Tintenfläschchen aus Kunststoff

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Sabine
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Tintenfläschchen aus Kunststoff

Beitrag von Sabine » 24.06.2018 14:26

Ihr Lieben,
ausgehend von Pumukelines Frage, ob es ratsamer sei, von einer Tine ein großes Glas oder zwei, drei kleine Fläschchen aus Kunststoff zu kaufen, möchte ich diese Frage um den Aspekt ergänzen, ob bei letzteren, ähnlich wie bei Tintenpatronen, mit der Zeit Wasser nach außen diffundieren kann. Habt Ihr etwas in dieser Richtung schon beobachtet?
Mir fiel bei meiner "Racing Green" von Diamine, die ich in einer 30ml-Kunststoff-Flasche schon seit einigen Jahren besitze, eine gewisse Trockenheit auf, der Tintenfluß (in einem Lamy Safari) ist ungewohnt dünn geworden, fast unbrauchbar zum ernsthaften Schreiben. Nun kam ich auf die Idee, das verlorengegangene Wasser vorsichtig zu ersetzen (erstmal in der Patrone, nicht gleich im Fläschchen, da ich mich an die Warnung erinnerte, die Konservierung zu verdünnen), und die Tinte sieht wieder "normal" aus.
So praktisch Kunststoff ist, unzerbrechlich und leicht im Vergleich zu Glas, dieses Beispiel verschiebt für mich die Bewertungsmaßstäbe doch ein bißchen. Klar, offiziell soll man Tinte ohnehin innerhalb von ein paar Jahren verbrauchen, aber im wirklichen Leben wird Tinte doch wesentlich älter. Und sollte auch ohne Veränderung der Fließeigenschaften altern!
Eine weitere Frage wäre, ob es verschiedene Qualitäten des Kunststoffs bei Tintenflaschen gibt; z.B. bei Robert Oster. Da diese Tinten hier noch nicht so lange auf dem Markt sind, liegen vermutlich noch keine Langzeiterfahrungen vor, wie das mit der Diffusion ist. Oder doch?
Herzliche Grüße!
Sabine

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Tenryu
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Re: Tintenfläschchen aus Kunststoff

Beitrag von Tenryu » 24.06.2018 14:36

Bei Kunststoff sehe ich eher die Diffusion von Sauerstoff als ein Problem an, weniger die von Wasser. (Deshalb gibt es auch keine Bierflaschen aus PET)
Auch aus Glasflaschen kann Wasserverdunsten. Vor allem, wenn die Dichtung im Deckel nicht mehr gut ist. Ich habe neulich ein altes Glas Tinte hervorgeholt, deren Konssitenz eher an Sirup erinnert, und nur noch 1/4 des Inhalts übrig war, obgleich ich nie damit geschrieben habe.

Tinte mit destilliertem Wasser zu verdünnen erachte ich als problemlos. Im Wesentlichen besteht Tinte ohnehin aus Wasser.

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patta
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Re: Tintenfläschchen aus Kunststoff

Beitrag von patta » 24.06.2018 14:44

Tenryu hat geschrieben:
24.06.2018 14:36
Bei Kunststoff sehe ich eher die Diffusion von Sauerstoff als ein Problem an, weniger die von Wasser. (Deshalb gibt es auch keine Bierflaschen aus PET)
Doch, solche Bierflaschen gibt es!
Tenryu hat geschrieben:
24.06.2018 14:36
Tinte mit destilliertem Wasser zu verdünnen erachte ich als problemlos. Im Wesentlichen besteht Tinte ohnehin aus Wasser.
Da stimme ich dir zu.

Gruß patta

Die Hälfte dessen, was man schreibt, ist schädlich, die andere Hälfte unnütz. - Friedrich Dürrenmatt

Thom

Re: Tintenfläschchen aus Kunststoff

Beitrag von Thom » 24.06.2018 14:53

Ganz so problemlos ist es nicht, aber Wasserverluste auszugleichen verdünnt die Konservierung nicht, die Tinte war kurz davor gewissermaßen überkonserviert. Unterschiedliche Diffusion bei Kunststoffen wird's schon geben, bei Industrietinten werden auch gelegentlich Kunststoffverpackungen verwendet. Für Schreibtinten betrachte ich's persönlich aber als vehementen Stilbruch. :)

V.G.
Thomas

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NicolausPiscator
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Re: Tintenfläschchen aus Kunststoff

Beitrag von NicolausPiscator » 24.06.2018 15:06

Stilistisch betrachtet, finde das auch. Praktisch betrachtet, sind gerade die Diamine 30 ml-Fläschchen total praktisch. Verdunstung stelle ich bei allen Tinten fest, seien die Behältnisse nun Patronen, Kunststoffflaschen oder Glasflakons. Verdünnung mit destilliertem Wasser nehme ich nicht vor, sondern nehme das Ganze als Teil des Ganzen wahr, d. h. ich verbrauche eben die Tinten nicht so rasendschnell, dann werden mache mit der Zeit anders, auch in der Farbe. Da ich nicht willens bin, für alles optimale Bedingungen einzuführen (z. B. Turnschuhe und Tinten), sondern nur für ausgewähltes (d. h. v. a. Lebensmittel), nehme ich die Konsequenzen bewusst in Kauf.

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sanphoemo
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Re: Tintenfläschchen aus Kunststoff

Beitrag von sanphoemo » 24.06.2018 15:32

Ich habe das Problem verlagert und 30m Glasfläschchen als Ersatz für die 30ml Diamine Fläschchen geholt. Sind wie die Pelikangläser mit gewölbtem Boden. Ich hatte das Problem, das dickere Füller, z.B. der 805 Stresemann , nicht reinpassen :?
Ich finde es auch nicht sehr praktisch, wenn sie leerer werden. Wie kriegt man dann den Rest Tinte raus? Da sind mir die Pelikangläser lieber.

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NicolausPiscator
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Re: Tintenfläschchen aus Kunststoff

Beitrag von NicolausPiscator » 24.06.2018 15:55

Umfüllen ist auch eine Maßnahme... Befüllen beim Pelikan, da ist die Lösung "ganz einfach": man nimmt eine Spritze, befüllt sie, dreht die Feder heraus und entleert die Spritze im Tintenbehälter. Bei anderen kolossalen Füllern und Federn ist das aber problematisch... Und dann braucht man entweder Geduld oder vier Hände oder beides oder einen Patronenfüller.

Sabine
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Re: Tintenfläschchen aus Kunststoff

Beitrag von Sabine » 24.06.2018 21:47

Danke für Eure Antworten! während des Transports ist es praktisch, daß die Tinte in kleinen und leichten Fläschchen verpackt ist, aber für den Hausgebrauch schient mir Umfüllen in praktikable Gläser, z.B. von Pelikan, tatsächlich die bessere Idee zu sein.
Ja, auch bei Glasflaschen mit Kunststoffdeckel habe ich schon Verdunstung bzw. Diffusion erlebt, aber nicht so stark. Wenn die Tinte ihre Farbe ändert, finde ich das eher interessant als störend. Aber wenn die Tinte so dick wird, daß sie nicht mehr fließt, nehme ich das nicht mehr in Kauf; es sei denn, ich verwende sie zu anderen Zwecken als zum Schreiben im Füller.

Pumukeline
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Re: Tintenfläschchen aus Kunststoff

Beitrag von Pumukeline » 25.06.2018 0:03

Danke, Sabine, dass Du meine Überlegungen so formuliert hast. :)
Bis auf die Proben habe ich nur wenige Kunststoffbehälter und ich finde es schade, dass Diamine nicht auch die kleinen Tinten in Glasbehälter füllt.
Allerdings bin ich genauso schlau, was meine Ursprungsfrage angeht.
LG Manuela / Pumukeline

V-Li
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Re: Tintenfläschchen aus Kunststoff

Beitrag von V-Li » 25.06.2018 1:03

Wenn wir nach https://de.wikipedia.org/wiki/Wasserdam ... widerstand gehen, dann hat Glas den mit Abstand höchsten Diffussionswiderstand, nämlich unendlich. Die entscheidende Schwachstelle wird die die Dichtung am Deckel sein, das gilt für Kunststoffflaschen wahrscheinlich genauso, weil die Verluste über den Deckel wohl um Größenordnungen von dem Verlust über die Behälterwand abweichen werden.
Unter http://wiki.polymerservice-merseburg.de ... unststoffe findet man in Bild 3 auch interessante Hinweise zur Eignung einzelner Kunststoffsorten. Gemäß http://www.building-physics.net/webfm_send/598 (Seite 71) liegt PET zwischen PE und PA in Bezug auf Dampfdurchlässigkeit.

Für genaue Aussagen müssten man ein baugleiches Gefäß, einmal aus Glas und einmal aus Kunststoff unter gleichen Bedingungen lagern. Bei den Werten von denen wir hier reden hat eine andere Bauform und damit anderes Gas-/Flüssigkeitsverhältnis wohl entscheidenden Einfluss auf das Versuchsergebnis: Eine volumetrisch größere Gasphase und entsprechende größere Behälteroberfläche führt zu mehr Diffusion durch die Behälterwand.

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Tenryu
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Re: Tintenfläschchen aus Kunststoff

Beitrag von Tenryu » 25.06.2018 11:57

Plasteflaschen sind allerding auch etwas umweltfreundlicher, da sie bei Herstellung und Tansport weniger Energie verbrauchen. Wobei das freilich mengenmäßig kaum ins Gewicht fällt, wenn man bedenkt wie wenige Tintengläser man verbraucht, im Vergleich zu Konfitüren- oder Gurkengläsern, Weinflaschen usw.

Ein Nachteil, den ich bei Kunststoffbehältern sehe, ist, daß sie aufgrund des geringeren Gewichts leichter umkippen können. Vor allem, wenn sie eine (eigentlich praktische) hohe Form haben.

Freihand

Re: Tintenfläschchen aus Kunststoff

Beitrag von Freihand » 25.06.2018 12:34

Die besten Gefäße für Langzeitaufbewahrung sind für mich Laborflaschen aus Glas mit geschliffenem Glasstopfen ("Apothekerflasche"). Für Tinte bräuchte man natürlich welche mit Weithals. Wenn der Schliff gut ist, dann ist das die optimale Dichtheit. Richtig behandelt überleben sie einen locker - DAS ist Nachhaltigkeit.

V-Li
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Re: Tintenfläschchen aus Kunststoff

Beitrag von V-Li » 25.06.2018 12:36

Dann müsste man aber auf einfache Weise nachfüllen können, also an der Tintentankstelle, wo im Tankwagen angeliefert wird. Ansonsten sind das Einmalgefäße.

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