluss verbessern?

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kurrentx
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Senator-Füller: Tintenfluss verbessern?

Beitrag von kurrentx »

Hallo zusammen!

Ich bin neu hier, einen Bereich für Vorstellungen habe ich nicht gefunden, daher hier in Kürze: Natürlich habe auch ich (Jahrgang 1966) in der Schule mit dem Füller geschrieben, dann aber seit Ende der 1990er mit der flächendeckenden PC-Einführung die Handschrift mehr und mehr verloren. Seit ein paar Monaten beschäftige ich mich aus halb privater, halb beruflicher Motivation mit der deutschen Kurrentschrift, weil es schließlich nicht angeht, dass wir unsere eigenen alten Aktenbestände nicht mehr lesen können :-) Mein Wunsch war, über die Schreib- zur Lesekompetenz zu kommen. Und daraus resultierte dann schnell die Suche nach Füllern mit flexiblen Federn, womit ich wiederum schnell im Vintage-Bereich gelandet bin. Mir geht es also beim Schreibwerkzeug »Füller« nicht um Marke und sammelwürdiges Gerät/Werthaltigkeit, sondern in erster Linie um die Funktionalität des Gerätes. Anders gesagt: Ich suche nicht unbedingt das teure Sammelobjekt, ein schöner Noname-Füller für wenig Geld erfüllt durchaus auch meinen Zweck. Überflüssig zu sagen, dass sich inzwischen schon einiges an Füllern angesammelt hat ;-) Angst vor Basteleien am Gerät: eher nicht. Werkzeug von der (starken) Lupe bis zum Dremel ist vorhanden.

Dann mal zum ersten Thema: Für einen sehr kleinen Betrag habe ich einen gebrauchten Senator-Füller erstanden. Der feine Strich ohne Druck ist für Kurrent sehr gut geeignet, die (einfache) Feder hat eine schöne Strickstärkevarianz, die sie auch mit durchaus angenehmem Druck auf das Papier bringt (Tinte ist Pelikan 4001 schwarz, Papier Oxford Optik Paper 90 g/qm). Die Verarbeitung des Füllers wirkt robust, dank Kugelspitze kratzt die Feder kaum, also eigentlich wäre das ein schönes Arbeitstier – wenn der Füller hinsichtlich des Tintenflusses nicht einigermaßen zickig wäre. Und damit sind wir beim Problem.
Grundsätzlich sind mir die verschiedenen Ansätze zum Thema Tintenfluss vertraut, aber vielleicht hat ja schon einmal jemand genau diesem recht verbreiteten Modell seine Zickigkeit abgewöhnt?
Der Tintenleiter ist ein im Spritzgussverfahren hergestellter Thermoplastleiter, der für mein Empfinden gut an der Feder anliegt. Allerdings bewegt sich die Federspitze beim Flexen doch sehr deutlich vom Tintenleiter weg, da sie sich in erster Linie sehr weit vorne durchbiegt.

Mein Füller hat leichte Anschreibprobleme, was vielleicht darauf hindeutet, dass über ein leichtes Aufweiten des Federschlitzes die Kapillarwirkung des Schlitzes verbessert werden sollte. Daneben fängt aber auch ziemlich schnell ein recht trockenes Schreiben und damit das Railroaden beim Flexen an, wobei ich mir einbilde, dass es schon alleine mit einer steileren Schreibhaltung erst später bzw. gar nicht dazu kommt. So kann ich aber nur testen, nicht schreiben; immerhin deutet das für mich an, dass es hier vielleicht nur Kleinigkeiten braucht, um zu einem Erfolg zu kommen. Gründlich gesäubert (gewässert) habe ich den Füller schon. Ich habe allerdings nicht Tintenleiter und Feder ausgebaut. Der Tintenleiter ist mit einem Schraubmodul zum Einschrauben im Mundstück fest verklebt und die Feder sitzt sehr fest in dem Modul, so dass ich sie erst einmal nicht da heraus rupfen wollte.

Bei Jörg Kuhn, Wissenswertes über Füllfederhalter, liest man den Tipp, das Federmodul einen Tag lang in Wasser mit Spülmittel zu baden, auszuspülen und dann mit Tinte zu betanken. Dazu gibt es bestimmt Erfahrungswerte? Wie lang hält eine solche Behandlung vor, wenn sie denn hilft?

So, genug des Textes. Welche Tipps habt ihr für mich? Wie sollte ich vorgehen? Was ist erfolgversprechend, was weniger?

Heißen Dank schon mal vorab!

Viele Grüßen in die Runde
Klaus
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Der Füller
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Die Feder
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Der Tintenleiter
Der Tintenleiter
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Thom

Re: Senator-Füller: Tintenfluss verbessern?

Beitrag von Thom »

Hallo Klaus,

die Anschreibprobleme, so sie denn ständig und nicht nur durch austrocknen entstehen, kriegst Du schon durch vorsichtiges abziehen der Federspitze weg. Du kannst auch den Federspalt minimal weiten, nur nicht soweit, dass die Kapillarität ganz flöten ist. Aber gegen das Railroaden beim Schwellzug wir der Tintenleiter wohl insgesamt mehr Tinte/Zeit transportieren müssen. Du könntest zwar den Fluß der Tinte erhöhen, das würde sich aber auch auf das Verhalten der Tinte auf dem Papier auswirken.

V.G.
Thomas
agathon
Beiträge: 2648
Registriert: 11.01.2009 13:09

Re: Senator-Füller: Tintenfluss verbessern?

Beitrag von agathon »

Klaus,

das Railroaden beim Flexen hat vermutlich seinen Grund in der fehlenden Leistungsfähigkeit des Leiters. Manchmal führt ein sehr bewusst langsames Schreiben aber doch noch zum gewünschten Ziel. Wenn nicht, wäre ein Füllerwechsel zu überlegen.

Grüße

agathon
kurrentx
Beiträge: 3
Registriert: 23.08.2017 8:04

Re: Senator-Füller: Tintenfluss verbessern?

Beitrag von kurrentx »

Hallo ihr beiden,

danke für eure Gedanken!

Die Anschreibprobleme treten ziemlich regelmäßig auf, wenn ein Wort fertig ist und dann noch eben die Bögen über den "u"-s zu setzen sind. Da gibt es dann die Aussetzer, wo die Tinte eben nicht sofort fließt und der erste Millimeter fehlt. Wobei ich gerade sehe, dass ich die Feder vielleicht erst einmal richten sollte. Der eine Teil der Spitze sitzt etwas höher als der andere. Das dürfte beim drucklosen Aufsetzen und Schreiben ja auch nicht gerade förderlich für den Start des Tintenflusses sein.
In einem zweiten Schritt werde ich dann vielleicht erst mal versuchen, was ein Wasser-/Spülmittelbad bringt ... Angeblich werden ja herstellerseits die Thermoplast-Tintenleiter auch mit einem Flußmittel präpariert ...

Wenn es was zu berichten gibt, werde ich es hier tun :-)

Grüße
Klaus
Thom

Re: Senator-Füller: Tintenfluss verbessern?

Beitrag von Thom »

Die permanenten Anschreibprobleme haben m.M. wirklich mit der Feder zu tun.
Wenn Du die Feder etwas weiter in Füller kriegst, würde sich das in Sachen Railroading wahrscheinlich günstig auswirken, aber nicht das Grundproblem lösen. Bei einem Ebonittintenleiter würde ich den Tintenleiter bearbeiten, bei Plaste weiß ich aber nicht, was dabei rauskäme.
Schaue auch mal diesen Thread an.

V.G.
Thomas
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