Tinte für billiges Papier

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RichardRoss
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Tinte für billiges Papier

Beitrag von RichardRoss »

Hallo, zusammen!

Ich schreibe meist mit dem schönen alten Kaweco, mit einer flexiblen abgeschrägten Feder, die sehr nass schreibt.
Doch habe ich festgestellt, dass meine schönen Tinten wie die ama-iro von Pilot oder die Skull&Roses von Diamine eine Katastrophe auf billigem Papier sind. Die erste blutet voll aus, teilweise sieht man die einzelnen Fasern und nässt durch, die andere schmiert, auch nach Trocknung von 2-3 Tagen noch. Das ist ärgerlich, aber die billige blaue Lamy-Tinte schreibt perfekt, wie dafür gemacht. Schreibt nicht mal durch das dünne Papier, obwohl sie doch recht dunkel ist.

Ich hätte aber gern ein paar außergewöhnlich schöne Tinten, hellblau oder violett (vielleicht auch noch grün u.a.), mit ähnlichem Schreibverhalten. Egal ob gewöhnliches Drucker-Papier, Zeitung oder die billigen Buch-Kalender, mit 1 Tag = 1 Seite.

Was habt ihr selbst für Erfahrungen damit und was könnt ihr empfehlen?

Danke!
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Querkopf
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Re: Tinte für billiges Papier

Beitrag von Querkopf »

Ups, diese Frage lässt sich kaum beantworten, fürchte ich.

Spontan habe ich die Füller, die bei mir im Moment betankt sind (12 Stück), mit je ein, zwei Zeilen auf Kopierpapier ausprobiert - mit niederschmetterndem Ergebnis. Alle Tinten schlugen durch. Alle kamen mindestens eine Strichbreite dicker rüber als normal; etliche Zeilen wirkten wie auf Löschpapier geschrieben. Spaß machte der Anblick nirgends.
7 x völlig indiskutabel.
5 x naja (=Schulnote Vier minus): Diamine A Night in Jodhpur, Diamine Midnight, Diamine/Akkerman S.B.R.E. Brown, Pelikan Edelstein Smoky Quartz, Diamine Burgundy Royale.

Wobei die "Naja"-Ergebnisse alle aus sehr feinen Federn mit gutem, aber doch mäßigem Tintenfluss kamen.
RichardRoss hat geschrieben:
29.12.2019 20:33
... Ich schreibe meist mit dem schönen alten Kaweco, mit einer flexiblen abgeschrägten Feder, die sehr nass schreibt. ...
Kontrastprogramm - das macht's auf schlechtem Papier so richtig schwierig...

Mir jedenfalls fällt zu dieser Konstellation leider überhaupt keine Empfehlung ein.

Doch, eine: Steig' um auf tintenfreundliches Papier ;)!
Schöne Grüße
Doris
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Pelle13
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Re: Tinte für billiges Papier

Beitrag von Pelle13 »

Moin Richard,

diese Problematik kenne ich von meinen Paperplanks Terminkalendern leider viel zu gut. :( Einen Versuch wert bei schlechtem Papier sind Eisengallustinten (z.B. Salix und Scabiosa von Rohrer und Klingner) und viele der eher preiswerten Pelikan 4001 Tinten. Oder doch der Umstieg auf feine Federn ohne Flex für solches Billigpapier.

Falls Du eine ideale Kombination finden solltest, sag doch bitte mal Bescheid, das würde mich auch sehr interessieren,
Dagmar
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JulieParadise
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Re: Tinte für billiges Papier

Beitrag von JulieParadise »

Die kurze Antwort wäre: Das Leben ist zu kurz für mieses Papier.

Die längere Variante ... ist kompliziert, kommt aber wohl um den Gebrauch feiner Federn, die nicht kratzen dürfen (weil das auch das Papier einritzt) nicht herum.
Sina / Julie Paradise julieparadise.de | @wwwjulieparadisede
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Seraphin
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Re: Tinte für billiges Papier

Beitrag von Seraphin »

Ich muss mich meinen Vorrednern anschließen. Dein Anliegen kennen wir glaub ich alle aus eigener Erfahrung nur zu gut. Ich selbst bin ebenfalls zu dem Schluss gekommen, dass ich mit einer extrafeinen (Stahl)feder arbeiten muss, wenn ich unausweichlich auf billigem Kopierpapier schreiben muss. Dieser Füller ist mit der Tinte X-Feather von Noodler's betankt. Diese Tinte soll das Durchbluten und Ausfransen verhindern/hemmen. Der Unterschied zu anderen Tinten ist zwar da, aber Wunder darf man auch hier nicht erwarten.
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Der Zeitreisende
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Re: Tinte für billiges Papier

Beitrag von Der Zeitreisende »

RichardRoss hat geschrieben:
29.12.2019 20:33
[…] Ich hätte aber gern ein paar außergewöhnlich schöne Tinten, hellblau oder violett […]
Mit Waterman Violett (heutzutage heißt sie 'Tender Purple') habe ich sehr gute Erfahrungen, auch auf billigem Kopierpapier. Schöne Farbe, fließt gut, eine problemlose Tinte, die ich gerne empfehle. Überhaupt sind die Tinten von Waterman hierzulande n.m.M. unterschätzt.

Eventuell kommt auch die schon erwähnte R&K Salix in Betracht; man muss aber die etwas fade blauschwarze Farbe mögen, und die Tinte ist ziemlich trocken. R&K Scabiosa hat eine interessante Farbe aber ist eine sehr zickige Tinte, die in nur einem meiner vielen Füller akzeptabel fließt.
Danke, ich bin schon bekehrt – das Schreiben mit Füller ist der Weg ins irdische Paradies.
Thom

Re: Tinte für billiges Papier

Beitrag von Thom »

RichardRoss hat geschrieben:
29.12.2019 20:33
... die billige blaue Lamy-Tinte schreibt perfekt, wie dafür gemacht. Schreibt nicht mal durch das dünne Papier, obwohl sie doch recht dunkel ist.
Die Tinte ist für diesen Verwendungszweck schon ein echter Geheimtipp. Heller wird sie mit etwas demineralisiertem Wasser, das wird aber zum einen die Konservierung verdünnen und zum anderen den pH-Wert verschieben, wodurch die Tinte empfindlicher für Ausbleichen auf basischem Papier wird. Violett würden wir die auch noch kriegen. :)

V.G.
Thomas
Der Zeitreisende
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Re: Tinte für billiges Papier

Beitrag von Der Zeitreisende »

Im Fountain Pen Network wird von einigen anderen Rohrer und Klingner-Tinten (die nicht-eisengallushaltigen) berichtet, dass sie sich sehr gut mit Billigpapier ertragen, z.B. Alt-Bordeaux: http://www.fountainpennetwork.com/forum ... -bordeaux/ oder Sepia ("good performance on cheap & nasty papers" – http://www.fountainpennetwork.com/forum ... ner-sepia/) Ich selber habe nur die beiden eisengallushaltigen, also kann ich aus eigener Erfahrung nichts sagen.
Danke, ich bin schon bekehrt – das Schreiben mit Füller ist der Weg ins irdische Paradies.
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RichardRoss
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Re: Tinte für billiges Papier

Beitrag von RichardRoss »

Danke euch für die zahlreichen Antworten!

Natürlich hole ich mir irgendwann auch gutes Papier und auch einen besseren glatten Kalender, aber das Papier lässt sich leider nicht immer aussuchen. Außerdem probiere ich gern die beiden violetten von Waterman und Pelikan.

Irgendwie habe ich mir schon gedacht, dass das Problem bekannt sein dürfte, aber ich dachte auch, dass so gut wie jeder hier (außer mir) auch eine Lösung kennt. 8-)

Ich werde dann weiter suchen und experimentieren.
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RichardRoss
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Re: Tinte für billiges Papier

Beitrag von RichardRoss »

Pelikan Violett scheint wirklich den Anforderungen zu entsprechen.
https://www.youtube.com/watch?v=6Oi5aaaJFpM
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NicolausPiscator
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Re: Tinte für billiges Papier

Beitrag von NicolausPiscator »

Ich habe mir angewöhnt, das Problem zu ignorieren. Da mein eigenes Papier füller- und tintentauglich ist, bin ich dabei völlig entspannt. Früher hatte ich mich über das Ausfransen und Durchschlagen geärgert und Verrenkungen angestellt. Das ist mir mittlerweile zu kompliziert. Das, was ich ausprobiert habe ist:

1. Feine und extrafeine Federn verwenden: Klappt hervorragend, auch bei fiesen Fransetinten und bei miesem Papier
2. Nicht ausfedernde Tinten, da war eine der besten Noodler's x-feather, habe ich nicht lange verwendet, weil ich mich gegen das Ausfedern und Durchschlagen immunisiert habe
3. Verzicht von Füller und Tinte auf schlechtem Papier, das habe ich lange gemacht, fand ich aber dann doch zu umständlich und hysterisch

Behilflich bei der Immunisierung waren vor allem die vintage Füller mit ihrem satten Tintenfluss.

Viel Erfolg dabei, Deine Lösung zu finden!
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Killerturnschuh
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Re: Tinte für billiges Papier

Beitrag von Killerturnschuh »

Billig ist ein Wort mit üblen Beigeschmack, finde ich.

Preiswert heißt nicht unbedingt schlecht, so wenig wie ein hoher Preis automatisch für Qualität spricht.


Ich benutze im Büro seit zig Jahren aus Überzeugung Kabuco Blöcke. Das ist die Hausmarke von Kaut Bullinger... Kein ausbluten, ausfransen oder durchdrücken .... wobei ich hier für Federstärken zwischen EF und M spreche. 50 Blatt kosten um die 1,50€. Weder meine Tinten noch Füller hatten damit je Probleme.
Ebenfalls preiswert sind die Pads und Notizbücher von Rhodia.
Salve

Angi

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miel
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Re: Tinte für billiges Papier

Beitrag von miel »

RichardRoss hat geschrieben:
30.12.2019 15:23
... aber das Papier lässt sich leider nicht immer aussuchen.
Natürlich lässt es sich aussuchen.
Es gibt (Kopier-) Papier, das super mit Tinte klarkommt und nicht teuer ist. Z. B. das Clairmail von Clairefontaine.
Es gibt Kalender mit Tomoe Riverpapier (z. B. Hobonichi oder aus dem etsy Shop von GoodINKPressions).
Es gibt Notizhefte, die super mit Tinte klarkommen (MD, Fabriano, Hobonichi, GoodINKPressions, Rhodia, Clairefontaine und noch so einige mehr).

Ich zumindestens leiste mir auch im Job den Luxus für handschriftliches mein Papier zu verwenden. Weil es mir Freude macht.
Und privat sowieso.
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Tenryu
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Re: Tinte für billiges Papier

Beitrag von Tenryu »

Wenn man sein eigenes Geschäft betreibt, kann man sein Papier natürlich selber einkaufen. Aber in einem großen Betrieb erfolgt der Einkauf zentral. Und es käme mir auch nicht in den Sinn, mein Büromaterial auf eigene Kosten anzuschaffen, nur damit meine Füller-Unterschrift auf den Geschäftsbriefen schöner ausschaut. Ein Kalender ist da vielleicht etwas anderes, weil man da nur einen pro Jahr kauft und es auch eher ein persönliches Utensil ist.

Grundsätzlich kann man sagen, daß königsblaue, schwarze und blau-schwarze Standardtinten am wenigsten zum Ausfedern und Durchbluten neigen. Intensiv gefärbte bunte Tinten mehr oder weniger stark. Wobei es Ausnahmen gibt, die man aber immer nur durch Ausprobieren auf dem jeweiligen Papier finden kann. Eine nicht zu breite und nasse Feder ist natürlich auch hilfreich.
red
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Re: Tinte für billiges Papier

Beitrag von red »

Falls du noch ein helles Blau suchst (violet hat du wohl gefunden), schau dir mal die Faber Castell Türkis an. Wichtig, die Faber Castell, nicht die Graf von Faber Castell.
Das ist bei mir die einzige hellblaue Tinte, die mit unserem Büro-Alltags-Papier klar kommt. Zumindest mit einer feinen Feder. Mit einer BB würde die wahrscheinlich auch durchbluten...aber sie ist um längen besser für 0815 Papier geeignet als z.B. die Ama-Iro (etwas dunkleres Blau) oder die Edelstein Topaz.

Gruß red
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