Die Tinte der Woche (2018)

[NicolausPiscator]

Mensch! Tomm, das ist ja ein Yama-Dori-Sturzregen!

[Knorzenbach]

Hallo liebe Freunde alles Schönen und Guten,
Tintenfreaks,
Füllerfüller,
Viel- und Wenigschreiber,
Gralsucher,


heute Abend wird es stürmisch! Anja von Papier und Stift war so nett, mir eine kleine Probe von der Robert Oster „Summer Storm“ zur Verfügung zu stellen. Vor einem Jahr hat Querkopf die Tinte in klarer Weise vorgestellt. Im folgenden meine Eindrücke.
Vorweg: Die Tinte ist sehr wäßrig.

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1. Beim Jinhao mit der Kalligraphiefeder stürzt die Tinte nur so aus der Feder. Ein kräftiges shading ist gut erkennbar. Trotz des guten Flusses bleibt die Tinte blaß. In den Quadraten ist zu erkennen, daß die Tinte nichts mit den Strichen anzufangen weiß; mal ist der Strich noch erkennbar, meistens jedoch suppt alles zu.

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2. Ich habe dem Duke noch einmal eine Chance gegeben. Die Summer Storm liegt ihm, und es wird klar, daß seine Feder eine Medium-Fine ist. Man sieht aber auch, daß die Feder Mühe hat, Tinte freizugeben. Das habe ich bei diesem Füller bei anderen Tinten genauso festgestellt. Und damit ist er aus dem Rennen. So schön wie er ist, aber er ist halt nur bedingt tauglich. Möglicherweise bräuchte er eine gescheite Feder, damit er besser schreibt. Oder es liegt am Leiter. Oder an beiden. Ich weiß es nicht und will es auch gar nicht herausfinden. Und so wird der Tintentest unfreiwillig zum Füllertest...

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3. Zeigt der Duke noch shading, so ist es damit beim Pilot Prera vorbei. Wie nicht anders zu erwarten, geizt der Prera mit den Pigmenten. Da muß ich mir schon Mühe mit Kreuzschraffur in den Quadraten geben, damit noch ein dunkles Bild zustande kommt. Von shading keine Spur mehr. Wie auch, dafür ist der Prera nicht ausgelegt. Für einen solchen Füller ist die Tinte nicht geeignet. Für diejengen, die zeichnen: Diese Tinte muß ich nicht haben. Da gibt es ähnliche Tinten im Bestand, die besser gehen. Zum Zeichnen muß ich mir die Summer Storm nicht zulegen.

Was will uns Robert Oster mit dieser Tinte mitteilen? Wofür taugt sie? Zunächst zur Bezeichnung: Summer Storm. Das paßt. Wir sehen dunkle Wolken aus blaugrau auf uns zu eilen. Mit einer breiten Feder ahnen wir das drohende Unheil. Die Tinte ist „stumpf“, da sind keine anderen Pigmente außer blau und grau erkennbar, und diese beiden ergänzen sich hervorragend. Zum Zeichnen eignet sich die Tinte eher weniger, wie der Prera zeigt.

Die Tinte ist meines Erachtens zum Schreiben nur mit einer Medium-Feder oder aufwärts geeignet.
Ich könnte mir vorstellen, daß bei einer breiten Feder, gerne auch oblique, die nahende Gewitterwolke gut zur Geltung kommt. Blaugraue Front. Huiii, die Böenwalze naht. Die ersten Blitze zucken und sorgen für Donnergrollen. Schnell noch ein paar Zeilen auf´s Papier gebracht, bevor es sich wellt. Der Q-Tip-Bauschzyklon läßt den 115g/m² Papierkarton schon aufbäumen. Und eh´ man sich´s versieht, hat unsereins den Sturm auf dem Papier. Wir kennen solch Ungemach auch im Frühjahr, da müssen wir in unseren badischen Nord-Breiten nicht auf den Sommer warten.

Potz Blitz,
Tomm

[Knorzenbach]

Liebe Foristen,
ich übe mich gerade im Füller fotografieren. Da dachte ich, ich könnte doch mal meine Arbeitstiere für die Tintenpräsentationen zeigen. Hier sind sie, von oben nach unten:
Jinhao 250 Lava
Duke Buckingham rot (es gibt auch noch einen grünen)
Grifos Nero Muse Harlekin
Pilot Prera pink in Vollfarbe (pink gibt es auch als Demonstrator)

Ich denke, sie haben es verdient!

Ich verabschiede gleichzeitig den Duke in den nicht verdienten Ruhestand. Er gehört in die Vitrine aufgrund fehlender Durchlaßeingenschaften. Schade, ein schöner Füller, aber kaum zu gebrauchen.

2018_03_10_Arbeitstiere_01_Jinhao 250_Duke_Grifos_Pilot_redu.jpg [attachment=1]2018_03_10_Arbeitstiere_02_Jinhao250.jpg

Hier der Jinhao 250 mit seiner Kalligraphiefeder, welche die typische Aufwärtskrümmung aufweist. Für mich war das ein klassischer Fehlkauf, weil ich beim Aussuchen nicht auf die Angabe des Anbieters geachtet hatte. Lange lag der Stift in der Schublade, und ich wollte ihm vor noch nicht allzu langer Zeit eine EF-Feder von FPnibs zukommen lassen. Gott sei Dank habe ich das nicht gemacht. Ich hätte nie gedacht, daß ich den Füller mit dieser Feder für Tintenreflexionen benutzen kann.

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2018_03_10_Arbeitstiere_03_Jinhao 250_Lava_Fude.jpg

Ein schönes Wochenende an alle Füllerfüller,
Tomm

[Knorzenbach]

Zum Abschluß des Tages habe ich noch ein wenig herumexperimentiert. Ich hatte die Hoffnung, daß der Bogen mit der Sailor Yama-Dori im Fotostudio-Kubus farbgetreuer wiedergegeben wird. Das Gegenteil ist der Fall. Die LED-Leuchten filtern jetzt auch noch die Rot-Töne heraus. Das kann ich in Zukunft vergessen.
Anbei eine Probe.
Gruß
Tomm

2018_03_11_Sailor_Yama-Dori_Zelt_redu.jpg

[NicolausPiscator]

Liebe Tintenbegeisterte,

[...]

Im Folgenden stelle ich Euch meine Tinte der Woche vor, und wenn Ihr Lust habt, dann macht einfach mit und ladet ein Bild Eurer Tinte der Woche hoch.

Viele Grüße und viel Vergnügen!

Nils

[NicolausPiscator]

Die 11. Kalenderwoche zeigt mir und bestätigt sicherlich vielen, die mich kennen, dass meine Tintengedanken sich nicht nur bei bestimmten Herstellern sammeln, sondern um ganz bestimmte Farben und Tinten kreisen: Sailor Jentle Ink Blue Black ist die eine, Montblanc Palmgrün ist die andere. Entgegen dieses posts, habe ich die Tinte der Woche schon am vergangenen Freitag gestartet. Yama-Dori war zu schnell aufgebraucht. Über Palmgrün sind schon viele Worte gesagt und geschrieben worden, eine ganze Menge davon von mir. Hier habe ich sie aus dem Geburtstagsgeschenkmontblancpalmgrünmitrobinsoncrusoeequipmentfässchen, das immer wieder für großen Genuss sorgt und mittlerweile für viele Experimente herhalten musste und dabei mit dem Segen der Unendlichkeit versehen zu sein scheint, mit dem folded pen auf das Clairfontaine Papier aufgetragen und sehe auch hier genau, was diese Tinte hat, was alle anderen Tinten nicht haben (auch die allerschönsten Konkurrentinnen, von denen es einige gibt, nicht): Die schwerelose und elegant-unbekümmerte und dabei ernsthafte Verbindung von Hell und Dunkel. Was das Füllerschreiben angeht, ist diese Woche eine Wonne:

KW 11/2018-Montblanc Palmgrün

IMG_1793.jpg (134.09 KiB) 4249 mal betrachtet

[Knorzenbach]

Die allenthalben eingeforderte Transparenz, die sehe ich hier...
Was für ein hinterleuchtetes Strahlen...Als ob man in einer Wüstenoase die Palmwedel im Gegenlicht beobachtet, mal schwarz, mal grün, mal zwischendrin. Erinnerungen werden wach an Tozeur, Tafraoute, Ksar Ouled Soultane, Tamnougalt. Magisch. So eine Tinte können nur französische Designer entwickeln.

Schmacht,
Tomm

[NicolausPiscator]

Erinnerungen werden wach an Tozeur, Tafraoute, Ksar Ouled Soultane, Tamnougalt. Magisch.

Ja, schöne Assoziationen.

So eine Tinte können nur französische Designer entwickeln.

Oh, das war mir nicht bekannt. Hast Du da nähere Infos?

[Knorzenbach]

Informationen nicht. Das ist eine Vermutung, die auf Frankreichs ehemaligem "Engagement" in Nordafrika beruht.

[NicolausPiscator]

Auch die nächste Woche, die 12. in diesem Jahr, bringt eine Tinte von Montblanc, eine blauschwarze, bei der ich immer scharf überlegen muss, ob sie wirklich blauschwarz ist: Montblanc Midnight Blue. Meine liebsten Schreibtinten sind blau-schwarze Tinten, der absolute Favorit ist ja auch schon vorgestellt worden. Midnight Blue ist in meiner Wahrnehmung sanft, gehaucht-pudrig und sehr zurückhaltend. Sie hat zum Teil einen gleitendes shading, was ich sehr gerne an ihr mag, in meinem Bild sieht man das ganz hervorragend beim M von Montblanc. In den helleren Partien ist sie mir etwas zu sanft, da könnte sie rauchiger sein, insgesamt könnte sie dunkler sein. Obwohl ich sie nicht häufig verwende, weil das die Sailor blue black verhindert, so benutze ich sie doch ganz gerne. In Kombination mit Palmgrün finde ich sie ausgesprochen schön.

KW 12/2018-Montblanc Midnight Blue

IMG_1827.jpg (126.79 KiB) 4022 mal betrachtet

[Knorzenbach]

Liebe Freude alles Schönen und Guten,

ursprünglich wollte ich für diese Woche eine Robert Oster Tinte vorstellen. Aber dann kam mir eine Probe aus Butzbach dazwischen ). In diesen finster-kalten Märzwinterzeiten kam diese Tinte gerade recht. Und so kam es, wie es kommen mußte. Wusch: Hier ist die Sailor Irori!
Meines Wissens wurde diese Tinte noch nicht im Rahmen der Reviews besprochen. Liegt vielleicht daran, daß die Tinte eine „ehrliche“ ist, will sagen, sie besteht hauptsächlich aus roten Pigmenten. Da ist kein blau oder gelb beigemischt. Insofern mag sie langweilig erscheinen. Kein Schimmer, herrjemineh! Ist so eine Tinte würdig, vorgestellt zu werden?

Ich finde, solche Tinten haben ihre Existenzberechtigung. Eine unvermischte Farbe, kerzengraderaus. Und was für ein Rot haben wir hier! Absolut präsent! Nach dem Motto: „Hier bin ich, ich kann nicht anders.“ Eine der sattesten Tintenfarben, die ich kenne. Kompromißlos.

Ich habe dieses Mal einen Jinhao 159 eingesetzt, um die Mediumbreite ins Spiel zu bringen. Die Tinte ist äußerst fließfreudig, und das zeigt sich auch. Die Tinte „deckt“ bei dieser Strichstärke und zeigt sogar ein shading.
Beim Platinum Balance mit Strichstärke 0,3 mm wirkt die Tinte heller, freundlicher. Ich finde, hier entfaltet die Irori ihren wahren Charakter. Klar wie die aufgehende Sonne auf dem Banner Japans. Ein wahrhaft intensives Leuchterot.
Beim Platinum Century #3776 UEF 0,1 mm dürfte man erwarten, daß er die Tinte noch heller darstellt. Neigen doch die sehr feinen Federn dazu, die dunklen Pigmente einer Tinte zu verhindern. Nix da. Er präsentiert die Irori eher noch dunkler als sein kleiner Bruder. Sogar das shading wird hier noch wiedergegeben. Verrückte Füllerwelt.

Die Tinte eignet sich sowohl zum Schreiben als auch zum Zeichnen. Absolute Empfehlung für rot liebende Tintenfreaks.

Liebe Grüße,
Tomm

2018_03_17_Sailor_Irori_01_redu.jpg

2018_03_17_Sailor_Irori_02_redu.jpg

2018_03_17_Sailor_Irori_03_redu.jpg

[Füchschen]

Boah ist das ein schönes Rot.

[NicolausPiscator]

Irori ist eine tolle Tinte!

[Linkspfötchen]

Ich habe mir vor ein paar Tagen eine Probe davon bestellt, bin schon sehr gespannt.

Sehr schöne Vorstellung, danke!

[NicolausPiscator]

Die 13. Kalenderwoche führt mich wieder zum Rot zurück, mit Rot hat ja schon dieses Tintenjahr begonnen. Nach ersten Überlegungen hätte ich heute eigentlich das 1670er Rouge hématite von Herbin verwenden wollen und einen Tintenherstellerwechsel in dieser Reihe vollziehen sollen. Nachdem nun die Sailor Jentle Ink Irori desletzt schon mehrfach besprochen, behandelt und bewundert wurde, habe ich mich allerdings angeregt gesehen, sie auch nach langer Zeit wieder einmal hervor zu holen, den folded pen zu schwingen und sie mit Eifer zu verwenden.

Gerechtfertigt sah ich mir insbesondere dadurch, dass Irori Feuer bedeutet. Während das Rouge hématite auf der Seite der Strenge des Gesetzes und der Entschiedenheit des Rechts steht, auf das eine deutet der Braunanteil ebenso hin wie die goldenen Schimmerpartikel auf das andere, mithin deshalb den rationalen Seelenteil anspricht, so bewegt sich Irori auf der Seite des Herzens und appelliert an die Hitze der Würde und spricht daher den emotionalen Seelenteil an. Beide sind auf intrikate Weise miteinander Verbunden: Das Eisen des Herzensbluts und das Gold der Verstandesröte. Assoziationen an Lagerfeuer kommen mir da in den Sinn und die Glut der Schmiede fährt mir ins Gemüt.

Das Ergebnis seht Ihr unten:

KW 13/2018-Sailor Irori

IMG_1878.jpg (136.18 KiB) 3738 mal betrachtet