Federstärke, Linienvarianz, Shading, Süffig- und Weichheit

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Klecks
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Federstärke, Linienvarianz, Shading, Süffig- und Weichheit

Beitrag von Klecks » 02.01.2019 19:00

Geliebtes Forum,

ich habe eine Frage zur Federstärke. Ich habe mal gelesen, dass man mit feineren Federn eine ausgeprägteres Shading produzieren kann, als mit breiteren Federn. Somit eine F Feder theoretisch ein stärkeres Fading produziert, als eine M Feder.
Ferner las ich, dass die Linienvarianz, also das Vorhandensein der Möglichkeit sowohl "dünne als auch dicke Striche zu zeichnen", bei feineren Federn größer ist als bei breiteren Federn.
Dann las ich einmal, dass feinere Federn tendenziell eher weicher schreiben, als breite Federn. Hingegen ich auch das Gegenteil las: das breite Federn weicher schreiben als feine Federn.
Und ich las, dass breite Federn immer süffiger sind, also mehr Tinte aufs Papier bringen, als feine Federn, einfach, weil das Federkorn größer ist und somit mehr Tinte transportiert.

Soviel zur Theorie. Was davon ist richtig? Was davon nur fast? Was ist falsch?
Würde mich über Erläuterungen und Aufklärungen freuen.
Vielen Dank!

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JulieParadise
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Re: Federstärke, Linienvarianz, Shading, Süffig- und Weichheit

Beitrag von JulieParadise » 02.01.2019 20:08

Bei Füllern/Federn stimmt m.E. eigentlich nur: Jeder schreibt anders.
Und: Ohne Probieren wirst Du nie herausfinden, was wie schreibt.
Bonus: Es liegt nie nur am Füller, sondern auch an dem, der ihn führt.

Womit ich Dich aber nicht abschrecken will. ;)

Ob ein Füller "glatt" schreibt oder nicht, liegt nicht unbedingt an der Federstärke. Ich habe hier kugelglatte Zoom-Federn, BB und B-Federn, die genauso toll gleiten wie (japanische) F und EF. Weil die Federn sind, wie sie sind und weil ich eine leichte Hand habe.

Wieviel Shading es gibt, hängt davon ab, wie nass Feder & Tintenleiter schreiben, d.h., wie viel Tinte sie wie leicht durchlassen, aber auch davon, ob Du als Schreiber an bestimmten Stellen (unwillkürlich) kräftiger aufdrückst oder länger an einer Stelle verweilst. Das sieht man aber natürlich eher in einem 2mm breiten Strich als in einem aus einer EF-Feder, der nur 0.2-3 mm breit ist.

Linienvarianz in sich ist natürlich auffälliger, wenn der leichte Strich sehr fein und sich dann von EF auf BB ausdehnen kann, als wenn man schon mit einer Grundbreite von 0.7 startet.

Und was den letzten Punkt anbelangt: Auch jein. Du kannst sehr feine Federn erwischen, die trocken oder nass sind und breite, die kaum Tinte aufs Papier bringen oder im Gegenteil sehr viel.

Verallgemeinern kann man daher nur grob, etwa: "Pelikans M(x)xxx schreiben in der Regel eher nass. Damit erhöhen sich dann die Chancen, Shading und Sheen und schönes Gleiten auf dem Papier zu bekommen." oder "Die Federn der kleinen Kaweco Sport sind ziemlich hart." usw.

Aber dass es nicht so einfach ist, macht das alles hier ja nur umso spannender!
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desas
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Re: Federstärke, Linienvarianz, Shading, Süffig- und Weichheit

Beitrag von desas » 02.01.2019 20:15

Liebe(r) Klecks,

über einen Kamm scheren lassen sich die Federn ohnehin nicht.

Ab zum nächsten Stammrisch, Federn austesten!
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NicolausPiscator
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Re: Federstärke, Linienvarianz, Shading, Süffig- und Weichheit

Beitrag von NicolausPiscator » 03.01.2019 1:04

Shading und sheen hängen von viel ab, vor allem von der Tinte und dem Papier, natürlich auch vom Füller, aber nicht von der Federbreite. Klar, je mehr Tinten aufgetragen wird, desto größer ist die sheen-Wahrscheinlichkeit. Die Linienvarianz kann auch durch Verschiedenes erreicht werden: Italic Federn, stub Federn, flexible, weiche usw. Federn.

Dem Rat von desas kann ich mich nur anschließen.

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Re: Federstärke, Linienvarianz, Shading, Süffig- und Weichheit

Beitrag von ebbyashia » 03.01.2019 9:24

JulieParadise hat geschrieben:
02.01.2019 20:08
Bei Füllern/Federn stimmt m.E. eigentlich nur: Jeder schreibt anders.
Und: Ohne Probieren wirst Du nie herausfinden, was wie schreibt.
Bonus: Es liegt nie nur am Füller, sondern auch an dem, der ihn führt.
Auf jeden Fall! Das unterstreiche ich so. Ich habe einem Freund vor ein paar Monaten, der so gar nichts mit Füllern am Hut hat, einen TWSBI Go geschenkt mit M-Feder. Bei mir schrieb sie auch M typisch breit, bei ihm allerdings eher wie eine EF oder F. Er hielt den Füller einfach schon ganz anders als ich.
Gruß, Alina

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Re: Federstärke, Linienvarianz, Shading, Süffig- und Weichheit

Beitrag von Edelweissine » 03.01.2019 10:21

In dieser Hinsicht sind Füller auch nur Menschen:
Auf jeden reagieren sie anders, mit dem einen können sie, mit dem anderen eben nicht.
Auch die Schriftproben anderer sind nur bedingt aussagekräftig, man muss selbst probeschreiben und ausprobieren, Tinten, Federn, Papiere testen und erst viele Frösche küssen, bis man den richtigen Prinzen trifft. Wie im richtigen Leben!
Gruß,
Heike

Thom

Re: Federstärke, Linienvarianz, Shading, Süffig- und Weichheit

Beitrag von Thom » 03.01.2019 16:33

Na gut, ich weiß zwar nicht, was ich mit nem Prinzen soll, aber, Klecks, ich kann Dich nur warnen:
Thom hat geschrieben:
09.10.2017 17:23
Der Weg in die Hölle ist leicht und geht sich wie von selbst. Aber der Rückweg ist schwer und voller Hindernisse. :)
V.G.
Thomas

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Re: Federstärke, Linienvarianz, Shading, Süffig- und Weichheit

Beitrag von maggutefueller » 03.01.2019 19:17

Eine Feder kann nie alles. Fang mit deutscher solider Kugel EF an. In einem Jahr und besserer Schrift macht es Sinn, weitere Käufe ggf zu tätigen.

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Re: Federstärke, Linienvarianz, Shading, Süffig- und Weichheit

Beitrag von NicolausPiscator » 03.01.2019 20:33

Hm... das hört sich für mich wie ein Jahreshoroskop in drei Sätzen an.

agathon
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Re: Federstärke, Linienvarianz, Shading, Süffig- und Weichheit

Beitrag von agathon » 03.01.2019 20:43

NicolausPiscator hat geschrieben:
03.01.2019 20:33
Hm... das hört sich für mich wie ein Jahreshoroskop in drei Sätzen an.
Eher wie ein gutgemeinter und tatsächlich auch guter Rat ...


Grüße


agathon

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NicolausPiscator
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Re: Federstärke, Linienvarianz, Shading, Süffig- und Weichheit

Beitrag von NicolausPiscator » 03.01.2019 22:09

Mir scheint dann wohl entgangen zu sein, dass Klecks mit seiner Schrift unzufrieden ist.

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Re: Federstärke, Linienvarianz, Shading, Süffig- und Weichheit

Beitrag von Klecks » 03.01.2019 23:49

Meine Schrift ist großartig! Ehrlich.

Und ja, mir ist klar, dass jeder Füller anders schreibt. Trotzdem, ich meine, man hat ja schon eine technische Konstruktion. Von daher sollten sich doch generelle Aussagen treffen lassen. Siehe meinen Eingangspost. Sonst bräuchte man sich ja gar nicht mehr über Füllhalter und deren Qualitäten zu unterhalten. Weil dann würd ja ohnehin alles nur in den Sternen stehen. Ich glaube, hier wird dem Füllfederhalter zuviel "Persönlichkeit" zugesprochen und Dinge zu sehr verklärt. Letztlich ist er aber doch nur ein technisches Konstrukt, das in gewisser Weise berechenbar ist und bleibt. Wohlbemerkt in Zusammenhang mit Tinte und Papier

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Querkopf
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Re: Federstärke, Linienvarianz, Shading, Süffig- und Weichheit

Beitrag von Querkopf » 04.01.2019 0:07

Klecks hat geschrieben:
03.01.2019 23:49
... Ich glaube, hier wird dem Füllfederhalter zuviel "Persönlichkeit" zugesprochen... Letztlich ist er aber doch nur ein technisches Konstrukt, das in gewisser Weise berechenbar ist und bleibt. Wohlbemerkt in Zusammenhang mit Tinte und Papier.
...und, das hast du vergessen, in Zusammenhang mit der schreibenden Hand:
JulieParadise hat geschrieben:
02.01.2019 20:08
Bei Füllern/Federn stimmt m.E. eigentlich nur: Jeder schreibt anders.
Und: Ohne Probieren wirst Du nie herausfinden, was wie schreibt.
Bonus: Es liegt nie nur am Füller, sondern auch an dem, der ihn führt. ...
Es ist nicht der Füller, der "Persönlichkeit" hat. Sondern die/ der Schreibende. Eben daher rühren die wahrlich unendlichen Variationen.
Über die eigene Schreibhaltung legt man sich normalerweise kaum Rechenschaft ab, sie ist einem ja ganz selbstverständlich. Denkt man mal mal drüber nach, merkt man, wie stark die Konsequenzen dieser sehr persönlichen Eigenheiten sind. Für mich selber habe ich da beim Tübinger Treffen Ende November dies & das kapiert. Und dann nochmal, als ich im Dezember zum Wünschdirwas-Feder-Termin in Peine war.

Die Füller-Schreibhand produziert Unberechenbarkeit. Das mag ich :).
Schöne Grüße
Doris

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NicolausPiscator
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Re: Federstärke, Linienvarianz, Shading, Süffig- und Weichheit

Beitrag von NicolausPiscator » 04.01.2019 0:15

Jup, das sind die Grundbausteine, man kann auch Temperatur und Luftfeuchtigkeit dazurechnen. Ab grundsätzlich ist es das. Aber dennoch, obwohl ein Füller kein Hochleistungsrechner ist, ist er dennoch faszinierend. Denn die Kombinationen und Variationen sind mannigfaltig.

agathon
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Re: Federstärke, Linienvarianz, Shading, Süffig- und Weichheit

Beitrag von agathon » 04.01.2019 5:49

Klecks hat geschrieben:
03.01.2019 23:49
Meine Schrift ist großartig! Ehrlich.

Und ja, mir ist klar, dass jeder Füller anders schreibt. Trotzdem, ich meine, man hat ja schon eine technische Konstruktion. Von daher sollten sich doch generelle Aussagen treffen lassen. Siehe meinen Eingangspost. Sonst bräuchte man sich ja gar nicht mehr über Füllhalter und deren Qualitäten zu unterhalten.

Klecks, da kann ich dir nur Recht geben. Nebulöse Verklärungen können nun mal keine konkreten Erklärungen ersetzen.

Grüße

agathon

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